Re: Frühling in Süd-Spanien 2022

von: Britta

Re: Frühling in Süd-Spanien 2022 - 14.05.22 18:42

Teil 2:

Tag 12: weiter in die Sierra Nevada 61 km

Inzwischen sind wir wieder auf dem Altravesur-Track unterwegs. Das Tal, das vor uns liegt, ist stark landwirtschaftlich geprägt. Viele Felder und dazu ein großer Solarpark und Windpark.





In großen Schritten nähern wir uns jetzt den Bergen. Am Anfang der Passstraße liegt Calahorra. Gute Gelegenheit, noch mal ein Tostada zu essen und den Lebensmittelvorrat aufzustocken. Von hier geht die Passstraße A-337 über den Puerto de la Ragua nach Süden. Unser Track zweigt zum Örtchen Ferreira ab, und geht dann als Wanderroute über den Berg. Im Café philosophieren wir, was wohl die bessere Route ist: moderate Steigung auf Asphaltstraße mit Autos oder lieber Piste mit kürzerem, aber steilerem Anstieg.



Wir tendieren beide zu der Pistenvariante und so führt uns der Weg erstmal nach Ferreira.



Aus dem Ort raus ist zunächst noch fröhliches Fahren:



Allerdings gibt’s schon wenig später erste Verwirrung. Im Prinzip gibt es hier zwei Möglichkeiten: dem Weg direkt zu folgen – das ist hier der mit dem kleinen Pfosten gut markierte Wanderweg rechts neben dem Bächlein:



Oder parallel dazu durch einen kleinen Flusslauf zu schieben. Bernd wählt Variante 1, ich Variante 2 und wenig später treffen wir uns wieder.



Da danach wieder ein Fahrweg auftaucht, der auch schön zu fahren ist, sind wir guter Dinge und beglückwünschen uns zu der Entscheidung, nicht die Straße genommen zu haben.



Allerdings nehmen die Widrigkeiten langsam zu – zunächst müssen wir über einen Zaun auf eine Wiese ausweichen, weil der Weg nicht mehr begehbar ist.



Dann liegt ein Baum quer auf dem Weg:



Und irgendwann kommt zu dem immer dichter werdenden Dornenbewuchs auch eine immer steilere Steigung.





Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen und es geht nur noch Meter für Meter voran. Dieser gut 3 Kilometer lange Abschnitt dürfte uns so etwa 3 Stunden gekostet haben. Aber tatsächlich findet sich in all dem Gestrüpp immer mal wieder eine Markierung – im Prinzip sind wir also schon richtig. Tatsächlich erreichen wir gegen Vier am Nachmittag dann eine Anhöhe und treffen wieder auf einen breiten Fahrweg. Der Blick zurück zeigt, dass wir doch ganz ordentlich Höhenmeter gemacht haben.



Da das Experimentier-Pensum für heute erstmal erfüllt ist, verlassen wir den Track und folgen dem Fahrweg zur Straße. Da kurbeln wir dann ganz entspannt die letzten 6 Kilometer bis zum Pass auf 2000m. Und wirklich überfüllt ist es jetzt hier auch nicht…





Am Pass angekommen, steht die nächste Routenentscheidung an: Track oder Straße? Der Track biegt von der Straße ab und folgt einer markierten Radroute auf etwa 1800 – 2200 m Höhe entlang der Sierra Nevada. Über die Straße ginge es wieder nach unten und dann parallel auf etwa 1000 m am Berghang entlang. Wenn schon, denn schon: Das Höhenprofil verspricht, dass es über den Track zwar nochmal auf 2200m hoch geht, dann aber erstmal eine langgezogene Abfahrt folgt. So wählen wir wieder die Pistenvariante und biegen ab.
Diesmal eine gute Wahl, der Weg ist super zu fahren, es geht flott voran und wir haben immer wieder einen schönen Blick auf die Täler unter uns.







Gegen acht Uhr abends erreichen wir eine Schutzhütte, wo wir unser Lager aufschlagen können.





Außer uns sind noch drei Iren mit ihren Rädern hier untergeschlüpft. Sie sind in entgegengesetzter Richtung unterwegs, und so können wir noch gut Erfahrungen über die zurückliegenden Streckenabschnitte austauschen.

Tag 13: Vom Refugio nach Trevélez 59 km

Die Nacht ist es ziemlich frisch und wir ziehen an, was wir haben, als wir morgens aufbrechen. Es ist trüb – sehr trüb.



Nach anfänglich noch klarer Sicht, wird es zunehmend nebliger. Wir sind im Prinzip mitten in den Wolken unterwegs. Der Weg ist zwar sehr schön zu fahren, aber die Sicht wird immer schlechter und schon bald strampeln wir nur noch durch eine Nebelwand.





Die Strecke zieht sich und mich nervt das ein bisschen – über 30 km geht es konstant leicht bergan und es gibt nix zu sehen. Meine Vorstellung von Spanien war irgendwie eine andere. Irgendwo im Nebel dann haben wir den Scheitelpunkt erreicht und es geht auf eine 12 km lange Abfahrt. Zunächst noch moderat, später immer rasanter geht es abwärts. Und kaum sind wir ein paar Höhenmeter tiefer, verlassen wir die Wolken und haben wieder fantastische Sicht auf das Tal.





Kurz vor Juviles treffen wir wieder auf die Straße. Nach ausgiebiger Mittagspause zum Aufwärmen folgen wir der Straße weiter nach Trevélez. Es bleibt trüb und fängt immer mal wieder an zu regnen.



