Re: Track type

von: Gravelbiker_Berlin

Re: Track type - 30.01.23 11:31

Hallo Martin, ich glaub auch, dass ich die Profile nicht so schnell editieren werde, sondern mir überhaupt erst mal angucken werde, was da so eingetragen ist. Ich denke auch, wenn es die Datenlage nicht hergibt, also viele Wege noch nicht klassifiziert sind, dann hat es ja auch nur begrenzt Wert, mit den Profilen zu spielen.

Den Weg dieser Berliner Gravelbike-BRouter-Variante finde ich irgendwie besser, sich gleich auf der Karte anzeigen zu lassen, was einen interessiert (in dem Fall Kieswege).

Mit der Verkehrsdichte und den Stoßzeiten, da hast Du natürlich recht. Aber selbst das würde man ja bei einer integralen Verkehrsdichte zumindest ein bißchen sehen, eine Straße, wo zu Stoßzeiten sehr viele Autos unterwegs sind, kann ja nicht im Mittel über 24h als völlig verkehrsarm klassifiziert sein.
Man hat das auch nicht nur in der großen Stadt (aber da ist es natürlich besonders schlimm), ich habe das auch schon auf Radtouren in kleinen Städten oder gar Dörfern erlebt. Wenn da am Rand des Ortes ein großes Werk ist und es ist grad Schichtwechsel, dann ergießen sich auch plötzlich jede Menge Autos in die sonst völlig verkehrsarme Straße.
Und ein anderes Problem sind verkehrsarme Straßen in der Nähe von Autobahnen. Da kann sich auch plötzlich bei Stau auf der Autobahn ganz dichter Verkehr entwickeln (so erlebt auf dem Radweg Euregio Egrensis in Nähe A9).

Das ist natürlich alles richtig, aber andererseits, wenn man nicht nur auf Wald- und Feldwegen unterwegs sein will, ist die Verkehrsdichte ja nun mal das wichtigste Problem, für mich jedenfalls. Und damit auch der größte bisherige blinde Fleck solcher Programme wie BRouter oder Bikerouter, denn ich brauche ja gar nicht mit solchen Profilen wie verkehrsarm rumzuspielen, wenn die Daten sowieso nicht vorliegen.
Wenn es stündlich erhobene Daten für Verkehrsdichte auch für schwach befahrene Straßen gäbe, dann gäbe es schon irgendwelche Programmierer, die solche Daten in Routing-Programmen nutzbar machen würden, aber es gibt eben die Daten einfach nicht.

Ich habe diesbezüglich auch schon viel gegoogelt. Es gibt tatsächlich (rund um Berlin) sogar ein paar Daten zur Verkehrsdichte, sogar Karten findet man, wenn man lange sucht. An diesen sieht man aber, dass Verkehrszählungen bisher nur an dicht befahrenen Bundesstraßen gemacht werden. Der Hintergrund der Verkehrsverwaltungen ist wohl, herauszufinden, auf welchen Straßen Staus drohen. Nicht aber, wo Radfahrer eventuell ungestört langfahren könnten.
Solche Verkehrsdichte-Karten, die ich im Internet gefunden habe, sind also höchstens als Negativ-Informationen für den Radfahrer nützlich, um extrem verkehrsreiche Straßen zu identifizieren, wo man keinesfalls lang radeln sollte. Diesen Straßen sieht man das aber vermutlich auch schon auf dem Verkehrsatlas an.

Verkehrszählungen für den Bedarf des Radverkehrs, das scheinen Verkehrsverwaltungen bisher nicht zu machen. Obwohl ich mir vorstellen könnte, dass man das sogar lokal tut, um zu entscheiden, wo ein strassenbegleitender Radweg gebaut wird und wo das nicht nötig ist, aber an solche Daten kommt man dann nicht über Internet-Recherchen ran.

