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#887127 - 03.12.12 07:34 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Fricka]
Fricka
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23.8.2011 72,2 km

Am nächsten Morgen stellen wir fest, dass wir keinesfalls einsam im Freibad zelten, sondern dass hier ein regelrechter Campingplatz besteht. Wir teilen uns die Wiese mit etlichen Zelten und Wohnwagen. Es gibt Tische und Bänke und ein sehr ordentliches Waschhaus. Mein Mann fährt mit beiden Rädern in die örtliche Fahrradwerkstatt, wo in Minutenschnelle Kette und Ritzel ausgetauscht werden. Wir gehen noch einmal Schwimmen und packen dann zusammen. Offensichtlich müssen wir mehr drauf achten, wo wir übernachten können, um nächtliche Langstreckenfahrten zu vermeiden. Es wird doch schon recht früh dunkel inzwischen.

Der Elbe-Radweg führt jetzt weniger die Elbe entlang, als in weiten Schlingen und Bögen durch die fast ebene Agrar-Landschaft. In Belgern fahren wir eine Runde um den Rathausplatz und bewundern die Postmeilensäule. Hier ist angegeben, wie viele Stunden man mit der Postkutsche zum Beispiel nach Berlin braucht. Neben der Säule formiert sich gerade eine geführte Radfahrergruppe.

Weiter geht es, weitab von der Elbe, nach Torgau. Wir essen in einem Cafe neben dem Rathaus ein Eis. Stöbern in einem Buchladen, wo wir wie in Dresden keine passende ADFC-Karte finden und besuchen den Grabstein von Katharina Luther in der Marienkirche. Am Schloss Hartenfels vorbei fahren wir zurück zur Elbe, um unseren Weg fortzusetzen.

Über Dommitzsch fahren wir in Richtung Pretzsch. Ein Stück vor dem Ort wollen wir an den „Lausigen Teichen“ zelten. Während es den Tag über einmal trocken und geradezu heiß war, geht zu unserer Ankunft auf dem Platz gerade mal wieder ein heftiger Schauer nieder. Die Teiche sehen nicht sehr einladend aus. Irgendwie mit Algen und anderen Gewächsen überfüllt. Aber der Platz ist gut organisiert. Es ist für alles gesorgt. Die Betreiberin hat sogar, als sie uns kommen sah, dem Kellner im zugehörigen Lokal verboten zu schließen, falls wir noch Hunger haben. Haben wir nicht. Aber für ein Bier im Trockenen sind wir sehr dankbar.

Neben unserem Zeltplatz ist eine überdachte Tisch-Bank-Kombination, so dass wir trocken essen können und hier auch unsere nassen Sachen aufhängen. Die Nacht über prasselt es ordentlich.
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#887363 - 04.12.12 07:29 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Fricka]
Fricka
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24.8.2011 78,2 km

Wir frühstücken bei heftigem Gewitter unter der Überdachung und sehen zu, wie bereits Grüppchen und Grüppchen in voller Regenmontur auf dem Radweg unterwegs sind. Unsere Nachbarn gesellen sich zu uns. Wir rücken zusammen. Hoffentlich wird das Wetter noch besser. In der Hoffnung dehnen wir das Frühstück reichlich aus. Tatsächlich regnet es nur noch leicht, als wir losfahren. Natürlich mal wieder mit klitschnassem Zelt im Gepäck. Wir zickzacken immer noch fern der Elbe durch eine weite Agrarlandschaft.

In Priesitz ist eine Schifferkirche angekündigt, die inzwischen zur Radfahrerkirche mutiert ist. Einen kurzen Abstecher nach Pretzsch gönnen wir uns auch, obwohl es nicht direkt am Radweg liegt. Danach fahren wir runter zur Elbe und nehmen die Fähre rüber nach Mauken. In Klöden machen wir eine Pause an der sehr netten romanischen Kirche. Die Orte sind hier sehr schlecht durchfahrbar, da man irgendwie neben dem sehr holprigen Kopfsteinpflaster fahren muss.

In Elster erreichen wir wieder das Ufer. Wir fahren am Ort vorbei eine Art Uferpromenade entlang, an der auch die Bockwindmühle steht. Die Elbe samt Elberadweg wendet sich jetzt nach Westen und uns steht sofort ein strammer Gegenwind ins Gesicht. Wir kehren in einer Art Biergarten ein, um uns ein bisschen auszuruhen, wie viele andere Radfahrer dort auch. Dann stemmen wir uns tapfer dem Wind entgegen, um Wittenberg zu erreichen.

Wittenberg kennen wir schon. Dort wollen wir uns nicht allzu lange aufhalten. Aber zunächst einmal müssen wir uns über Baustellen, Verkehrsschneisen und Vororte in die Innenstadt durchkämpfen. Wir fahren am Lutherhaus und an den Cranach-Häusern vorbei, besuchen die Marienkirche, bummeln durch Gässchen und über den Marktplatz und statten am anderen Ende der Innenstadt noch der Schlosskirche einen Besuch ab. Diesmal ist sie nicht, wie bei unserem ersten Besuch, völlig überfüllt. Wir können uns in Ruhe umsehen. Nach Überquerung der nächsten Verkehrsschneisen treffen wir auf mehrere Supermärkte, wo wir gleich mal einkaufen gehen. Es ist inzwischen unglaublich schwülheiß geworden. Der Asphalt kocht sozusagen.

In heftigem Verkehrsgestank geht es eine Hauptverkehrsstraße entlang stadtauswärts. Wir fahren noch eine Schleife durch die Piesteritzer Werksiedlung, die wir zwar auch schon kennen, aber die immer noch sehr interessant zu besehen ist. Endlich schlauft der Radweg von der stark befahrenen Straße weg in die Elbaue. Hinab ins Grüne, eine Runde, wieder zurück bergauf Richtung Ort. So geht das ein Weilchen bis wir irgendwann keine Lust mehr haben und die Straße entlang nach Coswig fahren. Es ist heiß. Es stinkt. Wir wollen vorankommen.

In Coswig nehmen wir mal wieder die Elbfähre. Am anderen Ufer geht es gerade weg von der Elbe nach Wörlitz. Wir biegen seitwärts in den Park ein und sehen uns dort um. Der Landschaftsgarten hat viele idyllische Ecken und Wasserläufe. Wir tragen unsere Räder über getreppte Brückchen und sehen Booten zu. Leider drängt die Zeit. Lange wird es nicht mehr hell sein. Der nächste Campingplatz ist erst hinter Dessau eingezeichnet. Und Dessau möchten wir eigentlich auch zumindest einen kurzen Besuch abstatten.

