Coronasommer-2- Baden- Jura - Baden

von: natash

Coronasommer-2- Baden- Jura - Baden - 07.01.21 19:46

Coronasommer-2-Baden-Jura-retour

7,5 Tage, ca 920 km

Nachdem der erste Versuch einer Sommertour in Richtung Erzgebirge eher abgesoffen ist und deshalb einer alternativen Kurztour weichen musste, sind wir wieder daheim und haben noch eine starke Woche Urlaub.
Der zweite Tourversuch geht nun in die Gegenrichtung.
Im Jura waren wir zwar schon oft, aber es gefällt mir immer wieder gut, auch ist es nicht besonders weit weg und eine Radanreise unproblematisch möglich.

 Durlach-Durmersheim-Plittersdorf-Rheinau-Goldscheuer-Neuf Brisach-Altkirch-Seppois le Bas-Pfefferhouse-Courgenay-Col de la Croix



Aller Anfang ist eben, vor allem wenn man durch die Rheinebene nach Süden rollt.
Es ist angenehm warm, die Sonne scheint und dass wir den Weg schon X-Mal gefahren sind, stört uns nicht die Bohne, Hauptsache es rollt schön, trocken und warn und das tut es.
Wir bleiben zunächst auf der deutschen Rheinseite und queren erst hinter Goldscheuer den Rhein, so dass man kommod erst südlich von Straßburg nach Frankreich kommt.



In der Festungsstadt Neuf-Brisach beschließen wir den Tag, auf dem außerordentlich angenehmen kommunalen Campingsplatz, der eigene Stellplätze für Reiseradler vorhält.

 

Tags drauf geht es dann weiter und zwar an Mühlhausen (Mulhouse) vorbei in den Sundgau.
Das Wetter bleibt natürlich nicht so schön wie am vorigen Tag und das erste Gewitter kommt bereits gegen halb 10. Wir verbringen es frühstückend in einer Bäckerei.



Im Sundgau angekommen, gibt es dann immerhin die ersten Hügel und sehr schmucke Fachwerkorte.



In Altkirch sind wir bereits zu Mittag, weshalb wir weiterfahren und als wir nachmittags überlegen, wo wir nächtigen könnten, fahren wir einen Platz an, der inmitten eines Seegebiets bei Courtavon liegt.
Kaum rollen wir dort ein, kommt direkt eine Frau, die übrigens soeben ein Wohnmobil eingelassen hat, aus der Eingangstür geschossen und faucht uns an, sie sei fermé und schließt nachdrücklich die Pforte.



Wir setzen uns kurz an den See und fahren dann weiter nach Seppois les Bas, wo wir bereits einmal genächtigt haben, aber auch hier ist der Platz geschlossen.
Also versuchen wir es, nachdem wir von einem durchziehenden Regenschauer bereits relativ nass geduscht in einen Supermarkt geflüchtet sind, einmal auf der Schweizer Seite .
Aber auch hier hat der anvisierte Platz geschlossen.
Wir nehmen also den Col den Col de Croix in Angriff, der und hinüber ins Tal des Doubs führen wird und hoffen im Umkreis des Passes eine Zeltstelle zu finden.
Die Auffahrt ist am Abend schon recht verlassen und sehr angenehm zu fahren.



Weil abzweigende Waldwege bereits mit parkenden Wohnmobilen zugestellt sind, fahren wir vollends hoch, was zwar mit einigen Steigungsprozenten verbunden, aber insgesamt nicht arg hoch ist und suchen dann am Pass eine kuhfreie Wiese, was gar nicht so einfach ist.



Im Doubstal hängt bereits der Nebel, was oben recht hübsch ausschaut. Wärmer ist es sicherlich hier oben



Col de la Croix-Saint Ursanne-Soubey-Trévillers-Morteau-Pontarlier-Saint Point Lac-La Planee-Bannans-Levier-Source de la Loue-Vuillafans-Echevannes-Baume les Dames-L‘Isle sur le Doubs-Les Aynans

Am nächsten Morgen werden wir von einer Schaar Jungochsen neugierig beäugt, sie sind aber durch ein Kuhgitter von uns getrennt und können glücklicherweise nicht das Zeltinnere erforschen.

 

Im Tal wabern immer noch märchenhaft die Nebelschwaden und wir machen uns an die Abfahrt nach Saint Ursanne.



Und weil das ein hübsches, verschlafenes Städtchen ist, legen wir hier eine Frühstückspause ein.



Dann rollen wir am örtlichen Campingplatz vorbei und stellen fest, dass dieser tatsächlich geöffnet gehabt hätte, wir hätten also noch voll runter rollen können, aber unsere Kuhweid war schon auch ganz nett.
Von Saint Ursanne wollen wir hoch auf die Jura Hochebene und nach Frankreich weiter fahren. Das haben wir schon einmal vor vielen Jahren gemacht und haben die Strecke positiv in Erinnerung.



