Spanische Pyrenäen 2006
Dieser Bericht bezieht sich auf meine Anfrage hier im Rad-Forum:
meine Anfrage Text und Bilder finden sich auch auf dieser Homepage:
meine Homepage Die Bilder ohne Text befinden sich hier:
Bilder-Galerie An Pfingsten sind wir mit dem Fahrrad von St-Jean-de-Luz (Atlantik) nach Perpignan (Mittelmeer) in gut zwei Wochen durch die spanischen Pyrenäen geradelt. Diese Bericht und die Bilder sollen einen ersten Eindruck von unserer Reise vermitteln.
Fakten: 825 km, ca. 12000 hm von St-Jean-de-Luz nach Perpignan
Die Anreise mit der Bahn war diesmal nahezu problemlos. Die Idee die Fahrradtaschen in einen Fahrradladen an den Zielort Perpignan zu senden, hat sich als goldrichtig und völlig problemlos herausgestellt. Trotzdem ist die Anreise mit der Bahn zeitraubend und doch recht mühsam. Die Alternative Billigflieger nach Girona, Bilbao war jedoch zur Pfingstzeit preislich alles andere als billig.
Die Infrastruktur in Spanien (Einkaufsmöglichkeiten, Campingplätze) ist deutlich weniger gut als in Frankreich. Dadurch ist man auch in der Flexibilität der Etappenlänge eingeschränkt. Im Juli/August sieht das sicherlich besser aus, da dann alle Plätze offen haben (dann aber auch voller Menschen sind)
Einkaufen, Essen und Trinken sind in Spanien generell billiger als in Frankreich, dafür waren wir von den hohen Preisen für die Campingplätze überrascht. Das Preis-Leistungsverhältnis auf vielen Campingplätzen war schlecht, da häufig Bar, Restaurant, Supermarkt und Swimmingpool noch nicht in Betrieb waren. Trotzdem mussten wir den Preis für die Hochsaison bezahlen.
Die Siesta bestimmt den Tagesablauf in Spanien. Also wer nicht vor 13 Uhr für den Tag eingekauft hat, der kommt erst nach 17 Uhr wieder dazu, Proviant einzukaufen. Dies muss bei der Etappenplanung unbedingt berücksichtigt werden. In den Mittagsstunden wirken viele Dörfer und Städte wie nahezu ausgestorben. Nur in den Bars tummeln sich einige wenige Menschen. Wer abends essen gehen möchte muss bis 20.30 warten. Vorher sind die Restaurants meist geschlossen.
Im Gegensatz zu Frankreich, wo man als Radler häufig angesprochen wird, haben wir die Menschen in Spanien als eher abweisend bis unfreundlich erlebt. Dies hängt sicherlich auch damit zusammen, dass unsere Spanischkenntnisse weit hinter den Französischkenntnissen zurück stehen. Aber wir hatten häufig den Eindruck, eher unwillkommen zu sein, bzw. zur Last zu fallen. Dies mag anderen Leuten anders ergehen, so haben wir uns jedenfalls häufig gefühlt.
Landschaftlich steht die spanische Seite der Pyrenäen der französischen Seite in keiner Weise nach. Ganz im Gegenteil. Die einsamen Täler der Westens (Bärengebiet), die vielen großen Raubvögel, die tollen Schluchten, der Ordesa-Nationalpark, der Parc Naturel Cadi-Moixero sind sehr beeindruckend. Leider hat unsere Zeit nicht ausgereicht, auch noch das Vulkangebiet der Garrotxa sowie die Mittelmeerküste bei Cadaques zu besuchen. Nur fehlen hier natürlich die großen Namen der Pässe. Ein Aubisque, Peyresourde oder gar ein Tourmalet haben in Radlerohren natürlich einen ganz anderen Klang als die Namen der vielen kleineren Pässe, die wir befahren haben. Auch trifft man deutlich weniger andere Radler als in Frankreich. Hier zeigt sich wieder, dass die Franzosen schon ein extrem fahrradverrücktes Volk sind und große Sympathien hegen, wenn man ihr Land per Drahtesel bereist.
Die Straßenverhältnisse waren meist gut, einige schlechte Abschnitte, aber auch monstermäßig ausgebaute Straßen. Überhaupt hatten wir den Eindruck, dass an sehr vielen Stellen gebaut wird. Die Verkehrsdichte war meist sehr gering bis auf wenige kurz Abschnitte, die wir auf größeren Straßen fahren mussten.
