Re: Sieben-Flüsse-Tour

von: Fricka

Re: Sieben-Flüsse-Tour - 29.11.12 08:11

18.8.2011 Ruhetag in Prag

Wir schlafen uns aus, frühstücken vorne am Hauptgebäude. Es gibt dort Kochplatten, so dass wir uns endlich mal Kaffee kochen können. Wir waschen unsere Wäsche und hängen sie an die Leinen in der Sonne. Am späten Vormittag fahren wir mit den unbeladenen Rädern in die Stadt. Irgendwie rüber über die Fläche innerhalb der Moldau-Schleife. Dann über die Brücke Richtung Innenstadt. Wir erreichen sie über das Judenviertel. Prag ist groß. Viele Häuser sind renoviert. Es gibt unendlich viele Jugendstil-Fassaden. Es ist heiß. Wir machen uns erst einmal auf die Suche nach einem Supermarkt, um die Wasserflaschen zu ersetzen.

Danach kommen wir auf den Altstädter Ring am Rathaus. Es sind unglaublich viele Menschen unterwegs. An diversen Buden wird gegrillt. Es riecht so gut, dass wir nicht widerstehen können und in der prallen Sonne erst einmal einen Fleischspieß essen. Wir schieben unsere Räder eine lange Runde durch die Altstadtgassen und landen schließlich am Aufstieg zur Karlsbrücke. Hier ist es so voll, dass wir sie in einem Eingang anschließen und zu Fuß weitergehen. Die Brücke ist schön, wenn auch nicht mehr sehr original, was an den vielen Überschwemmungen liegt. Oben drauf hat man eine schöne Aussicht auf die Türme an beiden Seiten und auch sonst auf die Stadt. Dazu gibt es jede Menge Andenkenverkäufer und Musik. So eine Art Dauer-Straßenfest scheint hier stattzufinden.

Wir kehren erst einmal um und laufen eine weitere Runde um die Altstadt. Wir besichtigen das Gemeinde-Haus in seiner Jugendstil-Pracht. Der Smetana-Saal ist zwar wegen Renovierung nicht zugänglich, aber die anderen Räumlichkeiten sind sehr eindrucksvoll. Alles ist noch im Original erhalten. Danach statten wir verschiedenen Kirchen einen Besuch ab. Die Bänke sind abgesperrt. Sitz-Besichtigungen sind offensichtlich nicht erwünscht. Das macht irgendwie einen sehr ungastlichen, ungemütlichen Eindruck. Überall werden am Abend Konzerte angeboten.

Gegen Abend überqueren wir die Karlsbrücke und schieben drüben unsere wiedereingesammelten Räder den Berg hinauf in Richtung Kloster Strachov. Dort soll es einen Biergarten geben, wo selbst gebrautes Bier ausgeschenkt wird. Es geht gewaltig hoch. Oben vor dem Strachov-Kloster finden wir tatsächlich einen Biergarten. Über Prag geht die Sonne unter. Man hat eine phantastische Aussicht. Allerdings gibt es internationale Küche und das übliche Bier. Alles zu Höchstpreisen. Hier wollen wir nichts essen. Wir genießen eine Weile die Aussicht und gehen dann weiter. Tatsächlich gibt es um die Ecke doch noch den versprochenen Biergarten mit böhmischer Küche und St. Norbert-Bier. Man sitzt drinnen und draußen an langen Holztischen. Sozusagen direkt in der Brauerei, dafür ohne Aussicht.

Unseren Rückweg suchen wir uns über den Hradschin direkt nach Troja zum Campingplatz. Der Hradschin liegt einsam angestrahlt da. Wir schieben unsere Räder über die verschiedenen Höfe bis zur Goldgasse. An verschiedenen Stellen gibt es Ausblicke über Prag. Einige wenige Menschen sind ebenfalls hier unterwegs. Der Veitsdom steht ruhig da. Wir genießen den unverstellten Anblick der Baudenkmäler. Am Ende kommen wir nicht mehr weiter und kehren zum Eingang zurück. Nun fahren wir auf der stadtabgewandten Seite des Hügels entlang. Wenn wir auf der richtigen Seite herunterfahren, müssten wir direkt nach Troja kommen. So ganz klappt das nicht. Aber schließlich stehen wir doch müde vor dem abgeschlossenen Tor. Glücklicherweise schließt man uns noch auf.

