Re: 5 Jahre Fahrradweltreise: Deutschland - Japan

von: VAEGABOND

Re: 5 Jahre Fahrradweltreise: Deutschland - Japan - 11.10.21 06:02



März 2021: Unfreiwillige Pause – genutzt für Kreatives

Eigentlich wollten wir uns schon im Februar Update mit guten Neuigkeiten melden, was unsere Aufenthaltsgenehmigung für die Türkei angeht… Mittlerweile sind genau 3 Monate seit unserem offiziellen Termin vergangen – ohne, dass wir ein Zeichen von der türkischen Behörde dazu erhalten haben. Auf unsere 15 E-Mails und unzähligen Anrufe reagierte bislang niemand. Heute versuchen wir dort nochmal mit Hilfe von türkischen Freunden anzurufen und jemanden Befähigten zu erwischen. Anderen Reisenden geht es gerade ähnlich. Wir müssen also leider immer noch warten und hoffen, dass wir die Genehmigung bekommen. Schon lustig! Wenn wir genauer darüber nachdenken, sind bald schon zum zweiten Mal die 90 Tage rum. Bis zu 90 Tagen ist nämlich ein Aufenthalt ohne gesonderte Genehmigung in der Türkei kein Problem. Ob die lange Bearbeitungszeit der türkischen Bürokratie nun unser oder deren Problem ist, wird sich also noch zeigen.
Die lange Wartezeit haben wir jedoch gut überbrückt. Wir haben wieder fleißig neue Videos produziert und sind in unserer neuesten YouTube Folge schon in Bulgarien. Da erkunden wir thermale Quellen, radeln durch wunderschöne Bergdörfer, treffen wieder tolle Menschen und stellen einen neuen Rekord auf: Der Forstweg, auf dem wir unterwegs waren, wich einem gewaltigen, zerklüfteten, zerfurchten… ja, wie kann man so etwas am besten beschreiben… einem Kiesel-, Steinweg. Auf dem konnten wir beim besten Willen bald nicht mehr in die Pedale treten. Der Weg hatte den Namen „Weg“ nicht mal mehr verdient und erinnerte nur noch an ein Überbleibsel einer Muräne, die sich irgendwann mal den Weg ins Tal gebahnt hatte. An diesem Tag brauchten wir etwas mehr als 6 Stunden für sage und schreibe 5 Kilometer. Es gibt immer ein erstes Mal. Das Video könnt ihr euch hier ansehen.
Auch gibt es auf unserer Homepage vaegabond.com neue Blogbeiträge in der Rubrik Tipps & Tricks. Da haben wir z.B. einen Artikel über den „Perfekten Campspot“ geschrieben und auf was man beim Wildzelten besonders achten sollte. Weil wir auch sehr viele Fragen zum Thema Routenplanung und Navigation bekommen haben, gibt es auch dazu Tipps von uns, wo wir gratis Kartenmaterial downloaden und Empfehlungen, mit welchen Apps und Tools wir besonders gerne arbeiten. Außerdem gibt es nun auch eine neue Unterkategorie mit unterschiedlichen Testberichten.

So gesehen machen wir aus einer unfreiwilligen Pause etwas Kreatives. Es ist also momentan gar nicht so schlimm, dass wir gewissermaßen „festsitzen“. Zumal aktuell die Landesgrenzen nach Georgien und in den Iran immer noch nicht für uns passierbar sind. Es wird aber bereits darüber diskutiert, sie zu öffnen. Wir werden also bald wieder auf Achse sein. Auf diese Weise konnten wir auch endlich mal unsere ganzen Ideen und unsere Reiseerfahrungen ordnen und zu Papier bringen, unserer Kreativität freien Lauf lassen. Wir hoffen, dass unsere Beiträge dem ein oder anderen bei der eigenen Reise bzw. Reiseplanung weiterhelfen und inspirieren.
In diesem Sinne, bleibt positiv und gesund!