Auf alle Fälle gilt das Prädikat: Unbedingt lohnenswert
1. Tag St-Jean-de-Luz - Sare (20 km, 200 hm)
Am ersten Tag (Do, 26. Mai 2006) geht es abends mit von Reutlingen nach Stuttgart und weiter mit dem mit dem Nachtzug von Stuttgart nach Paris. Die Räder werden dabei im gebuchten Fahrradstellplatz im Zug abgestellt. Den Bahnhofwechsel vom Gare de l‘Est ans Gare de Montparnasse machen wir diesmal per Rad. Eine Beschreibung der Strecke findet sich z.B. hier:
http://marzina.free.fr/ParisRad.htmlDer TGV Atlantique ist zunächst wegen eines Eisenbahnerstreiks gecancelt, fährt aber dann doch noch. Die Räder in den Taschen blockieren zwar einen Einstieg, das stört aber offensichtlich niemand. Mittags um 15:17 kommen wir samt Rädern in St-Jean-de-Luz bei schönem Wetter am Atlantik an und bauen noch am Bahnsteig unsere Räder auf. Die Taschen packen wir in einen Karton und verschicken Sie per Post in einen Fahrradladen nach Perpignan. Auf meine Anfrage hin, war man dort gerne bereit unsere Taschen bis zu unserer Ankunft in Perpignan aufzubewahren.
Nach kurzem Besuch an der Promenade machen wir uns auf den Weg und überwinden nach wenigen Kilometern den ersten Pass: den Col de St Ignace (stolze 169 m hoch) am Fuße der Rhune. Nach kurzer Abfahrt und Einkauf in Sare erholen wir uns auf dem Camping La petite Rhune bei Sare von den Strapazen der Anreise.
2. Tag Sare - St Jean-Pied-de-Port (62 km, 1100 hm)
Bei einem ausgiebigem Frühstück in Sare bewundern wir die Künste der Pelota-spieler, die auf dem zentral gelegenen Fronton das dem Squash verwandten traditionelle Spiel spielen.
Nach wenigen Kilometern überqueren wir bei Dantxarinea zum ersten Male die französisch-spanische Grenze. Wir sind überrascht, wie viele Supermärkte, Tankstellen und Buden mit Alkoholika direkt hinter der Grenze zu finden sind.
Nur wenige Meter weiter sinkt das Verkehrsaufkommen praktisch auf Null. Bei heißem Wetter nehmen wir den Anstieg zum Puerto de Otxondo (570 m) durch schöne Buchenwälder. Nach kurzer Abfahrt geht es bald wieder bergauf zum Col d‘Ispeguy (612 m). Von dort sehr schöne Abfahrt hinunter ins französische St Etienne-de-Baigorry und weiter nach St Jean-Pied-de-Port. Nach einer Ruhepause am schön an der Nive gelegenen Camping Municipale bummeln wir durch die Stadt und holen im örtlichen Fahrradladen noch Infos über die morgige Route ein. Abends dann gibt es noch ein großes Pelota-Spiel mit vielen Zuschauern am Fronton direkt hinter dem Campingplatz.
3. Tag St-Jean-Pied-de-Port - Ochagavia (61 km, 1650 hm)
Nach dem Frühstück geht es bei nebligem Wetter und hoher Luftfeuchtigkeit über St Jean-le-Vieux auf der D18 in Richtung Berge. Nach flacher Anfahrt geht es dann anhaltend steil (zum Col d‘Haltza und etwas flacher weiter zum Col de Burdinurucheta (1135 m). Kurz vor dem Gipfel lichten sich die Wolken und es wird ein strahlender Tag. Über Chalet fahren wir auf der immer schlechter werdenden D18 nach Süden in Richtung spanischer Grenze.
Nach 5 Kilometern quert das Sträßchen den Fluß und auf Schotter geht es weiter nach Süden. Dort wo das Tal auf ein Quertal trifft und der Schotterweg nach links (Osten) abbiegt, führt ein Wanderweg steil zum Bach hinunter. Dort schieben wir hinab und furten durch das Flüsschen hinüber nach Spanien. Vom anderen Ufer führt ein Wanderweg weiter zum Parkplatz am Rio Irati nahe der Embalse de Irabiako. Von dort müssen wir nochmal 500 hm bergan zum Paso Tapia. Von dort eine tolle Abfahrt hinunter nach Ochagavia ins Valle de Salazar. Das Örtchen wirkt zur Siesta wie ausgestorben. Auch abends als wir vom ebenfalls ausgestorbenen Campingplatz 1 km flussab nochmal zurück kommen, finden wir nur mit Mühe das einzig geöffnete Restaurant. Dort genießen wir jedoch ein leckeres Mal, bei dem die Flasche Wein im Preis inbegriffen war und freuen uns über den unkonventionellen Grenzübertritt.
