16.8.2011 75,1 km

Mit dem Hotelzimmer haben wir auch ein Hotelfrühstück gebucht. Das ist mal eine angenehme Sache. Ganz so üppig ist es nicht. Mit dem Hunger von Radfahrern hat man hier wohl nicht gerechnet. Wir drehen noch eine Runde durch die Stadt mit ihrer hübschen Steinbrücke über die Otava. Die sehr interessante Kirche können wir leider nicht besuchen, weil gerade eine Beerdigung stattfindet.

Laut Bikeline hätten wir nun gleich wieder von der Otava abbiegen müssen, um steil bergauf zur Burg Zvikov zu fahren. Die Straße sieht wenig einladend aus. Dafür gibt es an der Otava einen sehr hübschen Flussradweg. Also nehmen wir den. Eine ganze Weile kommen wir hier flott voran. Es ist ausgesprochen idyllisch. Dann endet der Weg. An einem verfallenen Campingplatz. Über die Otava führt eine Pipeline-Brücke, wie es sie hier öfter gibt, mit einem Steg daneben. Auf beiden Seien muss man über lange steile Stahltreppen. Ich kann mit meinem rechten Fuß nicht auftreten und nur unter Schmerzen Rad fahren. Mein Mann schleppt also tapfer beide Räder samt Gepäck. Drüben geht es hoch in den Wald. Wir versuchen, zumindest auf Abstand der Otava zu folgen, die irgendwann in die Moldau fließt, haben aber keine passende Karte und auch keine Wegweisung mehr. Der Karte nach müssten wir irgendwann einen Otava-Zufluss überqueren. Wir kämpfen uns durch den Wald. Gefühlt geht es immer bergauf. Wegen des schlechten Zustands der Wege schieben wir überwiegend. Worüber sich mein Fuß nicht besonders freut. Schließlich rutschen wir einen Bach entlang durch den Wald abwärts. Er mündet unten in einen wild vorbeirauschenden Fluss. Eine Brücke führt über den Bach. Wirklich lustig, was hier als Radweg gekennzeichnet ist. Die Brücke hat große Löcher. Auf einer zierlichen, rostigen Stahlkonstruktion liegen Schalbretter, von denen nicht mehr viel übrig ist. Wir schieben flussaufwärts, in der Hoffnung, bald eine Brücke zu finden. Der Fluss führt wegen des vielen Regens eine Menge Wasser wie man an den Ufern sehen kann. Ein eindrucksvolles Bild.

Kurze Zeit später kommen wir an eine gut ausgebaute Flussbrücke. Wir stellen fest, dass wir zwei Zuläufe des Flusses, der weiter unten in die Otava fließt, überqueren müssen. Dazwischen natürlich wieder ein Berg. Wir schieben hoch und sehen unten den zweiten Fluss. Genauso wild schäumend wie der erste. Auf der anderen Seite stehen Häuser. Wir nehmen den nächsten Weg abwärts und versuchen unten, dem Flussufer aufwärts zu folgen. Der Weg ist sehr schlecht. Aber nach einem Weilchen kommen wir an ein Feriendorf und fragen dort nach einer Brücke. Alles klar, wir müssen erst einmal wieder den Berg hoch. Oben angekommen ist es aber nicht mehr weit bis zu einer Strassenbrücke. Auf der anderen Seite liegt ein größerer Ort und zwar Varvazov. Wieder an der Bikeline-Hauptstrecke gelegen. Allerdings schon jenseite der Mündung der Otava in die Moldau und somit hinter Burg Zvikov. Wir beschließen, auf der Straße dorthin zurückzufahren. Das ist schnell erledigt. Wir überqueren die Otava auf einer stark befahrenen Autobrücke und biegen dahinter in den Ort ab, an dessen Ende Burg Zvikov liegt. Viel ist von der Burg nicht über, aber man hat eine schöne Aussicht auf viel Wasser. Von hier aus fährt ein Schiff in Richtung Orlik-See. Und es gibt natürlich einen Kiosk, wo wir eine kurze Pause einlegen.

Zurück nach Varvazov wollen wir den Bikeline-Radweg nehmen, anstatt noch einmal die befahrene Straße entlangzufahren. Direkt hinter der Brücke zweigt er in den Wald ab. Zunächst einmal geht es eine verfallene Treppe hoch. Es beginnt die übliche Bergetappe. Schlechte Wege, Steigungen, unklare Richtung, ab und zu mal eine schöne Aussicht. Und irgendwann kommen wir bei einem Dorf aus dem Wald, das wir auf der Karte finden, so dass wir uns neu orientieren können. In Varvazov angekommen, besuchen wir erst einmal den örtlichen Supermarkt und picknicken auf der Bank davor. Hier treffen wir auf ein deutsches Radler-Paar, das völlig die Orientierung verloren hat. Sie fahren mit dem Wohnmobil die Moldau entlang und machen Tagesausflüge mit dem Rad.

Über die üblichen Hügel und nun ohne Aussicht auf Moldau/Orliksee geht es nach Orlik am gleichnamigen Stausee. Von der Straße aus geht es weit abwärts in den Ort, an dessen tiefsten Punkt die Burg steht. Eine hübsche Anlage mit weitläufigen Parkanlagen und diversen Nebengebäuden. Offensichtlich ein beliebtes Ausflugsziel. Wir bleiben nicht lange, da wir noch ein ordentliches Stück zu fahren haben. Campingplätze sind hier knapp. In Orlik gibt es einen. Dann kämen wir aber morgen nicht nach Prag. So machen wir uns bald wieder an den Aufstieg zurück zur Straße. Wir überqueren die Moldau auf einer hohen Autobrücke und biegen direkt dahinter ab, um einen Waldweg nach Kostelec zu nehmen. Offensichtlich verpassen wir einen Abzweig und müssen nun einen weiten, ständig aufwärts führenden Bogen abfahren, bis wir mehrere Dörfer weiter in die Zivilisation zurückkehren und die Rückfahrt nach Kostelec antreten. Für das Finden des Wegs in Richtung Norden – außer Sichtweite parallel zum Orlik-See brauchen wir ebenfalls zwei Versuche. Auf und ab fahren wir durch die Dörfer, bis wir ziemlich erschöpft und nass in Milesov ankommen. Laut Bikeline gibt es hier einen Campingplatz. Es ist jedenfalls keiner zu sehen. Wir fragen ein paar Fußball-spielende Jugendliche. Die finden die Frage irgendwie erheiternd und versichern uns, es gäbe keinen. Das Dorf sieht ziemlich vergammelt und verlassen aus. Wir beschließen, die örtliche Kneipe aufzusuchen. Dort sitzen an langen Holztischen viele Männer und trinken Bier. Es ist verraucht und schmuddelig. Wir fragen den Wirt hinter seiner Theke und er ruft Maria. Maria kann deutsch. Sie bringt uns einen Campingplatz-Flyer und erklärt uns, dass der Platz unten am See läge. Vier km weiter. Na bravo. Da müssen wir jetzt runterrollen und morgen wieder rauf. So ein paar zusätzliche Höhenmeter können wir gut gebrauchen. Aber was bleibt uns übrig. Wir sind schnell unten. Und dort am See, neben der Staumauer, gibt es einen modernen Campingplatz mit quasi europäischem Standard. Wir bauen unser Zelt auf und kehren noch im Restaurant ein, das außen ein hölzernes Terrassenschiff unter vollen Segeln hat. Hier sitzen wir sehr nett, schon weil es hier W-lan gibt.