Aber nun geht es erst einmal durch den Biosphärenpark Mittelelbe. Auf kaum befestigten, völlig durchweichten Wegen natürlich. Überall gibt es interessante Architekturen. Die Landschaft ist hier als Gesamtkunstwerk gestaltet. Mal geht es auf dem Elbdeich entlang, mal durch den Wald. Bis Dessau zieht sich die Strecke erheblich. Wir fahren an einem Forsthaus vorbei, dass offensichtlich Gästezimmer vermietet. Da wir den Campingplatz mit Sicherheit nicht mehr im Hellen erreichen werden, entscheiden wir uns, hier zu übernachten. Es ist ruhig. Zwei Männer sitzen im Biergarten vor dem Haus. Wir fragen nach einem freien Zimmer. „Alles belegt.“ Hm, wohl von unsichtbaren Gästen. Wir fragen, ob wir hier zelten dürfen. Klar, dürfen wir. In einem kleinen Häuschen gibt es Toilette und Dusche. Wir bauen unser Zelt auf und duschen. Danach bestellen wir uns üppig zu essen. Es sitzt sich schön hier im Wald und das Essen schmeckt hervorragend.

Als wir uns wirklich fragen, wer denn hier außer uns noch übernachten will, kommt im Dunkeln eine radelnde Frauengruppe an, die tatsächlich alle Zimmer reserviert hat. Auch sie bekommen noch zu essen, bevor endlich wieder ein kräftiges Gewitter losprasselt.
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#887671 - 05.12.12 07:52 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Fricka]
Fricka
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25.8.2011 96,5 km

Von den Betreibern der Hütte ist keiner zu sehen. Wir frühstücken und packen unsere nassen Sachen zusammen. Bis Dessau ist es nicht mehr weit. Wir fahren in die Innenstadt und finden eine Bank zum Geldabheben. Anschließend fahren wir zum Bauhaus und kehren in der zugehörigen Gaststätte ein. An den Meisterhäusern vorbei fahren wir Richtung Aken. Wir müssen mehrmals fragen, bis man uns den richtigen Weg durch den Wald zeigt.

In Aken fahren wir hinunter an die Elbe und nehmen die Fähre. Am anderen Ufer geht es zunächst die Straße entlang im Bogen auf Seutz zu. Vor dem Ort biegen wir aber links ab in einen Wiesenweg. Der Gegenwind steht uns stetig entgegen. In Steckby besuchen wir die romanische Kirche.

Weiter geht es auf Schotter endlos geradeaus durch einen Wald. Mir fliegt unterwegs das Handtuch vom Rad, das ich zum Trocknen aufgehängt hatte. So muss ich auch noch eine lange Strecke doppelt fahren. Endlich nimmt der Wald ein Ende und wir erreichen bei Friederikenberg wieder die Elbe, um sofort wieder in die Wiesen abzubiegen. In Walternienburg geht es wieder zurück Richtung Elbe. Wir haben den Eindruck, gar nicht voranzukommen. Der Gegenwind ist stramm. Insofern sind die Schlaufen der Wegführung auch wieder willkommen, da sich mit dem Richtungswechsel auch die Stärke des Gegenwinds ändert.

Nun fahren wir auf dem Damm. Die Elbe ist aber trotzdem nicht in Sichtweite und bald geht es auch wieder landseitig hinab. Meistens besteht der Weg aus zwei Plattenspuren. Vor uns fährt eine Familie mit zwei Kindern. Das Campinggepäck in einem Kinderanhänger, der jeweils mit einem Rad auf dem Mittelstreifen rumpelnd hin und her schleudert. Mutter und Tochter fahren im Mini-Bikini in der prallen Sonne und sind knallrot. Weiter ins Landesinnere fahren wir Richtung Pretzien, das wir einmal umrunden müssen. Hier gibt es einen riesigen, aber düster verfallenen Campingplatz, danach zwei Seen und schließlich den eigentlichen Ort. Wir machen im Regen auf einer Parkbank Rast. Wir sind müde. Wir wollen noch bis nach Magdeburg, um Bekannte zu sehen, die wir bisher aber noch nicht erreicht haben. Am Telefon ist nur der Anrufbeantworter. Wir hatten es die Tage vorher schon per Mail versucht, aber keine Antwort bekommen. Wir beschließen, in Magdeburg ein Hotel zu suchen.

Die Elbe moselt nun stark und biegt nach Westen ab, was den Gegenwind deutlich verstärkt. Es sieht nach Gewitter aus. Der Elbe-Radweg folgt der Elbe und führt erst einmal direkt zurück nach Osten. Wir wollen abkürzen und fahren Richtung Plötzky und Elbenau. Es geht ein Weilchen Straßen entlang und schließlich wieder über unbefestigte Wege.

Irgendwann erreichen wir Magdeburg. Erleichtert kehren wir auf ein Bier im Biergarten vor einer zum Restaurant umgebauten Kirche ein, um zu beratschlagen, wie es weitergehen soll. Hier sitzen bereits einige Bekannte vom Radweg. Sie schätzen unsere Möglichkeiten ohne Vorbuchung in Magdeburg ein Hotelzimmer zu finden, gering ein. Es sieht nach Gewitter aus. Am Tag zuvor hatte Magdeburg ein heftiges Gewitter erlebt, das erhebliche Verwüstungen angerichtet hatte und alles warnt vor einer Neuauflage.

Und siehe da, kurz vor der Brücke zum Stadtpark Rotehorn sehen wir ein Schild: Camping 10 m, biegen ab und landen in einem Kanuclub. Wir können dort auf der Wiese am Fluss zelten, Bänke gibt es auch und ein Bootshaus mit Küche und sanitären Anlagen. Und man freut sich über unser Auftauchen. Zunächst sind noch allerhand Kanuten unterwegs. Später sind wir ganz allein.

Da wir unsere Bekannten immer noch nicht erreichen können, beschließen wir, andere zu besuchen, die wir jahrelang nicht mehr gesehen haben. Wir finden die Adresse schnell, sehen sie oben auf dem Balkon sitzen und winken. Gemeinsam verbringen wir einen netten Abend. Es regnet ordentlich in der Nacht. Das prophzeite Unwetter bleibt aber aus.
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#887973 - 06.12.12 07:44 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Fricka]
Fricka
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26.8.2011 101,5 km

Morgens ist niemand auf dem Bootshaus-Gelände unterwegs. Wir packen, wie schon so oft, unseren nassen Kram zusammen und fahren in die Stadt. Wir kurven ein bisschen herum, fahren zum Dom und stellen fest, dass er erst um 11 Uhr öffnen wird. Die Besichtigung fällt also aus.

