Bei vielen Fahradteilen werden Schrauben für die Montage beigelegt/mitgeliefert, bei denen auf einen Teil des Gewindes bereits eine Schraubensicherung aufgetragen ist, bei Shimano z. B. meistens weiß oder blau. Diese Schraubensicherung gibt es grundsätzlich wohl in zwei Ausführungen, "reaktiv" oder "klebend". Soweit ich das in Erfahrung bringen konnte, werden bei der reaktiven Sicherung beim Verschrauben Mikromoleküle zerquetscht und führen zu einer Aushärtung. Bei der "klebenden" Sicherung findet kein chemischer Prozess statt und die Schraubverklebung lässt sich auch wieder lösen und (ohne erneuten Auftrag) neu fixieren, z. B. wenn das zum späteren Neujustieren oder Nachstellen notwendig werden sollte.

Weiß jemand, vielleicht aus seinem beruflichen Umfeld, ob/wo es solche spezielle "klebende Schraubensicherung" zum Vorab-Auftrag auf Gewinde in Kleingebinden zu kaufen gibt? Im Netz findet ich nur Verweise, die sich eher an Großabnehmer richten.

Bernd

Hallo Bernd,

einfach mal eine Probe anfragen. Einen versuch ist es wert.

Gruß
Thomas

Blaue Schraubensicherungen mit Mikroverkapselung funktionieren immer
über einen chemischen Prozess. (sogenannte MK-Beschichtung).
Das funktionieren nur 1x - d.h. durch Losdrehen wird die ausgehärtete
Schraubensicherung zerstört.

Oder meinst Du eine klemmende Schraubensicherung ? Diese ist
typischerweise als Polyamidfleck aufgetragen und als Kunststoffstreifen
in das Schraubengewinde eingesetzt.
Diese erhöhen die Reibung zwischen Schrauben- und Mutterngewinde ohne
chemischen Prozess und werden z.B. bei Justierschrauben am Schaltwerk eingesetzt.

Henkel Loctite Dri-Loc oder auch 3M Scotch-Grip 2353 werden nicht in Flaschen verkauft, sondern bestehen aus zwei bis drei Komponenten, die maschinell dosiert schichtweise auf die Gewinde aufgetragen werden.
Man kann fertig beschichtete Schrauben kaufen, nicht aber den Reaktiv-Klebstoff in werkstattüblichen Gebindegrößen.

Die Farbe ist bei diesen Beschichtungen übrigens nach Kundenwunsch anpassbar, weil die zweite Komponente von Henkel in mehreren technisch identischen Farbvarianten angeboten wird. So lassen sich Schrauben auch gezielt farblich markieren um etwa in Montageanweisungen die benötigten Schrauben den einzelnen Arbeitsschritten zuzuweisen.

Eine einfachere Art der Schraubensicherung die man vorab auftragen kann, ist ein dünner Klecks Polyamid. Diesen Kunststoff kannst Du bei 300°C schmelzen und im flüssigen Zustand auf Gewinde dünn auftragen.
Die Sicherung ist dann eine klemmende, welche die Passung im Gewindegang verringert. Daher sparsam dosieren.

Genau diese klemmende Schraubensicherung meine ich. Auf der Webseite vom Schraubengroßdealer Würth z. B. gibts einen textlichen Hinweis auf das Zeug, aber nichts entsprechendes zu kaufen. Auch findet man Dienstleister, die für Großabnehmer entsprechend vorpräparierte Schrauben mit "Gewindevorbeschichtung" liefern. Kann natürlich sein, dass das Verfahren - aus welchen Gründen immer - dem privaten Kellerschrauber nicht angeboten werden soll.

Bernd

Das wäre dann natürlich genau der Grund, warum das für Gelegenheitsanwender unpraktikabel ist. Wenn es so ist, muss ich dann auch nicht weiter drüber nachdenken.

Danke aber für Eure Kommentare und Tipps.

Bernd

Leinölfirnis hilft auch und hat den Vorteil, zuerst zu schmieren und nach dem Festziehen auszuhärten. Wenns allerdings bombenfest halten soll, ist es nicht die erste Wahl.

Es gibt da eine Gerätekategorie, die Polyamid in Form von feinen aufgewickelten Drahten abspult, schmilzt und damit Gebilde formt. 3D-Drucker.
Diese Geräte gibt es auch in Stiftform.

