Ne' am Thema !
SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSit
von: Radeldaniel
Re: Brennender Asphalt ! - 15.10.03 11:51
Angenommen ein Autofahrer parkt auf den Radweg. Wie versucht ihr ihn zu überzeugen, das das nicht so ganz ok ist?
In den allermeisten Fällen: gar nicht!!!
Im Gegenteil, ich bin jedem Radwegparker dankbar dafür, daß er mir eine legale Grundlage für die Nichtbenutzung unzumutbarer Radwege verschafft und gleichzeitig zur Entschärfung des Konflikts zwischen Autofahrern und Radwegnichtbenutzern beiträgt, denn Parken auf Radwegen macht diese auch für andere Autofahrer als solche unkenntlich und fördert somit deren Toleranz gegenüber Radwegnichtbenutzern.
Wieviel % der Radwege - auch nach der STVO-Novelle - sind überhaupt zum Radfahren geeignet ?!
Ein Radfahrer kann doch auch nicht mal schnell über die Autobahn, nur weils da kürzer ist (und beste Oberfläche)
In Frankreich bin ich mal aus Versehen auf der Autobahn gelandet. Der vorbeifahrenden Polizei war das egal und den Autofahrern erst recht. Auf dem Seitenstreifen hatte ich mehr Platz als auf den meisten routes nationales. In D wäre mir das aber viel zu gefährlich angesichts der LeitplankenKratzWagen und der extremen Geschwindigkeitsdifferenz zu den mit >200 km/h vorbeifliegenden PotenzstörungsKaschierWagen.
Daniel
von: Thun73
Re: Brennender Asphalt ! - 15.10.03 12:13
Wie idyllisch! Dann darfst Du nie von Aachen wegziehen.
..oder nie nach Essen???
von: JoJo
Re: Brennender Asphalt ! - 15.10.03 15:43
... und wenn Vati das liest, lauft Ihr Gefahr, enterbt zu werden.
Das würde mich nicht umbringen.
Er weiß, daß ich seinen neuen Fahrstil nicht toll find.
Mein Problem ist, daß meine Tochter 1-2 mal im Jahr mit ihm von Bayern nach Sachsen und zurück fährt.
Da war ich immer bange auf den Anruf, daß sie heil angekommen sind.
Gruß Katja
von: Holger
Re: Brennender Asphalt ! - 15.10.03 16:01
Naja, ABS als Ursache für gehirntotes Fahrverhalten hinzustellen halte ich schon für etwas gewagt.
Habe ich auch nicht behauptet. Ich meine ja nur, dass ein Fahrer mit ABS im Auto denkt, dass er besser bremsen kann als ohne (was ja durchaus sein kann, je nach Definition von besser)
Mit ABS bremst es sich ja nicht besser oder schneller, man hat lediglich die theoretische Chance, auszuweichen, so es denn den Platz und den Abstand dazu hat...
Eben das verschiebt ja so eine Grenze, von der ich sprach. Früher konnte man nicht ausweichen, man musste also so fahren, dass man rechtzeitig stehenbleiben kann (hat natürlich auch nicht jeder gemacht). Heute dagegen besteht die theoretische Chance, dass man ausweichen kann. Und worauf ich hinweisen wollte, ist die Spanne zwischen dieser theoretischen Chance und den praktischen Gegebenheiten. Ich will ja nicht sagen, dass jeder Autofahrer mit ABS denkt, mit ABS könne man problemlos mit 120 über eisglatte Stadtstraßen düsen
Gruß
Holger
von: Holger
Re: Brennender Asphalt ! - 15.10.03 16:09
(Sorry, bin eigentlich kein Rechtschreibfanatiker, aber hier musste ich doch leicht grinsen)
von: Wolfrad
Re: Brennender Asphalt ! - 15.10.03 16:59
entschuldigende Mine
Sorry, bin eigentlich kein Rechtschreibfanatiker
Das sollte man nicht mehr so genau nehmen, das ist schließlich die
neue deutsche Schlechtschreibung.
Wolfrad
von: Holger
Re: Brennender Asphalt ! - 15.10.03 17:07
entschuldigende Mine
Sorry, bin eigentlich kein Rechtschreibfanatiker
Das sollte man nicht mehr so genau nehmen, das ist schließlich die
neue deutsche Schlechtschreibung.
Wolfrad
Au ja, Rechtschreibreform, wär doch mal ein tolles, neues Diskussionsthema
Gruß
Holger
von: Andi
Re: Brennender Asphalt ! - 16.10.03 07:45
Zurück zum Thema
:
Was mir etwas unangenehm aufgefallen ist, sind die "Fanatiker" unter uns Radfahrern, die gerne mal mit solchen lustigen und sinnreichen Forderungen wie "ABS oder ESP verbieten" auffallen und dies eventuell auch noch ernst meinen...Kann ja irgendwo nicht Sache sein, dass eine der Fahrsicherheit dienende Sache wie das ABS oder ESP abgeschafft werden soll, weil einige Spinner, die es unter Autofahrern gibt, so was als zusätzlichen Beschleuniger betrachten und deshalb noch aggressiver fahren als üblich. Bloss weil ich mich jetzt mit Maguras auch an steilere und schnellere Abfahrten mit dem Rad traue, machen die mich doch nicht gefährlicher...oder etwa doch
?
Meine "Lieblinge" unter den Mit-Autofahrern sind diejenigen, die sich ihre Karren nicht mit unnötigen Sachen wie ABS, ESP und Co. volladen, sondern das Geld lieber in dem Untergang geweihte Schrottschüsseln älterer Herkunft stecken, diese großartig wieder herrichten und als Beweis ihrer Gemeingefährlichkeit noch mit solchen sinnigen Sprüchen wie etwa "Opel-Jagdgeschwader", "VW Freunde / Szene blahblahbla" oder, bei uns in der Gegend besonders als Organspender favoriert, "Tuning Szene Ried" verzieren. Diese Idioten (sorry, fällt mir leider nix zahmeres dazu ein) gehören verboten, nicht ABS oder ESP. Was die bei uns im Umkreis als "cooles" Fahrverhalten zeigen, grenzt m.E. schon an fahrlässige Körperverletzung oder an gefährlichen Eingriff in den Strassenverkehr.
Einer dieser netten Mitmenschen durfte einige Zeit als mein "Kunde" in staatlicher Obhut verbleiben. Für diverse Fahrten mit aufgemotzten und nicht zugelassenen Karren, Betrug mit falschen Kennzeichen, Fahren ohne Führerschein und schlußendlich noch eine wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei, be der er beinahe zwei Polizisten, die ihn kontrollieren wollten, über den Haufen gefahren hätte, bekam er drei Jahre...
Ein anderes Thema allerdings ist das weiter oben schon angesprochene Verhalten mancher Radler. In Darmstadt etwa, wo ich dienstlich auch schon mal mit einem Gefangenentransporter, zG etwa 5,5 t, unterwegs bin, sind uns schon des öfteren Radler aus der Fußgängerzone heraus in einem Affenzahn vor die Haube gesprintet. Oft genug sind es auch getarnte Radfahrer, die gerne mit alten, verwatzten Rädern in dunkler Kleidung ohne jegliche Beleuchtung am Rad nachts durch die Gegend gondeln. Auch Rücksichtnahme auf Fußgänger oder selbst Autofahrer, die sich aus den bereits erwähnten Einfahrten raustasten müssen, ist den Speedbikern in DA fremd. Nachdem selbst ein Bekannter (mit Rad !) von einem dieser Kamikaze-Fahrer umgemäht worden ist, kann ich es irgendwo nachvollziehen, dass man dort als Radfahrer prinzipiell schlecht angesehen ist. Und wie ist es denn, wenn man mal ehrlich ist: Vorurteile sind doch in der menschlichen Gesellschaft äußerst beliebt...Ein oder zwei schwarze Schafe, und eine ganze Gruppe kommt in Verruf.
Viele Grüße
ANdi
von: Anonym
Re: Brennender Asphalt ! - 16.10.03 08:15
du hast die "Kuriere" mit starrer Bahnradnabe vergessen. Keine Klingel, keine Bremse - nur pure Rücksichtsloskeit.
Wenn du schon mit zulässigen 5,5t Probleme hast, was sollen da meine Mitarbeiter mit tatsächlichen 40t (manchmal ein Vielfaches) sagen?
Aku
von: Andi
Re: Brennender Asphalt ! - 16.10.03 08:38
Hi Aku,
das mit den 5,5 t soll nicht heissen, das ich Probleme damit habe; ich wollte nur darstellen, dass die Kamikazefahrer noch nicht mal überlegen, wem sie vor die Schnauze fahren. Wenn man einem "normalen" PKW vor die Schnauze hüpft, könnnte man ja auf Verdacht sagen, "der kann ja noch ausweichen bzw. bremsen". Bei einem größeren Gefährt, wie unserer "Grünen Minna" oder auch den von Dir erwähnten LKWs kann man auch unter günstigsten Verhältnissen nicht mehr unbedingt von einer solchen Reaktion des Gefährtes ausgehen.
Außerdem finde ich es in diesem Zusammenhang immer wieder verwunderlich, wie viele Mitmenschen auf Rädern sich noch nicht mal scheuen, einem großen grünen Gefährt, das einem Polizeiauto recht ähnlich sieht und mit Uniformierten besetzt ist, vor die Nase zu ziehen. Leider ist unsere Polizei personell dermassen unterbesetzt, daß sich Kontrollen dieser "Verkehrswätze" nur alle Jubeljahre einmal ereignen. Und das Ordnungsamt ist mehr an der Radarkontrolle und den Parksündern interessiert, da die mehr Geld bringen...
Andi
von: Wolfrad
Re: Brennender Asphalt ! - 16.10.03 11:14
Ach, Andi,
alles wird doch jetzt besser: Deutschland zieht ins Reform-Haus ein.
Wolfrad
von: Thomas B
Re: Brennender Asphalt ! - 16.10.03 11:18
Hallo,
ich kann Euch die schöne Stadt Jena in den blühenden Ländern empfehlen. Hier gibt es noch richtig schönes Kopfsteinpflaster, was das Radeln ja auch schon etwas erschwert. Die Abbiegeregel kennt hier kein Autofahrer, Vorfahrt hat immer der Stärkere. Überleben kann man als Radler nur, wenn man sehr defensiv fährt und auf jede Vorfahrt verzichtet.
Aber auch daran kann man sich gewöhnen, lieber etwas langsamer und dafür unverletzt.
Grüße
Thomas
P.S. Natürlich fahre ich mit Nabendynamo, Standlicht, Blinki und allen Schikanen.
von: Anonym
Re: Brennender Asphalt ! - 16.10.03 11:43
ich hatte dich schon verstanden. Da ich manchmal (selten) auch grössere Fahrzeuge bewge kann ich dir nur zustimmen. Andererseits überwiegen bei mir andere Erlebnisse: Mir ist vor einigen Tagen eine (um nun nicht zu diskriminieren, was mir nicht leicht fällt, bitte selber eine passende Bezeichnung auswählen) junge Autofahrerin direkt von der Fahrbahn vor mir auf den Radweg gefahren, um eine Mitfahrerin samt Gepäck aufzunehmen. Trotz meiner unverzüglich mit Maximalleistung aktivierten HS33 hat sie nun einen schön geprägten (nicht nur mit Ökopartikeln gefärbten) Reifenabdruck in der Türverkleidung ihres noch recht neuen Fahrzeugs. Diese Reaktion war Folge eine Güterabwägung: lieber eine kaputte Tür als eine Überfahrene Passantin.
Auf eine Anzeige wegen Straßenverkehrsgefährdung habe ich mit Rücksicht auf die überlasteten Polizeibeamten und meine knapp bemessene Freizeit verzichtet. Uhrzeit, Ort des Geschehens und Kennzeichen habe ich zur Sicherheit notiert und davon die Polizei in Kenntnis gesetzt, wer weiß was sonst noch für Überraschungen im Briefkasten liegen.
Ich glaube die Ursache des Problems liegt in einer allgemeinen Gleichgültigkeit begründet, denn weder Autos noch Fahrräder nehmen anderen Verkehrsteilnehmern selbständig die Vorfahrt. Es ist die/der FahrerIn
Aku
von: Anonym
Re: Brennender Asphalt ! - 16.10.03 11:49
Ich glaube die Ursache des Problems liegt in einer allgemeinen Gleichgültigkeit begründet
!!!
von: Wolfrad
Re: Brennender Asphalt ! - 16.10.03 11:57
um nun nicht zu diskriminieren, was mir nicht leicht fällt, bitte selber eine passende Bezeichnung auswählen)
Welch' Muster an Selbstbeherrschung und -bescheidung!
notiert und davon die Polizei in Kenntnis gesetzt, wer weiß was sonst noch für Überraschungen im Briefkasten liegen.
Sehr klug. Ohne die Anzeige hättest Du die Reparaturrechnung erhalten. Als Zeugin Deines "Fahrfehlers" (zu schnell, unachtsam usw) wäre die Fahrerin aufgetreten, da das Auto entweder dem Ehemann/Papi oder der Lesasinggesellschaft gehört.
von: Konsi
Re: Brennender Asphalt ! - 16.10.03 18:42
Hallo
wie lässt sich eigenlich eine Anpassung der Beschilderung der Radwege an diese ominöse Benutzungsverordnung erreichen, wo finde ich die überhaupt?