In einem Einkaufszentrum gehen wir frühstücken und einkaufen. Neben den erforderlichen Lebensmitteln findet sich auch endlich eine gut sortierte Buchhandlung. Wir kaufen Bikeline Elbe II, von Magdeburg bis Cuxhaven und ein paar Karten.

Eigentlich führt der Radweg durch den Elbauenpark. Aber wir verpassen die Brücke und erleben eine sehr ungünstige Fahrt durch Hafen- und Gewerbeanlagen, teils auf Kopfsteinpflaster, teils auf einer sehr stark befahrenen Straße. Die nächste Brücke ist eine Autobahnbrücke. Die ist nichts für uns. Im Gewerbegebiet werden Windräder gebaut. Große und riesige liegen herum. Nach der Unterquerung der Autobahn kommen wir zum Schiffshebewerk Rothensee. Hier überquert der Mittellandkanal die Elbe. Eine Rampe führt nach oben und auf beiden Seiten gibt es einen Radweg. Wir rasten erst noch im Windschatten eines Pylons, springen aber bald auf, da es anfängt zu blitzen und zu donnern. Exponierter könnten wir uns gar nicht mehr aufhalten und die Brücke ist ziemlich lang.

Oben auf dem Damm fahren wir an Hohenwarthe vorbei. Daneben liegt die Doppelschleuse Hohenwarthe. Ein gigantisches Bauwerk. Schiffe sind allerdings nicht zu sehen. Hier fahren wir vom Damm herunter und überqueren den nun unten liegenden Mittellandkanal. Ein zum Rastplatz umgebautes Schiff können wir natürlich nicht liegen lassen.

In Niegripp gibt es noch einmal eine große Schleuse, die den Elbe-Havel-Kanal mit der Elbe verbindet. Über Schartau fahren wir zur Elbe zurück und setzen nach Rogätz über. Hinter dem Ort fahren wir um eine Art Seenplatte. Wir wären jetzt gerne mal irgendwo eingekehrt, finden aber nichts. Es geht lange am Wasser entlang durch den Wald, an einem Feriendorf vorbei und auch in Bertingen finden wir nichts. Erst in Kehnen landen wir in einer Art Biergarten, wo es aussieht wie auf einer privaten Terrasse.

Über Sandfurth, Ringfurth und Bittkau fahren wir ziemlich geradeaus nach Grieben. In Grieben biegen wir ab in Richtung Fähre. Der Gegenwind auf dem kurzen Stück ist so stark, dass wir kaum voran kommen. Eine Frau schiebt ihr Fahrrad. Drüben in Ferchland wird der Regen stärker, so dass wir uns kurz an einem Getränkemarkt unterstellen, wo es Würstchen und Freibier gibt.

Der Regen hat nun etwas nachgelassen und wir fahren die Straße entlang nach Jerichow, wo wir die Klosteranlage besuchen wollen. Das Kloster ist in erster Linie riesig. Diverse Nebengebäude werden noch instandgesetzt, die Kirche überragt alles und es sind viele Menschen unterwegs. Im Kreuzgang findet ein Seminar statt. Der Kreuzgang in seiner Backsteingestaltung ist sehr eindrucksvoll. In einem Gewölbe residiert eine Kunstgalerie, in einem Raum gibt es eine Buchhandlung und in einem weiteren dürfen wir Eintrittskarten kaufen. Man schärft uns ein, erst einmal einen Rundgang zu machen und dann unbedingt wiederzukommen, da wir uns noch was anhören sollten.

Wir sehen in ein paar Räume am Kreuzgang und gehen weiter Richtung Kirche. Die Kirche ist riesig. Am Ende meditiert eine Seminargruppe. Der Chorbereich ist zweigeschossig. Wir laufen überall herum. Mein Mann vertieft sich schließlich mit der an einem Tisch sitzenden Pfarrerin in ein langes Gespräch über Geomantie.

Nach Jerichow möchten wir uns auch Tangermünde auf der anderen Seite der Elbe nicht entgehen lassen und biegen deshalb in Fischbeck in Richtung Brücke ab, um am anderen Ufer wieder zurückzufahren. Die Zeit wird uns knapp. Der nächste Campingplatz liegt in Wischer. An einem unserer Räder ist ein Bremszug gerissen. Wir halten in Tangermünde nach dem angegebenen Fahrradladen Ausschau, finden ihn aber nicht. Die Stadt sieht sehr einladend aus. Wir fahren einmal hinauf und wieder herunter. In einer umgebauten Kirche beginnt gerade eine Kabarett-Veranstaltung.

Bis nach Wischer ist es noch ein langes Stück, dass uns durch Gegenwind und Regen nicht gerade erleichtert wird. Der Campingplatz ist Teil einer größeren Freizeitanlage an einem See. Wir müssen lange suchen, bis wir die Einfahrt finden. Als wir das Zelt aufbauen, ist es zappenduster. Das Sanitärgebäude kann man nur mit einer Karte öffnen. So müssen wir abwechselnd gehen. Wir gehen im Camping-Restaurant essen.
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#888243 - 07.12.12 07:36 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Fricka]
Fricka
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27.8.2011 80,3 km

Nun hat endgültig Dauerregen eingesetzt. Wir frühstücken erst einmal im Camping-Restaurant. In Arneburg finden wir einen Fahrradladen. Dort können wir einen neuen Bremszug kaufen und ihn auf dem Bürgersteig auch einbauen. Die Werkstatt hat geschlossen. Nach der Aktion gehen wir gegenüber in der Bäckerei Kaffee trinken. Eine Rundtour durch den Ort unter besonderer Berücksichtigung der romanischen Kirche am Elb-Steilhang lassen wir natürlich auch nicht aus.

Der Radweg führt nun in einem großen Bogen von der Elbe weg nach Hohenberg-Krusemark. Wir passieren mehrere Gutshöfe, die mehr oder weniger zu Restaurants umgebaut sind. In Kirchberg fahren wir mitten durch das Rittergut. Es regnet mal mehr, mal weniger. Wir kommen an mehreren verfallenen Kirchen vorbei. Eine wird saniert. In Büttnershof biegen wir ab und kämpfen uns gegen den Wind nach Westen zur Elbe, um die Fähre zu nehmen.