4. Tag Ochagavia - Hecho (62 km, 1050 hm)
Nach ausgiebigem Frühstück auf der Mauer über dem Rio Salazar in Ochagavia geht es gegen den Wind die NA 140 nach Osten und nach 8 km weiter hinauf zum Alto Laza (1129 m). Hinunter nach Isaba und dort noch schnell Einkaufen, bevor Spanien zur Siesta wieder wie ausgestorben wirkt. Wiederum gegen den Wind den Rio Esca hinauf und gleich wieder ab auf die NA 2000.
Zunächst steil bergan und dann durch ein schönes Hochtal und einen Tunnel hinauf zum Pass (1201 m), der die Grenze zwischen Navarra und Aragon bildet. Auf schlechtem Belag hinuter zur Alm Zuriza. Durch eine wunderschöne Schlucht rollen wir hinunter nach Anso, das ebenfalls wie ausgestorben wirkt. Der Campingplatz dort ist noch geschlossen, also beschließen wir noch weiter hinüber nach Hecho zu fahren. Die A 175 ist jedoch wegen Bauarbeiten gesperrt. Wir fahren trotzdem hinauf, rollen mit dem Mountainbikes über den groben Schotter an der langen Baustelle vorbei. Wir wundern uns nach all den schmalen Sträßchen, welch breite Straße hier gebaut wird.
Nach einem Einkauf in Hecho rollen wir noch einen Kilometer flussab zum Campingplatz, wo wir bei starkem Nordwind erst spät kochen.
5. Tag Hecho - Biescas (78 km, 800 hm)
Von Hecho aus zunächst einige Kilometer nach Süden und dann auf die HU 212 nach Jasa und hinauf zum kleinen Pass. Dort kommen uns holländische Reiseradler entgegen, mit denen wir uns kurz unterhalten und Informationen über die Strecke austauschen. Dann geht es hinunter nach Aisa und weiter über die A 2605 nach Süden. Zunächst flussab und dann nach Osten über welliges Gelände hinüber nach Jaca.
Zur Siesta finden wir dort keinen geöffneten Supermercado und fahren deshalb bald weiter, um die nächsten Kilometer auf der N 330 bald hinter uns zu bringen. Vom Col de Somport herunter kommt durch den vor wenigen Jahren doch viel Verkehr und wir sind froh über den breiten Seitenstreifen auf der viel befahrenen Nationalstraße. Wir sind froh, nach 15 km auf die N 260 nach Norden abbiegen zu können. Allerdings verdirbt uns der starke Nordwind die Laune und wir kämpfen uns Kilometer für Kilometer nach Norden Richutng Biescas. Dort war 1992 der örtliche Campingplatz überschwemmt worden. So müssen wir noch zwei Kilometer bergauf nach Gavia, wo wir auf dem sehr komfortablen Platz wieder bei starkem Wind den Tag ausklingen lassen.
6. Tag Biescas - Torla (Ordesa-Nationalpark, 40 km, 900 hm)
Heute steht einer der Höhepunkte der Pyrenäen auf dem Programm: Der Parque Nacional de Ordesa y Monte Perdido. Zunächst geht es jedoch von Gavin bergauf bis zum Puerto de Cotefable (1423 m). Der Bergrücken des Passes ist untertunnelt, so dass die Passhöhe im Tunnel liegt.
Wir schießen hinab in das Tal des Rio Ara und rollen dann noch einige Kilometer bergauf nach Torla, das herrlich vor den hohen Felsmauern des Ordesa-Nationalparks liegt. Nur wenige Kilometer trennen uns von Gavarnie auf der französischen Seite, aber dazwischen liegt der über 3000 Meter hohe Grenzkamm mit der Breche de Roland.
Torla - Ainsa (45 km, 550 hm)
Während der Nacht schrecken uns Böllerschüsse aus dem Schlaf. Wir können aber nicht heraus finden, was der Grund dafür war. Morgens gibt es Frost und wir freuen uns auf eine heißen Tee.
