Hallo zusammen,

ich möchte mit meiner Freundin im August die Tour von Bilbao nach Santiago de Compostela machen. Ich habe hier schon einen ausführlichen Reisebericht gefunden, nur war das deutlich früher im Jahr. Ich frage mich, ob die eigentlich reichtlich vorhandenen Campingplätze im August eventuell so voll sind, das man ohne Reservierung keinen Platz mehr bekommt (so haben wir es an der franz. Atlantikküste erlebt). Die Hintour soll per Flieger nach Bilbao gehen (Lufthansa), zurück wollen wir dann mit der Bahn von Santiago nach Bilbao. Gibt es dort Probleme mit dem Bahntransport?
Und die Hauptsache: Wir wollen an der Küste fahren; Inland ist zu heiß und zu steil. Wie stark sind die Nationalstraßen befahren? Wir hörten, das es in Galicien recht übel mit dem Autoverkehr sein soll. Bin noch ein wenig unsicher, ob der August wirklich ein guter Monat dafür ist...

Hallo Stefan,
etwa ab da musst du dich mal durchhangeln. Meine Vuelta Verde ging aber meist durch Berge, bin aber immer auch wieder mal zur Küste. Wichtige Verkehrsstrecken sind natürlich auch dicht befahren - insbesondere Stadtein- und ausfahrten können mal nerven (La Coruna, Santander, Bilbao). In Galicien sind etliche Küstenabschnitte nicht so stark befahren. Dort ist dann aber auch hügelig und teils auch nicht immer direkt am Meer. Hin und wieder gibt es in anderen Bereichen der nordspanischen Küste Nebenstraßen, die direkter zu den Stränden führen und keine Hauptstraßen sind. Auch diese Strecken weisen öfters steile Rampen auf. Zum schnellen Fortkommen sind sie selten geeignet. Andererseits sind auch manche Abschnitte bequem trotz starkem Verkehr zu fahren, weil genügend Randstreifen und guter Asphalt vorhanden.

Zu heiß: Gewiss, ich war Juni/Juli unterwegs - trotzdem: Die Berge sind feucht, etliche Pässe haben dichte Wälder (Buchen, Eichen). Die berüchtigte spanische Bratpfanne beginnt erst südlich des kantabrischen Gebirgszuges. Selbst in den weniger hohen Gebirgen in Galicien kann es empfindlich feucht und kühl werden - bis in die Rias (Meerfjorde) hinunter. Es wird eher an der Küste heißer, weil die Wolken manchmal nur vom Meer her aufreißen. Meine Reise war wettertechnisch ein harte Probe - und zwar in Bezug auf Kälte und Regen - da waren natürlich auch noch die Pyrenäen dabei - das Klima ist aber ziemlich ähnlich. Natürlich wechseln die Wetterlagen häufiger als in Mitteleuropa und es gibt auch heiße Tage in den Bergen. Mit einer Küstenfahrt kannst du das aber auch nicht vermeiden.

Wenn ich heute noch an die Regenfahrt am Puerto Palombera (sensationeller Pass!) nach Reinosa zurück denke, fange ich immer noch an zu zittern. Auch die kalten Winde im Baskenland spüre ich gedanklich noch leibhaftig - ganz zu schweigen von den Erlebnissen am Col d'Iraty oder am Port de Pailhères (das waren dann aber schon die frz. Pyrenäen). War eher ein Glücksfall, dass ich keine Lungenentzündung bekommen habe. Sei froh, wenn du es wärmer haben wirst!

Costa Verde mag reizvoll sein - ohne Binnenfahrten in die Berge wirst du aber die schönsten Teile verpassen.

Hola



Bedenke eins, der August ist der Monat wo die Spanier Urlaub machen. Jetzt kommen noch die Touristen dazu. Das wird auf einige CP auch in Nordspanien zum Größten Teil eng.


In Spanien fahre ich am liebsten mit dem Bus. Der falk kann dir was Bahnreisen angeht weiter helfen.


Wenn du glaubst das es an der Küste flach ist dann muss ich dich endtäuschen. Flache bereichen wirst du sehr selten antreffen. Das einzige Flache in Spanien ist die Start und Landebahn an den Flughäfen


Auf der Küstenstraßen zwischen Asturias und Baskenland bin ich gefahren. Mit der Zeit mußte ich ins Landesinneren ausweichen weil zu viel Verkehr unterwegs war. Und das am einem Samstag. Ich will nicht wißen was in der Woche auf diesen Strecken abschnitt los ist.
Galicien ist groß da gibt es genügen strecken wo nicht viel los ist. Aber wenn du von Bilbao nach Santiage fahren willst da muss du durch die Regionen: Baskenland, Cantabrien, Asturias und Galicien durch fahren bis Santiago. Da gibt es nicht viele flache Bereiche.