Was ist eigentlich eine dem Baumuster ( Fahrrad ) angepasste geschwindigkeit? Sehr angenehm in Erinnerung geblieben sind mir auch die Begegnungen mit dunkel bekleideten Hundeführern/besitzern/haltern die Nachts mit ihrem Hund an der langen Leine unterwegs sind, erst im letzten Moment erkannt werden können (sie stehen ja an Bäumen) und ihren Hund die Leine quer über den Weg ziehen lassen. Wenn man dann unvermeidbar über die Leine fährt und Hundchen plötzlich aus dem Busch geschossen kommt (es hat ja wer an der Leine gezogen) sind sie meistens sehr zufrieden
Dabei sind 45 km/h doch garnicht so schnell
Gruß
von: Björn
Re: Brennender Asphalt ! - 17.10.03 12:02
In Berlin wurden dieses Jahr schon über 20 Radfahrer getötet, der .
Ach du heilige Sch... !!!!!!!! Na, dann wird mein Aufenthalt hier in Bölin ja wohl ein gefährlicher einer... Stimmt die Zahl echt? Wie sieht's da im Vergleich zum Bundesdurchschnitt aus? Weil, zumindest asl Autofahrer muss ich sagen, dass hier auf jeden Fall um einiges weniger agressiv als etwa in München gefahren wird.
von: Friedolin
Re: Brennender Asphalt ! - 17.10.03 14:38
Leider stimmt die Zahl. Ich habe auch das Gefühl das immer agressiver und rücksichtsloser gefahren wird.
Berliner Morgenpost
von: Friedolin
Re: Brennender Asphalt ! - 17.10.03 15:07
... oder zumindest in Kauf genommen?
Da hat du wohl recht. Das ist auch der Grund warum es keinen Anlaß zur Veränderung gibt.
von: HeinzH.
Re: Brennender Asphalt ! - 23.10.03 20:46
Moin Friedolin,
im "Wochen Zeitung online", Zürich, war auch ein interessantes Gespräch zum Thema
Outo im Netz. aufgeschnappt aus
dem Liegeradfoum: WOZ-Online 16.10.2003
Verkehrsplanung
«Stau ist kein Verkehrsproblem» Interview: Marcel Hänggi
Hermann Knoflacher, geboren 1940 in Villach, leitet das Institut für Verkehrsplanung
und -technik der Technischen Universität Wien. Er hat Bauingenieurwesen, Geodäsie und Mathematik studiert. Mit seinen Forschungsansätzen steht er nach eigenem Bekunden in der Verkehrsforschung ziemlich isoliert da. Seine Bücher erscheinen im Böhlau-Verlag, zuletzt: «Stehzeuge. Der Stau ist kein Verkehrsproblem». 192 Seiten. Fr. 33.60.
Er weilte im Rahmen des Symposiums «Bella Svizzera», organisiert vom Umverkehr und der Stadt Zürich, in der Schweiz.
Steigt der Mensch in ein Auto, wird er ein anderes Wesen, sagt Verkehrsexperte Hermann Knoflacher. Von Appellen hält er wenig.
WOZ: Herr Knoflacher, wie lange wird es das Auto als Hauptverkehrsmittel noch geben?
Hermann Knoflacher: Das hängt von den Politikern ab. Wir sind durch unsere Unkenntnis der menschlichen Natur in eine Falle getappt. Wir zwingen die Menschen mit unseren Strukturen zum Autofahren und beklagen die Folgen. Man macht politische Programme, um die Menschen zum Umsteigen zu bewegen, aber die Bedingungen dafür sind gar nicht gegeben.
In den meisten Schweizer Städten sind doch die Bedingungen sehr gut: Das öffentliche Verkehrsnetz ist dicht, es gibt Fahrradstreifen, Car-Sharing.
Das Auto erwischt uns auf der Ebene der Körperenergie: Wir sind so programmiert, dass wir versuchen, Körperenergie zu sparen. An dieser Angel hängen wir, und wenn wir den Menschen nicht davon befreien, wird er Auto fahren – trotz aller Angebote des öffentlichen Verkehrs.
WOZ: Anfang der neunziger Jahre forderte eine vom damaligen VW-Vizekonzernchef Daniel Goeudevert in Auftrag gegebene Studie, die Autoindustrie müsse vom Auto wegkommen, wenn sie überleben wolle.
Ja, es gab damals solche Erleuchtungen. Unterdessen ist das Gegenteil eingetreten: Die Autoindustrie ist zum Gegenangriff übergegangen und boomt. Langfristiges Denken ist zugunsten eines kurzfristigen Wachstumsdenkens zurückgetreten.
WOZ: Hat sich nicht einfach die Studie als falsch erwiesen?
Die Studie war, langfristig gesehen, nicht falsch, aber kurzfristig störend. Es gibt heute keine Verkehrspolitik. Die Eigendynamik des Systems wird mehr oder weniger verständnislos kommentiert, und das nennt man dann Verkehrspolitik.
In Städten wie Bangkok hat sich das Auto als Verkehrsmittel ad absurdum geführt, die Autos bewegen sich im Schnitt langsamer vorwärts als ein Fussgänger. Trotzdem fahren die Leute auch hier.
Weil sie im Auto pro Zeiteinheit nur einen Bruchteil der Körperenergie benötigen. Und zweitens können sie mit dem Auto einen riesigen öffentlichen Raum besetzen, ohne dafür zu bezahlen.
WOZ: In einem Ihrer Bücher nennen Sie das Auto ein «Stehzeug». Sollte man das Auto gar nicht als ein Verkehrsmittel betrachten?
Ein Auto steht vielleicht 23 von 24 Stunden herum, und die fünf Sitze sind, wenn es fährt, von durchschnittlich 1,2 Personen besetzt. Der Besitzer muss für sein Stehzeug arbeiten, aber er macht das gerne, denn in dem Moment, in dem er sich ins Auto setzt, wird das Ding zum Fahrzeug. In der restlichen Zeit ist es aus seinem Sinn und kostet ja auch fast nichts: Ein Parkplatz müsste in Zürich 600 bis 800 Franken pro Monat kosten, sollte er kostendeckend sein. Parkplätze sind Geschenke an die Autofahrer.
WOZ: Was ist ein Auto, wenn nicht ein Verkehrsmittel?
Alles andere: Repräsentationsgegenstand, Jagdgerät, Rückzugsgebiet. Entscheidend aber ist: Der Mensch wird im Auto zu einem anderen Lebewesen, das mit dem Menschen weniger verwandt ist als ein Insekt. Der Autofahrer bewegt sich, anders als Menschen und Insekten, mit Energie fort, die nicht seine Körperenergie ist, für die er keine Sinne hat. Ausserdem: Menschen können beim Gehen aufeinander Rücksicht nehmen, sich ausweichen. Autofahrer brauchen Verkehrsregeln. Kein Mensch käme auf die Idee, so viel öffentlichen Raum zu beanspruchen wie ein Autofahrer. Stellen Sie sich vor, wir benützten zum Gehen «Gehzeuge» – Dinger, so gross wie ein Auto, die wir mit uns herumtragen: Wir hätten sofort einen riesigen Fussgängerstau in den Städten. Man würde sagen, diese Menschen spinnen, und zu Recht. Aber wenn das Ding vier Räder und einen Motor hat und eine Tonne wiegt, dann sagen wir, das ist ein Verkehrsproblem, und fordern Millionen für neue Strassen. Würde ich sagen, der Stau sei ein Verkehrsproblem, ich wäre kein seriöser Wissenschaftler!
WOZ: Nicht zu Fuss gehen zu müssen, war in der Geschichte immer ein Privileg einiger weniger. Das Auto hat dieses Privileg doch demokratisiert.
Nein. Mit Demokratisierung hat das nichts zu tun. Henry Ford hat einfach seine Angestellten doppelt genutzt: einmal als Arbeiter, die Mehrwert generierten, und noch einmal als Konsumenten, die das, was sie produziert haben, auch noch kaufen. Wir haben im Verkehr einen «Autofahrerfeudalismus», eine Herrschaft der Autofahrer über die anderen Verkehrsteilnehmer, und auch einen Feudalismus der heutigen Generation auf Kosten der künftigen Generationen.
WOZ: Der Widerstand gegen die Einführung autofreier Sonntage ist gross, doch wer autofreie Sonntage in einer Stadt erlebt hat, weiss, wie fantastisch die Stimmung jeweils ist. Muss man die Menschen zu ihrem Glück zwingen?
Natürlich, oder besser gesagt: Wir zwingen sie heute zum Unglück. Die Menschen können nicht anders, wenn das Auto direkt vor ihrer Haustür steht. Die ganze Umgebung sagt dem Menschen permanent, er solle das Auto benutzen. Die Verkehrsplanung wird seit fünfzig Jahren für das Auto gemacht. Das Gebiet ist zersiedelt, die Arbeitsplätze schwer ohne Auto erreichbar. Die heutigen Verkehrsplaner sind Verrückte: Ihr Verhältnis zur Realität ist «ver-rückt». Sie bauen eine künstliche Realität, die den Menschen gefangen hält, sie verursachen die Probleme, die sie lösen wollen. Würde man diese Falle öffnen, verhielten sich die Menschen durchaus normal. Mein Vorschlag: Man sollte nicht für oder gegen das Auto kämpfen, sondern die Strukturen ändern. Konkret: Der Weg zum geparkten Auto dürfte nirgends kürzer sein als der Weg zur nächsten Haltestelle des öffentlichen Verkehrs. Und für Parkplätze müsste der Preis bezahlt werden, der auch dem Wert des Raums entspricht – eine Verkehrserregerabgabe. Das gäbe auch Geld in die Stadtkassen, mit dem man die Stadt umbauen könnte. Beispielsweise, indem man die Busbuchten beseitigte. Hier werden die Benützer des öffentlichen Verkehrs ja für dumm verkauft: Während der Bus hält, sehen die Passagiere die Autos vorbeifahren.
WOZ: Das Auto gilt vielen als Inbegriff der Freiheit – Sie sprechen von Zwängen.
Man ist nirgends so gefangen wie im Auto. Kürzlich erzählte mir eine Frau, sie könnte es sich mit ihrem Zeitbudget nicht leisten, dreihundert Meter bis zu einem Parkplatz zu gehen. Ich fragte sie, wie viel sie verdiene, und rechnete aus, dass sie zweieinhalb Monate pro Jahr nur für ihr Auto arbeitet. Wir haben in Wien untersucht, wie die Bereitschaft, eine Strecke zu Fuss zurückzulegen, mit der Länge der Strecke abnimmt. Bei 220 Metern war nur noch die Hälfte bereit, zu Fuss zu gehen.
WOZ: Wir verhalten uns also völlig irrational, wenn …
… das ist nicht irrational. Oh, nein. Das ist irrational im Sinne der Vernunft, die evolutionär sehr jung ist. Im Sinne der ältesten evolutionären Ratio ist es logisch: Wir haben einen Sinn für die paar Joule Körperenergie, die wir sparen, aber nicht für die Energie, die der Motor verbrät. Man hat den Menschen nicht verstanden. Man doktert an kurzfristigen Lösungen wie Road-Pricing, die kurzfristig ganz nette Erfolge erzielen, aber das System wird, solange die Strukturen gleich bleiben, langfristig wieder ins alte Muster zurückfallen.
WOZ: Kann man unser Verkehrsproblem mit anderen Mobilitätsformen lösen, oder müssten wir weniger mobil sein?
Nein, nein. Wir sind ja nicht mobiler als früher, wenn man die Zahl der zurückgelegten Wege zum Mass nimmt. Es hat sich nichts an unserer Mobilität geändert als deren Art und Geschwindigkeit. Die Verrückten sagen: Die Mobilität steigt. Aber sie steigt nicht.
WOZ: Sie steigt doch, wenn man die Distanzen als Mass für die Mobilität nimmt!
Das ist nicht die Mobilität, das ist der Mobilitätsaufwand. Das System wird ineffizienter: Wir bleiben bei steigendem Aufwand gleich mobil.
WOZ: Jemanden mit dem Auto zu töten, wird von Gesellschaft und Justiz als Bagatelldelikt angesehen.
In dem Moment, in dem Sie das Auto starten, sind Sie potenziell Täter, denn Sie treten in ein System ein, für das Sie von der Natur nicht ausgestattet sind. Und Sie töten grundsätzlich Menschen, weil Sie giftige Abgase erzeugen. Es sterben ja in der Schweiz zusätzlich zu den Opfern von Verkehrsunfällen noch einmal doppelt so viele Menschen an den Abgasen.
WOZ: Sie haben gesagt, wie viel ein Parkplatz kosten müsste. Wie viel müsste ein Liter Benzin kosten, sollten damit die ökologischen, sozialen, städtebaulichen Schäden abgegolten werden?
Sicher das Vielfache des heutigen Preises, gar keine Frage. Ich halte die Verteuerung des Benzins aber für einen falschen Ansatzpunkt. Das zielt einseitig auf Benzinverbrauch und Luftverschmutzung, aber damit lösen Sie weder die Geschwindigkeits- noch die Platzfrage, noch ändern Sie die Strukturen. Ausserdem hätte die Autoindustrie genug Pfeile im Köcher: Man kann den gleichen Unsinn ja auch mit einem Drittel des Verbrauchs weiterführen. Benzinpreiserhöhung ist eine Symptombekämpfung, die mich als Systemanalytiker nicht interessiert.
WOZ: Das Auto wird auch vonseiten seiner KritikerInnen vor allem als Abgasproduzent betrachtet. Ist das falsch?
Die Luftverschmutzung ist sicher nicht das grösste Problem, das das Auto verursacht.
von: Kruschi
Re: Brennender Asphalt ! - 24.10.03 05:23
Hallo HeinzH,
große Fleißarbeit der Artikel! In diesem Jahr bin ich bisher 9500 km Rad und 18000 km mit dem Auto gefahren - ich mache beides gern und habe gerade auch bei letzterem nicht das geringste schlechte Gewissen. Ich möchte nur mal auf zwei Dinge in dem Artikel eingehen: "Rücksicht - ausweichen". Den Autofahrern wird darin unterstellt, das am Lenkrad zu vergessen. Das mag es geben - aber sehen wir uns doch mal bei leider nicht wenigen Leuten unserer Radlerzunft um! Diese Gruppe der Absolutegoisten mißachtet in voller Absicht jede Verkehrsregel, gerade auch Fußgängern gegenüber, es wird über Gehwege gekachelt, egal ob da alte Leute oder kleine Kinder sind.