Leider zickt der Kocher und will nicht so recht brennen. Zu allem Unglück wird bei hohem Druck auch die Benzinflasche undicht, so dass bei brennender Flamme ein hoher Benzinstrahl aus zwischen Flasche und Deckel heraus spritzt. Das hätte auch mächtig schief gehen können. Zum Glück gibt es am Camping auch passende Gaskartusche, so dass wir unseren Primus Omnifuel auf Gas umrüsten. Schließlich kommen wir doch noch zu unserem Tee.
Mit reichlich Verspätung machen wir uns auf die Etappe. Flussab über Broto geht es nach Sarvise und dort links ab auf die HU 631. Entlang des Flüsschens erst flach, dann zunehmend aufsteilend auf immer schlechter werdender Straße bergauf hinauf nach Fanlo. Dort stehen neben vielen verlassenen auch wieder einige hergerichtete und renovierte Häuser. Es geht hinab durch Kiefernwälder und einsame Dörfchen zum Eingang des Canon de Anisclo. Dort machen wir bei brütender Hitze Mittagspause.
Anschließend geht es weiter auf der HU 631 (die im Sommer als Einbahnstraße bergauf zu befahren ist) durch eine immer imposanter werdende Schlucht. Wirklich ein absolutes Traumsträßchen mit reichlich Fotostopps. Schließlich weitet sich das Tal bei Escalona. Von dort rollen wir noch 12 km hinunter nach Ainsa. Vor der Brücke bietet sich noch ein schöner Rückblick auf die Bergwelt um den Monte Perdido und die Breche de Roland. Abends bummeln wir noch durch die Altstadt und genießen den Abend.
8. Tag Ainsa - Pont de Suert (93 km , 1550 hm)
Zunächst stehen uns 30 km auf der hier breit und ohne Rücksicht auf die Landschaft mit HIlfe von EU-Geldern ausgebaute N 260 nach Campo ins Tal des Rio Esera. Einen Straßentunnel umgehen wir auf der alten Straße. Leider ist diese durch Zäune und Leitplanken abegtrennt, so dass wir die bepackten Räder mehrfach über die Leitplanke hieven müssen. Von dort mit viel Verkehr gegen den Nordwind an zwei Stauseen vorbei flussauf bis Castejon de Sos. Dort biegen wir wiederum nach Osten ab.
Der Anstieg zum Coll de Fadas (1470 m) führt an der Abfüllanlage von Veri vorbei, ab dort gibt es auch keine LKW mehr. Abwechslungsreich geht es bergan, kurz vor dem Pass schöne Ausblicke Richtung Maladeta-Massiv. Nach der Passhöhe geht es wellig bis zum Coo de Espina (1407 m). Wir schießen hinab ins Tal, leider auch am Campingplatz am Eingang des Valle de Boi vorbei. Also müssen wir nach dem Einkauf in Pont de Suert wieder einige Kilometer zurück. Auf dem etwas verwilderten Campingplatz treffen wir ein Kölner Pärchnen, mit denen wir einen netten Abend verbringen.
9. Tag Pont de Suert - Sort (75 km, 650 hm)
Mit hungrigen Mägen fahren wir nach Pont de Suert und kaufen reichlich für‘s Frühstück ein. Auf einem schönen Rastplatz am Flüsschen frühstücken wir gemütlich. Anschließend geht es erst flacher, dann steiler und schließlich wieder flacher hinauf zum Coll de Creu de Perves (1350 m). Von dort auf wiederum breit ausgebauter Straße hinaus nach La Pobla de Segur.
Die Route über das Bergsträßchen über Montcortes verwerfen wir während Ullas Knieschmerzen. In La Pobla de Segur kommt uns das Peloton eines Radrennens unter Motorradbegleitung entgegen. Auf den nachfolgenden Kilometern kommen uns immer weitere Gruppen und Einzelfahrer entgegen, die alle fröhlich winken. Endlich weht der Wind von Süden, so dass wir hoffnungsfroh die 28 km nach Sort angehen. Leider steht der Wind nach einigen Kurven wieder von Nord und wird zunehmend stärker. Kein Wunder, dass die Rennradfahrer alle fröhlich winken, während wir bergan und gegen den Wind kämpfen.