Es ist Zeit, mal wieder Wäsche zu waschen und zu duschen. Also buchen wir ein Zimmer in Trevélez. Einem hübschen Örtchen am Fuße des Mulhacén. Der Ort liegt steil am Hang und da ich bei der Buchung des Hotels die Topographie des Ortes nicht im Blick hatte, hab ich natürlich punktgenau das Hotel ausgesucht, dass den schönsten Blick über die Stadt hat – also ganz oben liegt. Ehrlich, ich hab keine Ahnung, wieso dieses Kaff in Wales einen Guinessbuch-Eintrag für die steilste Straße der Welt bekommen hat. Hier ist der ganze Ort voll davon!



Aber: einmal oben angekommen ist der Blick aus dem Fenster schon wirklich schön!



Tag 14: Trevélez nach Motril 73 km

Langsam geht unser Urlaub dem Ende zu, und wir müssen mal zusehen, dass wir nach Malaga kommen. Deswegen lassen wir die Berge jetzt Berge sein und beschließen, von hier an die Küste zu fahren, und dann die letzten 100 km entlang der Küste nach Malaga. Nach dem frostigen Tag gestern haben wir dann doch auch Lust, noch ein paar spanische Sonnenstunden abzugreifen. Nach der Plackerei die letzten beiden Tage ist der Tag heute ein reiner Spaß. Von 1600 Metern Höhe rauschen wir auf 70km verteilt durch eine grandiose Berglandschaft mehr oder weniger konstant bergab. Es macht richtig Spaß!







So ist auch Zeit für die ein oder andere Nebenbeschäftigung – kleines Fitnessprogramm am Wegesrand:



Und der Besuch einer Schokoladenmanufaktur mit Verkostung. Nicht ohne auch Mitbringsel für die Lieben daheim einzukaufen. schmunzel









Wir passieren Órgiva, wo es dann auch mal wieder heftig anfängt zu regnen. Aber inzwischen sind wir wieder so weit von den Bergen runter, dass er Regen schon deutlich wärmer ist.



Richtig gut gefallen mir dann auch die letzten Kilometer bevor wir die Küste erreichen. Wo sich die Straße durch eine letzte Schlucht schlängelt, bevor sich die Berge dann komplett zurückziehen.



Motril ist nicht unbedingt ein Ort, der durch besondere Schönheit überzeugt. Es herrschte – vorsichtig formuliert – absolut tote Hose. Aber es gibt einen Strand, einen Campingplatz und eine Strandbar – mehr hat’s an dem Tag nicht mehr gebraucht. lach









Tag 15: Motril nach Nerja 52 km

Ab hier ist jetzt richtig Sommerurlaub: Es ist wieder sonnig und warm, ein Ort folgt auf den nächsten, ein Café folgt auf das nächste und wir trudeln gemütlich gen Westen.



Da wir uns bemühen, da wo möglich der N340 auszuweichen, sammeln wir auch nochmal ordentlich Höhenmeter.





Hinter Nerja bekommen wir ein Plätzchen auf einem proppevollen Campingplatz. Wir sind etwas überrascht, wo plötzlich so viele Leute herkommen. Und dann die allermeisten davon Deutsche! So viele Urlauber haben wir die ganzen letzten 2 Wochen nicht gesehen.



Tag 16: Nerja nach Malaga 54 km

Gab es gestern noch ein paar Anstiege, so sind die letzten Kilometer heute nach Malaga nur noch ein „ausrollen lassen“.



Je mehr wir uns Malaga nähern, desto netter werden die Örtchen. Die großen Bettenburgen werden von kleineren Siedlungen abgelöst und auf den letzten Kilometern rollen wir weitgehend auf einem top-ausgebauten Radweg in Richtung Stadt.





Das hier ist aus meiner Sicht ein geniales Fahrrad-Konzept für Städte: eine Fahrspur mit Priorität für Radfahrer und Tempolimit 30 km/h. Der Auto-Verkehr in Spanien ist eh schon unglaublich entspannt den Radfahrern gegenüber, aber hier fuhr es sich wirklich ausgezeichnet:








Wir checken im Hotel ein und bummeln noch ein bisschen durch die Stadt, die uns ausgesprochen gut gefällt.



Tag 17: Malaga - Berlin 12km

Die Rückreise gestaltet sich recht entspannt. Unser Flug geht am frühen Nachmittag, so dass wir noch in Ruhe frühstücken können. Die Radtaschen und das Verpackungsmaterial hatten wir uns aus Berlin schon ins Hotel nach Malaga geschickt, so dass wir uns dort nicht noch um Kartons kümmern mussten und die 12 Kilometer zum Flughafen radeln konnten.



Einzig in Berlin angekommen wurde die Stimmung bei diesem Anblick an der Gepäckausgabe gleich wieder etwas getrübt. Ratet, wo auf diesem Haufen unsere Räder sind (kleiner Tipp, die Taschen sind groß und schwarz)…



Was bleibt zu sagen: Es war eine wunderschöne Tour. Wir beide hatten das Gefühl, viel länger als 2 Wochen unterwegs gewesen zu sein, und das ist immer ein gutes Zeichen!
Die Strecke hat uns supergut gefallen – mit mehr Zeit hätte man sicher noch die ein oder andere Wanderstrecke mehr mitnehmen können, aber auch so hatten wir schon eine wirklich schöne Auswahl.
Und hat es jetzt dafür die bikepacking-Taschen gebraucht? Jein – das allermeiste hätten wir auch mit den üblichen Ortlieb fahren können. Die Wander-Schiebepassagen hätten dann vielleicht etwas weniger Freude gemacht. zwinker
Aber: Ich gebe zu, zum Fahren auf Schotter – vor allem wenn’s abwärts geht - macht das mit diesem Pack-Konzept schon um einiges mehr Spaß! Werden wir in Zukunft also bestimmt wiederholen. schmunzel

viele Grüße
Britta