"Regel ". Auch diese werden nicht nur von Autofahrern mißachtet. Sieh dir mal Fußgängerströme an - auch da wird gedrängelt und geschoben, je südlicher, je mehr. In Rom glauben die Eingeborenen, jeder müßte ihnen auf dem Gehweg ausweichen. Ich habe mir das einen kurzen Moment angesehen und dann zwei, drei von den Kerlchen gezielt umgerannt (reichen uns ja nur bis an die Schulter), dann waren die nächsten Entgegenkommenden bereit, diesen bewußten einen Schritt zur Seite zu gehen, wie wir das gewohnt sind.
Gruß Wolfgang
von: HeinzH.
Re: Brennender Asphalt ! - 24.10.03 09:11
"...große Fleißarbeit der Artikel!..."
Moin Wolfgang,
damit kein falscher Eindruck entsteht: Nicht ich habe den Artikel geschrieben. Dies geht aber aus meinem Einführungstext hervor.
Inhaltlich:
Auch ich fahre ab und zu noch mit dem Pkw (CarSharing), aber deshalb muß ich ja nicht mit dem Pkw-dominierten derzeitigem Verkehrs-System, welches RadfahrerInnen und FußgängerInnen vielfach ehrer schikaniert als "nur" benachteiligt, einverstanden sein.
Das sich manche Radfahrer rüpelig benehmen ist wahr und wird während des Presse-Sommerlochs von derselbigen häufig mit Riesenschlagzeilen kolportiert, währendesssen totgefahrene RadfahrerÍnnen auch in Münster nur in 8-Zeilenartikeln erwähnt werden....
Häufig kann man allerdings auch den Eindruck haben, daß derartige Szenen zwischen Fußgängern und Radfahrern von manch willfährigen Verkehrsplaner und seinem politischen Vorgesetzten in Kauf genommen werden.
So sind neuerdings selbst in Münster, das sich gern mit dem Begriff "Deutschlands Fahrradhauptstadt"schmückt, entlang zweier neugebauten Straßen (in MS-Gievenbeck) entgegen der dortigen Bautradition kombierte Geh- Radwege, teilweise in beiden Richtungen befahrbar, gebaut worden.
Selbst Otto Normalradler fährt dank neuzeitlicher Fahrradtechnik auf der dort aufgebrachten Feinstasphaltoberfläche ohne merkliche Anstrengung mit durchschnittlich 25km/h, Konflikte insbesondere zwischen den sportlicheren RadfahrerInnen und Fußgängern -sind vorprogrammiert, oder, wenn ich ein Freund von Verschwörungstheorien wäre: sind gewollt, um das in MS positive Image (32% Radverkehrsanteil) der RadfahrerInnen zu beschädigen.
Von der selbsternannten "Hauptstadt des grünen Pfeils"*, Hamburg, wo in den nächsten Monaten noch 17 544 Begrenzungspoller entfernt werden sollen (Hamburger Abendblatt vom 21.10.03), um das Pkw-Parken auf Fuß- und Radwegen zu ermöglichen, will ich erst gar nicht schreiben.
Trotzdem: Radfahren macht Spaß!
Gruß z.Z. aus HH,
HeinzH.
*Einige "Grüne Pfeile" könnten inzwischen als "Blutige Pfeile" umbenannt werden. An einem mir bekannten "Grünen Pfeil" in der Nähe der LH-Basis gab es inzwischen einen von einem Pkw-Fahrer getöteten und mindestens einen verletzten Radfahrer. Trotzdem wird die Demontage von der Schill-Behörde verweigert.
von: Anonym
Re: Brennender Asphalt ! - 24.10.03 14:56
@ Heinz, das du der fast einzige notorische Grünpfeilgegner bist wissen wir ja nun alle (Argumente dafür sind bei Dir zwecklos, wissen auch alle), aber was hält Knopflacher denn vom Grünen Pfeil? Der ist evtl. nicht nur ein Nurradfahrer und prinzipieller Autofahrgegner wie Du.
von: Fraser
Re: Brennender Asphalt ! - 24.10.03 16:03
Nö, Heinz ist nicht allein!
Bin auch bekennende Grünpfeilgegnerin, obwohl ich auch viel Auto fahre! Hier in Rostock wird das Ding übel mißbraucht und ist von wenig Nutzen.
Hab meinen Senf dazu aber schon weiter oben abgegeben.
Liebe Grüße!
Fraser
von: Anonym
Re: Brennender Asphalt ! - 24.10.03 16:15
Moin
Na nu' hast Du's dem Heinz aber gegeben!
Ich bin eigentlich Grünpfeil-Fan, in der letzen Woche hat die TAZ von einer neuen Studie berichtet, die Heinz Argumente gegen Grünpfeil voll bestätigt: Ganz auffallende Unfallhäufungen und signifikant gestiegenes Unfallrisiko für Radler an Grünfpeil-Kreuzungen.
Im übrigen hochinteressanter Artikel, Dank an Heinz für die Dokumentation.
Gruß vom Haus am Elbe-Radweg
Hilsi
von: Holger
Re: Brennender Asphalt ! - 24.10.03 17:14
Da will ich mich doch auch mal zumindest als Grünpfeil-Skeptiker äußern. Allerdings treffe ich im Alltag eher wenige an, obwohl es ein paar wenige Exemplare auch hier in Frankfurt (Main, natürlich) gibt. Einer davon ziemlich nahe meiner Wohnung, dort habe ich schon öfter überlegt, dass das hier gefährlich werden könnte. Jedoch sind die hier wirklich sehr selten, "meinen" grünen Pfeil kannte neulich nicht mal ein Taxifahrer, der mitten in der Nacht schön brav an der roten Ampel hielt. Habe ihn natürlich nicht darauf aufmerksam gemacht (ich musste die Taxifahrt auch nicht bezahlen
)
Gruß
Holger
von: Friedolin
Re: Brennender Asphalt ! - 24.10.03 18:47
Nabend Heinz,
danke für den motivierenden Beitrag.
Da kann man mal sehen das das Auto als solches noch gar nicht genug im gesamten gesellschaftlichen Kontext wahrgenommen oder untersucht wird. Es wird halt oft nur ein Teil des Gesamt(problems)systems betrachtet.
War oder ist Daniel Goeudevert nicht auch im Club of Rome - Grenzen des Wachstums.
Gruß Friedolin
von: Anonym
Re: Brennender Asphalt ! - 24.10.03 18:55
Ich hab nichts Grundsätzliches gegen den Grünen Pfeil. Nur muss die Kreuzung einsichtbar sein. Letztlich muss ich als Radfahrer auch ohne Gr Pfeil damit rechnen, wenn ich Grün habe und damit rechts abbiegende autogene Zeitgenossen auch, dass die sich nen Dreck um geradeausfahrende Radfahrer scheren (mir nicht nur einmal passiert)
Und was ganz Besonderes hat man bei uns gemacht: bei der grundhaften Erneuerung einer Straße im Rahmen des Straßenbahnneubaus führt man an einer Einmündung die geradeausfahrenden Radfahrer jetzt im Zickzack, damit es die Auto-Rechtsabbieger komfortabel haben. Da werde ich den Gedanken nicht los, dass der Planer auch im Wachregiment gedient hat und sich von Rechtsum - Linksum nicht trennen konnte. Als Radfahrer hat man jetzt 3 Ampeln und man schafft es nicht, die Einmündung in einem Zug zu queren.
Gruß Jutta
von: hego
Re: Brennender Asphalt ! - 28.10.03 17:32
Hallo, ich hoffe ich nerve nicht zu viele mit meiner Meinung zum Grünen Pfeil, auch wenns da mal einen extra Thread gab. Soll dazu auch der letzte Beitrag sein. Wahrscheinlich bin ich nicht in der Lage das Problem zu verstehen.
Ich seh das Problem mal so:
Der Autofahrer sieht den grünen Pfeil als Grüne Ampel mit Rechtspfeil an und biegt bei diesem, in der Vermutung er hat Vorfahrt, ohne weitere Verkehrsteilnehmer zu beachten ab.
Dann müsste es neben der Zunahme der Radunfälle auch eine signifikante Zunahme der Fußgängerunfälle in der gleichen Verkehrsrichtung wie die Radfahrer geben.
Ist dem so???
Wenn diese Zunahme nicht auf die Autofahrer in der gleichen Richtung zu trifft, kann es nur daran liegen, das diese nicht so schnell übersehen werden, wie der Radfahrer oder Fußgänger (die ja alle bei Grün in der gleichen Richtung fahren oder laufen.
Die Rechtsabbieger halten dann doch (schimpfend, denn sie denken das sie Vorfahrt haben) an und lassen das Auto im Gegensatz zum Radfahrer passieren.
Weiterhin müsste es (bei neu installiertem Grünen Pfeil) zu einer signifikanten Reduzierung von Unfällen kommen, die dann passieren, wenn ein Rechtsabbieger bei "normal" Grün den geradeaus fahrenden Radfahrer (evtl. auf weit verschwenktem Radweg) übersieht. Das ist für mich bei meinen zahlreichen Radfahrten in der Stadt mit weitem Abstand das Hauptproblem.
Diese Unfälle müssten bei neu installiertem Grünen Pfeil zurückgehen, da die Anzahl der bei "normal" Grün fahrenden Rechtsabbieger zurückgeht, weil einige schon zuvor die Rotphase mit Grünem Pfeil genutzt haben..
Ist das so???
Und wieso ist die Wahrscheinlichkeit des Unfalls mit einem Radfahrer größer, wenn das Auto bei Grünem Pfeil rechts abbiegt größer als bei einer nicht Ampelgeregelten Kreuzung, wo der Autofahrer das Rad mit der selben Wahrscheinlichkeit übersieht. Die Vorfahrtssituation ist doch die gleiche (maximal der Unterschied, das der Autofahrer denkt bei grünem Pfeil bedeutet es Vorfahrt beim Rechtssabbiegen).
Für mich beim Radfahren ist jedenfalls der Grüne Pfeil bei weitem das geringste Problem und ich denk ich fahre sehr viel in der Stadt.
von: 4unterwegs
Re: Brennender Asphalt ! - 29.10.03 08:53
Hallo Gemeinde !
Da ich das Thema initiiert habe (Dies ist kein Schlusswort), wollte ich doch ein gewisses Fazit ziehen und vielleicht ein paar Regeln aufstellen, damit alle gesund und munter weiterhin dem Radfahren frönen können.
Wenn der Titel etwas an Arnis Filme erinnern sollte , so war mir das anfangs nicht bewusst, sondern war ganz einfach phantasielose Wiedergabe eines physikalischen Vorganges - ein LKW brennt auf dem Asphalt und selbiger natürlich auch.
Sollte also der Titel an Hollywoods Science fiction Produktionen erinnern, so vielleicht deshalb, weil die Realität diese in manchen Scenen bereits erreicht hat.
Natürlich bietet das Thema genug Raum, um über ABS, ESP und Airbag nachzudenken. Und manche ausschweifende Disskussionen über die Art der Autowerbung war vielleicht notwendig, um die Wechselwirkung der gegenwärtigen Entwicklung darzulegen.
Aber vielleicht sind wir auch zum Schluss gekommen, dass verkehrspolitisch gesehen das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Da können wir leider auf wenig Gnade hoffen.
Das heißt natürlich nicht, den Einfluss zu verringern. Aber kurzfristig ist es wichtig, meiner Meinung nach, sein Verhalten situationsgerecht auszurichten. Aus der Vielzahl der Beiträge (das war der eigentliche Sinn des Themas) habe ich ein paar Regel zusammengetragen, die ich (sicher subjektiv) für wichtig halte. Damit können wir dann vielleicht auch unsere Rubrik Radreise-FAQ bereichern. Die Liste hat keine Prioritäten und jeder möge für sich herausfinden, was ihm besonders wichtig erscheint. Sollte etwas fehlerhaft, überzogen oder gar falsch sein, so dürft ihr mich selbstverständlich liebevoll darauf hinweisen.
Regeln
1. LKW : besondere Gefahr, da die Fahrer nicht den gesamten Verkehr einsehen können. Deshalb ist gerade bei abbiegenden LKWs höchste Vorsicht geboten und wenn´s gar nicht anders geht : dem Dicken die Vorfahrt gewähren.
2. Nach Möglichkeit immer mit Helm fahren. Handschuhe verringern die Verletzungsgefahr beim Sturz.
3. Signalfarbene Sachen tragen. Signalveste etc. oder Reflektorschärpe in der Dunkelheit.
4. Eine laute Klingel anbringen.
5. Betriebssicherheit des Fahrrades vor Fahrt prüfen, vor allem die Bremsen.
6. Möglichst früh das Licht einschalten. Gerade wichtig bei Regen und Nebel. Wer die Möglichkeit hat, immer mit Licht fahren (Nabendynamo). Standrücklicht. Licht vor der Fahrt prüfen. Reflektoren anbringen.
7. Defensive Fahrweise an unübersichtlichen Stellen wie Ausfahrten, zugeparkten Kreuzungen etc. Notfalls auch das eigene Herannahen per Klingel ankündigen. Wenn´s gar nicht anders geht, auch mal das Rad schieben.
8. An Kreuzungen, Ausfahrten etc. den Blickkontakt zum anderen Fahrzeugführer suchen. Dies gilt natürlich auch in bezug auf Fußgänger.