19.8.2011 Prag 47,2 km

Unsere Wäsche ist leider wieder nass geregnet, so dass wir nun doch den Trockner anmieten müssen. Wir frühstücken in Ruhe und holen uns Tisch und Stühle von einer anderen Parzelle an unser Zelt.

Wir versuchen, den Weg durch die Parkanlagen sozusagen hinten herum auf den Hradschin zu finden und kommen tatsächlich wieder an der Stelle an, wo wir gestern die Burg verlassen haben. Jetzt am Tage wimmelt es nur so von Menschen. Wir ketten unsere Räder in einer ruhigen Ecke an, kaufen uns für Tschechien ungewohnt teure Tickets und gehen zunächst in den Veitsdom. Es gibt strenge Kontrollen. Die Bänke sind abgesperrt. Auch hier ist keine Sitz-Besichtigung erwünscht. Man wird durchgeschoben wie durch ein Museum. Der Dom ist riesig, und prunkvoll ausgestattet. Besonders klotzig prunkt die Grabdekoration des Heiligen Nepomuk. Irgendwie schon zuviel des Guten. Die Wenzelskapelle ist wegen Bauarbeiten geschlossen.

Als nächstes laufen wir durch die Königsburg. Es gibt Reitertreppen, einen großen Saal mit einem sehr interessanten Gewölbe, in dem heutzutage der tschechische Präsident gewählt wird. Und die berühmten Fenster für den Prager Fenstersturz. Es geht ziemlich tief runter. In einem Raum stehen historische Grundbücher. Und die Wenzelskrone ist auch zu besichtigen.

Sehr eindrucksvoll ist die romanische St. Georgs-Basilika hinter dem Dom. Noch ein Stückchen weiter die Goldgasse, die nun, am Tage, auch Eintritt kostet und gar nicht mehr so romantisch ist, wie sie es in der Nacht war. Nun befindet sich hier ein Andenkenladen neben dem anderen.

Wir beschließen, über den Loreto-Platz zum Kloster Strachov zu fahren und dort noch einmal einzukehren. Kaum haben wir das Loreto-Kloster betreten, bricht ein unglaubliches Gewitter los. Es schüttet dermaßen, dass wir ziemlich lange bleiben müssen. Zusammen mit vielen anderen Zufalls-Langzeit-Gästen. So kommt es, dass das Kloster Strachov schon geschlossen hat. Wir gehen essen und kurven anschließend am waldigen Hang entlang abwärts. Die Wege sind ausgewaschen und voller heruntergewehter Äste. Wir begegnen der Zahnradbahn.

Nach Überquerung der Moldau fahren wir am Ufer entlang bis zu Fred and Ginger, dem Gehry-Bau. Der sieht von weitem besser aus als aus der Nähe. Die Details sind nicht besonders gut ausgeführt. Weiter geht es zum Wenzelsplatz. Irgendwie fahren wir dreimal im Kreis bis wir ihn endlich gefunden haben. Unter der Wenzelsstatue steht ein einsamer Protestler mit umgebundenem Protestplakat. Damit die Touristen was fotografieren können. Wir folgen dem Platz abwärts und sehen uns die Jugendstil-Hotels an. All die schönen Details sehen noch völlig naturbelassen aus. Besonders frequentiert sehen die zugehörigen Bars nicht aus. Aber schön.

Es geht zurück durch die Altstadt in Richtung Judenviertel. Der Friedhof hat leider schon geschlossen und ist von hohen Mauern umgeben. Juden mit Schläfenlocken eilen zu den Synagogen, jetzt am Freitag abend. Teilweise müssen sie durch ein fotografierendes Touristen-Spalier. Wir würden jetzt gerne essen gehen. Möglichst böhmisch. Es gibt aber nur jede Menge Pizzerias, Chinesen, Döner und was weiß ich. Das einzige böhmische Lokal ist auf Jahre hinaus ausgebucht. Da es schon spät ist, kehren wir heim. Kurz vor dem Campingplatz versuchen wir, in einem kleinen Supermarkt etwas zu essen zu finden. Viel ist dort nicht zu finden. Aber es reicht für ein Picknick am Zelt. Morgen wollen wir weiter….genug Großstadt.