Also die technische Voraussetzung um kleine Kunststoffkleckse zu fabrizieren, kann man für 30-40 Euro kaufen.

Von Loctite gibt es einen Gewindedichtfaden aus Polyamid.

https://www.hornbach.de/shop/Loctite-55-...t_cc1=765721126

Ist für so was nicht auch Schraubensicherungslack ( z.B. von Bäder Lacke ) geeignet?
Der Schraubensicherungslack Standard fremden Text entfernt

Der Einsatzzweck ist zwar der gleiche, also die Schraube im Gewinde festigen, aber das gewünschte Mittel kommt zu einem früheren Zeitpunkt zum Einsatz.

Mit der reaktiv klebenden Schraubensicherung werden die Schrauben lange vor der Verwendung behandelt. Der häufigste und für mich einzig vernünftige Anwendungszweck ist es, mit Schraubensicherung vorbehandelte Schrauben zusammen mit einem Produkt zu verpacken und dem Anwender oder Monteur zur Verfügung zu stellen.
Verfügt man selbst bereits über flüssigen Schraubensicherungsklebstoff, nutzt man diesen und legt sich nicht vorbehandelte Schrauben auf Lager.

Den Klebstoff lange vor der Verwendung auf die Schrauben aufzutragen, funktioniert nicht. Er härtet dann einfach aus, klebt nicht mehr und würde beim Einschrauben spröde vom Schraubengewinde absplittern.

Loctite 55 Gewindeschnur ist am Fahrrad kaum nutzbar. Der Faden ist zu dick für dort übliche Feingewinde. Im Sanitär- und Heizungsbau sind zöllige Verschraubungen üblich 1/4",3/8",1/2" und größer mit Gewindedurchmesser von 13,16 und 21mm und Gewindesteigungen (die Breite der Rillen im Gewinde) von 1,3 und 1,8mm.
Zum Vergleich hat ein M5 Feingewinde 0,6mm Gewindesteigung. Der Polyamidfaden hat etwa 0,8mm Durchmesser und würde verhindern, das kleine Schrauben überhaupt eingedreht werden können.

Da wäre vielleicht Teflonband geeignet. Das ist recht dünn (ungefähr 0,1mm).

hallo Bernd,

zu Deiner Frage habe ich auch keine Expertise, hatte aber kürzlich das Bedürfnis, z. B. Klemmschrauben für Sattelstützen zu sichern für Klemmungen mit Winkelstück (z. B. Cannondale CAAD 13). Mit Erfolg.

Hierzu habe ich mir Informationen hieraus geholt:

loctite 1

loctite 2

Der bei mir günstigste Händler für Kleinstmengen war der Stahlgruber für meine Produktwahl. Hält bisher alles sehr gut.

Vermutlich gibt es für die meisten Anwendungen ein relativ zielgenaues Loctite.

Die Unterschiede zwischen den verschiedenen anerob aushärtenden Pasten beziehen sich wohl mehr auf Festigkeiten und Temperaturbeständigkeiten. Gemeinsam ist denen aber, dass der Sicherungseffekt nach dem Lösen einer Schraubverbindung weg ist und man das Mittel erneut auftragen müsste. Der Vorteil der speziellen Schraubensicherung, nach der ich mich hier erkundigt habe, ist, dass man die Verbindung mehrfach lösen und wieder anziehen kann.

Das Verfahren scheint aber wohl tatsächlich nur in einem definierten Verarbeitungsprozess möglich und ist damit für die Heimanwendung unpraktikabel. Ich bleibe dann halt bei "Schraubsicherung mittelfest".

Bernd

ja ok, verstehe Dich jetzt.

Deinen speziellen Fall kenne ich nicht. Falls ich am Fahrrad derartig gesicherte Schrauben verwende und z. B. auf Radreise den von Dir beschriebenen Nutzen haben wollte, würde ich "schlampig" vorgehen und ein viskos bleibendes Loctite verwenden, welches auch nach dem 3. Wiederfestziehen noch ein Restmaß an Sicherungsfunktion aufweist. Alternativ ein Fläschchen mit blauer Lösung mitführen. Wird Dir aber jetzt im speziellen nichts nützen.