9. Vorsicht beim Überqueren von Bahngleisen. Möglichst im rechten Winkel diese kreuzen, um einen Sturz zu vermeiden.
10. Mit Rückspiegel fahren, um herannahenden Verkehr zu beobachten.
11. Beim Fahren auf Straßen ohne Randstreifen, mit ca. 1 m Sicherheitsabstand zum Fahrbahnrand fahren.
12. Zugeparkte Radwege meiden, um nicht wiederum Fußgänger zu behindern.
13. An parkenden oder haltenden Autos vorsichtigt vorbeifahren. Die Tür könnte sich plötzlich öffnen.
14. Deutlich seinen Fahrtrichtungs- oder Spurwechsel anzeigen, damit die anderen Verkehrsteilnehmer Klarheit über die eigene Absicht haben.
15. Ampelregelung beachten.
16. Auch mal schauen, wie die Ampelregelung für andere Verkehrsteilnehmer gilt (Rechtsabbiegepfeil). Sich überzeugen, ob abbiegende Fahrzeuge ihrer Pflicht zur Gewährung der Vorfahrt nachkommen - Blickkontakt.
17.Fahrbahnen nur in der erlaubten Fahrtrichtung benutzen.
18. Auch mal nett zu anderen Verkehrsteilnehmern sein. Fußgänger nicht erschrecken.
Überholenden Fahrzeugen Platz machen, wenn die Möglichkeit besteht.
Allzeit unfallfreie Fahrt und weiterhin Spaß beim Radreisen !
von: Anonym
Re: Brennender Asphalt ! - 29.10.03 09:38
Hallo Rainer,
deine Regeln finde ich gut, aber auch erschreckend. Das meiste davon habe ich in der 4. Klasse in der Verkehrsschule gelernt und später nochmal beim Führerschein.
Ist es nicht beschämend, dass solche Selbstverständlichkeiten (auf der richtigen Seite fahren, Licht anhaben, Ampel beachten) hier nochmal aufgelistet werden müssen?
von: 4unterwegs
Re: Brennender Asphalt ! - 29.10.03 13:19
Hallo Eva-Maria !
Natürlich haben viele in verschiedenen Schulen alles bis zum Erbrechen schon gehört. Diese Regeln entstanden aber zum großen Teil aus unserer Diskussion. Ich hab´ da kein Schul-, Polizei- oder ADFC-Heft zugrundegelegt. Wenn ich aber morgens im Dunkeln zur Arbeit fahre, dann haben günstigstenfalls 30 % Licht am Fahrrad. Das ist ja auch für mich nicht ganz ungefährlich. Und die meisten Radfahrer sind weit über 12 Jahre alt.
Gruß
von: Anonym
Re: Brennender Asphalt ! - 29.10.03 14:36
Hallo Rainer,
das ist ja das Erschreckende. Ich treffe ja auch ständig Radler, die diese simplen Regeln nicht einhalten. Das finde ich ja so beschämend. Und jetzt soll mir bitte keiner damit kommen, dass die...
... Autofahrer
... Mofafahrer
... Motorradfahrer
... Hundehalter
... Rollerfahrer
... Fußgänger
... Rollstuhlfahrer
... Inline-Skater
auch nicht alles richtig machen - das ist nicht mein Punkt.
von: Uli
Re: Brennender Asphalt ! - 29.10.03 15:27
Und wieso ist die Wahrscheinlichkeit des Unfalls mit einem Radfahrer größer, wenn das Auto bei Grünem Pfeil rechts abbiegt größer als bei einer nicht Ampelgeregelten Kreuzung, wo der Autofahrer das Rad mit der selben Wahrscheinlichkeit übersieht. Die Vorfahrtssituation ist doch die gleiche (maximal der Unterschied, das der Autofahrer denkt bei grünem Pfeil bedeutet es Vorfahrt beim Rechtssabbiegen).
Ein Problem hast Du schon erkannt: Aufgrund der relativ hohen Geschwindigkeit kommen in die selbe Richtung fahrende Radfahrer spät in das Sichtfeld eines rechts abbiegenden Autofahrers. Zudem übersehen die meisten Autofahrer beim Grünen Pfeil zwei Dinge:
1) Beim Grünen Pfeil muss der Autofahrer bei roter Ampel zuerst einmal an der Haltelinie stoppen und sich vergewissern, dass er niemanden die Vorfahrt nimmt. Die meisten fahren aber einfach durch, weil sie denken, dass
2) der Grüne Pfeil dasselbe ist, wie eine Rechtsabbiegerampel, die grün ist. Das ist aber falsch! Eine grün zeigende Rechtsabbiegerampel bedeutet, dass man Vorfahrt hat, der Grüne Pfeil nicht. Hier können noch Fussgänger und Radfahrer vorfahrtsberechtigt den Weg kreuzen. Leider wissen das nur ganz, ganz wenige Autofahrer.
Gruss
Uli
(der dafür ist, dass man regelmässig Prüfungen ablegen muss, um den Führerschein zu verlängern)
von: Kruschi
Re: Brennender Asphalt ! - 29.10.03 15:30
Hallo Rainer,
Deine Liste ist gut und wichtig! Auch wenn jeder das schon einmal gehört und gelernt hat, es muß wiederholt werden - schließlich werden in jeder Arbeitsgruppe in regelmäßigen Abständen die Arbeitsschutzbestimmungen wiederholt, weil einfach der Schlendrian und das Vergessen mit der Zeit wirken. Das Betätigen der Klinger ist wichtig, wie Du sehr richtig geschrieben hast - nur sie wird wegen dem allgemeinen Verkehrslärm oder im isolierten Auto nicht immer vernommen. Ich habe deshalb die Hupe "Airzound" am Rad (von
www.globetrotter.de), die ist so laut, dass sie auch von Autofahrern vernommen wird - kann lebensrettend sein! Deine Einschätzung von 30% Licht am Fahrrad wird in Berlin nicht erreicht - viel weniger!
Gruß Wolfgang
von: Martina
Re: Brennender Asphalt ! - 29.10.03 15:32
Hallo Uli,
Eine grün zeigende Rechtsabbiegerampel bedeutet, dass man Vorfahrt hat,
Wirklich? Ich meine, in der Fahrschule gelernt zu haben, dass ein Abbieger immer Radfahrer und Fußgänger durchlassen muss, die geradeaus fahren (deshalb auch das gelbe Blinklicht bei der grün zeigenden Rechtsabbiegerampel, wenn gleichzeitig auch die Fußgängerampel grün ist).
Du als geradeausfahrender Radfahrer kannst ja auch gar nicht wissen, ob der Rechtsabbieger aufgrund eines grünen Pfeiles, einer Rechtsabbiegerampel oder sonstwie abbiegt. Also müsste sich für dich die Vorfahrtssituation immer gleich darstellen. Das macht die Sache aber nur noch schlimmer.
Martina
von: Fraser
Re: Brennender Asphalt ! - 29.10.03 15:43
Hallo Martina,
bei einem "echten" leuchtenden grünen Pfeil an der Ampel hat der Autofahrer m.E. wirklich Vorfahrt. Den gibt's nämlich nur bei gleichzeitiger (roter) Fußgängerampel oder ganz ohne Fußgängerüberweg. Da darf der Autofahrer einfach rüberfahren, ohne aufmerksamer als üblich zu sein.
Leider hat sich der Unterschied bei den grünen Pfeilen hier in Rostock nicht rumgesprochen, daher ist es hier sehr gefährlich, bei einer Fußgängerampel die Straße zu überqueren.
Liebe Grüße
Fraser
von: Martina
Re: Brennender Asphalt ! - 29.10.03 15:58
Hallo Fraser,
Den gibt's nämlich nur bei gleichzeitiger (roter) Fußgängerampel oder ganz ohne Fußgängerüberweg.
Muss ich doch glatt mal schauen, ob ich ein Gegenbeispiel finden kann
Martina
von: 4unterwegs
Re: Brennender Asphalt ! - 29.10.03 15:59
Hallo Wolfgang !
Habe selbst die Air Zound und hab´sie einmal nicht benutzt. Ich wollte andere Fußgänger nicht erschrecken und prompt wurde ich umgefahren. Ich wollte hier nicht die akustische Aufrüstung proklamieren, aber Diskussionen dazu findest Du gerade auch
hier.
Aber wer im Auto mit 80 dB sich den neusten Sound reinzieht, vielleicht noch auf sein Navidisplay starrt und nebenbei das nächste Date bespricht, hat für all den anderen Kram, der um einen herum so passiert, keine Antenne mehr. Da hilft dann doch wohl nur noch die Air Zound. Leider.
Gruß
von: Fraser
Re: Brennender Asphalt ! - 29.10.03 16:17
Hi Martina,
bin mir auch nicht ganz sicher, glaube das aber so gelernt zu haben. Bisher stimmts. Allerdings ist es mir in Hamburg auch schon passiert, daß ich (mit dem Wagen) bei grüner Ampel und Geradeausfahrt eine Vollbremsung hinlegen mußte, weil an der Kreuzung jemand seine rote Ampel übersehen hat und von links über die Straße schoss. Insofern hilft sowieso nur Augen und Ohren aufhalten, auf dem Fahrrad bin ich eine echte Angsthäsin.
Liebe Grüße
Fraser
von: Anonym
Ich versteh die Diskussion nicht - 29.10.03 18:16
Moin,
Ich Versteh die Diskussion nicht recht.
Warum ist es für wen auch immer "beschämend" wenn Radler -oft genug für sie nicht nur unsinnige, sondern sogar gefährliche- Vorschriften nicht einhalten?
Das massenhafte Fahren ohne Licht ist für mich ein Beleg dafür, daß diesen eben in vielen Situationen (meistens??) keineswegs "lebensgefährlich" ist.
Ansonsten müßten doch die entsprechenden Unfälle im selben Maße gestiegen sein, wie die Zahl der Radler ohne Licht.
Superlaute Hupe is' sicherlich ab und an sinnvoll.
Sinnvoller sind m.E Kenntnisse von -typischerweise immer wiederkehrenden- Gefahrensituationen.
Wie Kreuzungen mit Radwegen und linksabbiegenden KFZ , insbesondere LKW.
Ich gehe in solchen Kreuzungen IMMER erstmal davon aus, daß der Kutscher mich NICHT gesehen hat. Unf fahre erst dann vorbei, wenn ich mir ganz sicher bin, DAß er micht gesehen hat UND hält.
Wo ist da das Problem? Daß ich auf mein vermeintliches Recht verzichte?
Daß ich einen vermeintlichen Verkehrsrowdi nicht in die Schranken weise?
(In den meisten Fällen wird der Kutscher einfach von der Situation überfordert sein, bzw kann den Radler in seinem "toten Winkel" überhaupt nicht sehen.)
Nirgendwo wird im Verkehrsunterricht gelehrt, welche Ecken neben, hinter und vor seinem Brummi, der Kutscher nicht einsehen kann!
Hupen nervt nur die Anwohner. alle anderen Verkerhsteilnehmer und provoziert oft unerwünschte Schreckreaktionen.
(Und da wo keine Anwohner sind, gibt es solche Kreuzungen nicht!)
Auf der anderen Seite ist es in vielen Fällen ohne jede Gefährdung und Behinderung von irgendjemandem möglich - und meiner Meinung nach dann auch sinnvoll- über eine rote Ampel zu fahren.
Zu der Frage, ob Grüne Pfeil Ampel 'nu Vorfahrt gibt oder nicht:
In jedem Fall, und wenn die Ampel Grün Metallic leuchten sollte, gilt §1 STVO: Jeder Verkehrsteilnehmer hat sich so zu verhalten, daß er niemanden gefährdet. Also gucken und ggfls halten, muß der Outler IMMER.
(Wie ich oben ausgeführt habe, kann er das aber oft gar nicht, oder kann einen Radler trotzdem übersehen)
(Radler müßen natürlich auch gucken, aber mir ist noch kein Fall bekannt, daß ein Radler einen LKW Kutscher in seinem Führerhaus totgefahren hätte...)
Gruß
Hilsi
von: Anonym
Re: Ich versteh die Diskussion nicht - 29.10.03 18:41
Wo wohnst du? Ich glaube, ich möchte dir, unbeleuchtet und bereit, auf der falschen Seite über eine rote Ampel zu fahren, lieber nicht begegnen
"Beschämend" fand ich eben diese Regeln, die so selbstverständlich sind, wie funktionierendes Licht und auf der richtigen Seite fahren.
Hinweise wie der Rückspiegel, die lautere Klingel/Hupe oder die Reflektoren haben schon einen anderen Nutzwert und sind es durchaus wert, nocheinmal hervorgehoben zu werden.
von: Anonym
Re: Ich versteh die Diskussion nicht - 29.10.03 19:57
Moin,
Ampeln und Licht haben gemeinsam, daß sie nur unter bestimmten Bedungenen sinnvoll sind bzw das Verletzungsrisiko von Verkehrsteilnehmern verringern.
Daß sie demgegenüber unter anderen Bedingungen, die oft so häufig sind wie erstere Bedinnungen, weder das eine noch das ander tun bzw sind.
Ampeln: Sind verkehrstechnisch nur sinnvoll, ab einem bestimmten Verkehrsaufkommen.
Wenn das Verkehrsaufkommen geringer ist, als dieser Grenzwert, bewirken sie keinen flüssigen Verkehr, sondern verhindern diesen.
Mit der Sicherheit durch Verkehrsampeln verhält es sich entsprechend:
Wenn in einer Stadt Auto an Auto rollt, kann die Ampel durch Stoppen von diesem Verkehrsfluß ein sichers Queren der Straße ermöglichen.