Drüben geht es das Ufer hoch nach Sandau. Der Regen wird stärker. Wir flüchten uns in eine große Backsteinkirche mit halb wiederaufgebautem Turm. Drinnen riecht es nach Kaffee. Wir bekommen Kaffee und Kuchen, werden herumgeführt und unterhalten uns. Im Turm soll ein Gemeindezentrum eingebaut werden. Und hier, in diesem Ort hatte die DDR mal ein Kernkraftwerk geplant, dass zum Leidwesen der Bewohner nicht mehr gebaut wurde, als die Wende kam. Nun sind sie entschieden gegen Windräder. Und wollen auch das Kohlekraftwerk nicht, dass hier nun hin soll.

Die Bundesstraße entlang fahren wir nach Havelberg. Hier erreicht die Havel die Elbe. Mündet aber nicht, sondern verläuft ein langes Stück parallel. Die Mündung ist zu Hochwasserschutz-Zwecken mal verlegt worden. Wir fahren über die Sandauer Brücke auf die Altstadt-Insel. Hinter uns marschiert eine Blaskapelle. Wir besuchen St. Laurentius und treffen am Rathausplatz auf ein Straßenfest. Es wird auf einer Bühne heftig musiziert. Wir essen Rippchen mit Kraut und bleiben eine Weile auf den nassen Bänken sitzen. Von hier aus sieht man oben über der Stadt, auf dem anderen Ufer der Havel den Dom liegen. Da müssen wir natürlich auch hin. Wir umrunden den Hügel und schieben an seiner Rückseite die Räder steil nach oben. Aber es lohnt sich. Der Dom ist riesig. Gleich am Eingang in den Kreuzgang gibt es eine geheizte Kaffeestube. Sehr schön. Aber erst einmal sehen wir uns den gotischen Dom an und gehen durch den Kreuzgang. Sogar saubere Toiletten gibt es hier. Gerne setzen wir uns noch zum Kaffee. Es ist angenehm, mal ein bisschen zu trocknen.

Ab hier gibt es drei Radwege. Links der Elbe, rechts der Havel und dazwischen. Da wir gleich vom Dom aus weiterfahren landen wir rechts der Havel. Zunächst geht es noch die Straße entlang durch einige Ortschaften, wobei die Havel noch ein ganzes Stück von der Elbe entfernt ist. Aber bald biegen wir ab zum Fluss und sehen nun Elbe und Havel parallel dahinfließen. Es geht schier endlos im strömenden Regen durch eine grün gerahmte Wasserlandschaft. Immer auf dem Deich entlang an Abbendorf vorbei. Bei Gnevsdorf mündet die Havel an einem Sperrwerk in die Elbe. Vier Kilometer weiter biegen wir ab nach Rühstädt, storchenreichsten Dorf Deutschlands. Wir haben auf unserer Reise schon viele Störche gesehen. Hier treffen wir in erster Linie auf verlassene Nester, ein Nabu-Zentrum und viele Andenkenläden mit Storchbedarf. So halten wir uns nicht lange auf. Hinter Bälow treffen wir wieder auf die Elbe und steuern nun Hinzdorf an.

Fünf Kilometer Schotter bringen wir noch hinter uns, bis wir Wittenberge erreichen, wo wir übernachten wollen. Wir überqueren einen Altarm, sehen uns einen Uhrturm an, drehen eine Runde über den Hof eines in eine Gewerbebrache eingebauten Hotels, wo gerade Hochzeit gefeiert wird und fahren in die Stadt. Hier ist nun von Idylle in keiner Weise die Rede. Die Stadt sieht böse verfallen aus. Merkwürdige Figuren stehen herum. Wir kaufen in einem vergammelten Netto-Markt ein, erleichtert noch einen offenen Laden gefunden zu haben, da morgen Sonntag ist. Anschließend gehen wir auf Campingplatzsuche. Eine Möglichkeit soll am Bootshafen bestehen. Dort stehen zwar ein paar Wohnmobile, aber einen Zeltplatz gibt es nicht. Ein weiterer Platz soll am Friedensteich liegen. Wir suchen eine ganze Weile, bis wir endlich auf Hinweisschilder treffen und mitten im Nirgendwo auf den Platz stoßen.

Es wird gerade mächtig gefeiert. Wir mieten eine Holzhütte. Es ist sowieso alles nass und sie kostet kaum mehr als die Campingübernachtung. Nett die Duschen. Eine große Gemeinschaftsdusche wie in Tschechien. Angefüllt mit zusammengeknülltem Papier. Toiletten und Waschraum sind ebenfalls kaum benutzbar. Wir genießen jedenfalls das Dach über dem Kopf, haben sogar einen Tisch zum Essen und schlafen mal wieder in Betten.
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#888563 - 08.12.12 06:11 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Fricka]
Fricka
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28.8.2011 95,0 km

Am nächsten Morgen ist es regnerisch. Wir besuchen noch einmal die dreckigen Waschräume, ohne einen Menschen zu sehen. Das Tor ist abgeschlossen. Wir suchen nach den Betreibern des Platzes, finden aber niemand. Schließlich finden wir eine Lücke im Zaun, durch die wir die Räder heben wollen. Es regnet. Laut Karte folgt der Radweg zwei großen Elbbögen mit einer Schotterstrecke. Wir beschließen, abzukürzen und bleiben auf der Straße. Am Ortsausgang gibt es erst einmal einen McDonalds. Wir flüchten ins Trockene, frühstücken und surfen ein bisschen. Wir versuchen, unsere Bekannten in Hamburg zu erreichen.

Die Straße entlang sind wir schnell in Wentdorf. Wir fahren weiter bis Lenzen und nehmen dort die Fähre hinüber an die andere Seite. Nun sind wir in Niedersachsen. Wir möchten gerne mal wieder einen richtig komfortablen Campingplatz. Zunächst einmal geht es steil im Wald bergauf. Oben steht ein Aussichtsturm. Von hier aus kann man bis nach Gorleben sehen. Dorthin ist es auch nicht mehr weit. In den Dörfern stehen die gelben Kreuze, die wir schon aus unserem Besuch im Wendland kennen. Nur in Gorleben – da gibt es keine. Wir machen eine Rast auf einer Bank in Ortsmitte vor einer Kirche.