Artikel mit Fotos: https://vaegabond.com/news/news-update-maerz-2021_14910/
Video dazu: https://www.youtube.com/watch?v=7UCORq7O9tk

April 2021: Es geht bald weiter – Die Genehmigung ist da

Da sind wir wieder und diesmal ist es endlich soweit: Wir haben eine Aufenthaltsgenehmigung für die Türkei! Nachdem wir beim Amt in Antalya mehrfach angerufen haben (ohne Reaktion), sind wir letzten Endes persönlich, ohne Termin dort aufgekreuzt. Auf Nachfrage wurden unsere Unterlagen ziemlich zerknüllt aus einem Regal hervorgekramt und uns nach 3 Monaten Wartezeit mitgeteilt, dass unsere deutschen genormten Passfotos wohl nicht biometrisch genug für die Türkei wären. Lustig, noch biometrischer als in Deutschland, geht das überhaupt? Wir sollen doch bitte neue machen. Naja in Ordnung, aber hätten sie uns das nicht schon vor einigen Monaten sagen können? Ausdruckslose Gesichter, eine wirkliche Antwort blieb leider aus.
Also sind wir los, haben das mit den Fotos geregelt und nur 1 weitere Woche später unsere Aufenthaltsgenehmigung in den Händen gehalten. Dafür haben wir jeder über 330€ bezahlt inklusive zusätzlicher türkischer Krankenversicherung (nicht Türkische Versicherungen werden nicht anerkannt), aller Nebenkosten sowie Notar etc.
Wir haben noch mehr Neuigkeiten! Seit kurzem haben wir uns mit einigen anderen Radreisenden zusammen getan und einen Radreise Stammtisch gegründet. Das erste Treffen gab´s schon – und zwar auf unserem Livestream auf youtube.com/vaegabond. Sowas wird es nun häufiger geben, wo alle teilnehmenden Weltenbummler allerlei interessante Reisegeschichten auspacken und auf die Fragen der Zuschauer eingehen. Ein tolles neues Format, welches wir definitiv weiter ausbauen werden.
In den letzten Monaten haben wir unglaublich viel geschafft, die Webseite verbessert, viele neue Artikel geschrieben, unter anderem über Navigation auf Radreisen, wie du für deine Reise richtig sparen kannst und einen Beitrag zum perfekten Wildcamping. Wir sind so unheimlich froh, dass wir hier in Antalya neue Freunde gefunden haben, deren Couch wir auch während der ganzen Zeit belagern durften! So konnten wir etwas an Übernachtungskosten für Zeiten aufsparen, wenn wir wirklich mal in ein Hostel müssen… Wer uns kennt, der weiß, dass unser aktuelles Tagesbudget zwischen 3,50 bis 5 Euro bemessen ist. Da sind wir unseren türkischen Freunden umso dankbarer für ihr Dach über unseren Köpfen, um arbeiten zu können.
Denn wenn man´s genau nehmen würde, reicht unser Erspartes niemals bis nach Japan. Deswegen haushalten wir so gut es geht und versuchen von unterwegs aus Geld zu verdienen. Drückt uns die Daumen, dass es klappt! Wir werden unseren Traum auf alle Fälle weiter leben und unsere Erlebnisse mit allen teilen!
Uns juckt es schon wahnsinnig, wir wollen unbedingt weiter radeln. Deswegen haben wir jetzt auch genug vom Computer Dasein und wollen dringend weiter fahren. Die Route wird uns weiter gen Osten führen nach Mardin und in Richtung georgischer Grenze. Mal sehen ob sie offen sein wird, wenn wir dort ankommen. Wir sind gespannt!