Sort - La Seu d‘Urgell (59 km, 1050 hm)
Am Morgen Aufbruch nach Sort. Im Vergleich zu Samstag abend herrscht hier jetzt absolut tote Hose. Kein Laden ist geöffnet. In Sort wie immer auf die N 260 und auf breit ausgebauter Straße in konstanter Steigung von etwa 7 % bergauf. Am Wochenende herrscht einigermaßen dichter Verkehr, der zu Siestazeit jedoch deutlich nachlässt.
Mittlerweile sind auch viele Autos aus Andorra unterwegs. Wir arbeiten uns langsam Richtung Passhöhe vor, die Höhenmesser-Uhr leistet gute Dienste. Am Pass angekommen haben wir uns ein reichliches Vesper verdient. Kurz nach der Passhöhe begegnen wir einem kanadischen Reiseradler mit der Fahne von Bhutan (wo er jedoch nie gewesen war). Eine nette Unterhaltung über die Reiserouten entbrennt. Dafür, dass er eigentlich keine Berge fahren will, hat er sich mir der Route über den Tourmalet doch einiges vorgenommen. Eine tolle Abfahrt erwartet uns, die zuvor mühsam erkämpften Höhenmeter schmelzen nur so dahin. Im Tal des Segre müssen wir noch einige Kilometer auf der jetzt viel und dicht befahrenen N 260 flussauf bis zum Campingplatz in Montferrer i Castellbo, wo wir den Abnd mit Bier beginnen und mir Wein beschließen.
La Seu d‘Urgell - Saldes (72 km, 1450 hm)
Am Pfingstmontag finden wir in La Seu d‘Urgell doch einige offene Läden. So genießen wir ein ausgiebiges Frühstück im Parc de Segre, dem Schauplatz der Kanu und Kajak-Wettkämpfe bei der Sommerolympiade 1992. Leider ist kein Wasser im Kanal, so dass wir bald weiterfahren und den Anstieg über die Sierra des Cadi in Angriff nehmen. Bei großer Hitze freuen wir uns über jeden Höhenmeter und die in Tagesverlauf zunehmende Bewölkung.
Der Campingplatz im Tal des Riu Lavansa sieht nicht sehr einladend aus, so dass wir beschließen in Tuixen in einer Pension abzusteigen. Doch leider sind von drei Pensionen zwei geschlossen und die verbleibende ist so wenig einladend und dazu noch teuer, dass wir beschließen trotz der fortgeschrittenen Tageszeit noch weitere 500 hm auf den Coll de Josa auch noch in Angriff zu nehmen. Der Anblick des malerischen Dorfes Josa de Cadi mit der auf einem Hügel thronenden Kirche erleichtert die Auffahrt.
Auf der Passhöhe des Coll de Josa (1630 m) fallen ein paar wenige Regentropfen. Von der nahegelegenen Pedraforca ist nicht viel zu sehen. Nach einigen Kilometern erreichen wir Saldes und kaufen im Ort noch ein. Nach dem Besuch der örtlichen Bar erreichen wir den schön gelegenen Camping Reposa de Pedraforca und genießen im dortigen Restaurant das Menü. Der lustige Kellner schlägt noch einarmige Räder, Ulla läuft an den Händen und wir haben viel Spaß.
12. Tag Saldes - Camprodon (71 km, 550 hm)
Nach dem trüben Wetter gestern zeigt sich der Himmel am nächsten Morgen blitzsauber. Der Blick auf die Pedraforca war den stolzen Preis von 23 € dann doch wert. Eine berauschende Abfahrt bis hinunter nach Guardiola de Bergueda. Mit Rückenwind geht‘s leicht bergauf Richtung Coll de Merolla. Die letzten Kilometer sind ein einziges Auf und Ab, bis die Passhöhe schließlich erreicht ist.
Anschließend geht es gemütlich bergab, die letzten Kilometer auf der N 152 hinab nach Ripoll. Hier bekommen wir zum ersten Mal ein richtiges Industriegebiet mit Maschinenfabriken u.ä. zu sehen. Als wir die berühmte Fassade am Kloster besichtigen wollen, fährt gerade der Leichenwagen für eine Beerdigung vor. Also ziehen wir uns dann doch in eine Bar zurück. Die nächsten Kilometer auf der C 26 herrscht viel Verkehr bis zur Abzweigung nach Olot. Doch das Allerschlimmste ist das Mähfahrzeug, das Dank des Gegenwindes sämtliche Pollen kilometerweit die Straße hinab bläst. Das Überholmanövers war wahrscheinlich das Schlimmste Erlebnis unserer gesamten Tour.