Dann geht es weiter. Immer die Elbe entlang. Immer Gegenwind. Meistens Regen. Die Fahrt ist ziemlich mühsam. Die Elbe fließt breit dahin. Der Radweg ist mal näher mal weiter weg vom Fluss. Passend zu einem heftigen Guss kehren wir in einer Ausflugsgaststätte ein und erreichen schließlich Hitzacker.

Hitzacker ist eindeutig ein hübsches Städtchen. Wir unternehmen eine ausgiebige Ortsrundfahrt. In der Mitte findet ein Straßenfest statt. Wir treffen ein Ehepaar, dass uns zum ersten Mal in Strehla begegnet ist. Sie wollen hier in der Jugendherberge übernachten und am nächsten Tag nach Lauenburg. Wir wollen noch weiter, da es in Hitzacker keinen Campingplatz gibt. So machen wir uns bald wieder auf den Weg.

Aus dem Ort heraus gibt es erst einmal eine mächtige Steigung die Straße hinauf. Oben liegt die Jugendherberge. Nach einem weiteren Stück Straße biegt der Radweg nach links in den Wald den Berg hinauf ab. Nach etwa 2 steilen Kilometern geht es wieder zurück auf die Straße. Auch die Straße überquert jetzt einen Hügel. In Tießau kommen wir an einem Campingplatz vorbei. Wir wollen aber weiter. In Alt Garge gibt es einen ADAC-Platz. Den wollen wir uns mal gönnen. Der Radweg dreht die nächste Schleife hügelaufwärts. Zuerst dachten wir, diese Einlagen seien dazu da, Steigungen zu vermeiden. Aber nein, sie erzeugen welche. Es soll wohl eher der radweglosen Straße so weit wie möglich ausgewichen werden. Durch das viele schlechte Wetter sind die unbefestigten Wege so ausgewaschen, dass man bergauf schieben muss und die Abfahrten ein Himmelfahrtskommando sind.

Wir versuchen, auf der Straße zu bleiben. Sie ist weder besonders befahren, noch besonders durch Steigungen geprägt. Eher besonders idyllisch. In Darchau geht mal wieder links ein Weg zur Fähre für einen Uferwechsel. Wir bleiben aber, wo wir sind. In Walmsburg fahren wir an einem weiteren Campingplatz vorbei. Die Spannung steigt. Auf Alt Garge zu führt die Straße abwärts. Zum ADAC-Platz müssen wir aber links abbiegen, da er hoch über dem Ort liegt. Wir kurbeln uns aufwärts. Und dann sind wir da. Sehr schön. Der kleine Laden hat gerade noch auf. Wir können einkaufen, was wir brauchen und für den nächsten Morgen Brötchen bestellen. Die sanitären Anlagen sind geradezu luxuriös. Wir bauen zunächst unser Zelt auf einer nassen Wiese neben einem Holztisch mit Hockern auf, waschen unsere Wäsche und hängen sie auf einer überdachten Leine auf. Mit einem Schlüssel der Rezeption kommt man in eine Camper-Küche, wo alles vorhanden und blitzsauber ist. Inklusive Tisch und Stühlen. Da es immer noch regnet, werden wir hier schnell heimisch.
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#888780 - 09.12.12 08:54 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Fricka]
Fricka
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29.8.2011 89,3 km

Am nächsten Morgen frühstücken wir gemütlich und buchen uns – w-lan-sei-dank- ein Hotelzimmer in Hamburg. Wir wollen unterwegs noch einmal versuchen, unsere Bekannten zu erreichen.

Hinter Alt Garge geht es gleich mal wieder durch äußerst feuchte Wiesen über einen Schotterweg bis nach Bleckede. Ein Stückchen den Deich entlang. Das ist immer wieder schön, weil man die Elbe mal sieht. Und anstrengend, weil der Wind dort oben noch einmal stärker bläst. Irgendwo unterwegs zwischen Radegast und Brackede flüchten wir uns unter eine Überdachung vor dem starken Regen. Zwei andere Radfahrer sind schon dort, so dass wir uns eine Weile unterhalten. Irgendwann müssen wir weiter. Der Regen lässt nicht nach. Die Orientierung ist schwierig. Ortsschilder gibt es in den Wiesen nicht. Ein Dorf sieht wie das andere aus.

Wir freuen uns, als wir am anderen Ufer Lauenburg liegen sehen. Dass dahinter Hügel aufragen, verdrängen wir erst einmal noch. Wir überqueren fröhlich auf der großen Brücke die Elbe. Lauenburg gefällt uns sofort sehr gut. Wir sehen uns ein bisschen um und essen schließlich Fisch in einer Gaststätte mit Blick über die verregnete, nun schon sehr breite Elbe. Von hier aus erreichen wir endlich unsere Bekannten und verabreden uns mit ihnen für den Abend.

Da wir nun schon mal auf der rechten Elbseite angekommen sind, fahren wir hier auch weiter. Es geht gleich ordentlich hinauf in die Hügel. Natürlich unbefestigt und stark ausgewaschen. Auf und ab fahren wir durch die waldigen Hügel, die schier kein Ende nehmen. Nachdem wir uns nun vorgenommen haben, noch bis Hamburg zu fahren, müssen wir ordentlich Kilometer zurücklegen.

In Tesperhude tauchen wir wieder auf, sowohl ins Flachland als auch aus dem Wald heraus. Der Radweg ist nun wieder asphaltiert. In Geesthacht verfahren wir uns schnell mal fröhlich, finden aber den Radweg wieder. Bei Altengamme biegen wir in einen Bahnradweg ein. Der führt uns nun, rechts eine Plattenspur, links eine Plattenspur durch die Hamburger Außenbereiche. Meist unter Vermeidung besiedelter Bereiche. Das fährt sich recht anstrengend. Es gibt nichts zu sehen. Und man hat das Gefühl, kein Stück vorwärts zu kommen.

Nach endlosem Gestoppel kommen wir in Moorfleet an. Hier sieht es schon etwas mehr nach Hamburg aus. Wir folgen weiter der Elbe, durchqueren Rothenburgsort und biegen in Hammerbrook Richtung St. Georg ab, wo unser Hotel liegt, nicht allzu weit vom Hauptbahnhof entfernt. Auf der Straße wird lustig gedealt und auf den Strich gegangen, aber unser Zimmer hoch oben unter dem Dach ist völlig in Ordnung. Wir geben den Hamburgern bescheid, die uns vom Hotel abholen wollen und legen unsere Sachen zum Trocknen aus. Die Räder durften wir in der Tiefgarage des Hotels abstellen. Auf der Straße wäre das kaum möglich gewesen.