Viel Sicherer ist es, dann die Straße zu Queren, wenn weit und breit kein Outo in Sicht ist.
Das ist dann nämlich eine absolut sichere Situatiion, in der ich als Radler in keiner Weise von einem Tun oder UDnterlassen des Outofahrers abhängig bin.
Genau DIESES sicherer Queren der Straße verhindert die Ampel bei geringem Verkehrsaufkommen.
Indem sie den Fußgänger / Radler zum Warten zwingt, OBWOHL weit und breit kein Outo zu sehen ist.
Im Gegensatz zur mehr oder weniger starren oder dynamischen Ampelschaltung, kann ich sehr gut und sicher uind sekundenschnell die eine Situation von der andern unterscheiden und entspechend handeln.
Damit sorge ich 1. für meine pers. Sicherheit und 2. für meinen persönlich optimalen Verkerhsfluß.
Solche Situationen einschätzen muß ich sowiso.
So darf ich, auch bei Grün nicht fahren, wenn z.b. die Verkehrssituation auf der Kreuzung unklar ist.
Wenn ich durch das Fahren andere gefährden würde.
Wenn ich durch das Fahren mich selber gefährden würde (Linksabbiegender LKW, der mich möglicherweise nich gesehn hat,
WAS spricht also dagegen, wenn ich ebenso verantwortungsvoll einschätze, daß der Weg über die rote Ampel, aufgrund der konkreten Verkehrssituation für mich sicher frei ist?
Viele tragische Vekehrsopfer, z.b jene bekannte Nikkola in der Hamburger Stresemannstraße, sind deshalb gestorben, WEILl sie sich starr nach dem grünen Licht gerichtet haben, und weil niemand sie vor der Gefahr durch linksabbiegende LKw gewarnt hatten.
Ein solches sehr bewußtes, verantwortliches Übertreten von Verkehrsregeln ist keineswegs identisch mit rüpelhaftem Benehmen im Verkehr.
Auch wenn das von interressierten Outofahrerkreisen oder ihren Nachquatschern immer gerne so dargestellt wird.
Mit dem Radlicht verhät es sich ähnlich:
Wenn's sowiso hell genug ist, wozu dann Licht? Weil plötzlich 'ne Sonnenfinsterniss kommen könnte??
Ich stelle mal typischen, entlafenden Dialog da:
Polizei (über den Laufsprecher): "Ey, Sie, der Radfahrer da! sie fahren ja ohne Licht!"
(Hält neben dem Radler, der ebenfalls angehalten hat.)
Radler: "Ja und?"
Polizist: "Das ist Lebensgefährlich, da kann man sie nicht sehen"
Radler: "Aha, wenn Sie mich nicht gesehn haben, wie konnten sie mich dann ansprechen?"
Polizist: " Ja, hier ist ja auch ausreichende Straßenbeleuchtung. aber am Stadtrand..."
Radler "Ab dem Ortsende ist ein Radweg, auf dem eigentlich keine Autos fahren..."
Polizist;" Aber der geht nur bis B-hausen"
Radler: "Genau, da will ich auch hin, in B-hausen kann ich die letzen hundert Meter auch schieben, wenn jetzt um Mitternacht da noch eini Auto fahren sollte".
Gruß vom Haus am Elbe-Radweg
Hilsi
von: Anonym
Ergänzung - 29.10.03 20:48
Zur Klarstellung:
(Wer meine Beiträge der letzten Jahre? verfolgt hat weiß es, trotzdem nochmal)
(bevor jetzt einigen der Wut-Geifer auf die Tasten tropft
Ebenso, wie ich an Meinem Rad DREI voneinander unabhängige Bremsen habe, fahre ich im allgemeinen mit DREi voneiinander Unabhängigen Leuchten: 1. Die gesetzliche Funzel (6volt 3Watt für vorne und hinten), 2. Batterie/ Akkubeleuchtung, Cateye Led vorne und hinten, 3. Tikka Stirnlampe,
Wie alles an meinem Rad ist alles IMMER Funktionstüchtig.
Darüberhinaus habe ich wesentlich mehr, als die vorgeschriebenen Rückstrahler, z.b. mit Klettband am Rad-Anorak zu befestigendes Weißes Reflexband.
.
Das hindert mich aber nicht, viel Verständniss für Leute zu haben, die ohne Licht fahren.
Gruß
HIlsi
von: hego
Re: Ergänzung - 29.10.03 21:36
@Hilsi
im Prinzip sehe ich das so ähnlich wie Du (Ampel, Licht).
Hab ich volles Licht fahr ich überall, fällt es vorn aus fahr ich nur auf beleuchteten Straßen oder Radwegen, fällt es hinten auch aus, passiert aber eigentlich nie, kann ichn ur auf dem Fußweg fahren, aber dann mit der Geschwindigkeit des Fußgängers und dem gehört da die Vorfahrt).
Das Problem sind doch aber die Leute, die ohne Licht auf unbeleuchteten Straßen fahren und die gibt es eben leider zahlreich und es sind zum großen Teil alles keine Autofahrer, denen die Erfahrung fehlt, das man nicht gesehen wird.
Und bei den Ampeln übersiehst du ein gewaltiges Problem, nämlich die Vorbildwirkung für Kinder ,die die Situation (noch) nicht einschätzen können und sich evtl. dann genauso verhalten.
von: Martina
Re: Brennender Asphalt ! - 30.10.03 07:10
Hallo Fraser,
bin mir auch nicht ganz sicher, glaube das aber so gelernt zu haben. Bisher stimmts.
Habe gestern nochmal meinen Ehemann nach dessen Meinung befragt. Nicht dass er eine uneingeschränkte Autorität auf diesem Gebiet wäre
, aber seine Erklärung klingt zumindest logisch:
Der grüne Pfeil ist wie ein Stopschild zu behandeln, d.h man darf nicht in die Kreuzung einfahren, sondern muss an der Haltelinie halten und erstmal allen anderen Vorfahrt gewähren. Bei grüner Ampel darf man in die Kreuzung einfahren, muss aber an einem Fuß-bzw. Radweg, der die Straße, in die man einbiegt überquert (uff!) anhalten und Fußgänger und Radler durchlassen. Letzteres gilt für jedes Abbiegen, egal ob mit oder ohne Ampel, ja sogar auf einer abknickenden Vorfahrtsstraße.
Martina
von: Anonym
Re: Ich versteh die Diskussion nicht - 30.10.03 07:17
wenn es aber doch offensichtlich nicht ausreicht mit den in der Fshrschule vermittelten Kentnissen und Fähigkeiten - dann sollte der Führerschein nur 3 Jahre Gültikeit haben.
Der Fahrer ist die einzige Fehlkonstruktion an Autos. Ohne Hilfsmittel schafft der Mensch aus eigener Kraft kurzzeitig ca. 100m in 10sec. Das sind ziemlich genau 36km/h. Autos mit 300km/h Höchstgeschwindigkeit legen in der Reaktionszeit des Fahrers viele Meter zurück, d.h. der Fahrer bemerkt den Crasch erst nach dem Zusammenprall.
Aku
von: Thomas S
Re: Brennender Asphalt ! - 30.10.03 07:33
Hallo Martina,
Du und Dein Mann Ihr habt schon recht, wenn es sich um eine grüne Ampel ohne jeden Pfeil handelt. Wenn es sich aber um eine Ampel für eine bestimmte Richtung handelt (grüner Pfeil links oder rechts) dann hat der Verkehrsteilnehmer, für den die Ampel gilt, Vorfahrt. Eine solche Ampel darf nämlich nur dann geschaltet werden, wenn der querende Verkehr rot hat. Fraser liegt da völlig richtig.
Thomas
von: Trolliver
Re: Brennender Asphalt ! - 30.10.03 08:43
Puh,
und ich sah schon jede Menge Radfahrer bedenkenlos geradeaus fahren, wenn eine Rechtsabbiegerampel dem motorisierten Verkehr Vorfahrt anzeigt... wir haben einfach zu viele Regeln, die kann sich Fritzchen (Paulinchen auch) einfach nicht alle merken...
von: Anonym
Wechselseitige Schulungen :LKW und ADFC - 30.10.03 11:02
Moin Aku,
Von der Begrenzung des Führerscheines halt ich gar nix, u.a aus vefassungsrechtlichen Gründen, die hier zu weit führen.
Ich denke sehr hilfreich wären obligatorische (Nach)Schulungen und zwar wechselseitige: Also Trucker zu Schulungen durch Radfachleute von z.b. ADFC (wobei der keinseswegs das Monopol haben dürfte) und für Radler und PKW-Treiber wäre es sicher sehr hilfreich obligartorisch eine Stunde lang im Stadtverkehr auf dem Bock eines 38 tonners mitzufahren.
Gruß vom Haus am Elbe-Radweg
Hilsi (heute noch keine rote Ampel überfahren
)
von: matti
Re: Ich versteh die Diskussion nicht - 30.10.03 11:27
Hallo Hilsi,
Wenn's sowiso hell genug ist, wozu dann Licht?
Weil es immer auch auf die Relation zu anderen Verkehrsteilnehmern ankommt. Wenn ringsrum alles mit Licht fährt, übersieht man einen unbeleuchteten Radler viel schneller, auch wenn es Straßenlaternen gibt.
Alternative wäre, daß ALLE Fahrzeuge bei Straßenbeleuchtung ohne Licht (oder zumindest nur mit Standlicht - ich glaube, das ist in einigen Ländern so geregelt) fahren.
Im Übrigen ist das genau derselbe Grund, warum ich die Licht-Pflicht am Tag ablehne.
Gruss, Matthias
von: Anonym
Re: Ich versteh die Diskussion nicht - 30.10.03 11:44
Moin Matti
Mit dem Satz meinte ich im wesentlichen tagsüber, aber schon auch helle beleuchtete Ortsbereiche.
Ich denke, wir sind einer Meinung.
Durch ständiges "Licht-Wettrüsten" wird meiner Ansicht nach nicht mehr Sicherheit gebracht.
Zumal mehr licht den Gegenverkehr immer mehr blendet.
Ich bin großer Freund des Standlichtfahrens innnerhalb von Ortschaften. Das ist eine angleichung nach unten, die ich fürf sehr sinnvoll halte.
Gruß vom Haus am Elbe-Radweg
Hilsi
von: Anonym
Re: Wechselseitige Schulungen :LKW und ADFC - 30.10.03 12:47
Moin Aku,
Von der Begrenzung des Führerscheines halt ich gar nix, u.a aus vefassungsrechtlichen Gründen, die hier zu weit führen.
Damit kann fast alles begrünet werden. Wieso gibt es eigentlich von Bundesland zu Bundesland eine unterschiedliche Anzahl von Feiertagen? Ein Katholik in Hamburg muß an Fronleichnam Urlaub nehmen, um am Gottesdienst teilnehmen zu können. Ein Münchner hat einen Feiertag, ob er zur Kirche geht oder nicht und egal welcher Konfession er angehört. Eindeutig ein Verstoß gegen § 6 GG. Sollte mal vor dem Europ. Gerichtshof zur Verhandlung kommen
Ich denke sehr hilfreich wären obligatorische (Nach)Schulungen und zwar wechselseitige: Also Trucker zu Schulungen durch Radfachleute von z.b. ADFC (wobei der keinseswegs das Monopol haben dürfte) und für Radler und PKW-Treiber wäre es sicher sehr hilfreich obligartorisch eine Stunde lang im Stadtverkehr auf dem Bock eines 38 tonners mitzufahren.
Gruß vom Haus am Elbe-Radweg
Hilsi (heute noch keine rote Ampel überfahren
)
Ich befürchte das bringt nicht viel, Zwangstunden Unterricht ist schnell vergessen. Dagegen höhlt steter Tropfen den Stein. Freiwillig geht kaum jemand zum Arzt (Seh-, Hör- und Reaktionstest). Bei zeitlich begrenzter Fahrerlaubnis mit dazu notwendiger ärztlicher Untersuchung würde ein Großteil der vermeintlich Gesunden und tatsächlich Behinderten herausgefiltert werden. Ist zwar nicht das Optimum ...
Wo wir schon beim Erbsenzählen sind: ich habe noch nie eine Ampel überfahren. Weder rote noch grüne.
38tonner gehören in die Mottenkiste oder nach England. Hier (kontinentasles Europa) und heute wird mit 40 metrischen Tonnen gefahren.
Mich würde mal das Verhalten der durchschnittlich begabten Verkehrsteilnehmer an einem "Four Way Stop" (USA, S.-Afrika, Kreuzung mit Stoppschild an jeder Straße, wer zuerst kommt fährt zuerst) interessieren. Ich vermute mal, daß davon in erster Linie die Werkstätten und Notärzte/Krankenhäuser profitieren. Ergo wird dadurch das Wirtschaftswachstum erhöht
Aku
von: Anonym
Re: Wechselseitige Schulungen :LKW und ADFC - 30.10.03 13:32
Aber Aku..
Ts Ts, wer Helmzwang fordert, denkt offensichtlich vieles irgendwie zwanghaft .
Ich denke keineswegs an Zwang, es gibt hunderte von Möglichkeiten Leute zu solchen Schulungen zu motivieren.
WENN MAN DAS WILL (und die Mittel dafür organisiert.)
Wenn schon beim Schulunterricht z.b. so'n Brummi auf'm Schulhof stehen würde ....(wieviele Tonnen auch immer)
Und ich meine auch Schulung und keine Zwangsbelehrung. Von Pädagogen durchgeführt und nicht von (TÜV)Ingenieuren oder Fahr"lehrern" die wiederum von Ingenieuren ausgebildet wurden. NIx gegen Ingenieure, aber Pädagogischen Ausbildung is' nu' mal was anderes.
