Re: Tipps für Tandem für Radreisen gesucht

von: irg

Re: Tipps für Tandem für Radreisen gesucht - 20.01.21 07:29

Hallo Bettina!


Ich bin mir nicht sicher, ob ihr mit einer 5-Gangschaltung glücklich werdet. Den Schaltumfang kenne ich nicht, ob der für euch ausreicht. Auch die Gangwahl dürfte eher nur ungefähr den Gang treffen, den ihr gerade braucht. Ein Freund, der mit seiner Frau damit Tandem gefahren ist, hat erzählt, dass es ziemlich im Antrieb gekracht hat, wenn sie beim Schalten getreten hat. Die Schaltung hat es zwar aus gehalten, aber sie sind dann aufgrund ihrer Krankheit nicht mehr so viel damit gefahren.

Bis zu einem gewissen Grad hält eine Kettenschaltung das Schalten unter Druck ohne Weiteres aus, auch wenn es ihr nicht besonders gut tut. Dann wirfst du halt die Kette etwas früher weg als sonst. Sie kostet ja nicht viel.
Als Kommunikation kann ich mir gut vorstellen, dass dein Sohn zu treten aufhört, wenn er spürt, dass du dabei kurz bremst, also dass du beim Treten leicht bremst. Glaubst du, er kann das? Meine Tochter spürt mein Treten sehr gut, da brauche ich nicht einmal das. Eine kurzes Wegnehmen der Kraft von mir genügt.

Einen Freilauf von Shimano will ich am Tandem nicht unbedingt fahren, wenn ich es leicht vermeiden kann. Da kann es manchmal zu Ausfällen kommen. Trotzdem sehe ich das ziemlich entspannt. Ein Freilauf ist schnell gewechselt, die meisten Radhändler haben Ersatz im Lager. Wenn ihr weit weg wollt oder durch exotische Gegenden radeln wollt, wo ihr nicht mit Ersatz rechnen könnt, könntet ihr auch einen Ersatz-Freilauf mit nehmen, wenn ihr ein schon vorhandenes Laufrad aufbrauchen wollt. So viel wiegt er nicht.

Was zum nächsten Punkt führt: Irgendwelche Billig-Laufräder sind fürs Tandem nicht günstig, extrem teuer müssen sie aber auch nicht sein. Als Felgen reichen z.B. die Sputnik, wenn sie gut ein gespeicht sind, vollkommen, auch bei den Naben gibt es viele sehr robuste. In unserem alten Tandem läuft z.B. vorne immer noch die selbe Sram-Nabe, seit 19 Jahren, sehr vielen Kilometern auf manchmal rauem Untergrund und einem Unfall, bei dem sie die gesamte Wucht des Aufpralles abbekommen hatte. Ich habe nur einmal die Lager aus gewechselt, das war keine Hexerei.

Bei der Preisklasse, in der du euer Tandem suchst, wäre ich mit einer Kettenschaltung zufrieden. (Wir fahren absichtlich nur mit Kettenschaltungen, weil ich da alles selbst überholen und reparieren kann.)

Zu den Kurbelsätzen: Bei Kettenschaltungen nimmt man üblicher weise Tandemkurbelsätze mit 2 Kettenblättern links für die Übertragungskette. Da die Pedalgewinde ja rechts und links verschieden sind, passen die üblichen Kurbeln nur teilweise.
Egal, welches Rad ihr kauft, wird es wohl einen Kurbelsatz drauf haben, mit dem ihr beginnen könnt. Die hintere Kurbelgarnitur hat üblicher weise 170mm-Arme, die dürften für deinen Sohn, da er noch nicht ausgewachsen ist, passen. Vorne werden fast immer 170 oder 175mm verbaut. 170mm dürften für dich gut passen (ich kenne aber deine Beinlänge nicht).
Wenn du für dich andere Kurbeln brauchst, gibt es für einen Tausch ganz einfache Lösungen: Wenn du ohne Cleats fährst, kannst du eine normale Kurbelgarnitur verwenden und fährst das rechte Pedal links und das linke rechts. Dann prüfst du am Anfang ab und zu, ob die Pedale fest bleiben und gut ist es. Meine Tochter hatte früher verkehrt laufende Pedale am Kindertretlager. Da musste ich nur einmal ein Pedal neu anziehen, dann hat sich nichts mehr gerührt.
Wenn du mit Cleats fährst, kannst du bzw. dein Radhändler die Gewinde um schneiden, also ein Rechtgewinde auf das Linksgewinde und umgekehrt. Das klappt nicht unter Garantie, bei einer Ersatzkurbel an unserem Tandem hat das aber anstandslos funktioniert.

Noch etwas am Rande: Ihr wollt, denke ich, ohne Anhänger fahren, stimmt das? Dafür sind Tandems mit Starrgabeln meistens geschickter. Relativ schweres Gepäck vorne zu transportieren geht auch mit Federgabeln, die Lösungen dafür sind aber teurer und komplizierter. Je nach Beinlänge ist es für dich auch leichter, aufs Tandem mit Starrgabel auf- und abzusteigen, weil die Starrgabel weniger hoch baut.

lg!
georg