Re: Gates Riemen knirscht.

von: Anonym

Re: Gates Riemen knirscht. - 15.07.21 11:48

Zahnriemen sind in Industriemaschinen seit ca. 50 Jahren im Einsatz und die Diskussion Kette vs. Zahnriemen ist dort abgefrühstückt. Zahnriemen sind leichter, leiser, laufen trocken und ungeölt, benötigen somit keine öldichten Gehäuse (im Gegensatz zu einer optimal betriebenen Kette).
Offenlaufende Ketten sind auch in Industriemaschinen unangenehm, aber es wird dann wenigstens versucht, den gröbsten Schmutz fern zu halten, damit eine vernünftige Betriebsdauer heraus kommt. Trotzdem ist Wartung erforderlich.
Offenlaufende Riemen sind ok, wenn grober Dreck abgehalten wird. Der Wirkungsgradnachteil des Riemens ist theoretisch und bei neuwertigen und sauberen Vergleichsteilen auch richtig, aber nicht mehr bei den vor Dreck starrenden Ketten in Praxis.
Die Anwendungsbereiche für Zahnriemen und für Kette sind bei den einschlägigen Antriebstechnikfirmen für die Industrie zu finden. Kette ist also keineswegs tot, sondern hat heute ein anderes Einsatzprofil als Zahnriemen.
Diesen Riemenantrieb mit Sturmey-Archer-5-Gang-Nabe habe ich auch schon mal vor einiger Zeit gefahren, das Rad dann aber irgendwann aufgegeben. Wäre heute ein schönes Vintagerad.
Dabei sieht man folgendes: Dieser Antrieb hat die typische Form der Industriezahnriemen. D.h. keine Mittelrille und auch nicht die kunstvollen Zahnformen der heutigen Gates-Fahrrad-Riemenscheiben (was ein Fräsporno).
Warum macht also Gates als großer Industrie-Zahnriemen-Hersteller solche Kunststücke, um einen Fahrradriemenantrieb zu konstruieren? Vermutlich nur um Dreck, Schnee und Matsch aus dem Riemen zu drücken, was ein normaler Industriezahnriemen/-riemenscheibe nicht gut kann. Den setzt man einfach Dreck, Schnee und Matsch nicht aus.
Sinnvoller wäre also eine leichte (Carbon) Riemenabdeckung, aber diese Selbstverständlichkeit ist leider immer noch nicht gelöst.
Zielgruppe des Riemens sind Normalos mit Null-Ahnung von Technik, null Bereitschaft irgendetwas zu machen, 2 linken Händen und genügend dicker Brieftasche. Das sind übrigens auch die, welche nicht in der Lage sind, so ein einfaches Teil wie einen Chainglider zu beherrschen. Und so hängen sie dann traurig und weitgehend funktionslos an irgendwelchen Einkaufsrädern rum. Ein trauriger Anblick.
Aber noch absurder sind offene Kettenschaltungen - inzwischen auch richtig teure - die zum Verschleißteil mit wenigen Betriebsstunden degradiert werden. Geschützt würde sie grob geschätzt 100Tkm halten (was auch nur lächerliche 5000 Betriebsstunden sind).
Abgedeckte Riemen am Fahrrad dürften ewig halten. So aber sind sie - wenn es optimal läuft - nach 40Tkm, also etwa 2000 Betriebsstunden tot (das wären bei Industriemaschinen ca. 1/4 Jahr!!). Und MTBler schaffen es noch viel schneller. Im Prinzip ist das alles vorsätzliche Sachbeschädigung.
Die Diskussion über feinste Wirkungsgradunterschiede geht komplett am eigentlich Problem vorbei.
Ketten unter vernünftig verbesserten Chainglidern halten erwartungsgemäß incl. der Ritzel und Kettenblätter ebenfalls sehr lange, aber es bleibt halt, dass die regelmäßige Nachölerei nach außen läuft und die Umgebung versaut. Die Kette ist sauber, läuft prima und freut sich, aber draußen sieht es Schxxx aus. Und man unterlasse es, bei Chainglidern einfach das Rad abzuspritzen und damit die ganze Soße unter den CG zu spülen. Beim Riemenrad dagegen: Nur mit minimalen Abdeckungen und ohne MTB-Betrieb wird der Antrieb bei Bedarf (was selten ist) einfach abgespült und wenn es sein muss im Bach und das Thema ist durch.