Re: 5.Getöteter Radler in Berlin, Mahnwache 9.2.

von: Behördenrad

Re: 5.Getöteter Radler in Berlin, Mahnwache 9.2. - 27.02.20 07:04

In Antwort auf: BaB
.... aber wie viele Tote braucht es denn noch, bis Maßnahmen ergriffen werden?
Man sollte einen getöteten Radfahrer jetzt nicht überdramatisieren. In 2018 gab es in B ca. 36.000 Sterbefälle, davon gut 800 Unfalltote, davon 45 Tote bei Verkehrsunfällen, davon 11 Radfahrer. Die Zahl der Selbstmorde (behördlich "vorsätzliche Selbstbeschädigung") ist um ca. ein 10-faches höher als die durch Verkehrsunfall allgemein getöteten. In der Todesursachen-Statistik steht Radfahren also weit abgeschlagen auf dem letzten Platz.
Für eine sachliche Diskussion sollte man diese Relationen eben nicht übersehen.
Wenn Berlin also tatsächlich Maßnahmen gegen die vielen Toten ergreifen soll, kämen als erstes Maßnahmen der Unfallverhütung allgemein, und dann Prävention gegen Selbstmord an zweiter Stelle.

Jeder Tote ist gleich viel Wert - egal, ob bei der Geburt gestorbenes Kind, Rentner nach Treppensturz, ein vom Gerüst gefallener Billiglöhner aus Bulgarien - die sind alle Opfer "der jeweiligen Umstände". Und Verkehrstote werden gesellschaftlich eben als "Preis der Freiheit" akzeptiert . Warum wohl geht da keiner auf eine Mahnwache - ca. 200 Teilnehmer in einer 3,7-Mio-Stadt ist statistisch gesehen "keiner". Hätte diese Gesellschaft tatsächlich ein Problem mit Verkehrstoten (nicht nur Radfahrern) - die halbe Republik müsste täglich mit mehreren groß angelegten Mahnwachen lahmgelegt sein.

In Antwort auf: BaB
Ich denke, wir haben die Argumente auf unserer Seite, ....
Das sagen die 47 Mio Autobesitzer und die KFZ- und Mineralöl-Lobby auch. Rate mal, wer die besseren Argumente hat - so von wegen Arbeitsplätze und Wohlstand?

In Antwort auf: BaB
Aber muss jeder Mensch mit seinem SUV für jeden kleinen Weg mit dem Auto fahren und darf überall kostenfreie Parkplätze auch mitten in der Großstadt erwarten?
Unsere Rechtslage erlaubt das. Ändere die passenden Gesetze (Erwerb von Eigentum (KFZ) beschränken, Nutzung öffentlicher Flächen zum Bewegen und Abstellen von Privatgegenständen (KFZ) einschränken, freie Wahl der Mobilitätsart einschränken, etc.) und ich bin da sofort dabei. Den Weg, Radfahrer als "Kanonenfutter gegen den KFZ-Wahn" einfach mehr Straßenraum zu geben (in dem sie nicht mehr geschützt sind als bisher - es sei denn, man grenzt die Radspuren mit Panzersperren gegen die KFZ-Spuren ab), damit die Autofahrer "es merken", halte ich prinzipiell für eine Kriegserklärung - aber nicht für eine echte Lösung.
In Antwort auf: BaB
Eine "Fahrspur" dient derzeit nur zum Parken von Autos, für die momentan keine weitere Verwendung besteht ....
Die (vorgesehene / geduldete Verwendung dieses seitlichen Fahrbahnraums ist eben das Abstellen von KFZ. Wie gesagt: Ändere die passenden Gesetze (Du wirst erstaunt sein, wie viele da eine Rolle spielen) und dem steht nichts im Weg.

In Antwort auf: BaB
Und ich verspreche dir: Wenn es eine separate Fahrspur nur für Radfahrer geben würde, würden die Zahl der Radfahrer sofort nach oben schnellen, denn sonderlich attraktiv zum Fahren ist die Straße derzeit nicht.
Gilt dann aber nur für die Radfahrer in eben dieser Straße, die dort wohnen, ihre Arbeit haben, KiTa und Schule vor Ort sind, etc. Was machen die anderen, die weiter müssen wie nur Kantstraße auf und ab? Oder das Stück Tempelhofer.... Wobei dort aus der Erkenntnis auch erstmal eine Umsetzung derselben werden muss - das kann dauern.

In Antwort auf: BaB
In Antwort auf: Behördenrad
Sie möchten es "jetzt - spätestens aber morgen". In 20 - 30 Jahren, wenn die vielen, vielen, vielen weiteren Bausteine...
Hilf mir bitte auf die Sprünge: Welche "vielen, vielen, vielen weiteren Bausteine"? Und bei diesen vielen "vielen" erwarte ich aber jetzt auch eine einige Seiten lange Liste. listig Irgendwie klingt das gerade für mich auch wie "kompromisslose Maximalforderungen".
  • Allein die zig Kilometer Berliner Straßen Fahrrad-gerecht umzugestalten, dürfte diese Stadt mit tausenden Baustellen und über viele Jahre beschäftigen. Damit bekommt man dann aber nur die Leute zusätzlich aufs Rad, die so im Umkreis von drei bis fünf Kilometer alles um sich herum haben (Wohnung, Arbeitsstelle, Kita, Schulen, Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten, etc.)
  • Für jede neue Wohnsiedlung sind Radverkehrs- und ÖPNV-Anschlüsse mit zu planen und zu bauen, bevor überhaupt eine Wohnung gebaut werden darf (damit das Fahrrad / der ÖPNV überhaupt eine Alternative ist) (Gesetz!)
  • Es dürfen in solche Wohnungen dann nur Leute einziehen, die in Fahrrad-/ÖPNV-zumutbarer Entfernung "alles um sich herum" nachweisen können (Gesetz!).
  • Firmen / Behörden müssen "gezwungen" werden (Gesetz!), angemessenen Fahrradabstellanlagen einzurichten (witterungsgeschützt, Diebstahl- und Vandalen-sicher), damit man nach der Arbeit sein Rad auch wieder findet
  • Firmen / Behörden müssen "gezwungen" werden (Gesetz!), Dusch- und Umkleidemöglichkeiten in ausreichender Zahl vorzuhalten (wer will schon bei 35°C ohne Klimaanlage vom Fahrrad steigen und den ganzen Tag die Kollegen zumüffeln)
  • Öffentliche / private Tiefgaragenanlagen für KFZ sind in Fahrradgaragen umzuwidmen (Gesetz!), damit für die dann erheblich gestiegenen Radfahrerzahlen auch Stellplätze vorhanden sind. Auch Berlin hat, was echte Fahrradstellplätze betrifft, ja durchaus noch Entwicklungspotenzial.
  • Wer im Berliner Stadtgebiet wohnt und arbeitet, darf kein KFZ zulassen (braucht er ja nicht, kann ja Fahrrad oder ÖPNV nutzen) (Gesetz!).


Da der KFZ-Bestand in Berlin weiterhin wächst, wegen Gentrifizierung immer mehr Leute "weiter raus ziehen" müssen (ohne dass ihre Arbeitstelle mitgeht), immer mehr Einpendler in die Stadt unterwegs sind, die Straßen im Stadtgebiet aber nicht mehr werden, ist es mit ein paar weiße Linien und Fahrradsymbole auf die Straße malen, eben bei weitem nicht getan......