Re: Kocher für den "Einstieg"

von: amichelic

Re: Kocher für den "Einstieg" - 04.01.23 09:13

Hallo Bettina,

zu welcher Jahreszeit möchtest Du denn unterwegs sein, bzw. bei welchen Temperaturen willst Du kochen?

Gas geht gut ab so 5-10 Grad. Unterhalb hast Du das Problem, dass Gaskartuschen zum Großteil mit Butan bzw. Isobutan befüllt sind. Butan hat Siedepunkt um die 0 Grad, Isobutan etwas darunter. Wenn die Kartusche zu kalt ist, verdampft dann der Butan-/Isobutan-Anteil nicht mehr, und Du verbrauchst nur mehr den Propan-Anteil. Das geht bei einer vollen Kartusche noch gut, aber das Propan ist bald mal draussen, und dann bleibt nur mehr flüssiges Butan über, das nicht mehr aus der Kartusche raus will.

Den Einsatzbereich von Gas kann man etwas nach unten vergrößern, wenn man einen Schlauchkocher mit Vorheizrohr verwendet: die Kartusche wird mit einem Schlauch angeschlossen und dann kopfüber verwendet, sodaß der Gasanteil in der Kartusche die Flüssigkeit in den Schlauch drückt. Das Gasrohr zum Brenner wird in einer Schlaufe durch die Flamme geführt, hier verdampft dann das Gas und kann gut verbrennen. Zum Anzünden muss die Kartusche erst mal aufrecht stehen, bis das Vorheizrohr warm ist. Z.B. Primus Express Spider, MSR WindPro II oder Gaseinsatz für Trangia (== Primus EasyFuel mit anderer Halterung)

Gas ist wohl der Brennstoff, der am saubersten zu hantieren ist. Dafür sind die Kartuschen nicht ganz so leicht erhältlich, und etwas sperrig bzw. nicht ganz leicht. Nicht ganz leere Gaskartuschen sind über Zeit auch lästig.

Spiritus: kann auch bei dezenten Minusgraden verwendet werden, braucht da aber auch eine Vorwärmung. Kriegst Du z.B. beim Trangia-Kochsystem dazu. Der Brenner hält sich im Betrieb selbst warm, da stören dann Minusgrade nicht mehr. Bei Spiritus: Vorsicht! Brenner vor dem Nachfüllen immer auskühlen lassen. Einen heissen Brenner nachzufüllen erzeugt gelegentlich ein (eher ungesundes) Flammeninferno, weil der Brenner wegen der fast unsichtbaren Alkoholflamme immer noch brennt und der Spritus beim Nachfüllen spontan verdampft. Spiritus kann in manchen Ländern (v.a. muslimische) schwierig zu bekommen sein. Der Energiegehalt von Spiritus ist vergleichsweise gering, die Brenner sind oft merkbar schwächer als Gas/Benzin. Dafür ist der eigentliche Brenner oft sehr leicht.

Benzin: funktioniert auch bei ernsthaften Minusgraden noch, sind die schwersten Kocher, und mit am meisten Patzerei verbunden. Benzin muss auch verdampft werden um zu brennen, dazu braucht es eine Brennstoffflasche mit Pumpe. Der Brenner hat dann auch so eine Vorrichtung wo die Treibstoffleitung in der Flamme erhitzt wird. Das würde ich nur wählen, wenn mit Minusgraden zu rechnen ist, und/oder ernsthafte Kocherei ansteht. Benzinkocher sind oft (Prallblechkocher) sehr laut.

Windschutz ist bei allen Treibstoffen wichtig. Manche Kochsysteme/Brenner habens integriert, bei anderen muss man selber dafür sorgen.


Für hin und wieder, könnte ein System a la JetBoil oder Primus Lite Stove interessant sein. Aufschraubkocher mit relativ windgeschützter Flamme, und dazupassender Topf. Trangia mit Gaseinsatz könnte auch eine Idee sein, ist aber nicht gerade leicht.

Zum Trangia mit Gaseinsatz: laut Anleitung darf er nur mehr stehender Kartusche benützt werden. Wenn man das Hitzeschutzblech von Brenner abnimmt (Kopf abschrauben) funktioniert er aber auch leidlich mit umgedrehter Kartusche (verwende ihn selbst regelmässig so). Man braucht halt irgendeine Halterung für die Kartusche (2 Steine, …), weil der Regler verhindert, dass die Kartusche stehen bleibt. Den Spiritusbrenner habe ich selber auch, steht aber unbenutzt im Keller.

Zum Gasverbrauch: wenn meine Familie (4 Pers) einmal Essen macht, gehen normal so 40-50g drauf. Für alleine was warm machen bzw. einen halben Liter Wasser für Tee/Kaffee zu erhitzen, kannst Du wohl so 15-20g pro Kochvorgang rechnen (probier das aber selber auch aus). Wenn Du die volle Kartusche wiegst, kannst Du Dir ausrechnen, wieviel die Kartusche selber wiegt, und später nachwiegen, wieviel Gas noch in der Kartusche drinnen ist.


Lg,
Adalbert