Hola und guten Tag,

vielen Dank für die vielen Hinweise.

Problematisch könnte vielleicht die Unterbringung werden. Ich kenne die Gegend zwar aus früheren Urlauben (damals mit dem Auto), aber vielleicht hat der Tourismus auch mittlerweile zugenommen. Damals war die Costa Verde eher eine Geheimtipp, die Strandtouristen hatten sich doch eher Richtung Costa Brava, Costa del Sol, etc orientiert.
Vielleicht wäre eine Mischung zwischen Küste und Inland auch diesbezüglich sicherer. Im Inland sind die CP (so denn vorhanden) bestimmt nicht so überlaufen, oder?

Interessant finde ich Eure Einschätzung des Streckenprofils. Wir werden uns auch die weiter inländischen Routen noch einmal anschauen. Wir sind durchaus berg-erprobt und kennen auch die Pyreäen ganz gut (herrlich!), gehören aber nicht zu denen, die aus lauter Lust mit Gepäck die hohen Pyrenäen-Passe hin- und herfahren.

Jose Maria: Gibt es den Überlandbusse von Galicien nach Bilbao, die auch problemlos Fahrräder mitnehmen?

Hola



Ich bin letztes Jahr mit dem Unternehmen Alsa von Santiago nach Bilbao mit dem Bus gefahren. Hatte mein großen Rucksack mit und kein Fahrrad. Die sind gewohnt Radpilger mitzunehmen. Es könnte aber sein, das die Fahrräder z. Teil mit Folie oder Karton eingepackt werden müssen.

Es gibt auch heute noch wenig besuchte Strände, sog. Geheimtipps - dann aber meist ohne Camping in der Nähe. Die Küsten-Campings sind recht gut besucht, zumal manche auch nicht nur Strand sondern auch Stadt, Kultur und Ausflüge ins Hinterland nahe legen. Also für verschiedene Urlaubergruppen geeignet. Etwas weniger belebt schienen mir die Campings an der Nordküste Galiciens. Allerdings ist teils die Dichte auch nicht so hoch. An der Westküste ist schon wegen der Pilger voll. Allerdings gibt es auch dort Touristenschwerpunkte, woanders hingegen manchmal auf lange Sicht keine Campings. Insel Arousa wäre z.B. noch ein Geheimtipp - nicht ganz unentdeckt, aber abseits des Pilgerstroms und wegen der Insellage nicht überfüllt. Tolle Strände zudem.

Inland: Insgesamt doch recht wenige Campings. Einige spezifische Wander-Campings, die schwach besucht sind, aber auch manchmal sehr abgelegen. In beliebten Wanderregionen hingegen ist auch im Inland der Platz eng. Z.B. die Gegend um die Picos de Europa. Camping nahe der Cares-Schlucht (Süd) war recht voll - nicht nur Wanderer, auch Kanu, Biker usw. Orte wie Potes sind sehr belebt. Cavadonga-See ist Pilgerstätte - das zieht auch wieder Menschen an bis hin zu ganzen Busladungen. Das kleine Bergörtchen Posada de Valdeon (Cares-Schlucht Nord) hat begrenzte Bettenkapazität, aber trozdem Bustourismus. Ich war dort in einer günstigen Pension und hatte Glück. Vielerorten sind Festunterkünfte im Binnenland überraschend teuer (besonders Einzelreisende, mit 35-45 Euro sollte man rechnen). Die casas rurales lassen sich kaum nutzen für Spontan- bzw. Einzelübernachtungen. Ist etwas für Wochenurlaub mit Familie - sonst auch teuer. Etwas außerhalb Posada liegt aber auch ein traumhafter Campingplatz, da dürfte immer noch ein Plätzchen frei sein (liegt schwerer zugänglich als der im Süden der Cares-Schlucht).

Wildcamping: Ist oft schwieriger als man denken mag. Schlechte, steinige, abschüssige Untergründe, ungünstige Abzäunungen, Schluchten, stark besiedelte Talsohlen usw.

