Hallo,
im Winter habe ich von meinem Bruder den Auftrag bekommen ihm ein Reiserad aufzubauen. Dies habe ich natürlich sehr gern getan und so möchte ich dieses, meiner Meinung nach, wunderschöne Gefährt hier nun gern vorstellen. Den Rahmen hat er sich ausgesucht und auch gleich etwas, für mich, außergewöhnliches gefunden: ein Surly ECR. Da ich mit Surly noch nicht so viel zu hatte habe ich mich erst einmal schlau gemacht. Was der Kürzel ECR bedeuten soll, darüber gibt es viele Gerüchte aber von allen gefundenen Möglichkeiten ist wohl „Enduro Camping Rig“ die Richtige. Was ist besonders daran? Das Rad bewegt sich auf 622mm Felgen, welche in diesem Rahmen bis zu 50 (!) mm breit sein dürfen und eine Reifenfreigabe bis 76,2mm (3“) haben. Aus diesem Grund wird der Rahmen auch mit 29+ bezeichnet. Diese Reifendimensionen sollen für mehr Traktion und etwas Komfort bei Rahmen ohne Federelemente sorgen. Der Rahmen hat weiterhin eine für Touren mit Gepäck ausgelegte Geometrie, was unter anderem einen längeren Radstand, ein abgesenktes Tretlager und unheimlich viele Möglichkeiten etwas an den Rahmen zu schrauben beinhaltet.


Die Einstellungen (siehe Bild) der Lenkerhöhe, der Vorbaulänge und des Sattels sind noch nicht beendet und nur für eine Testfahrt gedacht. Die Gabel wird erst abgeschnitten wenn wir uns sicher sind das die höhe des Lenkers perfekt passt. Bis auf das Fräsen des Innenlagers und des Steuerrohres, das Einspeichen und das Einpressen des Steuersatzes, hab ich alles zu Hause gemacht (war ja dann nicht mehr so viel).



Die Vorgaben von meinem Bruder waren überschaubar, sehr gute Bremsen und den Rest der Teile so wählen, dass sie ne Weile halten. Hier also die Teileliste:

Rahmen+Gabel: Surly ECR 18" MRE green
Steuersatz: FSA The Pig DH Pro
Sattelstütze: Truvativ Hussefelt
Sattel: Brooks B17
Vorbau: FSA 1 1/8" 31,8mm (100mm, zum Testen)
Spacer: Syntace
Lenker: FSA Metropolis
Griffe: FSA Lenkerband (erst mal)
Bremsen vorn: Shimano XT
Bremse hinten: Shimano XT
Bremsscheiben vorn: 203mm Shimano XT
Bremsscheiben hinten: 160mm Shimano SLX
Bremsadaper vorn: Shimano
Bremsadaper hinten: Surly (beim Rahmen dabei)
Innenlager: SM-BB70
Kurbelgarnitur: Shimano XT 42/32/24 175mm
Pedale: Sixpack
Umwerfer 3fach: Shimano XT Direktmontage
Befestigung Umwerfer: Surly (beim Rahmen dabei)
Kette: Shimano Deore
Schaltwerk: Shimano XT
Ritzelpacket: Shimano SLX 11-34
Schalthebel: Shimano SLX
Nabendynamo: Shimano XT 36H
HR Nabe: Shimano XT 36H
Felgen: Velocity Blunt 35 (Maulweite 30mm)
Speichen: Sapim 2/1,8/2
Felgenband: Schwalbe 622x25
Schläuche: Schwalbe 622
Reifen: Schwalbe Super Moto 2,35“ (622x60)
Licht vorn: B&M IQ2 Eyc Senso
Licht hinten: B&M TOPLIGHT Line Small
Gepäckträger hinten: Tubus Logo 26/28
Gepäckträger vorn: Tubus Duo


Mit dem niedrigen Sattels und dem hohen Lenker sieht es schon etwas lustig aus aber ich bin auch etwas kürzer als der Besitzer des Rades. Trotzdem ließ es sich sehr gut fahren.


Die Beleuchtung ist, was die Größe der Leuchten angeht, minimal gehalten. Der IQ2 Eyc Senso vorn ist dezent, macht aber viel Licht. Ich fahre ihn selber auch, muss aber gestehen, dass mir die Nahfeldausleuchtung manchmal etwas zu viel ist. Mein Lieblingsrücklicht ist ja eigentlich das E3 von Supernova, dass hat aber leider keine eigene Standlichtfunktion, was vorgabe war, und kostet mehr als doppelt so viel wie das verbaute TOPLIGHT Line Small von Busch und Müller.