Artikel mit Fotos: https://vaegabond.com/news/news-update-april-2021_14988/


MAI 2021: Gute Nachrichten & eine Katastrophe

Wir rollen wieder!!! Endlich wieder im Sattel und wunderschöne einsame Landstriche durchradeln! Zuerst ging es für uns nochmal nach Kappadokien, wo wir eine Untergrundstadt in Kaymakli erkundeten. Obwohl die Türkei einen harten Lockdown verhängt hatte, blieben Touristen und touristische Attraktionen davon ausgenommen. So konnten wir 4 Ebenen der 8 stöckigen Stadt unter Tage genauer ansehen. Die Atmosphäre war wirklich toll, die Gänge klein und schmal. Sogar Melli musste sich ab und an mit ihren 1,60m ducken, um sich nicht den Kopf anzuhauen. Stoßweise kamen russische Gruppen mit ihrem Guide an uns vorbei. Wir versuchten uns vorzustellen, welcher Andrang wohl vor Corona geherrscht haben musste und waren froh, die Höhlen für uns zu haben.
Anschließend ging es weiter Richtung Adana über das Aladaglar Gebirge, das auch Anti-Taurusgebirge genannt wird. Diese Etappe war besonders anstrengend, da wir stellenweise mehr als 20% Steigung bewältigten, oft auf Feldwegen radelten und die Temperaturen mittlerweile schon über 32°C im Schatten betrugen. Aber die Aussicht war mal der Oberhammer! Die Bergkette vor unseren Augen sah wunderschön aus und um jeder Kurve (auch wenn Melli manchmal minutenlang schieben musste) erwartete uns eine neue atemberaubende Kulisse.
An dieser Stelle würden wir dir gerne richtig coole Fotos an diesen Beitrag anhängen, ABER… Wir holperten gerade einen einspurigen Feldweg entlang. Dann geschah das Unglück! Unbemerkt rutschte das Handy aus der Halterung, wir wichen einem LKW aus und ja… richtig sch****… der LKW walzte ebenso unbemerkt über den mobilen Arbeitsplatz… Was soll man sagen, wir waren geschockt! Normalerweise sichern wir jeden Monat all unsere Daten, genau die letzte super tolle Woche, mit Fotos, auf die wir selbst schon total gespannt waren, lösten sich für uns in diesem Moment in Luft auf. Nicht nur Fotos waren futsch, wir navigierten mit dem Handy, erledigten so ziemlich alles damit, es war das Büro von VAEGABOND. Das Display war zerschmettert, reagierte nicht und Daten auf unseren Laptop ziehen konnten wir auch nicht.
Jetzt heißt es erstmal in die nächst größere Stadt, nach einer Möglichkeit die Daten zu sichern erkundigen und Ersatz beschaffen. Das wird wohl noch eine Weile dauern…
Es gibt aber auch etwas Schönes zu berichten! Es gibt weitere Aktivitäten in unserem Radreise Stammtisch mit 5 anderen Radreisekanälen. Mittlerweile fand mit allen Teilnehmern ein Livestream statt und wir haben zusammen eine ganze Serie von Radreise-Tipps produziert. In den Videos gibt jeder Kanal seine Erfahrungen zu Themen, wie z.B. Ausrüstung, Fahrrad, Planung etc. Bei unserem YouTube Kanal findest du Tipps zum Wildzelten. Zu sehen gibt es das Video hier:

https://youtu.be/Hp4gLfvm9qg


Zum Glück haben wir noch ein paar Fotos mit einem anderen Gerät gemacht, also gibt´s diesmal leider nur Fotos 2ter Wahl L Falls du jemanden kennst, der sich mit Datenrettung gut auskennt, wären wir dir sehr dankbar über jede Hilfe. Außerdem NUR für diejenigen, die möglichst schnell wieder Beiträge von uns sehen wollen und uns bei der Anschaffung eines neuen Arbeitshandys helfen möchten: ihr könnt uns hier direkt oder per Überweisung unterstützen. Natürlich kaufen wir in jedem Fall ein neues Handy, aber so dauert es länger. Vielen herzlichen Dank!

