Ich fahre auch viel im Winter, und immer nur mit Klickpedalen. Rund um Berlin kann es schon oft ziemlich kalt werden. Mit gegenwärtiger Ausrüstung schaffe ich so drei bis vier Stunden Radtraining, bevor es zu kalt wird. Zu dem bereits Gesagten noch ein paar Ergänzungen. Problem ist eigentlich nicht der Körper, dafür gibt es ausreichend gute Kleidung, wenn man etwas Geld ausgibt. Für mich sind die Probleme in ungefähr dieser Reihenfolge: Kopf - Hände - Füße.
Hände, das hab ich inzwischen gelöst, die teuerste Marke bei Radsport Stadler (mir fällt grad die Markenbezeichnung nicht ein), das sind gepolsterte Dreifinger-Handschuhe, im schlimmsten Fall noch dünne Fingerhandschuhe drunter, damit ging es bisher. Hände werden sogar manchmal wieder beim Radfahren wärmer, hab ich schon öfters festgestellt. Was Kopf betrifft, ein Gore-Regenüberzug über den Sommerhelm ist unbedingt nötig und hilft gegen Fahrtwind. Hab jetzt auch einen Winterhelm mit Licht, den aber noch nicht genug ausprobiert (ist ganz schön schwer das Ding, für Trainingsfahrten eher nicht geeignet). Dann gibt es diese Fleece-Dreiecke, genannt Hot Ears. Die kann ich nur empfehlen! Ich fange immer mit einem Schal an, (diese Kunstfaser-Schläuche) den ich bis zum Kopf hochziehe, und eine Helmunterzieh-Mütze drüber. Das wird dann oft nach einer Stunde zu kalt, und dann wechsele ich zur Kombination Ski-Maske und Helmunterziehmütze drüber (und dann Helm drüber). Das ist wärmer, und hat für mich den Vorteil, das ich nach 1 oder 2 h noch mal was Trockenes über den Kopf ziehe, das andere Set ist dann inzwischen feucht, so dass der Kopf durch die Verdunstungskälte kalt wird.
Hauptproblem sind wie gesagt die Füße. Ich fahre gute Winter-MTB (für Shimano MTB-Klickpedale), Gaerne finde ich am besten, was Kompromiß aus Wärme und Sportlichkeit angeht, gibt aber auch andere gute Marken vermutlich. Wandersocken, darunter noch dünne Socken, das tut es schon ganz gut. Aber die Überschuhe sind wesentlich bei unter 5°C. Da habe ich viel getestet. Im Moment haben diese ziemlich teuren MTB-Überschuhe von Gore Bikewear meiner Meinung nach die Nase vorn. Damit bleiben die Füße am längsten warm, obendrein sind die nicht so schwer wie Neopren. Und werden auch nicht feucht. Was Neopren betrifft, stelle ich fest, dass das Zeugs, was es früher, vor vielen Jahren mal gab, besser ist als das, was da jetzt so bei Radsport-Stadler rumliegt. Aber die Gore Überschuhe scheinen mir besser als die besten Neopren-Überschuhe (bei trockener Kälte zumindest).

Das ist aber alles nur eine Ausrüstung von warm zu warm, also Wintertrainingsrunde von zu Hause aus. Respekt vor Euren Winter-Schnee-Zelten-Radtouren-Erfahrungen. Wenn ich das lese, da bin ich noch meilenweit von entfernt! Ich habe aus Euren Beiträgen aber viel mitgenommen, werde das aber vielleicht erst mal bei Herbst-Frühlungs-Paddeltouren ausprobieren, da kann man mehr Gewicht ins Boot stopfen und es macht vielleicht auch nichts, ein nasses Zelt durch die Gegend zu paddeln.

Interessant finde ich das Konzept Herbstradeln mit langen Strecken von Hotel zu Hotel (BK). Die Sommer werden vielleicht bald unerträglich heiß, da muss man sowas ins Auge fassen. Ich sehe auch den Aspekt des Trainings dabei, da radelt man dann auch schon mal im Dunkeln, um noch ein paar mehr Trainingskilometer zu sammeln. Besser als indoor-cyclen finde ich outdoor-dunkel-Radfahren allemal noch.
Es gibt da jetzt so eine neue offenbar ziemlich helle Nabendynamo-Leuchte von Supernova (300 Euro), auf die man mich hier in einem anderen Faden aufmerksam gemacht hat.
Ich habe mir die jetzt über meinen Radhändler bestellt, Lieferzeit 3 Monate, da wird der Winter leider schon halb vorbei sein, wenn die geliefert wird. Meine Erfahrung beim Überland-Dunkel-Radeln ist, man braucht Fernlicht, wenn man nicht nur auf gut markierten Landstraßen mit Seiten und Mittelstreifen unterwegs sein will, sondern auch auf dunklen Radwegen fernab von Straßen. Und diese Supernova-Leuchte scheint die einzige Dynamo-Leuchte mit hellem Fernlicht zu sein. Sollte die halten, was das Prospekt verspricht (also wirklich dynamobetrieben gutes helles Fernlicht geben), dann könnte bei mir der Plan reifen, mir noch ein Gravelbike mit Nabendynamo und dieser Leuchte aufbauen zu lassen.
Das Mehrgewicht durch die Lichtanlage wird durch die Sicherheit aufgewogen (die man im Spätherbst braucht), dass man zur Not die Nacht durchfahren kann, wenn man kein Hotel findet, man hat ja ewiges Licht.
Meine Erfahrung in diesem Hitzesommer war, man gibt einfach nicht Vollgas, wenn es so extrem heiß ist. Und braucht auch extra Zeit, um sich in Dorfteichen abzukühlen, auf Friedhöfen literweise Wasser zu trinken usw. Man kommt also bei so einer Hitze nicht so gut voran. Wenn man also im Sommer nicht bald auf nördlich des Polarkreises ausweichen will, dann scheinen mir Herbst- und Spätherbst-Mehrtagestouren, auch wenn es da schnell dunkel ist, zumindest aus Trainingssicht interessant zu werden. Dieser Herbst war z.B. angenehm mild, auch nachts noch. Das ist dann vielleicht besser als Ostern zu radeln, obwohl Ostern die Tage länger sind, aber die Nächte dürften im frühen Flühling noch deutlich kälter sein.
Diese ganzen Überlegungen gelten vor allem dann, wenn öfter so extrem heiße Sommer kommen werden, so dass man im Sommer gar nicht mehr genug radfahren kann. Aber ich glaub, das ist zu fürchten, der letzte Sommer war nur ein Warnschuss, there is more to come.
Es gab ja hier auch diesen Faden Radfahren bei 40°C, aber ich glaub, das ist mehr was für Leute, die 30 Jahr jünger als ich sind...
Viele Grüße
Christoph