Inzwischen bin ich seit einer guten Woche wieder zu Hause und möchte noch kurz vom Rest meiner Reise berichten.
Auch wenn der Passo della Colla mit 7-Gang-Nabenschaltung zu schaffen war, gilt das nicht für die kürzeren, aber wesentlich steileren Anstiege, mit denen ich im weiteren Verlauf in der Toskana, Umbrien und Latium konfrontiert wurde. Besonders heftig war es hinter Borgo San Lorenzo, wo ich ein längeres Stück nur schiebend voran kam, aber dafür hat mich die Abfahrt nach Fiesole und dann weiter nach Florenz entschädigt. Florenz selbst war natürlich beeindruckend, auch wenn mir die die Gruppen, die klischeehaft ihrem Reiseleiter mit hochgehaltenem Schirm hinterhertrotteten, ziemlich auf die Nerven gingen.
Den steigungsträchtigen Abstecher in die Chianti-Region ließ ich aus und folgte im Wesentlichen dem Arnotal und teilweise der von Komoot empfohlenen Route nach Arezzo. Von einem Außenbezirk von Arezzo ging es dann auf einer beschilderten Radroute an einem kleinen Kanal entlang schnurgerade und steigungsarm südwärts. So kam ich trotz Schotter zügig voran. Erst auf dem letzten Abschnitt der beschilderten Route nach Chiusi wurde es dann mit der Orientierung schwieriger. Hieran schloss sich eine in Richtung Orvieto ausgewiesene Radroute an, aber ab Fabro verlor sich die Beschilderung. Dennoch bin ich in Orvieto angekommen. Die Altstadt, die als Festung auf einem Felden thront, habe ich natürlich ohne Fahrrad besucht.
Wenig später hatte ich das Tal des Tibers erreicht, aber damit hörten die Steigungen nicht auf. In Höhe von Castiglione in Teverina, wegen seiner mittelalterlichen Bauweise wohl der originellste Übernachtungsort auf dieser Reise, machte mit die Beschilderung des Tiber-Radwegs kurz Hoffnung auf eine entspannte Weiterfahrt, aber schon nach wenigen kilometern verlor sich die Beschilderung wieder. Kurz hinter Attigliano schickten mich sowohl Komoot als auch Google Maps über einen Weg, der über ein abgesperrtes Privatgrundstück führte und somit nicht nutzbar war. Dies nötigte mich zu einem größeren Umweg mit heftigen Anstiegen. Die letzte Bergetappe führte mich mit dem alten Teil von Calcata erneut in ein eindrucksvoll gelegenes mittelalterliches Dorf.
Über Prima Porta und Labaro erreichte ich das Stadtgebiet von Rom. Nach der Überquerung einer stark befahrenen Straße gelangte ich auf einen Radschnellweg, der mich am Tiber entlang bis ins Zentrum führte. Für die Stadtbesichtigung gönnte ich mir einen vollen Tag plus den Rest des Anreisetages, wobei das Fahrrad im Hotelzimmer in der Nähe des bahnhofs Termini blieb.
Die Rückreise mit der Bahn gestaltete sich etwas abenteuerlich. Die erste Etappe mit dem Frecciarossa nach Milano Centrale war noch der harmloseste Teil. Es gab nicht so große Gepäckablagen wie in anderen Hochgeschwindigkeitszügen, aber irgendwie gelang es mir, das zusammengefaltete Rad zwischen den Sitzen zu verstauen. Zum Glück war ich schon früh im Zug, bevor die anderen Reisenden mir den Stauraum streitig machen konnten. So konnte ich die Fahrt zwischen den beiden größten italienischen Städten in gut drei Stunden hinter mich bringen. In Milano Centrale hatte ich zwar reichlich Übergangszeit, aber das Abfahrtsgleis für den Regionalzug in die Schweiz wurde erst auf den allerletzten Drücker bekanntgegeben. So wurde es noch hektisch, und ich musste bis Lugano mit einem Stehplatz im Türraum Vorlieb nehmen. Den knappen Anschluss in Lugano konnte ich trotz Bahnsteigwechsel erreichen, aber im Intercity passierte etwas, das ich sonst eher mit der deutschen als mit der Schweizer Bahn in Verbindung bringe: Wegen einer technischen Störung am Zug summierte sich die Verspätung bis Basel SBB auf 30 Minuten, so dass ich den letzten durchgehenden ICE in meine Heimat verpasste. Auf eine Verbindung mit zweimaligem Umsteigen und Ankunft gegen 2 Uhr nachts hatte ich keinen Nerv und zog es vor, in Basel ein Hotelzimmer zu nehmen. Glücklicherweise plane ich immer ausreichend Puffer zu meinem ersten Arbeitstag ein, so dass ich mir das zeitlich erlauben konnte. Die Heimfahrt am nächsten Tag verlief wegen des Hochwasserchaos in Süddeutschland natürlich auch alles andere als reibungslos.