Artikel mit Fotos: https://vaegabond.com/news/news-update-mai-2021_15008/


Juni 2021: Drohne weg & unverhoffte Gastfreundschaft

Was man nur alles innerhalb von 4 Wochen erleben kann! Unser Weg führte uns in das Schlaraffenland Gasiantep. Fragt man einen Türken, wo man unbedingt die lokale Küche intensiv erleben sollte, kommt zu 90% die Antwort – da müsst ihr nach Gasiantep! Und tatsächlich, dort war das Essen besonders aromatisch und super lecker. Das Baklava bekam für uns eine ganz neue Bedeutung, denn hier zerschmolz es richtig auf der Zunge und war einfach unbeschreiblich köstlich. Auch andere Gerichte, wie z.B. Iskender oder Lahmacun und unheimlich viel Süßes musste bei unserer Food Tour gekostet werden.
Unser nächstes Ziel war Mardin. Von dort aus wollten wir zum Van See. Das Klima in Südostanatolien wurde immer trockener und heißer. Gerade zu Beginn der Strecke merkten wir schnell, dass wir genügend Wasser auffüllen mussten, denn Geschäfte, geschweige denn Häuseransammlungen, wurden ziemlich rar. Manchmal radelten wir 50 Kilometer ohne einen einzigen Baum zu sehen, der Schatten spenden konnte.
Allerdings stießen wir – falls wir unterwegs jemanden begegneten – auf sehr herzliche Menschen. Eines Abends hatten wir eine Ruine entdeckt, vor der wir übernachten wollten. Als es dunkel wurde, hielt ein Auto vor der Ruine und ein älterer Herr mit seinem Sohn kamen auf uns zu. Mit Händen und Füßen wollten sie uns dazu überreden, wir sollten doch mit zu ihnen nach Hause kommen. Allerdings waren wir schon ziemlich müde von der Fahrt, hatten schon das Zelt aufgebaut und gegessen. Alles wieder abzubauen und mehrere Kilometer im Dunkeln zu einem abgelegenen Dorf zu fahren, kam für uns nicht mehr in Frage. Sie verabschiedeten sich und eine halbe Stunde später kam erneut ein Auto auf unseren Zeltspot zugefahren. Es waren die Männer von zuvor. Diesmal hatten sie allerdings noch eine riesen Tüte Essen dabei, wirklich total lieb! Darin fanden wir Kartoffeln, Zwiebeln, Paprika, Chili, aber auch Salat aus dem eigenen Garten und sogar eine Art Joghurt. Erst später erfuhren wir, dass wir diesen zusammen mit dem Salat hätten essen sollen.
Am nächsten Tag kamen wir gegen Spätnachmittag in Mardin an. Wir wollten unbedingt die Altstadt näher erkunden, allerdings brauchten wir dafür mehr Zeit. Also musste ein Übernachtungsplatz her. Nach längerer Suche wurden wir doch noch fündig. Ein Security Mann lächelte uns an, das war der Moment. Wir fragten, ob er einen Platz für unser Zelt wusste und kurze Zeit später konnten wir um die Ecke unser Nachtlager aufschlagen. Um die perfekte Abendstimmung und den Sonnenuntergang einzufangen, packte Dani die Drohne aus und startete einen Rundflug über das