Statt Menschen mit allen möglichen Gebrechen und Behinderungen auszufiltern und immer mehr vom Verkehr auszuschließen, halte ich es für sinniger den Verkehr an die vielen Menschen mit jenen Gebrechen und Zipperlein anzupassen z.b. durch deutlich veringerte Geschwindigkeiten.
Gruß vom Haus am Elbe-Radweg
Hilsi
von: Anonym
Re: Wechselseitige Schulungen :LKW und ADFC - 30.10.03 14:46
in vielen (nicht allen) Punkten stimme ich dir zu.
Mensch ohne Hilfsmittel schafft aus eigener Kraft maximal 10m/sec (kurzzeitig) = 36km/h, ergo ist der Fahrer im Auto eine totale Fehlkonstruktion, weil nicht für die erzielbaren Geschwindigkeiten geeignet.
Wer soll die Schulungen durchführen? DEKRA Akademie und Lkw Hersteller/Importeure scheinen möglich. Von Speditionsseite ist das aus versch. Gründen kaum zu realisieren.
Was würdest du machen, wenn ein Tattergreis dich/deine Frau/deine Kinder überkachelt?
Berufsbedingt sind mir einige (vermeidbare) Un-Fälle mit eheblich Leistungsgeminderten (Alter, Alk., Drogen, Übermüdung, Überforderung usw.) bekannt. Wegen der persönlichen Freiheit einzelner mussten Leute bluten.
Helm hilft nicht immer, aber oft. Mir ist kein Helmgegener bekannt, der seinen unbehelmten Kopf einer Helmtestmaschine ausgesetzt hat. Warum ?
Ich hoffe, daß irgendjemand da ist, der mich bei auftretender (wie auch immer gearteter) Beeinträchtigung daran hindert Unheil anzurichten.
Wenn jeder alles machen darf, warum dann nicht gleich Justitz und Polizei abschaffen. Stattdessen jedem sein eigener Colt - spart viel Geld. Leider hätten dann die armen Anwälte kein Geld mehr für ihre teuren Hobbies.
Aku
von: Anonym
Lüneburg; Radlerin von rechtsabiegbenden LKW über- - 31.10.03 10:12
Moin,
Heute morgen in unserer Lokalzeitung:
Lastwagen überrollt 18-Jährige, Radfahrerin war auf der Stelle tot.
"Eine 18-Jährige kam am Morgen beinem Verkerhsunfall ums Leben.
Der Fahrer eines Lastwagens (55) hatte die Radfahrerin gegen 7.30 Uhr
übersehen, als er von der Altenbrückertorstr. nach rechts in die Straße
An der Wittenberger Bahn abbog. Der LKW überrollte die junge Frau,
sie war sofort tot.
Unklar ist, ob (...) er die junge Frau im Seitenspiegel nicht wahrnam.
In diesem Zusammenhang empfehlen die Beamten Lastwagenfahrern
spezielle Spiegel, die auch den so genannten toten Winkel erfassen."
Die Radlerin fuhr auf einem Radweg! Es handelt sich um eine abzweigende Straße ohne Ampel genau zwischen zwei Groß-Ampel-Kreuzungen. (Also mit mehreren einzeln per Ampel geregelten Spuren und zsätzlichen Sonderlichtzeichen für Busse.
Die Straßeneinmündung ist ansonsten geradezu ideal übersichtlich.
Der Radweg ist abschüßig, so daß Radler locker das Tempo von LKW fahren können, die an der Vorhergehenden Kreuzung anfuhren, bzw abgebogen sind.
Eine der typischen, für Radler ultragefährlichen Situationen. (die ich weiter oben gemeint habe)
Die ideal-übesichtliche Straße und der Radweg gaukeln Sicherheit vor. Der abschüßige Radweg läßt Radler dort eher schneller fahren, als der Motorverkehr.
Deren Fahrer sind durch den morgendlichen Hauptverkehr und die Vielfalt der (LIcht) Zeichen in dem Bereich oft an der Grenze der Ihrer Konzentrationsfähigkeit.
Ortsfremde, (wie der Unglücks-Trucker) die darüberhinaus noch den richtigen Weg suchen, sind durch die vielen Sinneseindrücke
überfordert.
Die Radlerin ist wahrscheinlich einige Zeit neben dem Brummi gefahren oder kann auch, wärend er zum Abbiegen schon wieder abbremste, sehr schnell von hinten herangekommen sein.
Das Mädel hat gelernt, immer brav an 'ner Roten Ampel zu halten (auch wenn kein Outo zu sehen ist)
Und möglicherweise hat die Mama auf den "dummen Mann" (HIlsi) gezeigt, und ihn wild beschimpft,als der bei Rot einfach weiterfuhr. sowas sei Lebensgefährlich!
Es hat schon in der Grundschule gelernt, ja immer den Radweg zu benutzen, und daß das Rad funktionierendes Licht und Bremse haben muß.
Und möglicherweise hat sie auch 'nen Helm aufgehabt.
Niemand hat ihr was von der eingeschränkten Sicht der Kutscher erzählt.
Niemand vom Termindruck für die Fahrer.
Niemand vor rechts abbiegenden LKW gewarnt.
Der sichere Radweg wurde -wieder einmal- zur tödlichen Falle.
Es ist in diesem Jahr der erste tödliche Radunfall in Lüneburg.
Auf den vermeintlich gefährlichen Straßen ohne Radweg wurden keine Radler übefahren.
Gruß vom Haus am Elbe-Radweg
Hilsi
von: Andi
Re: Lüneburg; Radlerin von rechtsabiegbenden LKW über- - 31.10.03 13:27
Und wie viele Unfälle passieren (allgemein) durch sogenannte Rotlichtverstöße, die nicht nur von Radler, sondern auch von Fußgängern und Motorisierten unternommen werden ?
Für mich ist es trotz des tragischen Verkehrsunfalls immer noch kein Plädoyer für die Missachtung von Verkehrsregeln, denn warum soll ich mich als Autofahrer etwa an die Vorfahrt eines Radlers halten, der sich eh' einen Dreck um rote Ampeln schert ? (Vorsicht, war rhetorisch gemeint !) Oder warum soll ich dann als Vater meinen Kindern beibringen, an roten (Fußgänger-)Ampeln zu warten, während Du als Radler drüberbügelst.
Tut mir ehrlich gesagt leid, Hilsi, aber ich kann weder Deine Argumente für die diversen überfahrenen roten Ampeln noch den Kausalzusammenhang zwischen dem von Dir beschriebenen (wohl unanständigen) gelernten Verhalten der Getöteten und den Vorteilen Deiner Regelverstöße erkennen. Darin erkenne ich nur eine Schützenhilfe für diejenigen, die Radler sowieso für "Verkehrshindernisse" halten, die von vornerein auf Verkehrsregeln pfeifen.
Leider wird es immer wieder Unfälle geben, und leider ist die StVO immer noch zu sehr auf motorisierten Verkehr ausgelegt. Man muß nicht damit leben, man kann sehr wohl was unternehmen, um diese Mißstände zu ändern, aber aus meiner Sicht möchte ich nur folgendes dazu sagen:
1.) Regelverstöße ändern nichts !
Wenn mir eine Regel nicht passt, muß ich in einem zivilisierten Land mit einer zivilisierten Gesellschaft trotzdem mich daran halten. Auch wenn es vielleicht überspitzt klingt: Jeder Regelverstoß ist auch ein Verstoß gegen das Zusammenleben der Menschen. Warum sollte ein einziger oder eine Minderheit sich das Recht herausnehmen, Regeln nach eigenem Gutdünken zu akzeptieren oder zu ignorieren ?
2.) In einer Demokratie entscheidet immer noch die Mehrheit
Damit meine ich in diesem Fall meine Ansicht über die auf Autoverkehr ausgelegt StVO. Da es wahrscheinlich mehr Autofahrer als Radler gibt, ist diese Vorschrift (logischerweise) auch eher auf diese Zielgruppe ausgerichtet. Klar kann man sich darüber beschweren oder mehr Rücksichtnahme auf Minderheiten wie Radler und Fußgänger einfordern (was ich sowohl für legitim als auch notwendig halte), aber alles auf einem "normalen" Weg, nämlich über die entsprechenden Möglichkeiten wie ADFC oder die Wahlen. Aus Trotz einfach zu machen, was man will, halte ich weder für ein angemessenes Verhalten noch für den richtigen Weg. So was führt zur Anarchie, wenn jeder sich "sein Ding" machen würde.
Viele Grüße
Andi
von: Anonym
Re: Lüneburg; Radlerin von rechtsabiegbenden LKW über- - 31.10.03 14:19
Hallo Andi,
Deinen Beitrag finde ich außerordentlich ärgerlich. Da wird eine junge Frau überfahren und Dir fällt dazu ein , was direkt aus der Autolobby kommt, "Unfälle passieren halt". Was bitte ist an einem solchen Unfall tragisch. Tragisch bedeutet unabwendliches Schicksal. D.h. Du akzeptierst das massenhafte Sterben und zu Krüppeln gefahren werden als unabwendlichen Tribut an die Autolobby.
"Regeln verletzen bedeutet Anarchie"
O je da hat der brave Bürger Andi aber einen Schreck gekriegt, Anarchie igitt,
Ich bezweifle, daß Du weißt, wovon Du redest. Auf unseren Straßen herrscht einfach das Recht des Stärkeren.Nicht einmal die mindesten Regeln wie Geschwindigkeitsbegrenzungen, Sicherheitsabstände, Fahren auf Sicht etc. werden durch die Mehrheit der Autofahrer beachtet, aber Dir fällt nichts anderes ein als von den Opfern des Autowahns die Regeleinhaltung zu verlangen, sonst könnte ja die Anarchie ausbrechen.
" Regelverstöße ändern nichts"
Um als Radler auch nur einigermaßen sicher sich im Straßenverkehr sich zu bewegen,empfiehlt es sich ununterbrochen gegen die STVO zu verstoßen. Radwege meiden, in der Fahrbahnmitte fahren, Ampelregelungen für Radfahrer möglichst ignorieren, dann lebt man länger. Man wird dafür zwar ununterbrochen angehupt , -gepöbelt aber man lebt länger.
"In der Demokratie entscheidet immer noch die Mehrheit"
demokratische Todesurteile zum Wohle der Autolobby sind
genauso sympathisch wie diktatorische.
Gruß
Theodor
von: Kruschi
Re: Lüneburg; Radlerin von rechtsabiegbenden LKW über- - 31.10.03 16:15
Hallo Andi,
ich kann Dir nur voll zustimmen und Theodors Schriftsatz ist in meinen Augen - na sagen wir´s mal gelinde - pubertärer Quatsch und dient nun wirklich nicht dazu, die Bedingungen im Verkehrsgeschehen zu verbessern.
Ich halte mich weitgehend an die Verkehrsregeln, sowohl mit dem Auto und erst recht mit dem Rad - bin ich doch auf letzterem viel mehr gefährdet.
Theodor - Deine Kraftworte wie "Autolobby" und ähnliches sind kontraproduktiv, sie bewirken nicht, sondern polarisiern nur. Wie Andi schon schrieb - die Masse fährt Auto und wird auch in Zukunft damit fahren, ob das nun einigen Kampfradlern paßt oder nicht.
Gruß Wolfgang
von: Andi
Re: Lüneburg; Radlerin von rechtsabiegbenden LKW über- - 31.10.03 17:23
Hi Theodor,
nur um mal was klarzustellen:
"Unfälle passieren halt" habe ich nicht geschrieben. Meine ursprüngliche Aussage "Leider wird es immer wieder Unfälle geben" heißt nicht, daß ich es besonders toll finde, wenn jemand durch etwas Vermeidbares wie diese Situation zu Tode kommt. "Unfälle passieren halt" soll eher meine Resignation darüber zum Ausdruck bringen, das so was passiert. Ich wollte damit nicht sagen, daß mir der Unfall sch...egal ist, sondern daß leider immer wieder so etwas vorkommen wird, da wir nicht in perfekten Umständen auf einer perfekten Welt leben. Leider hatte ich keinen heulenden, haareraufenden und bestürzt aussehenden Jammersmilie gefunden (und auch nicht gesucht, da ich auf die Fähigkeit meiner Mitmenschen, auch eventuell nicht 100% mit meiner Meinung deckungsgleiche Meinungsäußerungen zu interpretieren).
Außerordentlich ärgerlich finde ich deine Verallgemeinerungen und persönlichen Angriffe, als da wären:
- Meine (angebliche) Akzeptanz von Toten und Verletzten als "Tribut" an die Autolobby
- Der brave Bürger Andi einen Schreck gekriegt, Anarchie igitt
- Und vor allem Deine Gleichsetzung von sogenannten diktatorischen und demokratischen Todesurteilen
Ich kann leichter damit umgehen, wenn jemand meine Ansichten und / oder meine Einstellung sachlich und mit belegbaren Argumenten kritisiert, als wenn jemand so wie Du in diesem Beitrag in die "Anarchisten-Attacke-Biker"-Kiste greift und solche Totschlagargumente bringt. Außerdem finde ich als spießiger und braver Staatsdiener und Bürger Deine Aufforderungen zu Gesetzesverstößen ("...empfiehlt es sich ununterbrochen gegen die StVO zu verstoßen") gelinde gesagt bescheuert und nicht besonders intelligent. Mit solchen Einstellungen liefern wir mal wieder nur Steilvorlagen für diejenigen, die uns Radler (wenn ich auch ein Automobillobbyist sein soll...
) als Verkehrshindernisse und regellose Rowdies sehen und dementsprechend behandelt sehen wollen.
