Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice

von: Biotom

Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice - 23.12.21 20:57


Tag 11: Saint-Sauveur-sur-Tinée – La Tour – Madone d'Utelle – Utelle – Levens – Nice
Karte

Ein Auto rauscht unter dem offenen Fenster durch. Ich erwache und blicke auf die Uhr: 03:15. Hm, ich fühl mich einigermassen ausgeruht. Und vor allem: ich möchte zum Ort in den Hügeln, und die schöne Strecke nach Nizza sowie den gemütlichen Stadtnachmittag möchte ich auch! Und Kühle will ich auch - und die habe ich um die Zeit. Na also, los! Zur Motivation gibt's ein Zückerchen: Sockenwechsel! Der erste seit einer Woche...

Um vier Uhr stehe ich auf der Strasse:





Noch ein bisschen Tinéetal und dann unstotzig-lang links hoch nach La Tour (es hätte auch einen Forstweg, aber in der Nacht scheint der mir nicht lohnend).





In La Tour gönne ich mir eine kurze Pause.





Ich liebe diese frühmorgendlichen Stimmungen!





Es geht recht spektakulär durch eine Schlucht hoch:





Oh, so süss: er kriegt noch den Schoppen, und doch würde er am liebsten mit mir durch die Welt ziehen verliebt Zum Glück kommt ihn die Besitzerin abholen, sonst würde er glaub mit mir bis ans Meer kommen schmunzel





Auf dieser Tour kam ich über zwei Pässe bzw. Gipfel mit über 2800 m.ü.M., zwei mit über 2600 m.ü.M. und drei mit über 2400 m.ü.M. Die gefährlichste Stelle der Tour? Im Aufstieg zum Colle de la Mouta, auf 600 m.ü.M...







Nach dem Scheiteltunnel steigt es sanft weiter durch schönes Morgenlicht. Als ich das erste Mal das Meer erblicke, verdrücke ich ein paar Tränen.







Und dann bin ich oben, dort wo ich schon seit Jahren hinwill: Madone d'Utelle verliebt







Die Pilgerkapelle ist abgeschlossen, aber das macht nichts. Ich bin einfach überglücklich es geschafft zu haben: in 11 Tagen maximal schotterig ans Ende der Alpen, dorthin wo sie einfach aufhören und im Meer versinken. Ein unglaubliches Gefühl.





Das Meer! Wie hin?
Nochmals an der Kapelle vorbei und dann runter ins toll gelegene Utelle!







Es geht am Esel vorbei ins verschlafene Dorf.







Und dann ganz runter, ins Vésubietal. Ich rausche an Olivenbäumen vorbei, und mal lässt mich der wunderbare Duft von Lavendel schweben. Unten im Tal purzle ich auf der anderen Talseite schluchtig wieder hoch, denn die Vésubie fliesst in den Var, und das grosse Var-Tal will ich vermeiden.









In den Abfahrten bremse ich fast ausschliesslich mit der Vorderbremse, und die ist recht laut. Prompt macht ein entgegenkommender Gümmeler das "Lokführer-betätigt-Signalhorn"-Zeichen lach

Tolle Strecke, 20 km hinter einer der grössten Städte Frankreichs!







Hui, ich bin echt froh als es ab Levens nur noch runtergeht! Im Schlüchtchen der Banquière entfährt mir das letzte Mal auf dieser Tour ein freudiges "aah shiiit, das isch ja huere schön!" Ein paar Kilometer muss ich mich noch durch den dichten Stadtverkehr von Nizza schlängeln, und dann bin ich am Meer.

Geschafft!