wunderschöne Mardin. Nach kurzer Zeit fielen plötzlich die Satelliten aus, die Drohne erhielt keine Signale mehr und beschloss eigenmächtig irgendwo außer Sichtweite zu landen. Panik brach aus. Erst das vom LKW überrollte Handy, dann auch noch die Drohne weg… die Nerven lagen blank. Hörte diese Pechsträhne denn nicht auf? Uns blieb nichts anderes übrig, als einen Versuch zu starten sie irgendwo zufällig zu finden oder eben sich selbst zu überlassen. Der neue Finder hätte sicherlich sehr viel Spaß mit ihr.
Dani rannte los, irgendwohin, wo er sie vermutete laut des letzten Fotos. Außer Puste fragte er alle möglichen Passanten, ob sie was gesehen hatten. Einer sagte, er würde eventuell uns weiterhelfen können und es wurden Nummern ausgetauscht. Zwei Stunden später tauchte dieser jemand mit unserer Drohne in den Händen auf. Wahnsinn! Was waren wir erleichtert, damit hatten wir nie im Leben gerechnet! Wir wollten dem jungen Türken einen Finderlohn geben, dieser lehnte jedoch ab und meinte, es kommt von Herzen. Einfach nur unglaublich!
War Mardin schon faszinierend, so hatte Midyat uns total in seinen Bann gezogen. Wir erreichten die Stadt gegen Mittag und hatten uns gerade vom Bäcker Brot gekauft. Nicht weit entfernt fanden wir eine überdachte Bank, wo wir im Schatten gemütlich essen konnten. Wir packten unser Olivenöl aus, Melli begann die Tomaten zu schneiden. Aus dem nichts tauchte ein Mann auf, der fragte, ob wir einen Tee haben möchten, oder etwas zu essen. Wir bedankten uns freundlich und zeigten auf unsere Schüsselchen. Keine Minute ist vergangen, da kam ein anderer Mann. Dieser trug auf seinem Tablett 2 dampfende Teebecher, die wir nicht ablehnen konnten.
Kaum war dieser Weg, erschien eine junge Frau mit einem größeren Tablett. Darauf hatte sie eine Schale mit Oliven, Käse, Tomaten, Gurken, Brot und 2 Gläser sowie Wasser und Saft für uns. Wir waren sprachlos. Sowas ist uns noch nie passiert! Die Frau sah zwar unser Essen, aber ihres war ja besser und das sollten wir unbedingt essen. Das konnten wir wirklich nicht ablehnen. Sie kam nochmal und legte noch einen drauf. Eine dampfende Pfanne mit Käse auf Spiegelei… so lecker und wir waren richtig baff. Aber es war noch nicht vorbei. Die Frau kam ein drittes Mal und servierte uns zum Abschluss türkischen Mokka in den süßesten Gläschen mit Silberverzierung und Kappe, die wir je gesehen haben. Dazu gab es Lokum, also Türkisch Delight sowie Nüsse. Wir waren im Himmel! Die liebe Frau wollte dafür nichts als Gegenleistung, sie hat sich nur gefreut, dass es uns so gut geschmeckt hat und Fotos mit uns gemacht. Auf eine derartige Gastfreundschaft sind wir in unseren fast 2 Jahren Fahrradweltreise noch nie gestoßen… einfach unglaublich!