Wir fahren zusammen in eine Art Brauereigaststätte, trinken fleißig und essen gewaltige Schlachtplatten.
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#889099 - 10.12.12 08:04 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Fricka]
Fricka
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30.8.2011 77,8 km

So ein Hotelfrühstück ist mal eine ganz nette Abwechslung, aber bald befreien wir unsere Räder aus der Tiefgarage und machen uns wieder auf den Weg. Auf einen Stadtbummel haben wir keine Lust. Shopping fällt sowieso aus. Wir radeln ein wenig durch die Speicherstadt, bestaunen die Elbphilharmonie und besteigen zu ihren Füßen ein Schiff Richtung Finkenwerder. Hier können wir im Trockenen sitzen, während die Ufer an uns vorbeigleiten. Sehr empfehlenswert. Auf Finkenwerder gehen wir erst einmal beim Discounter einkaufen und fahren dann um die Insel. Es regnet. Am Ende kommen wir zum Airbus-Gelände. Von einem Hügel aus kann man über die riesige Anlage gucken. Eine Kolonne schwarzer Limousinen in Motorrad-Begleitung dreht gerade eine Runde. Auch startende und landende Flugzeuge sind zu sehen.

Wir fahren hier eine stark befahrene Straße entlang. Es regnet so stark, dass wir in einer Bushaltestelle Unterschlupf suchen. Der Wind treibt uns beinahe rückwärts. Wir fahren bis nach Crantz, wo wir auf einen Fähranleger treffen. Wir wollen rüber nach Blankenese. Die Treppe zum Anleger geht unglaublich lang und steil nach unten. Dort ist wenig Platz. Wir sind heilfroh, als wir die Räder dort runter und auf das kleine Schiffchen gewürgt haben. Etliche andere Radfahrer kommen mit. Drüben in Blankenese sieht alles viel städtischer aus. Wir folgen der Uferpromenade. Bald geht es ins Grüne und wir kommen sogar an einem Campingplatz vorbei, der bei Bikeline nicht verzeichnet ist. Der Weg ist teilweise unbefestigt.

An der Hamburger Landesgrenze biegen wir landeinwärts ab auf Schulau zu. Nun haben wir den Großstadtbereich definitiv verlassen. Die Landschaft ist wieder unbearbeitet, die Orte ungestylt. In Schulau ist gleich erst einmal die Wegführung unklar und schlecht ausgeschildert. Wir fahren irgendwie mitten durch den Ort auf schlechten Radwegen. Am Ortsende liegt das Willkomm-Höft, wo die Elbschiffe begrüßt werden. Für so was haben wir keinen Sinn mehr. Wir schütteln das Wasser aus den Augen und fahren wieder auf das platte Land hinaus.

Nun geht es den Deich entlang. Mal links, mal rechts, manchmal auch oben drauf. Überall weiden Schafe. Und immer wieder fädeln wir unsere Räder durch entsprechende Gatter. Das Ganze fühlt sich an wie ein Windkanal. Gut durchfeuchtet. Schön ist der Blick über die breite Elbe. Große Containerschiffe fahren drauf. Man kommt sich schon vor wie am Meer. Der starke Gegenwind wirkt sich stark auf die Durchschnittsgeschwindigkeit aus. Dazu kommt, dass die Teilstrecken von Ort zu Ort sehr lang sind. Dadurch kann man sich schwer orientieren und hat häufig den Eindruck, überhaupt nicht vorwärts zu kommen.

Wir kommen jetzt auf die Sperrwerke von Krückau und Pinnau zu. Die haben Öffnungszeiten. Im Bikeline sind die aufgeführt und an den entsprechenden Abzweigen stehen sie auch dran. Die Sperrwerke an sich sind offen, da kein Hochwasser in Sicht ist. Aber drüber führen Brücken, die mal „auf“ und mal „zu“ sind, damit Schiffe durchfahren können. Diese beiden sind offensichtlich meistens für Schiffe geöffnet, obwohl keine zu sehen sind. In Mühlenwurth versorgen wir uns in einer Bäckerei mit frischen Brötchen. Die Bäckersfrau meint, wir sollten ruhig zum Sperrwerk hin fahren. Mit den Öffnungszeiten sähe man es dort nicht so eng.

Zunächst fahren wir also mal auf dem Deich auf das Sperrwerk zu. Als es in Sicht kommt, kann man schon sehen, dass die Brücke hochgezogen ist. Hier treffen wir auf einen älteren Mann mit Prinz-Heinrich-Mütze, der mit einem Fernglas Vögel beobachtet. Er meint, da gäbe es keine Chance. Da käme man heute nicht mehr rüber. Er beschreibt uns den Weg zur Umfahrung über die Drehbrücke Klevendeich. Die Zeit wird uns jetzt ein bisschen eng. Der nächste Campingplatz ist in Kollmar. Über die Sperrwerke wäre das nicht mehr weit. Über die Umfahrungen allerdings ordentlich.

Unten am Deich stehen niedliche, zum Teil rethgedeckte Häuschen. Wir fahren durch den Ort und suchen den Abzweig nach Neuendeich. Als wir dort ankommen, kommt uns der ältere Mann entgegengesaust. Er fährt E-Bike, wie uns jetzt erst auffällt. Wir fahren zusammen zur Drehbrücke. Er meint, dass das andere Sperrwerk sowieso auch geschlossen hat. Es macht also keinen Sinn, an die Elbe zurückzukehren. Wir fahren direkt Richtung Elmshorn, dem Wendepunkt der zweiten Umfahrung. Den Versuch, die „historische Fähre“ bei Kronsnest zu benutzen, lassen wir aus. Bis Elmshorn und wieder zurück, ist schon mal eine Hausnummer. Eigentlich komisch, wie solche zusätzlichen Strecken nerven, wo es doch auf einen Tag mehr oder weniger gar nicht ankommt und wir sowieso den ganzen Tag Radfahren.