Camprodon - Amelie-les-Bains (56 km, 650 hm)
Der letzte Pass, bald wieder in Frankreich! Nach einem ausgiebigen Frühstück im schönen Örtchen Camprodon machen wir uns auf den Weg zum Coll d‘Ares. Obwohl die Straße in der Michelin-Karte rot eingezeichnet ist, herrscht kaum Verkehr. Nach Mollo fährt man ein großes Tal aus, verliert einige Höhenmeter, dann geht es aber in angenehmer Steigung bergan. Unterwegs treffen wir zwei Reiseradler aus NZL.
An der Passhöhe machen wir ein gemeinsames Picknick, diskutieren über den Karten und geben Tipps für den weiteren Reiseverlauf der beiden durch F, CH und D. Im Anblick des Canigou rollen wir hinunter nach Prats-de-Mollo-la-Preste, wo wir verwundert sind, wie viee Menschen hier nachmittags auf den Beinen sind. Das ist genau das, was wir in Spanien häufig vermisst hatten. Von einer Bar aus genießen wir das bunte Treiben und rollen bald weiter das Tech-Tal hinab.
Amelie les Bains - Argeles-sur-Mer (41 km, 50 hm)
Argeles-sur-Mer - Collioure - Argeles-sur-Mer - Perpignan (40 km , 100 hm)
Heute nun sollten wir unser Ziel das Mittelmeer endlich erreichen. Nach einem Frühstück am Campingplatz treffen wir bald nochmal das Paar aus NZL. Gemeinsam rollen wir nach Ceret, wo sich unsere Wege endgültig trennen. Kaum verlassen wir den Schutz des Tales, so erwischt uns der stramme Ostwind.
Wir versuchen die großen Straßen zu vermeiden, die D 618 nach Argeles wird groß ausgebaut und ist bald für Fahrräder gesperrt. Wir weichen auf kleine Sträßchen aus und fluchen ein letztes Mal über den starken Wind, der uns die letzten Kilometer zur See hin fast vom Rad bläst. In Argeles angekommen werfen wir einen kurzen Blick auf die aufgewühlte See. Mit dem lang ersehnten Bad im Mittelmeer wird‘s erstmal nix. Also suchen wir nach einem kurzen Vesper in der Tourist Information unter den 70 vorhandenen Campings einen geeigneten aus und verschanzen uns dort angekommen im Windschatten eines großen Wohnmobils. Der restliche Tag geht mit Lesen, Einkaufen und Kochen und Parlieren mit den Nachbarn drauf. Endlich Urlaub! ;-)
Am nächsten Tag Ausschlafen, noch eine kurze Fahrt nach Collioure und das Eröffnungsspiel der Fußball-WM.
Am Heimreisetag dann zusammen packen, das obligatorische Bad im Meer bei Starkwind, der uns anschließend bis nach Perpignan bläst. Dort fahren wir erstmal beim Fahrradladen vorbei und sind sehr erleichtert, als wir dort unser Paket mit den Fahrradtaschen sehen, das wir vor zwei Wochen in St-Jean-de-Luz aufgegeben hatten. Wir können dort sogar noch unser Gepäck abstellen, um noch die Stadt Perpignan zu erkunden. Viel Leben in den bunten Gassen!
Wir kaufen noch Proviant für die Fahrt ein, bedanken uns im Fahrradladen mit einem guten Fläschchen für den Service, radeln zum Bahnhof, bauen unsere Räder ab und verstauen sie in den Taschen und genießen dann noch die letzten Sonnenstrahlen bei einem Bier in der Bar vor dem Bahnhof.
Pünktlich um 21.10 Uhr rollt der Nachtzug nach Strasbourg ein. Wir verstauen unsere Fahrradtaschen im Fahrradabteil des Corail Lunea und verbringen den Abend auf Sozialsafari: Was zunächst wie einige Penner mit reichlich Bier- und Weinvorrat aussieht, entpuppt sich als der Skatclub Bad Säckingen. Die schweren Jungs waren auf Männerurlaub in Barcelona, sind aber eigentlich ganz nett und harmlos. Die Ohrenstöpsel verhindern Schlimmeres und so kommen wir wohlbehalten und einigermaßen ausgeschlafen um 8:47 Uhr in Strasbourg an.
Dort finden wir trotz der Bauarbeiten schließlich unseren Bus nach Reutlingen, der uns in rund vier Stunden über den Schwarzwald nach Hause bringt.