Artikel mit Fotos: https://vaegabond.com/news/news-update-juni-2021_15396/



Juli 2021: Heiße Quellen & Hoher Kaukasus

Wir haben die Türkei verlassen und sind mittlerweile schon im Land #17 – in Georgien. Schon allein der Grenzübergang war ein klein wenig abenteuerlich. Unseren vorletzten Abend in der Türkei verbrachten wir bei Murat, der in der Nähe der Grenze in einer kleinen Hütte am Meer wohnt. Wir staunten nicht schlecht, denn während der letzten Jahre sind dort so einige Reisende gestrandet und haben sich auf seiner Wand oder in seinem kleinen Büchlein verewigt. Die Welt kommt zu Murat. Von ihm haben wir auch den Tipp bekommen in das kleinere Krankenhaus in Arhavi zu gehen, um unseren COVID-Test für den Grenzübertritt zu machen. Gesagt getan.
Das lange Stäbchen wurde uns in den Mund und gleich darauf tief in die Nase gesteckt. Während dem wir noch würgten und niesten fiel uns auf, dass es unser erster Test dieser Art war. Bisher sind wir vom Timing gut über die Grenzen gekommen, ohne dass es bestimmte Einreiseanforderungen gab. Abends konnten wir dann unsere Testergebnisse abholen. Melli´s Test war negativ… doch irgendwie ist Dani´s Test verloren gegangen. Das war echt ärgerlich, denn nun musste er ihn nochmal machen und wir erhielten erst am nächsten Tag das Ergebnis. Außerdem durfte das Testergebnis nicht älter als 72 Stunden sein. Kurzerhand campierten wir einfach vor dem Krankenhaus.
Wie sich später herausstellte wurde der Test auf Dani´s Papa ausgestellt, weil der Name bei dem Pass für die Aufenthaltsgenehmigung der Türkei angegeben werden musste… Ahhhhhh… Egal, voller Elan ging´s zur Grenze. Der Grenzbeamte fragte nach dem ausgefüllten Einreiseformular. Ja, äh, welches Formular? Wir waren so beschäftigt mit den Corona Tests, dass wir das wohl irgendwie übersehen hatten. Wir dachten schon, dass wir nun einen Antrag stellen müssen, der wieder Tage lang durch die Bürokratiemühlen wandert und wir jetzt nicht einreisen können.
Zum Glück gab es einen QR-Code direkt um die Ecke und das Formular konnte innerhalb 5 Minuten eingereicht werden. Alles gut, wir waren drinnen! Auf den Schreck besorgten wir uns gleich mal ein kühles Bier, denn in der Türkei war Alkohol ziemlich teuer und man durfte es nicht in der Öffentlichkeit trinken. Wir lernten gleich 2 Radfahrer aus der Schweiz kennen, mit denen wir heiße Quellen ansteuerten. Der Ort war einfach super zum Zelten. Ein kühlender Fluss in der Nähe, eine gute Wiese und das Beste – eine heiße Quelle aus der schwefelhaltiges Wasser kam. Wir lümmelten uns in ein kleines von Hand gegrabenes Becken und waren super glücklich.
Nach 2 gemeinsamen Tagen trennten sich unsere Wege, die Schweizer fuhren durch das Landesinnere und wir in den Hohen Kaukasus. Es ging nach Mestia und von dort aus weiter nach Ushguli. Wir sind wirklich total froh, dass wir die vielen Höhenmeter in Kauf genommen haben, denn Svaneti ist einfach eine der schönsten Gegenden in ganz Georgien. Das urige Ushguli mit seinen alten Wehrtürmen und den vielen kleinen Steinhäuschen war ein Ort, wie man es sich im Märchen vorstellt. Danach ging es für uns über den Pass auf der anderen Seite wieder hinunter. Die Straße wich einer abenteuerlichen Schotterpiste und da es regnete, bildeten sich viele große Schlammlachen. Das war zwar anstrengend aber ein ziemlicher Offroad-Spaß, der es auf jeden Fall Wert war! Danach feierten wir Dani´s 30. Geburtstag bei anderen heißen Quellen. Georgien gefällt uns bis jetzt wirklich gut!