Aus Elmshorn hatten wir in grauer Vorzeit mal einen Kommilitonen. Dort angekommen, machen wir also noch eine Stadtrundfahrt. Soviel Zeit muss sein. Der Weg bis nach Kollmar zieht sich erwartungsgemäß. Wir sind jetzt müde, nass und kalt. Der Campingplatz liegt direkt am Deich. Es ist kurz vor Sonnenuntergang. Wir werden freundlich begrüßt. Das Waschhaus ist sehr ordentlich. Zwischen ihm und dem Empfangsgebäude liegt eine freie Wiese, auf der nur ein Zelt steht. Wir fragen, wo wir unseres aufbauen dürfen. Der Camp-Wart schüttelt bedenklich den Kopf. „Wo ihr wollt, kann aber sein, dass es schwierig wird, einen Platz zu finden.“ Hm. Rätselhaft. Aber sobald wir die Wiese betreten, merken wir, dass es sich eher um einen See handelt. Wir suchen die Stelle, wo der Wasserstand am niedrigsten ist und bauen unser Zelt dort auf. Der Zeltboden fühlt sich an wie ein Wasserbett. Als ich das Innenzelt einhänge, bin ich relativ froh über den Footprint, verwandele aber meine Hose endgültig in ein nasses matschiges Etwas. Folgerichtig wasche ich sie also aus und hänge sie über eine Duschabtrennung. Draußen hätte sie keinerlei Chance zu trocknen und für den nächsten Tag wird sie wieder gebraucht.
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#891512 - 17.12.12 19:28 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Fricka]
Fricka
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Die frustrierte, neidische Fricka, die es ihr Lebtag noch nicht bis nach Belgrad geschafft hat und es deshalb nicht ertragen kann, dass andere so tolle Reisen machen, stellt jetzt an dieser Stelle mal das Schreiben ein.
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#891516 - 17.12.12 19:42 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Fricka]
natash
Moderator Übernachtungsnetzwerk
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?????
Das versteh ich jetzt wirklich nicht - was hat dein Bericht denn mit einer Reise nach Belgrad zu tun?
Ich schreib ja auch nicht einen Bericht zu einer Reise sagen wir mal, nach polen, und schreibe dann nicht weiter, weil ich keine Tour ins allseits beliebte Norwegen gemacht.
Deine Reise idient jedenfalls bestimmt für etliche hier als Inspiration, weshalb es auch schön wäre, sie hier zu Ende miterleben zu dürfen.

Gruß Nat
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#891525 - 17.12.12 20:17 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: natash]
Fricka
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Schwierig. Die Resonanz, die ich hier im Forum bekam, ging bisher ausschließlich in Richtung: Deine Fragen sind nicht relevant. Du bist neidisch. Du bist frustriert. Du hast keine Ahnung. Du bist nie gereist.

Das sind schon irgendwie volle Breitseiten. Wenn ich hier so wirke, möchte ich halt nicht weiterschreiben. Alternativ könnte ich mich irgendwie verteidigen. Schreiben, dass ich eigentlich schon die ganze Welt bereist habe. Seit vielen, vielen Jahren. Dass von Neid nicht die Rede sein kann. Von Frustration auch nicht.

Aber das wäre doch albern, oder?
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#891544 - 17.12.12 20:51 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Fricka]
Mahli1984
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Es wäre schade wenn dein Bericht nicht zu Ende geht. Ich habe mich jeden Tag über einen Bericht von dir gefreut. Gerade die Art den Bericht immer nur in Teilstücken online zu stellen hat mir sehr gefallen. Schreibe bitte weiter.
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#891545 - 17.12.12 20:58 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Fricka]
Rennrädle
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ich vermute mal dass dies mit dem Thread "ich verstehe nichts von Schaltungen..." zu tun hat.

Ich fände es schade, wenn Du nicht weiter erzählen würdest. Lass Dich nicht von wenigen klein machen - ich glaube dass viel mehr Deine Touren schätzen.

Gruß Rennrädle

Geändert von Rennrädle (17.12.12 20:59)
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#891546 - 17.12.12 20:58 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Fricka]
Deul
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Du brauchst ein bisschen dickeres Fell. Viele schreiben Dinge die sie dir so nie sagen würden. Lass dich nicht so schnell entmutigen, ich hab dien Berichte genossen.

Gruß
Detlef
Cycling is an addiction, it can drive you quite insane. It can rule your life as truly as strong whiskey and cocaine.
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#891549 - 17.12.12 21:14 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Fricka]
veloträumer
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Och, ob man auf so Fernziele immer neidisch sein muss, weiß ich nicht. Auf eine Tour durch die Antarktis hätte ich jetzt sogar dann keine Lust, wenn du mich mit ein paar Kisten Wein aus Patrimonio bestechen wolltest. zwinker

War jetzt deine Radreise schön, hat sie dich weitergebracht im Leben - oder nicht? - Das ist doch was zählt. Dann erzählt man auch gerne.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
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#891600 - 18.12.12 07:44 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Fricka]
Martina
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Fricka, ich bin ein großer Fan speziell deiner Berichte. Und was den Schaltungsfaden angeht: *diese* Breitseiten sollten dich wirklich nicht treffen.

Martina
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#891615 - 18.12.12 09:23 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Rennrädle]
Uli
Moderator
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Beiträge: 14.702
Zitat:
Lass Dich nicht von wenigen klein machen - ich glaube dass viel mehr Deine Touren schätzen.

Das glaube ich auch und eine alte "Lebensweisheit" besagt, dass sich Kritiker immer melden, positive Zustimmung hingegen selten - obwohl vorhanden - ist.
Gruß
Uli
"Too much smoke, too much gas. Too little green and it's goin' bad!". "So sad", Canned Heat, 1970

Dear Mr. Putin, let’s speed up to the part where you kill yourself in a bunker.
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#891623 - 18.12.12 09:45 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Fricka]
martinbp
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Beiträge: 3.114
Hallo, Fricka,
ich habe in der letzten Zeit jeden Tag mit Spannung auf den nächsten Teil deines Berichtes gewartet, gerade weil du in Deutschland unterwegs warst und ich fast alles, was du beschreibst auch schon abgeradelt habe, allerding nicht auf einer Tour sondern abschnittsweise in vielen Jahren. Das weckt viele angenehme Erinnerungen.
Und Deutschland ist ein so schönes Land für Radreisen, zumindest für mich.
Aber mit dem Wetter hattest du ja wenig Glück, fast jeden Tag Regen, und bist trotzdem weitergefahren. Auch das ist anerkennenswert.

