Re: 5.Getöteter Radler in Berlin, Mahnwache 9.2.

von: BeBor

Re: 5.Getöteter Radler in Berlin, Mahnwache 9.2. - 28.02.20 12:35

In Antwort auf: Uwe Radholz
Aber vollkommen ungeachtet, wer in den Städten lebt, ist es vernünftig den automobilen Unfug zu begrenzen.

Vor wenigen Tagen war in unserem lokalem Bauernblättchen ein Bericht zu lesen, der die Vorstellung des Kreisunfallstatistik durch die Kreispolizei und den Oberkreisdirektor zum Thema hatte. Überschrift: "Jedes dritte Unfallopfer ist ein Radfahrer" (ich hoffe, das verstößt nicht bereits gegen die Zitierregel). Insgesamt gab es 753 Unfälle mit Radfahrerbeteiligung, davon ca. ein Viertel mit "E".

Ich war bei der Veranstaltung nicht zugegen, auch ist es leider nicht möglich, den Artikel hier zu verlinken, da Bezahlinhalt. Interessant fand ich allerdings die rhetorische Dramaturgie im Vortrag des OKDs, wie sie sich im Beitragstext spiegelt. Zuvörderst berichtet der Zeitungsschreiber, dass der Oberkreisdirektor "die Situation unbefriedigend fände". Als erstgenannten Grund / erstgenannte Ursache für die hohe Anzahl von Unfällen mit Radfahrerbeteiligung sieht der Oberkreisdirektor "den zunehmenden Anteil des Radverkehrs, der hier mit 40 Prozent so hoch sei wie nirgendwo sonst in Deutschland". Vielleicht nur ein tollpatschiger Fauxpas, aber die deutlich gestiegene Zahl der Radfahrer als "triftigen" Grund für steigende Unfallzahlen mit Radbeteiligung zu nennen, hat für mich Beigeschmack.

Als nächstes fällt dem OKD zur Ursachenerörterung ein, dass "die schnellen Pedelecs von Autofahrern nicht rechtzeitig gesehen würden" und direkt hinterher "seien nicht zu vergessen die Radfahrer mit Handy am Ohr und auf der falschen Straßenseite (wohl des Radweges)" und diese "seien nicht nur Opfer, sondern Mitverursacher". Und von Senioren, die auf dem Fahrrad/Pedelec häufig überfordert seien, ist weiterhin die Rede.

Von rasenden, rücksichtslosen, unaufmerksamen oder rüpeligen Kfz.-Fahrern, schlecht geplanten Verkehrführungen, zugeparkten Rad- und Fußwegen etc. oder einfach schier zu vielen Autos (statt Rädern) in den Städten des Landkreises gibts an dieser Stelle kein Wort. Erst viel später im Beitrag ein Hinweis, dass in Zukunft mehr Tempokontrollen und mehr Kontrollen an Kreisverkehren erfolgen sollen.

Man muss - ohne dass es im Beitrag steht - wissen, dass fast alle größeren Städte im Kreis große Probleme mit ihrem Einzelhandel haben. Zum einem wohl wegen der Verlagerung von Umsätzen zum Onlinehandel, desweiteren, weil die "interessanteren" neuen Konsum- und Erlebnisparadiese in gut erreichbare Nachbarschaft (Oberhausen, Essen, auch Bocholt) massiv Publikum abziehen. Die Händler in den "toten" Orten trommeln seit Jahren dafür, das die Verwaltung(en) unbedingt für mehr Auto-Parkraum und bessere Zuwegungen sorgen müsse. Die sehen offenbar ihre Überlebenschance nur darin, dass der potentielle Käufer bis vor die Ladentür fahren können soll.

Bernd