Da die Preisunterschiede zwischen der SLX und der XT-Komponenten im Netz nicht so dramatische waren, haben wir uns für eine (fast) komplette XT Ausstattung entschieden. Nur Kette, Ritzelpaket und hintere Bremsscheibe sind SLX oder Deore. Über die Gepäckträger muss man nicht viel sagen. Ich bin sehr zufrieden mit Tubus und der Logo bietet eine gute Möglichkeit den Schwerpunkt des hohen Rades etwas nach unten zu verlegen. Die Laufräder sind groß. Der Rahmen lässt Breiten bis 76 mm auf einer 50 mm Felge zu, dann kann man vorn aber nur eine Zweifachkurbel fahren. Die Velocitiy-Felgen sind für Reifen bis zu 76 mm freigegeben, können aber auch mit einem 60 mm oder kleinerem Reifen gefahren werden. Der Schwalbe Super Moto fährt sich super und dämpft einen Großteil der Unebenheiten weg. Die Befürchtung, dass der kleiner Reifendurchmesser Probleme mit dem Pedalabstand zum Boden ergeben könnte, hat sich nicht bestätigt. Der Abstand Unterkannte Innenlager bis zum Boden beträgt ca. 285 mm.


Wie schon erwähnt bietet der Rahmen viele Möglichkeiten Zeugs anzuschrauben. Neben Bohrungen für Gepäckträger und Schutzbleche ist am Hinterbau auch eine M14 (?) Bohrung für eine Anhängerbefestigung, z.B. für den Bob Yak; vorhanden. Der Rahmen ist auch für die Verwendung einer Rohloffnabe vorgesehen und so ist auch ein Langloch für eine Drehmomentabstützung da (die über dem Schnellspannerhebel). Die Rahmenaufkleber sind allesamt nicht einlackiert, da Surly eine, wie ich finde, schöne Philosophie verfolgt. Die sind der Meinung, man soll ruhig alle Aufkleber entfernen, die Leute denen das Rad gefällt, erkennen ihn oder können den Besitzer fragen. Falls man selber dennoch den Namen seines Rahmens vergessen sollte :o), sind dezente Hinweise versteckt.


Die US-Amerikaner verstehen ja unter Langzeit-Fahrradreise meist etwas anderes (so habe ich es zumindest gelesen). Obwohl auch „normale“ Gepäckträger verbaut werden können, ist das ECR wohl vorwiegend fürs ultraleicht-Gepäck, mit Rahmentaschen und so Sachen, vorgesehen, wie man sie z.B. auf der Tour Divide verwendet. Aus diesem Grund findet man an der Gabel verschiedenste Möglichkeiten sein Gepäck, Wasserflaschen oder anderes Zeugs zu befestigen. Die Gabel ist für Bremsscheiben bis 203 mm freigegeben, der Rahmen hinten bis 160 mm, das müsste ausreichend sein.


Am Originalrad ist ein „Jones Loop Bar“ verbaut. Der ist in Dtl. nicht so einfach zu bekommen und mit 150€ eigentlich auch viel zu teuer. Der verbaute FSA Metropolis ist der Griffposition aber sehr ähnlich, mal sehen wie er sich auf längeren Etappen schlagen wird. Da ich selber nur Nabenschaltung fahre, war ich über die Schalt-Bremseinheit erfreut. Die I-Spec B Variante erlaubt die Schalteinheit am Bremsgriff zu montieren, was den Lenker etwas aufgeräumter wirken lässt (naja, es kommt ja noch eine Tasche und ein GPS dran). Auch die verschiedenen Möglichkeiten des hoch und runter Schaltens haben mich begeistert, ich bleibe aber auf jeden Fall meiner Schaltung treu.

Ein paar Sachen fehlen natürlich noch. Es kommen noch ordentliche Griffe dran, wahrscheinlich Ergon GP1 und eine schöne Klingel, da weiß ich aber noch nicht was es werden soll. Die Spurcycle Black Bell ist ja sehr schön aber der Preis ehr indiskutabel. Auch die Schnellspanner fliegen noch raus und über Schutzbleche wird noch nachgedacht.

Die erste länger Testfahrt wird von Leipzig nach Erfurt gehen, wenn der neue Besitzer sein Rad nach Hause holt.

Nun noch zu den zwei (vermutlich) wichtigsten Angaben. Was hat der Spaß gekostet und wie viel wiegt das Ganze?

Gesamtpreis: 2065,68€ (inklusive Brooks B17)
Gewicht (mit Brooks B17): 15,8 kg

Also mir gefällt das Rad sehr gut, auch wenn ich für mich ein paar Sachen anders lösen würde. Ich bin auch schon am überlegen, meinen Patria Terra Rahmen zu verkaufen und auf Surly umzusteigen. Nur die max. Zuladung auf den hinteren Gepäckträger (Herstellerangabe 25 kg), ist mir noch ein kleiner Dorn im Auge.

Viele Grüße,
Steffen