Andi
von: Anonym
Re: Lüneburg; Radlerin von rechtsabiegbenden LKW über- - 31.10.03 19:22
Moin Andi
In der Tat finde ich die übliche "Vekehrsdressur" von Kindern geradezu unanständig. Der Begriff war mir zwar nicht eingefallen, würde ich aber voll unterschreiben.
Anstatt über wirkliche Gefahren aufzuklären, und zum eigenständigen Denken anzuregen, wird der bedinungslose Gehorsam von oft sinnlosen (rote Ampel ohne Verker) oft gefährlichen (Radwegbenutzung) Regeln gefordert.
Ich frage mich, wie groß die "kognitive Dissonanz" sein muß, um troz des ganz konkreten Beispiels, (die junge Frau ist noch mal uner der Erde) die Tatsache zu ignorieren, daß sie gestorben ist, WEIL sie sich an die Verkehrsregeln gehalten hat.
(Daß es sicher auch eine Folge tragischer Umstände war ist für mich völlig klar:)
Für Juristen ist erstmal alles kausal (ursächlich), was nicht weggedacht werden kann, ohne daß die Folge eingetreten wäre.
Die Tatsache, daß sie auf dem Radweg fuhr ist in diesem Sinne eine "Bedingung ohne die nicht".
Anders ausgedrückt. Wäre sie regelwidrig auf der Straße gefahren, wäre sie noch am Leben!
Daß sie die erste tote Radlerin in Lüneburg diesem Jahr ist kannst Du mir schon glauben.
Das wiederlegt doch eindeutig die Behauptung, daß schröckliche rotlichtüberfahrende Radler wie der HIlsi tödliche Gefahren hervorrufen.
All die vielen Hilsis und Hilsinen (und Lüneburg als Uni-Stadt hat wirklich Hunderte von denen
.)haben zu keinem einzigen tödlichen Unfall geführt.
Obs in solchem Zusammenhang andere Unfälle gab, könnte ich noch mal versuchen zu recherchieren.
Ich möchte hier auch noch mal an die Berliner Studie (wurde an anderer Stelle hier schon erwähnt) erinnern, nach der das Risiko für einen schweren Unfall au Radwegen signifikant höher ist, als auf Straßen ohne Radweg.
Gruß vom Haus am Elbe-Radweg
HIlsi
Ps hier noch'
Link zu einem Photo von der Unfallstelle (hoffe, daß der morgen noch funktioniert.
bezeichnend ist auch, daß die Polizei mit drei! Fahrzeugen den Radweg blockiert, und Radler zu ausweichen in den Outoverkehr zwingt.
von: MarieLu
Re: Lüneburg; Radlerin von rechtsabiegbenden LKW über- - 31.10.03 19:39
Hallo Hilsi,
finde ich die übliche "Vekehrsdressur" von Kindern geradezu unanständig.
....das müsstest Du mir mal erklären!
Meinst Du damit, dass man Kindern unterstellen sollte, dass sie, wie mache "Erwachsene" komplexe Verkehrsvorgänge genau so erkennen können und sich daher bewegen dürfen sollen wie und so sie mögen?
von: Anonym
Unordentlich aber intelligent - 31.10.03 20:00
Moin Andi (ich nochmal)
(...) Deine Aufforderungen zu Gesetzesverstößen ("...empfiehlt es
sich ununterbrochen gegen die StVO zu verstoßen") gelinde gesagt bescheuert und nicht besonders
intelligent.
Ich denke, genau da verwechselst Du etwas, was schon viele verwechlselt haben.
Thodors "Aufforderung" ist sicherlich unordentlich, aber sogar sehr intelligent.
Zur Verdeutlichung des Unterschiedes verweise ich auf die Sitten der Eskimo.
Die haben ihre Bezeichnung, die übersetzt "Rohfleischfresser" heißt nämlich völlig zurecht.
Es war (und ist glaube ich noch) bei denen absolut übllich rohes Robbenfleisch zu essen.
Die ordenlichen, zivilisierten Europäer fanden das wiederlich, haben dankend abgelehnt und starben reihenweise an der Scorbut.
Welche Verhaltensweise ist Intelligent?
gruß vom Haus am Elbe-Radweg
HIlsi (der schon 'n paar Fahrradverkehrsjahrzehnte überlebt hat )
von: Holger
Re: Lüneburg; Radlerin von rechtsabiegbenden LKW über- - 31.10.03 20:47
[1] Niemand hat ihr was von der eingeschränkten Sicht der Kutscher erzählt.
[2] Niemand vom Termindruck für die Fahrer.
[3] Niemand vor rechts abbiegenden LKW gewarnt.
[4] Der sichere Radweg wurde -wieder einmal- zur tödlichen Falle.
Hallo,
habe heute schon mal hierauf geantwortet, aber irgendwie vergessen, die Antwort abzuschicken, oder sie ist sonstwie verschwunden
zu 1) Woher weißt Du das? Ich habe das gelernt. Auch meine Neffen (3 und 6) lernen das. So neu ist das Phänomen toter Winkel nicht! Ich habe auch gelernt, an einer roten Ampel zu stehen und ich habe gelernt, dass trotz einer grünen Ampel Autos kommen können.
zu 2) Das tut hier (ich meine jetzt nicht den Unfall, da natürlich schon), sondern die "Verkehrserziehung"
zu 3) analog 1
zu 4) Das ist wohl wahr. Aber ich bin skeptisch, ob die entscheidenden Personen dies irgendwann auch einmal einsehen. Und was fehlt, da hast Du recht, ist das Bewusstsein, dass die Gefahr, im toten Winkel eines LKW auf dem Radweg nicht gesehen zu werden, größer ist, als auf der Straße (war diese Satzkonstruktion jetzt verständlich)?
Gruß
Holger
von: Trolliver
Re: Unordentlich aber intelligent - 31.10.03 21:02
Moin Hilsi,
auch wenn ich mich eher denen zugehörig fühle, die die Regeln nach ihren Gunsten auslegen und sich dementspechend verhalten, mag ich weder Äpfel mit Birnen vergleichen noch Pauschalurteile abgeben.
Gerade wenn Du schon die Intelligenz ins Felde führen willst, kannst Du nicht ernsthaft zu ununterbrochener Mißachtung sämtlicher Verkehrsregeln aufrufen (da hat Andi schon recht, das ist
nicht intelligent), sondern vielmehr zu Wachsamkeit und eigenverantwortlichem Halndeln, was sowohl die regelkonforme als auch die Regeln mißachtende Verhaltensweise einschließt, je nach Fall eben. Ob die Radlerin noch am Leben wäre, hätte sie nur bestimmte Regeln mißachtet, ist blanke Mutmaßung, die keinem weiterhilft. Ob ihr das Radeln auf der Straße wirklich ihr Leben gerettet hätte, erscheint bei der Sachlage (überforderter LKW-Fahrer) nicht sehr wahrscheinlich, die daraus gezogene Schlußfolgerung, immer auf der Straße zu fahren, weil man dann länger lebte, und sich auf dieses Beispiel zu beziehen, ist Demagogie.
Ich benutze auf meinen Wegen sowohl die Radwege, die Straßen als auch die Fußwege, je nach Verkehrslage und -situation. Dabei sind meine eigenen Prioritäten, heil zu bleiben und schnell voran zu kommen. Bin ich auf Nichtradwegen unterwegs, gebe ich mir Mühe, die Verkehrsteilnehmer nicht zu behindern, für die der Weg gemacht ist (läßt sich nicht immer vermeiden). Dabei gibt es viele mögliche Verkehrsituationen, die meine Aufmerksamkeit in die Höhe schnellen lassen: rechts abbiegende Motorfahrzeuge (nicht nur LKWs, die sind oft vorsichtiger als PKW-Führer!) in meiner Richtung, aus Einfahrten kommende Verkehrsteilnehmer aller Art, schlingernde Fußgänger und und und. In allen diesen Situationen versuche ich so zu fahren, daß ich im Zweifelsfall
vor der Gefahrenstelle zum Stehen kommen kann. Dafür gibt es keine Regel, schon gar keine, die die Benutzung eines bestimmten Verkehrswegs zur Maxime erhebt. Auch das halte ich für gefährlich. Gleichwohl setzt Du damit dem einen (untauglichen) Regelwerk ein anderes ebensolches entgegen.
Ich fahre auch über rote Ampeln (...), wenn weit und breit keiner kommt, aber dazu aufrufen? Schwachsinn! Stehen zu bleiben schadet ja nicht.
Wenn schon an die Intelligenz appellieren, dann bitte nur mit ebensolcher. Aus irgendwelchen zusammengekratzten Zahlen Kausalschlüsse ziehen zu wollen, sollten wir den Politikern überlassen; die ziehen sie auch nicht selber, sondern verkaufen sie nur mit sinkendem Erfolg. Wenn von Hunderten auf der Straße radelnden Lüneburgern noch keiner in diesem Jahr umgekommen ist, aber einer, der auf dem Radweg fuhr... das ist doch nicht Dein Ernst, oder?
Und auf das Beispiel mit den Inuit gehe jetzt nicht ein...
Aus vielen Deiner Posts meine ich zu lesen, daß Du Dich intelligent im Vekehr verhältst und halte Dir eine starke Betroffenheit wegen der Ereignisse zugute. Aber die Argumentationweise mag ich nicht auf dieses schwarz-weiß-Niveau sinken sehen.
Gruß an die Elbe,
von: Holger
Re: Unordentlich aber intelligent - 31.10.03 21:19
Ob ihr das Radeln auf der Straße wirklich ihr Leben gerettet hätte, erscheint bei der Sachlage (überforderter LKW-Fahrer) nicht sehr wahrscheinlich, die daraus gezogene Schlußfolgerung, immer auf der Straße zu fahren, weil man dann länger lebte, und sich auf dieses Beispiel zu beziehen, ist Demagogie.
In diesem Punkt ein (subjektiver) Widerspruch: Der tote Winkel ist natürlich immer da, egal ob man auf der Straße oder auf dem Radweg fährt. Allerdings muss der Radfahrer auf der Straße zunächst (bewusst) überholt worden. Somit ist die Wahrscheinlichkeit, wahrgenommen zu werden, schon höher, als wenn man einen Meter weiter rechts auf dem Radweg fährt.
Ob das im tragischen Beispielfall auch so gewesen wäre, kann ich natürlich nicht beurteilen, da stimme ich Dir zu.
Ansonsten versuche ich ähnlich wie Du durch den Verkehr zu kommen (es gibt schon einige Tücken, fahre täglich ca. 15 km in Frankfurt am Main). Es gibt halt Situationen, in denen ist man formal im Recht, doch wenn ich irgendeine Gefahr befürchte, dann verzichte ich halt darauf. Dafür nehme ich mir an anderer Stelle wieder Rechte, die ich formal nicht habe. Im Schnitt geht es auf, ist meine Beobachtung.
Gruß
Holger
von: Andi
Re: Unordentlich aber intelligent - 01.11.03 09:51
Also wenn hier Verkehrsunfälle mit Eskimositten verglichen werden, muß ich mich schon fragen, mit welchen Vergleichsmaßstäben hier gearbeitet wird. Für mich ist diese Diskussion leider mal wieder ein Beispiel, daß diverse Missionare (in gutem Glauben) ihre Lebensmaxime als das allein Seligmachende darstellen und für die Gegenargumente nur ein (virtuelles) Achselzucken übrig haben. Ehrlich gesagt, im Moment werden hier Äpfel nicht mit Birnen, sondern mit Steuersätzen verglichen, so entfernt ist für mich Dein Zusammenhang zwischen den bereits genannten Ereignissen.
Von mir aus könnt Ihr ja fahren, wie ihr wollt, egal ob auf oder neben Radwegen oder über rote Ampeln oder was und wie auch immer. Aber man sollte dran denken, daß man immer als "Vorbild" bzw. Vergleichsmaßstab gilt, und deshalb finde ich immer noch Deine und Theodors Aufrufe zur Mißachtung der Verkehrsregeln unintelligent.
Eine menschliche Gemeinschaft kann nur überleben, wenn es verschiedene Grundregeln gibt, die das Zusammenleben regeln. Das ist im Privatleben genau so wie im Beruf oder als Staatsbürger. Im Internet unterwirfst Du Dich ebenso den Regeln wie beim ganz normalen zwischenmenschlichen Umgang (behaupte ich mal, da ich Dich persönlich als doch recht vernünftig einschätze). Warum ? Warum hält man sich hier an Regeln, kann es etwa nicht leiden, wenn etwa ein Ausländer rassistisch angepöbelt wird, aber nimmt für sich das Recht raus, selbst zu entscheiden, welche Regeln man bricht ?
In diesem Fall dürfte man sich auch nicht über die rassistischen Hohlkörper ärgern, die vielleicht ebenso argumentieren wie ihr und deswegen normale zwischenmenschliche Anstandsregeln für uninteressant halten. Ist vielleicht ein etwas harter Vergleich, womit ich auch niemand zu nahe treten will, aber wenn man Deinen Gedanken mit der Freiheit, Regeln nach eigenem Gutdünken zu brechen, weiterdenkt, könnte man zu solchen Überlegungen kommen.
Ach, übrigens: Ich arbeite in einem Umfeld, in dem öfters mal der eine oder andere meiner "Kunden" einen unfreiwilligen Aufenthalt in den hessischen "Kurbetrieben" wegen Straßenverkehrsgefährdung, Fahren ohne Führerschein oder auch Trunkenheit im Verkehr genießt. Eventuell macht mich also mein Beruf etwas sensibler für diese Argumentationen, da der eine oder andere dieser Kunden ähnliche Argumente für sein (Fehl)Verhalten im Strassenverkehr bringt.
Viele Grüße
Andi
von: Anonym
Re: Lüneburg; Radlerin von rechtsabiegbenden LKW über- - 01.11.03 10:54
Moin Tina
Aber gerne:
Erstmal: ganz kleine Gör'n dürfen sowiso nicht ohne Aufsicht in die (Verkehrs)welt gelassen werden
Es gibt doch noch viele Farbschattierungen zwischen schwarz und weiß, ebenso, wie es z.b. viele Fahradbremsen zwischen Vorderrad-Gummiklotz und hydraulischer Scheibe "Magura-Superfein" gibt. (Hier gehts ja sonst viel um Technik
Ich finde, daß das Vermittlen von Gefahrensituationen, und die Anleitung und Ermutigung zum selbstständigen Einschätzen von Gefahren und gefährlichen Situationen viel wichtiger ist, als z..b das drillmäßige Warten an eine roten Ampel ohne Kraftverkehr.
Durch das Dringen auf "drillmäßiges" befolgen von Verkehrsregeln wird den Kindern das natürlich Gespür für Gefahrnsituationen und das vertrauen auf die eigenen Wahrnehmungen gezielt aberzogen.
Damit verhindert man, daß Kinder lernen Gefähren realistisch einzuschätzen.
Wenn weit und breit oder jedenfalls erst in riesiger Entfernung ein Outo in sicht ist, ist es in keiner Weise gefährlich, bei Ampelrot eine Straße zu queren.
Ein LKW hingegen ist tendenziell immer lebensgefärlich auch oder sogar gerade! wenn das Gör auf'm Fuß oder Radweg fährt und wenn es grün hat.
Der -nachweislich oft gefährliche- Radweg wird aber als einziger sicherer Verkehrsweg dargestellt.
Die Sache mit den rechts abbiegenden LKW gehört nicht zum Standartprogramm im Verkehrsunterricht.
Dabei muß man weder LKW verteufeln, noch Gör'n so ängstigen, daß sie beim Anblick eines Brummi anfangen zu zitern.
Man kann den Kindern einfach ganz realistisch erklären, wo der Fahrer nix sehen kann, und daß man dem abbiegenden LKW mit zwei kurzen schritten zur Seite ausweichen kann, (daß ist das eigentlich tragische an diesen Unfällen, sie wären fast immer vermeidar) bzw daß man dem LKW mit'm Rad gar nicht so nahe kommen sollte.
Das alles heißt nicht, daß ich es nicht für wichtig erachte, daß die Verkerhsregeln bekannt sind.Im Gegenteil.
Das heißt aber, daß die Gör'n lernen sollten, daß das Befolgen jener Regeln und die eigene Sicherheit zwei ganz verschiede Paar Schuhe sind.
Insofern handele ich auch mit meinem "Vorbild" als rotlichtüberfahrender Radler oder -übergeheder Fußgänger auch keineswegs Verantwortungslos, sondern ich bestätige die sowiso vorhandene -richtige- eigene Einschätzung des Kindes.
Und ich hoffe auch, daß ich da noch manche Eltern in Erklärungsnot bringe.
Gruß vom Haus am Elbe-Radweg
HIlsi
von: Beppo
Re: Brennender Asphalt ! - 01.11.03 11:47
Gebe ich doch meinen Senf auch noch hinzu:
Martina
O ja und das sind genau dieselben, die sagen man könne seine Kinder nicht mehr zur Schule laufen lassen, der Verkehr sei zu gefährlich. Ich weiss wovon ich rede, habe lange gegenüber von einer Schule gewohnt.
100% ACK. Da rege ich mich jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit auf. 500 Meter zur Schule aber der Familienspross muss mit dem Auto in die Schule gebracht werden (ist ja zu Gefährlich zu Fuss, wegen der/den Autos).
ilsi
Ich denke sehr hilfreich wären obligatorische (Nach)Schulungen und zwar wechselseitige: Also Trucker zu Schulungen durch Radfachleute von z.b. ADFC (wobei der keinseswegs das Monopol haben dürfte) und für Radler und PKW-Treiber wäre es sicher sehr hilfreich obligartorisch eine Stunde lang im Stadtverkehr auf dem Bock eines 38 tonners mitzufahren.
Ich war in meinem Leben schon mal Trucker (Holzkutscher).
Die meisten würden schon die erste(!) (rechtsliegende) Ampel Plattmachen (und alles was da sonst noch ist).
Ich fahr (fast nur noch) Rad, kenne aber die LKW, PKW, Motorradsicht sehr gut.
Vorm Motorradfahren habe ich Angst, ich will doch noch ein bisschen länger Leben, mit dem Rad sind die Reaktionszeiten um auf Fehlverhalten anderer zu reagieren länger (ausser bei Passabfahrten). Und (!) wir sind alle Menschen, ich denke dass hier im Forum einfach nur ein gewisser Menschenschlag vorhanden ist (gebildet, denken an die Umwelt, vermutlich die meisten mit FH/UNI Abschluss -> keine Umfrage bitte).
Im LKW ist dann doch das Gefühl da: ihr könnt mir doch nichts, macht Mist soviel ihr wollt, mir egal (vor allem wenn mir ein PKW entgegen kommt auf meine Spur, Grins).
In Italien (Pöbene) war es halt so, entweder bleibe ich ganz rechts und mach keine Schlenker oder ich bin ein Grabstein (anschliessend habe ich mir einen Spiegel gekauft, weil das Umdrehen verursachte einen Schlenker).
Fahrt devensiv, achtet auf den umliegenden Verkehr, versetzt auch in die
Lage der Auto-LKW-Motorradfahrer( gilt insbesondere für die Stadt, die Verletzten seid ihr nicht der PKW/LKW Lenker).
Fahrt nicht auf Gehwegen auch wenns als Radweg beschriftet ist(ausgenommen ihr seit unter 8 Jahre).
30 Jahre Radfahren ohne Fremdverschuldeten Unfall
Beppo
von: Anonym
Re: Brennender Asphalt ! - 01.11.03 12:11
Moin Beppo
ganz kurz:
Mifahren hab' ich geschrieben, nicht selber fahren.
Mir gehts darum, ein Gespür für die Situation (optisch abe auch akustisch) "des Gegenüber" zu kriegen.
Gruß vom Haus am Elbe-Radweg
Hilsi
von: Beppo
Re: Brennender Asphalt ! - 01.11.03 12:17
Sorry, das kommt davon wenn zuviel Input da ist, husch husch den Text überflogen, ganz klar mein Fehler.
Der der von allem langsam überfordert ist (Maut, MS, Rad, Programmieren, Internet, Freunde).
Auszeit!
Danke für die Korrektur
Beppo
von: Konsi
Re: Brennender Asphalt ! - 02.11.03 11:28
Hallo
30 Jahre Radfahren ohne Fremdverschuldeten Unfall
Davon hatte ich schon mehrere, allerdings waren die Unfallpartner (mit einer Ausnahme) andere Radfahrer.
Gruß
von: MarieLu
Re: Lüneburg; Radlerin von rechtsabiegbenden LKW über- - 02.11.03 15:22
Hi Hilsi!
ganz kleine Gör'n dürfen sowiso nicht ohne Aufsicht in die (Verkehrs)welt gelassen werden
Dem stimme ich grundsätzlich zu... wobei aber noch zu klären wäre, was unter "ganz kleine" zu verstehen ist...
Ich habe den Eindruck, dass Du Kindern (ich spreche hier von denen, die Verkehrsunterricht erhalten... also das dürften meines Wissens die im Vor- und Grundschulalter sein... ) Deine Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit unterstellst.
Dass Du selbst komplexe Verkehrssituationen beurteilen kannst, mag sein, aber dieses dürfte ein Kind doch ziemlich überfordern...!
Kinder lassen sich i.d.R. sehr schnell ablenken und haben auch noch kein (ausgeprägtes) Gefahrenradar.
Beobachte doch mal, wie Kinder sich verhalten, wenn sie ohne Begleitung der Eltern auf dem Weg zur/aus der Schule sind...!
Für sie ist alles interessant (Tiere, Schaufenster, andere Kinder und deren Verhalten... ) - aber eher nicht das Verkehrsgeschehen. Insbesondere nach der Schule schalten sie meistens völlig ab. Das ist zwar irgendwie verständlich, aber trotzdem Wahnsinn!
Deshalb vertrete ich die Meinung, dass man den Kindern mit der Verkehrserziehung im Interesse ihrer Sicherheit ganz bestimmt einen Gefallen tut.
Sie müssen lernen, an welchen Stellen sie möglichst gefahrlos die Straße zu überqueren haben und auch, dass eine rote Ampel sie auffordert, stehen zu bleiben... dass man an Fußgängerüberwegen die Hand raushält und wartet, bis die Fahrzeuge auch wirklich halten, auch wenn man als Fußgänger bevorrechtigt ist - und den Fußgängerweg keinesfalls auf dem Fahrrad fahrend überquert... usw.
...aber auch, dass dennoch an den als Fußgängerüberwegen besondere Gefahren von Auto- und Lkw-, aber auch Radfahrern ausgehen, die selbst unaufmerksam oder egoistisch sind...!
Klar könntest Du jetzt so argumentieren, dass die Kinder dann ja automatisch handeln und/oder gar nicht mehr darüber nachdenken, warum sie etwas tun oder vielleicht nicht tun sollten, aber wie gesagt, Kinder setzen ihre Prioritäten bzgl. Wahrnehmung und Aufmerksamkeit anders.
Und zum Schutz der Kinder sollten sich andere Verkehrsteilnehmer auf sie einstellen können. Aus dem Grund finde ich es sehr richtig, dass an Stellen, an denen Kinder i.d.R. relativ gefahrlos die Straße überqueren sollen die "gelben Füße" gemalt werden usw. Das sind dann häufig auch Stellen, an denen andere Verkehrsteilnehmer gesondert auf Kinder hingewiesen werden, an denen sie ganz besonders mit ihnen rechnen müssen.
Kinder sind sowohl als Fußgänger, als auch als Radfahrer so klein, dass sie meistens von Autos verdeckt werden. Dies ist ihnen aber in den seltensten Fällen klar.
Im letzten Herbst habe in an zwei Tagen in Zusammenarbeit mit einem hannoverschen Verkehrsverbund mit vielen Gruppen von 5-6jährigen an einem größeren Kreisel das Überqueren der Straßen geübt - und dabei fast Schweißausbrüche bekommen!!! Das waren übrigens Kinder, die überwiegend schon allein unterwegs zur Schule waren....!
Die Kinder, die diese Situationen einigermaßen bewältigt haben, konntest Du an zwei Händen abzählen!!! Ich würde mal sagen, das waren so ca. 10 bis 15 %.
Angefangen damit, dass sie gar nicht konzentriert bei der Sache sind... also auch nicht zuhören, weil irgendwo gerade eine interessantere Situation ist...
Meistens wurde vergessen, vor Fußgängerüberwegen mit den Autofahrern Blickkontakt aufzunehmen oder zu gucken, ob auch wirklich alle Autos stehen, bevor man an einer grünen Ampel die Straße überquert, dann, wenn sie dieses bedacht haben sollten, aber meistens vergessen, dass alle Fahrzeuge zwar vor Fußgängerüberwegen warten müssen - nicht aber die Schienenfahrzeuge... oder was die weißen Linien vor und hinter den Gleisen bedeuten pp.
...und wenn dann noch irgendwelche meist erwachsene "Vorbilder" ihnen vormachen, wie man's nicht machen sollte, sind sie entweder irritiert - und/oder ahmen das Verhalten nach und vernachlässigen die dadurch resultierenden Gefahren.
Du kannst mit Sicherheit die Geschwindigkeit von Fahrzeugen oder das Verhalten von anderen Verkehrsteilnehmern eher einschätzen, aber erwarte das nicht von einem Kind!
Dazu fehlt ihm einfach die Erfahrung!
Durch das Dringen auf "drillmäßiges" befolgen von Verkehrsregeln wird den Kindern das natürlich Gespür für Gefahrnsituationen und das vertrauen auf die eigenen Wahrnehmungen gezielt aberzogen.
Sehe ich nicht so! Wenn ich mit dem Kind ganz bestimmte Strecken "übe" und ihm auch ganz genau erkläre, wo und warum an bestimmten Stellen welche Gefahren lauern, kann ich eher davon ausgehen, dass das Kind anhand der Erfahrungen, die es mit diese Strecke, die es möglichst nicht überfordert sollte, weil ich sie mit ihm 'zig mal geübt habe, macht, lernt... und dieses Gelernte dann - irgendwann später - auch auf andere Situationen transferieren kann.
...nur das geht mit Sicherheit nicht von heute auf Morgen!
Mit Sicherheit lernt der Mensch irgendwann, Gefahren entsprechend einzuschätzen. Der eine früher, der andere später. Aber ich würde diese Fähigkeiten niemals einem Kind abverlangen bzw. unterstellen!
Das heißt aber, daß die Gör'n lernen sollten, daß das Befolgen jener Regeln und die eigene Sicherheit zwei ganz verschiede Paar Schuhe sind
.
Stimmt! Aber ich denke, so wird das auch in guten Verkehrsunterricht rübergebracht.
Insofern handele ich auch mit meinem "Vorbild" als rotlichtüberfahrender Radler oder -übergeheder Fußgänger auch keineswegs Verantwortungslos, sondern ich bestätige die sowiso vorhandene -richtige- eigene Einschätzung des Kindes.
...und daher verurteile ich auch die Personen, die sich - insbesondere wenn sie erkennen, dass Kinder in der Nähe sind - aus rein egoistischen Motiven über Verkehrsregeln hinwegsetzen und dadurch die Kinder verunsichern und im schlimmsten Fall hierdurch von ihrem eigentlich gelernten sicherem Verhalten abbringen!
Und ich hoffe auch, daß ich da noch manche Eltern in Erklärungsnot bringe.