Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice

von: Biotom

Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice - 23.12.21 20:46

Tag 4: Rifugio Santa Pulenta – Locana – Cuorgne – Viù – Colle del Colombardo – Condove
Karte

Früh aufbrechen verliebt





Bis Pont Cavanese fahre ich alles der Hauptstrasse nach, schliesslich hat es um die Zeit kaum Verkehr.





Ich fahre aus dem Tal raus, und plötzlich sind die Berge fertig. Für einen kleinen Moment falle ich aus meiner menschlichen Zeitachse, und ich spüre, wie Gebirge sich erheben und wieder vergehen, wie Universen entstehen und wieder zusammenfallen – wow!







Der Wirt der Frühstücksbar holt mich in den heutigen Morgen zurück: "Madonna, è bella! E meglio di una donna!" ruft er beim Anblick meines Cutthroats. Es folgen noch ein paar weitere nicht zitierbare Äusserungen, und dann ziehe ich weiter.





Unglaublich, wie fragil das Leben ist.





Unglaublich, wie schön das Lebendige dank seiner Fragilität ist.





Als Bergfahrer bin ich total überrascht wie sehr mir die Poebene gefällt, aber am Ende zieht es mich doch wieder in die Täler rein: Valle di Viù.





Die Strecke bis zum Fusse des Colle del Colombardo hat mir sehr gut gefallen, aber irgendwie hat’s nicht für mehr Bilder gereicht. Wollte ich einfach Strecke machen, oder lag’s an einer gewissen Müdigkeit?





Egal, jetzt geht’s jedenfalls mal wieder laange bergauf. Quasi autofrei und herrlich geschottert – Herz, was willst du mehr?









Oben auf dem Pass kritzle ich zum ersten Mal in meinem Leben etwas auf ein Schild lach





Ein einheimischer Mototrialfahrer informiert mich über die Schotteroptionen in der Gegend. Ich kann ehrlich gesagt Motorradfahrer (und auch Automobilisten) nicht ausstehen, aber der Austausch ist unglaublich nett und inspirierend. Es tut immer wieder gut, die Mauern der eigenen Vorurteile zu überwinden…
Nicht nur in mir drinnen hat’s dicke Mauern, sondern auch auf dem Colombardo schmunzel





Der Pass ist nicht der Pass: es fehlen noch 200 Hm bis zum höchsten Punkt. Den Geissen ist’s egal.







Blick in die Poebene und zurück zum Colle del Colombardo:







Die Abfahrt ist herrlich!









Ich studiere am Übernachten rum: am Hang oben wildzelten wäre fein, denn unten im Val Susa ist es wahrscheinlich heiss und laut. Bei einem kleinen Weiler frage ich nach Wasser. Mir wird nicht nur ein Brunnen gezeigt, sondern auch eine Dusche angeboten. Wow! Das eine ergibt das andere: am Ende sind meine Kleider frisch gewaschen, und ich darf mit der grössten Selbstverständlichkeit mit der ganzen Familie essen und plaudern – so schön!
Am Abend liege ich im Garten im Zelt und warte auf das Gewitter. Zum Glück kommt alles gut, auch wenn’s mal einen ganz fürchterlichen Donnerschlag gibt.