Außerdem gefällt mir dein Schreibstil wirklich gut, sehr gut zu lesen. (Ich muss mir immer Mühe geben, keine allzulangen Sätze zu produzieren.)
Also bitte, lass dich nicht durch ein paar Nörgler vom Schreiben abbringen.
Viele Grüße aus Budapest
Martin
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#891630 - 18.12.12 10:08 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Fricka]
fahrstahl
Mitglied
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Beiträge: 534
Hallo Fricka,

diese Belgrad-Geschichte hat doch mit Deiner Tour gar nichts zu tun. Ich freue mich auch, wenn ich Deinen Tour-Bericht weiter verfolgen kann (ich hätte bei den Wetterverhältnissen wahrscheinlich schon längst die Weichei-Biege gemacht schmunzel )Es verlangt doch keiner von Dir, eine Reise ins Ich zu machen. Danke für Deinen "handfesten" Bericht, der mir Informationen über die bereiste Gegend statt über Deine innere Verfassung gibt.

Gruß
Meinhard
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#891678 - 18.12.12 12:29 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Fricka]
Sagan
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Beiträge: 22
In Antwort auf: Fricka
Die frustrierte, neidische Fricka, die es ihr Lebtag noch nicht bis nach Belgrad geschafft hat und es deshalb nicht ertragen kann, dass andere so tolle Reisen machen, stellt jetzt an dieser Stelle mal das Schreiben ein.


Tu das bitte nicht! Ich habe allmorgendlich die Fortsetzungskapitel Deines Berichtes gelesen und mich in den letzten Tagen schon gefragt, ob Dir etwas passiert sei. Den hier erwähnten Faden des "Lebenskünstlers" hatte ich gar nicht wahrgenommen und erst jetzt überflogen. Auf diese Leimrute muss man wirklich nicht kriechen, aber wer will, darf - und darf sich dann auch selbst der Lebenskunst verdächtigen. Jo mei. Nicht ärgern, das lohnt nicht.

Ich habe schon Deinen Bericht über Eure Tour nach Santiago de Compostela mit großem Vergnügen gelesen. Du schreibst einen schön lakonischen Stil: Keine verunglückten Formulierungen, keine Wortgirlanden, keine aus Reiseführern kompilierte "Bildung", keine seltsamen "Reflexionen". Manche Fragen bleiben in Deinen Berichten offen, aber das ist offensichtlich beabsichtigt und dann ja auch gut so.

Also: Bitte weiter schreiben!

Dank&Gruß,

S.

Geändert von Sagan (18.12.12 12:30)
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#891719 - 18.12.12 15:36 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Fricka]
joey_66
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Beiträge: 207
Unterwegs in Deutschland

Hallo Fricka,

ich kann Dich sehr gut verstehen, auch ich gehöre zu Denen, die jeden Tag Deinen schön gefassten Bericht gelesen, und sich darauf gefreut haben.
Gebe aber zu, dass ich einfach zu faul war, traurig (Asche auf mein Haupt) diese zu kommentieren, und das, obwohl ich mich über jeden auch kritischen Kommentar bei meinen Berichten freue, ja, immer darauf warte.

Daher meine Bitte, lass dich nicht entmutigen, und berichte weiter.

PS ...den angesprochenen anderen Faden kenne ich nicht.
LG Jochen
Du kannst deinem Leben nicht mehr Tage hinzufügen, also füge Deinen Tagen mehr Leben hinzu.

Geändert von joey_66 (18.12.12 15:39)
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#891758 - 18.12.12 17:40 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Fricka]
BenniBike
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Beiträge: 33
Bitte mach weiter! Ich bin die Strecken teilweise auch schon gefahren und hab gerade richtig Spass beim Lesen gehabt. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht!
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#907966 - 09.02.13 13:01 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: BenniBike]
Fricka
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Hallo,

habe hier mal gerade wieder gelesen.

Die Unterstellung, ich sei neidisch auf einen arbeitslosen jungen Mann, weil der irgendwie nach Novi Sad geradelt ist, ist so abwegig, dass ich mir darüber eigentlich gar keine Gedanken gemacht habe. Im Groben und Ganzen habe ich schon die ganze Welt bereist und habe trotzdem große Freude auch an Touren in meiner Heimat. Was will ich mehr.

Auf unserer Sommer-Runde werden wir in Novi Sad vorbeikommen, dass ich in den 70ern häufiger besucht habe.

Das ist es nicht. Es macht es mir hier unkomfortabel, dass es in Ordnung ist, Menschen mit Schimpfworten einzudecken. Einfach mal so. Das ist irgendwie nichts für mich. Als ein Treffen hier "um die Ecke" stattfand und ich merkte, dass ich keinerlei Interesse hatte, dort persönlich aufzukreuzen (wer weiß, wie es da zugeht), war das wohl schon der Einstieg in den Ausstieg.

Was ich persönlich durchaus schade finde, da bei mir zur Zeit der Schwerpunkt sehr stark auf Radtouren liegt.
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#907970 - 09.02.13 13:06 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Fricka]
Deul
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Hallo Fricka,

wer weis wie es da zu geht, wir hatte eine netten Abend, an dem wir über Länder, Radreisespezifische und auch ein bischen Technik geplaudert haben. Es ist hier nicht in Ordnung andere mit Schimpfworten einzudecken. Normalerweise werde die Threads geschlossen wenn es so hoch hergeht. Warum das da nicht so war darüber kann man nur spekulieren. Wäre schade wenn Du dem Forum verlustig gingest.

Gruß
Detlef
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#908064 - 09.02.13 17:24 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: Fricka]
kettenraucher
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
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Beiträge: 1.567
Vielleicht stehe ich ja auf dem Schlauch, aber offen gestanden, verstehe ich Dein Problem nicht. Ich habe jetzt auch im von Rennrädle genannten Faden gelesen, kann aber nur einen stinknormalen und völlig unproblematischen Austausch von Meinungen und Standpunkten feststellen. Wo sind denn da die Probleme oder gar Beschimpfungen zu suchen? Ich lese Deine Beiträge und auch diesen Reisebericht sehr gerne und kann überhaupt nicht verstehen, weshalb Du Dich so gekränkt fühlst. Kontroverse Standpunkte und Sichtweisen gehören in einer Diskussion doch einfach dazu. Ich möchte sogar sagen: sie sind schlicht das Salz in der Suppe.
Allen gute Fahrt und schöne Reise.
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#908066 - 09.02.13 17:26 Re: Sieben-Flüsse-Tour [Re: kettenraucher]
Deul
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
anwesend und zufrieden anwesend
Beiträge: 8.773
Ich weis nicht ob alles noch drin ist, aber manches war arg hart, und mindestens knapp unter der Gürtellinie.

Detlef
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