Weil wir uns aber zu vorwitzig in die Abfahrt stürzen, landen wir wieder unten, abermals am  Doubs und sind immer noch in der Schweiz.
Auf den Schreck setzen wir uns erst einmal ans Ufer und finden unsere Variante gar nicht einmal übel, hübsch ist es hier nämlich.



Über eine schmale Forststraße, die zunächst mehrere, lauschige Kanuanlegestellen am Doubs entlang führt, bevor sie durch eine kleine Schlucht bergauf führt gelangen wir nun doch auf die Hochebene.



Und nachdem wir einige, bereits in die Jahre gekommenen Schilder passiert haben, die davor warnen, dass wir nun die Schweiz verlassen, immerhin hat es aber auf Schweizer Seite eine Grenzbeiz, sind wir wieder in Frankreich.
Und besuchen die erste geöffnete Käserei an der wir vorbei kommen.



Und weil dieser Besuch den Appetit angeregt hat, ist kurz darauf auch eine Pause zur Verkostung der gekauften Leckereien notwendig.





Nun fahren wir durch die einsamen, weiten Weideflächen der Jurahochebene und an den klassischen Bauernhöfen der Region vorbei.



Rindviecher sind hier weitaus häufiger anzutreffen als Menschen. Und Holz hats auch ausreichend.



Gegen Abend fahren wieder wieder an den Doubs um in Morteau, den am Doubs gelegenen Campingplatz aufzusuchen. Außer zwei Wohnmobilen aus dem Elsaß, einer Motoradgruppe älterer Herren aus Tschechien und einem einsamen Reiseradler aus Nancy, der auf dem Weg nach Annecy ist auf dem Platz niemand.
Gemeinsam mit dem radelnden Franzosen genehmigen wir uns zur Feier des Tages ein Fläschle Wein und stoßen auf den schönen Tag an.



Es regnet in der Nacht und auch am nächsten Morgen. Als wir nach dem Frühstück aus dem Aufenthaltsraum kommen, der in einem Chalet untergebracht ist, läuft die Dame der Rezeption sofort mit einer Flasche Desinfektionsmittel los um hinter uns sauber zu machen. Da bekomme ich fast ein schlechtes Gewissen.
Immerhin ist nun nahezu trocken und wir begeben uns auf die Straße nach Pontarlier, die so früh am Morgen fahrzeugleer ist.
Die Straße lohnt sich vor allem deshalb, weil sie durch eine sehr schöne Schlucht führt, die man bei anderer Route nicht zu Gesicht bekäme. Es gibt sogar eine Kirche, die im Felsen in einer Tropfsteinhöhle liegt, leider ist sie aber aus Gründen der Pandemie geschlossen.
Wir waren aber schon einmal da und waren hinreichend beeindruckt.

 

Die letzten km vor Pontarlier nutzen wir die Veloroute und biegen dann ab in Richtung Lac de Saint Point. Hier soll der Wendepunkt unserer kleinen Tour sein.



Vorher kommen wir am Chateau de Joux vorbei, über dem bereits wieder dichte Wolken hängen. Zum See haben wir mit kräftigem Gegenwind zu kämpfen, der ein nahendes Sauwetter ankündigt.



In Saint Point de Lac angekommen, genehmigen wir uns erst einmal einen Kaffee, bevor wir und wieder auf eine schöne, einsame Route begeben, die zunächst einmal bergauf führt.



Es gibt sogar einen kleinen Pass, der jedoch eher unscheinbar ist.



Oben angekommen, sind wir dann wieder auf der hügeligen Hochebene, die durch den zunehmend stürmischen Wind stellenweise recht ungemütlich wird.



Die Jurakühe grasen unbeeindruckt weiter, wahrscheinlich sind sie wasserfest.



Gegen Nachmittag wenden wir uns zur Loue-Quelle, die wir, nachdem wir sie im letzten Jahr lediglich gestreift haben, endlich einmal besichtigen wollen. Auf dem Weg liegt sie mit einem kleinen Schlenker auch.
Der holprige Weg hinunter ist schon recht hübsch, aber man hätte auch das Fahrrad oben an der Gaststätte und dem Parkplatz stehen lassen können, die zahlreichen spazierenden Menschen auf dem Weg machen lediglich ein Schritttempo möglich und auf dem Weg hoch lässt die Steigung sowieso keine hohen Geschwindigkeiten zu.
Es ist Sonntag und die Quelle ist gut besucht, aber nicht überlaufen, was an der Pandemisituation oder am Wetter oder auch an der Gegend liegen mag.



