Re: Radmitnahme beim 49-Euro Ticket

von: Uli

Re: Radmitnahme beim 49-Euro Ticket - 05.05.23 10:01

Zitat
Mit dem D-Ticket möchte man Menschen DAUERHAFT an den ÖV binden. Ohne Nachdenken Einsteigen und Losfahren ist Ziel. Das geht halbwegs zuverlässig nur mit dem Abo-Modell.

Das stimmt. Darüber steht aber das Ziel möglichst viele Kfz-Fahrten durch ÖPV-Fahrten zu ersetzen, Verkehrswende genannt. Für eine möglichst häufige ÖPNV-Nutzung soll mit dem D-Ticket die Umstiegshürde möglichst niedrig gelegt werden. Das schafft man aber mit der jetzigen Ausgestaltung nicht. Man erreicht mit dem D-Ticket vor allem die Leute, die heute schon ÖPNV-Vielnutzer sind. Z.B. die Menschen, die mangels Alternativen auf einen Teil ihrer Kfz-Fahrten nicht verzichten können, den anderen Teil aber gerne per Bus & Bahn erledigen würden, erreicht man aber nicht. Für diese Gruppe passt das D-Ticket nur selten und dann nutzt man das Auto doch für alle Strecken.

Das zeigt sich gut in meiner Firma: Die Bezuschussung des D-Tickets durch den AG wurde zuerst an die Bedingung geknüpft keinen Parkplatz in der Firma angemietet zu haben. Ergebnis: Nur bisherige Firmenticket-Inhaber haben D-Tickets angefordert und kein TG-Platz wurde gekündigt. Dann wurde diese Regelung gekippt, jeder AN kann das D-Ticket bezuschusst bekommen. In der ersten Woche wurden weit über einhundert Anträge für das D-Ticket gestellt, allesamt von Parkplatz-Mietern. Auch die Statistiken zur 9-Euro-Ticket-Aera und zum neuen D-Ticket passen in dieses Bild.

Ich kann die Kritik am D-Ticket nachvollziehen, die Kritik an D-Ticket-Kritikern hingegen ist m.E. oft ungerechtfertigt. Für mich ist das D-Ticket eine Mischung aus populistischer Beruhigungspille und ignorieren des status quo beim ÖPV (oder Kapitulation davor) und in meiner Beurteilung einfach ein schlechter Kompromiss. Wenn "man" eine spürbare, nachhaltige Verkehrswende einleiten möchte, dann sollten andere Dinge angepackt werden. Der rasche Ausbau hunderter Autobahn-km gehört sicher nicht dazu.

Gruß
Uli