Re: Welches Zelt für Radreisen ?

von: irg

Re: Welches Zelt für Radreisen ? - 07.12.20 08:15

Da gebe ich dir vollkommen recht! Dennoch ist manches nicht ganz einfach.

Ich weiß nicht, ob du dich an solche mageren Zeiten erinnern kannst, ich kann es. In Ungarn haben wir vor dem Fall des Eisernen Vorhangs radreisende Ostdeutsche getroffen, die Maiskolben gestohlen haben, um nicht zu hungern. Ich habe in 5 Wochen Griechenland mit 3000km und vielen Höhenmetern v.a. von (immer redlich bezahltem) Salat aus Tomaten, Gurken und Zwiebeln gelebt, dazu Brot und der billigste Käse. Das war es schon so ziemlich. Ich habe mich am Ende der Tour vollkommen ausgezutzelt gefühlt.

Dabei hatte ich schon davor gespart, so gut ich konnte: Packtaschen teilweise im Eigenbau hergestellt, das Rad, natürlich ein gebrauchtes, selbst umgebaut und mit heute ziemlich armseligen Teilen aufgerüstet, usw. Das Zelt war ein altes mit mäßiger Dichtheit und elend schwer. Bei einem schweren Defekt am Rad hätte ich es wohl stehen lassen müssen und nach Hause autostoppen müssen.

Ich beschwere mich nicht, und ich bin auch nicht stolz auf diese Reise. Ich bin nur froh, dass ich sie trotz aller Widrigkeiten gemacht habe. Denn ich hatte nur ein paar Jahre für solche Reisen, auch wenn ich das damals natürlich nicht gewusst habe. Aber damals habe erlebt, wie es sich anfühlt, wenn einem so eine (für andere lächerliche) Summe von 200€ fehlt. Das kann viel ausmachen.

Bei Jungen kann man relativ leicht argumentieren, dass sie halt mehr arbeiten und sparen sollen, oder ein paar Jahre warten. Wenn ich mir die Altersarmut anschaue, die viele trifft, getraue ich mich nicht, jemanden zu verurteilen, der trotz Armut mit billigster Ausrüstung seine Reisen macht, anstatt zu Hause Trübsal zu blasen.

lg!
georg