Sehenswert ist die Quelle schon. Der Berg sperrt in Höhe von etwa 50 Metern das Maul auf und entlässt dort einen Schwall Wasser, der sich in einem kleinen Wasserfall nach unten ergießt und dann durch verschiedene Kanäle abließt und dem örtlichen Wassersystem zugeführt wird.
Nachdem wir das Naturschauspiel ausreichend gewürdigt haben, arbeiten wir uns wieder den Hang hoch und begeben uns später die Loue-Schlucht abfahrend in Richtung Ornan.



Die Fahrt ist auch fast ein wenig spektakulär.



Nachdem wir mehrere alte Orte und zwei geschlossene Campingplätze passiert haben, erreichen wir am späten Nachmittag in Vuillafans einen geöffneten Campingsplatz, der relativ ausgestorben wirkt. Und kaum haben wir das Zelt aufgeschlagen, kommt auch das Gewitter heran, das von einem kräftigen Regen flankiert wird.



Wir verbringen den Rest des Tages in Begleitung eines Essens und etwas Wein unter dem Dach des Empfangsgebäudes auf einer Bank, an die wir ein Tischchen gestellt haben und schauen auf die aufgewühlte Loue.



Am nächsten Tag hat sich ein feiner Nieselregen eingestellt und wir fahren wolkenverhangene Serpentinen wieder einmal aufwärts auf die Hochebene in Richtung Norden.



Leider haben alle Käsereien, die wir zur Aufmunterung hätten besuchen können geschlossen, erst kurz bevor wir wieder ins Doubstal hinuntergleiten findet sich eine, die auch am Montag geöffnet hat. Wir statten Ihr direkt einen Besuch ab.



Und als wir in Richtung Baume les Dames abwärts fahren, hat sich auch der Regen wieder verzogen, was wir mit einem Mittagsvesper direkt am Doubs feierlich begehen.


Dann fahren wir eine Weile auf dem Eurovelo, der überwiegend am Fluß lang führt nach L’Isle de la Doubs, wo der Campingplatz geschlossen hat und wenden uns weiterhin in Richtung Norden in die Haute-Saône.



Diese freundliche, leicht hügelige Gegend ist stark landwirtschaftlich geprägt

 



Wir finden in Les Ayans einen charmanten, kommunalen Campingplatz und zelten direkt am Wasser.



Dabei werden wir von einem jungen Eichelhäher mit seinen ersten Flugversuchen aufs Beste unterhalten.




HIER GEHTS WEITER


Les Aynans -Lure-Mélisey - Le Thillot - La Bresse – Gérardmer - La Schlucht - La Bonhomme - Sainte Marie aux Mines – Lièpvre – Barr – Obernai- Molsheim – Pfettisheim – Bischwiller – Seltz -Plittersdorf – Durmersheim - Durlach

Am nächsten Morgen ist der örtliche Bäcker eigens auf den Campingplatz gefahren und steuert nun jeden Camper einzeln an, um seine Backwaren zu offerieren.



Wir begeben wir uns auf eine neu erstellte Voie Verte nach Lure, wo bereits alles für die Tour de France geschmückt ist, wo in La Planche des Belles Filles das Einzelzeitfahren abgehalten wird, das diesmal ohne Zuschauermassen stattfinden wird. The Show must go on, immerhin ist hier nicht wenig Geld im Spiel.
Hinter Lure nähern wir uns von Süden den Vogesen.
Und weil wir dabei an einem kleinen Wasserfall (es handelt sich um die Saut de Ognon) vorbeikommen, den man mit einem kurzen Fußmarsch durch einen schönen Wald erreichen kann, schauen wir uns den auch an.



Dann kommt einmal wieder ein Col de Croix und wir kommen abfahrend in die kleine Stadt Le Thillot.



Von da geht es weiter in den Wintersportort La Bresse, den wir über eine bereits mehrfach von uns gefahrene Voie Verte erreichen.
Von hier wählen wir aufwärts zum Col de Grosse Pierre kleine Nebenstrecken anstelle der Straße, was mit höheren Steigungsprozenten und einer schönen Aussicht belohnt wird.





In Gérardmer sind wir bereits am Nachmittag. Wir gönnen uns dort einen längeren Aufenthalt, umrunden den schönen See, in dem man auch sehr schön baden kann. Hier ist die erste Stelle unserer Tour an der ein wenig touristische Betriebsamkeit herrscht.



Tags drauf geht es dann via den schon schönen See in Xonrupt-Longemer



auf die Crêtes und zum Col de la Schlucht.

Der ist in letzter Zeit stark modernisiert worden und hat den ein wenig tristen, morbiden Charme verblichener Tourismusanlagen zugunsten moderner Konstruktionen aus viel Beton und ein wenig Glas hinter sich gelassen.



