Re: Spätsommertour Verona - Turin

von: veloträumer

Re: Spätsommertour Verona - Turin - 06.10.21 12:23

Solche Brachen und Zwischenräume findest du grundsätzlich in allen Weinbaugebieten - alleine schon die Siedlungen führen ja auch schon zu Unterbrüchen (selbst in Großgebieten wie Bordeaux-Region oder Corbières). Vielleicht fällt das nicht immer sofort auf, je nachdem, wie gerade die Sichtperspektive ist oder welche Route man fährt. Je mehr in Randzonen unterwegs, desto weniger monoton sind auch die Agrostrukturen. Bei dem slow./friulanischen Weingebiet bist du auch schnell am Rande mit Wald- und Berggebieten ohne Weinreben, ausfransende Übergänge zu Wiesen usw., zur Ebene hin bei Udine in Mais-, Weizen und Sonnenblumenfeldern. In der Langhe hatte ich mehr Probleme, einen wilden Zeltstellplatz im Weingebiet zu finden, eben weil mehr dichte bepflanzte Weinberge (mit harter Bodenkrumme) oder besiedelt (das war bei Mango, bei Barolo gabs einen offiziellen Camping in den Weinbergen).

Die Langhe ist ja ein recht großes Gebiet und wie du auch bemerkt hast, teils auch mit großen Plantagen von Haselnüssen bewirtschaftet. Als ich in die Langhe von Ceva über Bossolasco eingefahren bin, gabs zunächst auch kaum Weinreben, was mich auch etwas verblüfft hatte. Da bin ich wohl auch etwas einem Klischee aufgessen wie andere, die sogar das ganze Piemont mit Barolo-Romantik gleichsetzen (und vom Piemont-Tourismus gerne befördert). Tatsächlich ist das Piemont zu einem guten Teil auch eine Gebirgs- und Alpenprovinz, ein anderer großer Teil nicht weinbautaugliche Schwemmebene, in der sogar größere Mengen Reis angebaut werden. Im Alto Monferrato sind die Weingebiete versteckter, schließt aber nicht aus, dass da ebenso intensive und bedeutende Weingebiete sind. Man sieht das eher durch die Topographie nicht so gut von weit.

Der Kernbereich der Weinbergarena der Langhe liegt etwa zwischen Monforte d'Alba, Barolo, La Morra und Diano d'Alba - also südlich von Alba. Wenn ich eure Tour richtig interpretiere, seid ihr da gar nicht hergefahren (Alba war südlichster Punkt?). Da gibts jenseits der Orte nahezu keine Brachen oder alternative Agroflächen - nur Weinstöcke. Für die Wiese als temporärer Parkplatz für das Rockfestival in Barolo (Bühne im Ort, keine Wiese, zu meiner Besuchszeit war es Elton John) mussten die Autofahrer knapp zwei Kilometer laufen. Manche Autos standen da schon mehr zwischen Weinstöcken als auf Wiese - andere Freiflächen gibts da eben nicht.

Wie Wein-verrückt die Leute da sind, kann man gut aus der Verbindung von Religion und Wein etwa in Form der knallbunten Brunate-Kapelle sehen, die mitten im Weinberg prangt, um diese Liaison zu betonen. In Monforte fand eine Weintestung in einer Kirche statt.