Irgendwann, wenn man sehr viel auf Straßen gefahren ist (also z.B. der "hardcore Rennradfahrer") hat man eine gewisse Erfahrung, wo wenig Verkehr ist, aber ich will mich eigentlich nicht so lange dem Verkehr aussetzen, bis ich diese Erfahrung selbst gemacht habe, ich will sozusagen einen short cut finden.
Bisher helfe ich mir mit Karten zur Einwohnerdichte, die man im Internet finden kann (leider keine wirklich guten Karten). Weitflächig dünnbesiedelte Gebiete, die deindustrialisiert sind (wie der Osten Deutschlands), oder nie industrialisiert waren, und in denen es kaum Tourismus gibt, dort gibt es wenig Verkehr. Aber selbst da muss man aufpassen. Es gibt zum Beispiel in der Nähe von Berlin ziemlich dünnbesiedelte Ecken, wie man solchen Karten entnehmen kann. Aber die Großstadt strahlt ziemlich stark aus. Der Radius ist mindestens 80km, von der Stadtgrenze aus gemessen. Man müßte also Karten haben, die sowohl die Einwohnerdichte als auch die Ausstrahlung von Ballungsräumen berücksichtigen. Und dann auch noch den Tourismus anzeigen. Denn die Mecklenburger Seenplatte ist laut Karte dünnbesiedelt. Trotzdem ist da im Sommer viel Verkehr, wegen Tourismus. Solche digitalen Karten gibt es aber nicht, oder ich hab es nicht gefunden. Am Ende bleiben dann vermutlich auch kaum noch Zonen übrig, wo es wirklich flächendeckend wenig Verkehr gibt.
Aber die Erfahrung, anhand der Karte zu sehen, welche Straße wenig Verkehr hat, die habe ich nur bedingt. Man kann sich in beide Richtungen irren. Oft dachte ich, da ist bestimmt einiger Verkehr und dann war es ziemlich verkehrsarm. Aber oft sah eine Straße auf dem Atlas auch klein und unbedeutend aus, und dann war viel mehr Verkehr als erwartet.

Gäbe es ein geschlossenes Kieswege-Netz, dann würde ich das vermutlich nutzen anstatt Autostraßen zu radeln. Aber wie man sehr schnell auf dieser CSV (so hieß die Gravelvariante von BRouter-glaub ich) Webseite sieht, ist das Netz eben nicht geschlossen. Die Kieswege hören oft mitten im Wald plötzlich auf, die Erfahrung hab ich auch schon gemacht.
Ich müsste nur mal auf mein Gravelbike 40mm Reifen (oder noch dicker) raufziehen, dann wäre das Problem vielleicht schon halb entschärft, aber dazu konnte ich mich bisher noch nicht durchringen.


Man muss auch noch eines sagen: Das Ganze ist ein Ostdeutschland-Problem (und sicher auch Ost-Europa). Denn wenn man sich mal die Opencyclemap anschaut, dann ist die Dichte von Radrouten in Westdeutschland viel größer als in Ostdeutschland. Ob die dann alle was taugen, ist sicherlich 'ne andere Frage. Aber es gibt wenigstens erst mal welche. In Ostdeutschland gibt es viele Gebiete, da sieht es ziemlich mau aus, da gibt es weite Flächen mit kaum einer in CyclOSM angezeigten Radroute.

Und Großstädte wie Berlin und Budapest sind doch ohnehin hoffnunglos, Budapest ist sicherlich noch schlimmer als Berlin. Ich habe hier aufgegeben, verkehrsarme Routen durch die Stadt zu finden. Ich habe zwei Routen aus der Stadt raus, die halbwegs gehen und fahre nur noch die, ich probiere hier nicht mehr weiter herum. Die Devise ist, auf kürzestem (und verkehrsfreien) Weg aus der Stadt raus, auch wenn das bedeutet, dass ich immer in die gleiche Richtung in's Umland raus fahre.
Grüße
Christoph