Artikel mit Fotos: https://vaegabond.com/news/news-update-juli-2021_15577/


August 2021: Georgien – ein faszinierendes Land

Wir sind schon fast 2 Jahre mit unseren Fahrrädern unterwegs und Georgien ist das 17. Land unserer Weltreise. Ganz ehrlich… Georgien hat uns so beeindruckt und hat sich sogar fast schon als unser liebstes Reiseland bisher gemausert.
Das Land ist zwar vergleichsweise mit Deutschland klein, aber man fühlt sich, als würde man alle 100km eine neue Zone erreichen. Am Rande vom Schwarzen Meer ist das Klima richtig tropisch. Im Inland und vor allem in der Hauptstadt kommt einem eher die trockene Hitze entgegen geweht. Landschaftlich ist vor allem der Hohe Kaukasus unbeschreiblich schön – und auch schön kühl.
Die lokale Küche ist lecker und abwechslungsreich. Von zig verschiedenen Sorten Käse über Aubergine mit Walnusspaste, bis hin zu Gebäck mit Käse oder gewürzten Fleisch, ist hier für jeden etwas dabei. Auch das Bier ist wieder geschmacklich besser, allerdings sollte man lieber einen der vielen verschiedenen Weine oder besser noch das lokale Feuerwasser namens Chacha probieren. Nicht zuletzt macht der Charme Georgiens auch die Bewohner aus. Die Menschen sind sehr freundlich und findet man sich unversehens in der Rolle des Gastes wieder, gehen die Georgien richtig auf. Wir hatten schon ein paar Mal die Gelegenheit einer alten georgischen Tradition beizuwohnen, die meist mit einem üppigen Mahl verbunden ist.
Dabei übernimmt ein Mann, in kleinerem Kreise meist der Gastgeber, die Rolle eines Tamada, also eines sogenannten Toastmaster. So wird immer wieder mit einem Glas Wein auf Gott, die von uns gegangen, die Lebenden und alle versammelten angestoßen. Natürlich wird das Ganze mit einer kleinen Geschichte untermalt und ist für alle Anwesenden etwas ganz Besonderes.
In Georgien darf man sich als EU Bürger bis zu 360 Tage ohne Visum aufhalten. Wir werden nicht ganz so lange bleiben, sind aber gespannt, was wir hier noch alles entdecken.

Artikel mit Fotos: https://vaegabond.com/news/news-update-august-2021_15646/

September 2021 Gefährlichste Straße der Welt

Es ist wieder richtig viel los gewesen bei uns die letzten Wochen. In Kazbegi nahe der russischen Grenze waren wir doch tatsächlich einmal richtig wandern. Es hat sich aber richtig gelohnt und war gar nicht so schlimm Es ging zur Gergeti Dreifaltigkeitskirche, von wo aus wir einen sagenhaften Ausblick über Stepanzminda hatten. Am nächsten Tag ging es wieder Richtung Gudauri, vorbei am Denkmal der georgisch-russischen Freundschaft. Nicht weit davon entfernt schlugen wir unser Camp auf und hatten einen fantastischen Ausblick auf den Hohen Kaukasus.

Wir radelten weiter Richtung Tal und Melli hatte eine ziemlich blöde Begegnung mit streunenden Hunden. Fahrradfahrer sind hier in Georgien nicht das, was man jeden Tag auf der Straße sieht. Normalerweise fahren wir langsam an den Hunden vorbei, wenn sie wie verrückt bellen, reden beruhigend auf sie ein und dann lassen sie von uns ab. Einer der Hunde ließ sich davon aber nicht beeindrucken und Melli wurde gebissen. Um auf Nummer sicher zu gehen, bekam sie in Kachetien im Krankenhaus Auffrischungsimpfungen gegen Tetanus und Tollwut. Zum Glück haben wir ganz liebe Leute kennengelernt, die uns zu sich nach Hause eingeladen haben und uns mit der ganzen Krankenhausabwicklung vor Ort unterstützt haben. Bei der Gelegenheit haben wir auch gelernt, wie man selbst Khinkali macht. Das ist so ziemlich eine der besten Mahlzeiten, nach der wir hier in Georgien total verrückt sind. Man kann sie sich so wie Dumplings vorstellen, also mit Hack gefüllte große Nudeln. Sehr, sehr köstlich!
Anschließend ging es für uns nach Tusheti und damit zu einer der gefährlichsten Straßen der Welt. Diese Gegend ist dafür bekannt, auch eine der schönsten in ganz Georgien zu sein. Der Weg führt über den berühmt berüchtigten Abano Pass, der auf fast 3.000 Metern liegt. Wir verabredeten uns mit unserem französischen Radfahrkumpel, den wir das erste Mal in der Türkei getroffen hatten. Er reist mit seinem Klapprad und da die Strecke so richtig untauglich für sein Gefährt ist, hielten wir den Daumen raus und lernten so lustige Georgen kennen, die uns mitnahmen. Auf der Ladefläche wurden wir hin und her geworfen, aber die Aussicht hinten raus auf die Landschaft und die Straße, die sich durch das Bergmassiv schlängelte, war einfach nur der Hammer. Auf der Hälfte der Strecke gab es dann Melone und Chacha. Ganz zufällig kam eine Gruppe georgischer Cowboys vorbei und kurzerhand wurde Melli einfach auf ein Pferd gesetzt. Das hat wirklich Spaß gemacht!