Der neue erstellte Parkplatz ist auf jedem Fall rammelvoll.



Wir wenden uns in Richtung Gazon du Faing, wo wir hoffen in der dortigen Ferme Auberge ein zweites Frühstück einnehmen zu können.



Die Heidelbertarte habe ich zwar als größer in Erinnerung, aber schmackhaft ist sie immer noch. Und eine der besseren ihrer Art.








Gut gestärkt geht es weiter, wobei auffällt, dass hier im Höhengebiet die Blätter sämtlicher Buchen abgestorben sind, was ziemlich gruselig aussieht.





An großer Trockenheit wird es eher nicht liegen, auch wenn der Winter schon arg trocken war, die hätte die zahlreichen Nadelgehölze zuerst betroffen und die sehen prächtig aus.

Ein Stückle vorm Col de Bonhomme steht dann zuverlässig wie erwartet der Bauer mit seinen Erzeugnissen an der Straße, wir ergänzen unseren Vorrat um ein Bauernbrot und einen schönen Münsterkäse.



Ergänzend sammeln wir in der Umgebung noch ein paar der Heidelbeeren, die noch keiner weggepflückt hat, queren den Col de Bonhomme und fahren weiter ins Val d' Argent.
Obwohl man eigentlich abfährt, hält einer der beiden Zwischenpässe noch einen kleinen Gegenanstieg bereit, was aber der schönen Aussicht keinen Abbruch tut. Ich bin hier schon mehrfach entlang gefahren, aber immer in der Gegenrichtung. Die veränderte Perspektive finde ich recht reizvoll.




Über die Silbermine Tellure kommen wir nach Sainte-Marie-aux-Mines.





Und weil der Wetterbericht Unwetter und Regen für die Vogesen prognostiziert, fahren wir von dort über eine Veloroute ab in die Rheinebene bei Sélestat.



Dort begeben wir uns auf die Véloroute du Vignoble und durch die adretten Fachwerkorte des Elsass.






Über die Weinberge kann man fast bis nach Hause schauen.



Und nach Hause radeln können wir heute eigentlich auch. Wollen wir aber nicht, wir haben ja noch ein wenig Zeit.




Wir beenden den Tag im Ort Barr bei einem einheimischen Tropfen.





Leider bleibt das Mistwetter nicht in den Vogesen, weshalb wir recht früh im Zelt verschwinden.

Am nächsten Morgen regnet es leider immer noch und eine Besserung ist nicht in Sicht.
Wir beschließen also nach Hause zu radeln.




Nach einem Frühstück in Obernai,



wo die Regenschauer kurz innehalten, navigieren wir uns um Straßburg herum durch kleine Orte, die ein enormes Verkehrsaufkommen haben zum Fährübergang Seltz-Plittersdorf, so dass wir zum späten Mittag wieder daheim eintrudeln, wo wir noch im heimischen Hof sitzend ein wenig Sonne genießen können.




Fazit: Elsass und Jura sind uns natürlich wegen ihrer Nähe wohlbekannt, aber immer wieder schön und sehr unkompliziert zu erradeln. Gerade im Jura schätze ich die einsamen ruhigen Landschaften und schönen Schluchten, auch den dortigen Milcherzeugnissen, bin ich nicht abgeneigt.
In der Haute-Saône war ich das erste Mal. Auch wenn es sich um eine eher unscheinbare Ecke des Franche-Comté handelt, hat sie ihren ganz eigenen ein wenig verschlafenen Charme, mir hat es gefallen, auch der Übergang zu den Vogesen war reizvoll.
Im Normalfall hätte man die Tour, die eine eher geruhsame war, erheblich sportlicher gestalten können, aber die pandemiebedingte, unklare Übernachtungslage, es hatten doch recht viele Campingplätze geschlossen, hat uns dann doch meist relativ früh an einem Ort verweilen lassen.
Auf den Campingplätzen selbst war es, wenn man einmal von dem in Gérardmer absieht, extrem leer, vor allem die in der Ecke üblichen, wenn auch nie sehr zahlreichen Touristen aus den Benelux-Ländern und Großbritannien fehlten um diese Zeit. Das hat sich vielleicht im Laufe des Sommers geändert.
Man kann es, wenn man möchte freilich noch geruhsamer angehen, es gibt in der Gegend genug Orte an denen es sich vortrefflich verweilen lässt.
Das Wetter war zwar unbeständig, aber erheblich besser als beim ersten Teil unseres Sommerurlaubs auf deutschem Gebiet, es hat keinen einzigen Tag durchgehend geregnet. Meistens sind die Gewitter nur durchgezogen, nur zwei Vormittag waren von andauerndem Landregen geprägt.

Vielleicht mag unsere kleine Tour ja dem einen oder anderen als Anregung dienen.