Slowenien: der Nordwesten - Tag 4

von: Kaffeetasse

Slowenien: der Nordwesten - Tag 4 - 22.08.21 19:20

Tag 4: Tolmin - Soča

Der erste Teil des Tages steht im Zeichen des „Peace Trail“, auf den Spuren, die der erste Weltkrieg in dieser Region hinterlassen hat.
Mir war vor der Vorbereitung auf meine Slowenien-Reise nicht bewusst, welche Rolle die Isonzofront spielte, und dass dies zu den verlustreichsten Schlachten bzw. Fronten des WKI gehörte.
Historisch Interessierten empfehle ich den Wikipedia-Artikel dazu:

https://de.wikipedia.org/wiki/Isonzoschlachten

Ich starte in Tolmin und mache mich erstmal auf den Weg zu einem am Flussufer liegenden Soldatenfriedhof inkl. Gedenkstätte für ca. 1000 in der Isonzoschlacht gefallene deutsche Soldaten.
Auf dem Weg dorthin bin ich alleine.



Vor der Anlage gibt es eine informative Tafel, zum Glück nicht nur auf Slowenisch:




Die Umgebung wirkt ungemein friedlich. Im Hintergrund sieht man Teile des damals umkämpften Höhenzugs, des Kolovrat:



Die Anlage stammt aus den 1930er Jahren, wirkt gepflegt.
Zutritt ins Innere der Kapelle ist aber nicht möglich.




Jetzt heißt es erstmal hochfahren auf den Kolovrat.
Keine exzessive Steigung, aber immerhin ziemlich genau 1000 Höhenmeter auf 10-12 km.
Es ist gut sonnig, - Anstrengung ist, wenn’s vom Kinn auf’s Knie tropft…




Oben weiß man aber, wofür sich der Schweiß gelohnt hat (und warum dieser Höhenkamm militärisch-strategisch interessant war):
Man blickt weit in die umliegenden Täler hinein.





Hier oben verläuft die Grenze zwischen Slowenien und Italien, und es gibt ein grenzüberschreitendes Freilichtmuseum zum WKI und der Isonzoschlacht.
Gräben, Stellungen etc. sind begehbar erhalten bzw. rekonstruiert.
Interessant und bedrückend zugleich.









Durchaus anspruchsvolles Gelände hier oben, - und zum Zeitpunkt der größten Schlacht (12. Isonzoschlacht) war nicht Schönwetter wie heute, sondern Ende Oktober, Kälte, Schnee und Eis…



Ich habe Glück und kann mich an eine italienische Reisegruppe anhängen, die gerade von einem Führer des Kriegsmuseums in Kobarid eine Führung durch die Anlage erhält.
Ich werde als Zaungast wohlwollend geduldet lach

Mit glühenden Bremsen wieder hinunter ins Soča-Tal und durch ein paar kleine Ortschaften:







Jetzt geht es in die namengebende Stadt für die bekannteste der Isonzoschlachten (Kobarid, ital.: Caporetto, dt.: Karfreit).
Das Kriegsmuseum liefert noch mehr Hintergründe und ist einen Besuch wert:



Es gibt ein paar schöne Häuser in der Altstadt:


Die Soca-Brücke von Kobarid ist ein schönes und beliebtes Fotomotiv:



Man kann zwischen Tolmin und Kobarid auch direkt am Fluss entlang fahren, dann empfehlen sich die Nebenstraßen am Ostufer.
Da war ich aber schon 2019 unterwegs, diesmal wollte ich daher unbedingt über den Kolovrat.

Der hinter der Brücke bei Kobarid beginnende Weg am Westufer der Soca war 2019 hinter dem Campingplatz eine fast unbefahrbare Schotterpiste, - mittlerweile besenrein gefegter Asphalt, mit schönen Ausblicken auf die hier tief unter dem Weg fließende Soca.





Hier vorab eine Entschuldigung an alle mit einer Smaragdgrün-Allergie:

ich weiß, es sind zu viele Fotos von diesem Fluss, aber ich kann mich an dieser Farbkombination einfach nicht sattsehen.

An diesem Tag konnte ich an kaum einer Flussbiegung vorbeifahren, ohne die Kamera zu zücken….

Ein kurzes Stück muss man dann an der Straße entlang, aber es lohnt sich, sobald wie möglich – kurz vor Srpenica - über einen Schleichweg auf den Wanderweg am Ostufer auszuweichen.

Allerdings muss man das Rad hier über ein paar Stufen im Wald tragen.











Hier geht’s verkehrsfrei und quasi menschenleer entlang:



Kurz hinter Čezsoča gibt es eine schöne breite Badestelle vor schöner Bergkulisse.

Hier mache ich erstmal ausgiebig Rast und Badepause.

Außer mir nur zwei slowenische Familien, das verläuft sich.

Alle 5-10 Minuten eine Gruppe Kajakfahrer.

Das Wasser ist sehr kalt, aber heute tut das gut.



Erfrischt geht es weiter, auf kleinen Wald- und Feldwegen.

Nun kommt das schöne Licht des Spätnachmittags und bringt die Farben der Landschaft noch schöner zur Geltung









Und auch immer wieder diese schönen Hängebrücken







Plötzlich auf einem Nebenweg in der Flussaue (gegenüber von Podklanec) eine originelle und beeindruckend kreativ gestaltete Privatkapelle, dem Eindruck nach vor allem dem Frieden und dem Gedächtnis kriegerischer Auseinandersetzung sowie ausgewählten verstorbenen Privatpersonen gewidmet.

Etwas skurril aber ein ruhiger, friedlicher und sehr interessanter Ort.

Auch hier bin ich wieder ganz alleine und setze mich einige Minuten in den zur Meditation einladenden Innenraum.









Weiter geht’s in das Tal des Soca-Nebenflusses „Lepenca ali Lepenjica“, kurz vorher eines meiner Lieblingsmotive dieses Tages:

„Der Baum als Lebenskünstler“:



Dann weiter südlich in das Tal, bis zu den Wasserfällen „Sunikov vodni gaj“.

Auf dem Weg noch etwas zum Nachdenklich machen.

Vermutlich ein jung verunglückter Bergsteiger:



Die letzten Meter gehen nur zu Fuß.



Das Wasser dann genauso schön wie die Klamm bei Tolmin, aber kostenlos und menschenleer:







Ja, ich weiß, eigentlich zu viele Bilder, aber ich kann bei diesem Wasser nicht widerstehen grins





Zurück in Richtung Soca und noch zwei letzte Fotos vor dem Einrollen auf dem Hof des Gasthauses in Soča: