Velo de Ville R65 Bj2011





Im Dezember 2011 habe ich mir das Velo De Ville (für 1735€) sozusagen als Belohnung dafür gekauft, dass ich endlich mit der elendigen Qualmerei aufgehört hatte *. Das hatte ich mir selbst zur Bedingung gemacht um das 50€-Rad zu ersetzen, welches mich vorher lange in und um Berlin getragen hatte.
Gemessen an der relativ kurzen Zeit die ich es habe ist wirklich schon viel an dem Fahrrad ausgetauscht/ersetzt worden. Eigentlich fast alles. Neben dem Rahmen sind nur noch Teile der Bremse und die Schutzbleche original, alles andere ist im Laufe der gut 40000km (davon über 30000 Reisekilometer) dem Wunsch nach Optimierung zum Opfer gefallen oder musste schlicht erneuert werden, weil kaputt. Das Rohloffgehäuse ist auch noch original...

Eine Auflistung der grundlegenden Bauteile:

Stahlrahmen
Der Rahmen funktioniert klaglos, insgesamt könnte er für meinen Geschmack etwas steifer sein. Das niedliche Blechlein der Ständeraufnahme hinter dem Innenlager fing mal an auszureißen. Ich habe das neu verschweißt und den Ständer in die Tonne gehauen. Seitdem fahre ich ohne und vermisse ihn auch nicht.



Schaltung
Rohloff. Das Innenleben wurde nach knapp 40Tkm komplett getauscht – wegen akutem Zahnausfall. Mir fehlten zuletzt 6 Gänge, aber ich konnte die verbleibenden 1000km bis zur nächsten „Rohloffwerkstatt“ in Bangkok noch problemlos fahren. Dort hat mir Bok Bok Bikes (absolut empfehlenswert! - facebook ) die Schaltung neu aufgebaut. Die Firma Rohloff hat sich bei der Geschichte sehr kulant verhalten! - Vielen Dank!
Im Nachhinein bereue ich es ein wenig, dass ich mir nicht gleichzeitig ein neues Gehäuse gegönnt habe. Die Nabe ist jetzt immerhin schon drei Mal eingespeicht worden.
Die so oft verteufelte externe Ansteuerung hat mir nie Probleme bereitet. Das interne Schaltseil hält etwa 12- 15000km, und dessen Austausch (als Easy-Set) ist schnell gemacht und auch unterwegs kein Problem.

Sattel
Brooks B67. Für mich sehr angenehm zu fahren, weil die Breite passt. Nur wirklich lange halten wollen die Dinger bei mir nicht so recht, beim letzten ist mir der „Blechrahmen“ gebrochen, auf dem das Leder hinten aufgezogen ist. Im Iran hat mir dann ein rustikaler Schlosser ein Stück Moniereisen zurechtgebogen und eingeschweißt. Das Leder hat das gut überlebt, aber so richtig bequem war der Sattel nicht mehr. Auf die Federn würde ich gerne verzichten, aber den B68 gibt es leider nicht mehr. Für meine geschätzten 90kg sind die Federn etwas zu weich.



Dynamo
SON 28. Geradezu langweilig, funktioniert einfach nur. Genauso wie der Forumslader, der hinten dran hängt (als Kompaktlader).

Gepäckträger
Tubus Cargo (prima Hardware!)
Surly Nice Rack. 1371gr. die ich jederzeit wieder einbauen würde. Der Korb vorne ist einfach unschlagbar praktisch. Die Ortliebtaschen hängen zwar ein paar Zentimeter höher als am Tubus, was ich als sehr vorteilhaft empfinde, aber sie hängen nicht perfekt an dem Träger. Die „Stifte“, die ganz unten am Träger angesetzt sind scheuern mit der Zeit Löcher in die (großen) Ortliebs. Die Konstruktion aus Strapsen, die ich dort kunstvoll eingeknüpft habe, hält die Taschen jetzt auf Abstand. Alternativ könnte ich die Stifte, natürlich auch einfach absägen.





Bremsen
Magura HS33. Die Pumpe der Vorderradbremse ist letztes Jahr Leck geschlagen. Neu eindichten ging leider nicht, weil ich keine Einzelteile auftreiben konnte – musste den Griff komplett tauschen. traurig

Felgen
Rigida Big Bull. Das Hinterrad musste ich in Dubai neu einspeichen lassen (empfehlenswert: Wolfis bike shop). Ich denke vor allem die Prügelei auf den Steinpisten in Albanien haben den Felgen nicht wirklich gut getan. Ein wenig enttäuscht war ich trotzdem, dass die teuer bezahlte, vom absoluten Fachmann eingespeichte, neue Felge schon so früh schlapp machte.
Nachdem dann auch vorne immer mal wieder eine Speiche riss, habe ich das Vorderrad in Bangkok neu einspeichen lassen.
Es wäre schön, wenn man breite Felgen bekommen könnte, die gerichtet gebohrt sind. Auch bei der Big Bull laufen die Speichen nicht wirklich gerade aus Felge/Nippel raus.


Schutzbleche
Das ist etwas, was ich gerne an dem Rad ändern würde, wenn es denn ginge. Zwischen Reifen und Schutzblech gehört ein Abstand von gut zwei Fingern Breite. Lehmige Feldwege sind dann viel leichter zu ertragen. Auch die im Schutzblech verlegte Rücklichtverkabelung... muss nicht sein - form follows function!
Ansonsten sind die Bleche (sind das Blümels?) prima. Sie ertragen selbst übelste Verformungen – lassen sich spurlos wieder zurückbiegen.

Schloss
Abus Racer 660 - 484gr, hat sich bewährt, vollkommen ausreichend. Wenn was anderes, dann was noch leichteres, aber nicht kürzer.

Taschen
Bis Bangkok war ich hinten mit Arkel Dolphin Taschen unterwegs. Die äußerst praktischen Taschen sind genäht und die Nähte sind von innen abgeklebt. Und genau das ist ihnen zum Verhängnis geworden. Die Verklebung löste sich im Bereich des Wickelverschlußes, kurze Zeit später gingen die Nähte dort auf und die Taschen waren alles andere als wasserdicht. Kurz vor dem Monsun hatte ich Möglichkeit hinten auch auf Ortlieb Backpackers umzustellen, und habe das zum Glück gemacht.

Flaschenhalter
BBB Fueltank XL. Für mehr als 50% der gefahrenen km im Einsatz. Oben an den federbelasteten Aluklammern löst sich der Lack ab, ansonsten tun die Dinger ihren Job sehr schön unauffällig. Die obere Klammer ist einstellbar. Original war dort allerdings eine Inbusschraube verbaut, sodass man den kompletten Träger zum einstellen erst hätte abbauen müssen. Die Schraube habe ich durch eine Sechskantschraube ersetzt, so ist die Anpassung schnell gemacht.



Sonstiges
Telefonhalter: für 2-3€ in Batumi gekauft und mit Strapsen befestigt. Funktioniert prima.
Griffe: Billiges Zeug, der erste Satz war abgenutzt bis auf den Kern.



Gruß
Horst

* In den fast fünf Jahren, die ich das Rad jetzt habe, hätte ich sonst locker über 9000€ für Zigaretten ausgegeben.