Oben angekommen hatten wir freie Sicht auf die Bergdörfer. Nun können auch wir es bestätigen. Diese Region ist tatsächlich eine der schönsten von Georgien. Allerdings sind die Bewohner im Winter vom Rest der Welt abgeschnitten. Der Pass schließt, wenn er zugeschneit ist etwa gegen Oktober und öffnet ungefähr im Mai wieder. Für Notfälle gibt es jedoch einen Helikopter. Nach ein paar Tagen ging es für uns über den Abano Pass wieder ins Tal und wir waren wirklich gespannt, wie wir mit den Rädern vorankamen. Das sah dann so aus: Je schlechter die Straße war, desto besser die Landschaft. Den ersten Tag hatten wir oft mehr als 20% Steigung, Melli schob fast den gesamten Weg bis zum Pass. Dani war noch im Stande zu radeln, hielt allerdings alle 5 Meter an, um zu verschnaufen Unser Nachtlager schlugen wir dann am Chacha-Cowboy-Rastplatz auf. Am nächsten Tag zog es zu und wir waren eingerahmt im Nebel. Der Tag verlief ähnlich wie der erste, allerdings wurde es nun sehr kalt und der Wind ging. Endlich am Pass angekommen, zelteten wir in der Nähe eine Kirche und hofften, dass sich das Wetter am nächsten Tag besserte. Wir wollten einen freien Blick auf die gigantische Straße zum Tal haben.

Leider hatten wir nicht ganz so viel Glück und auch am Tag danach konnte man nur etwa 7 Meter weit sehen. Dazu gesellte sich Regen, der unsere ohnehin nicht mehr dichten Radtaschen noch mehr einweichte. Die Taschen lösten sich an den Nähten auf und selbst mit unseren zwei Tuben Spezialkleber, konnten wir sie nicht dichter kleben… Übrigens wer uns beim Ersetzen unseres Equipments unterstützen möchte, kann das per Paypal.me/vaegabond (bitte “Freunde & Familie wählen, damit keine Gebühren abgezogen werden) oder per Überweisung.
Wir blieben also einfach noch einen Tag auf dem Pass, denn wir wollten ja sehen, wohin wir radelten. Ein vorbei kommendes Auto fragten wir nach Wasser, bis wir feststellten, dass es sich um eine ganze Kolonne mit 7 Geländewagen handelte. Wie sich herausstellte waren sie allesamt Polen und von der Heimat aus unterwegs nach Tusheti. Sie waren wirklich total lieb, denn als der Mann, den wir angesprochen hatten, uns zwei Flaschen in die Hand drückte, wollten sich alle Reisenden beteiligen. Nach nicht einmal einer Minute hatten wir eine Aldi-Kühltüte in der Hand, die Leckereien wie Kekse, Bier, Brot, eingelegten Fisch, Wurscht und Dosenfleisch enthielt. Trotz der Kälte und Dauerregens hatten wir so am zweiten Tag auf dem Pass ein regelrechtes Festmahl.

Dann klarte das Wetter zum Glück auf und wir hatten doch noch einigermaßen gute Sicht auf dem Weg nach unten. Alles in allem auf jeden Fall ein Abenteuer, welches wir nicht vergessen werden!

Artikel mit Fotos: https://vaegabond.com/news/news-update-september-2021_15896/


Liebe Grüße von unterwegs
Melli & Dani