Wollt Ihr zurück nach Bilbao? Das ist mit der Fernbahn eher ungünstig. Bilbao liegt (noch) an einer Stichstrecke von Miranda de Ebro. Auf dieser besteht kein Regionalverkehr. Von Santiago nach Irún und Hendaye gibt es eine der letzten Diurno-Tagzugverbindungen mit regulären Reisezugwagen. In diesen gibt es lange Gepäckregale, wo sich die Fahrräder, wenn sie abgerüstet und verpackt sind, gut stauen lassen. Knapp ist es in den Talgo-Wagenzügen runter nach Bilbao, außerdem (und das ist für Urlaubsreisende oftmals ungünstig) enthält der Fahrpreis automatisch die Rückfahrt, die Ihr nicht nutzen könnt. Möglicherweise ist weitergeben unzulässig.
Eine Verbindung finde ich tatsächlich, Zug 89202 »combinado«, Santiago ab 9.25, Bilbao Abando an 20.02. Vermutlich eine Umsteigeverbindung, aber weiter komme ich nicht. Kosten soll es jedenfalls pro Nase 47,10€.
Eine andere Möglichkeit ist die FEVE-Meterspurstrecke von Ferrol nach Bilbao. Der Fahrradtransport ist auf dieser Strecke auch aufgerüstet absolut unkompliziert, dafür dauert die Fahrt vermutlich länger als einen Tag. Mit dem lahmen Netzwerk hier kann ich nicht tiefer grasen, guckt mal selber bei www.feve.es.
Renfe-Regionalverkehr gibt es meines Wissens nach im Norden nicht durchgängig.

Hallo Falk,

Danke für die Tipps.

das klingt ja ziemlich kompliziert, man ist doch immer wieder überrascht, wie schwierig der Fahrradtransport in Zügen sein knn, nicht nur in Deutschland.
Ich habe bei der feve man geschaut. Soweit ich es ohne profunde Spanischkenntnisse erkennen kann, gibt es leider keine direkte Verbindung zwischen Ferrol und Bilbao. Allerdings kommt man nach Santander, dauert satte 12 Stunden.
Bei der Renfe habe ich auch diesen Zug gefunden, allerdings ist es unklar, ob er Fahrräder mitnimmt. Wir wollen nach Möglichkeit kein Verpackungsmaterial und Pedalschlüssel mit uns rumfahren oder gar noch mehr abbauen müssen. Unsere Räder sind 28" mit LowRidern und ziemlich sperrig. Ich habe mal eine Mail an die Renfe geschickt, vielleicht kann dort jemand englisch, por favor.
Mal sehen, insgesamt scheint mir das Thema noch nicht in trockenen Tüchern zu sein. Wir sind diesbezüglich auch so nachhaltig geschädigt, das wir keine Experimente mehr machen wollen.

Gruß,
Stefan

@ Jose Maria:

die Busse mit denen du in Spanien unterwegs bist, nehmen die auch Fahrräder mit? Da vermutlich ja, welche Firma ist das denn?

Danke im voraus,

Peter

Ich glaube, hier hast Du was falsch verstanden. Fahrradmitnahme nach deutscher Art gibt es nicht in vielen Ländern, in Spanien beispielsweise gar nicht. Im Fernverkehr (»Grandes Lineas«) wirst Du niemals Gepäckwagen oder Ähnliches finden. Bei allem, was auf Regelspur fährt, gibt es stattdessen Gepäckkontrollen wie auf Flughäfen. Ein abgerüstetes und verpacktes Fahrrad ist ein Gepäckstück wie andere auch. Bei »Mediadistancia«, was man mit Mittelstreckenverkehr übersetzen könnte, wobei sich die bedienten Relationen mit dem Fernverkehr durchaus überschneiden, hängt es von den Fahrzeugen ab. Eingepackt als Gepäckstück geht auch dort immer, aufgerüstet ist dagegen fahrzeugabhängig. Bei den »TRD« (das sind die »Gumminasen«-Triebwagen, die es so ähnlich auch in Dänemark, Schweden und Israel gibt) zum Bleistift nicht, auch nicht nach dem Umbau auf die neue Nasenform. In den schönen neuen Triebzügen der Reihe 449 dagegen gibt es drei gut erreichbare Stellplätze, die man aber reservieren soll. Ich werde mal was drüber im Wiki schreiben.
Nur noch soviel, ohne teilweises Zerlegen werdet Ihr auch beim Busverkehr nicht auskommen. Das Werkzeug sollte also an Bord sein. Wozu Pedalschlüssel? Sind die Gewinde gefettet, dann reicht ein normaler 15er.

Hallo Peter,
das Unternehmen heiß Alsa. Wichtig! Beim Kauf des Ticket das Fahrrad (Bicicleta) mit angeben.

Grüß´li

Hallo zusammen,

Dank Eurer Tipps haben wir uns jetzt entschieden, von Bilbao ins Baskenland zu fahren, dann Richtung Süden, die Cordilleren Richtung Küste zu überqueren und dann durch Kantabrien und Asturien weiter an der Küste. Die Details kommen später. Die Eisenbahnfahrt von Galicien war mir zu kompliziert, 3mal umsteigen riecht nach Superstress. Immerhin können wir ja die Feve für einen Teil des Rückwegs einplanen.

Wir werden uns die hier beschriebenen Routen nun genau ansehen. Besonders das Baskenland ist mir relativ unbekannt. Welche Strecken und Ziele sollte man dort unbedingt einplanen?

Gruß,
Stefan