Re: Resturlaub – Dolomiten und Alpe-Adria

von: touromat

Re: Resturlaub – Dolomiten und Alpe-Adria - 25.09.19 12:59

Sonntag

Forno di Zoldo – Vittorio Veneto
120 Kilometer
2.400 Höhenmeter



Nach sehr angenehmer Übernachtung im Garni Poste soll es heute über kleine und ruhige Straßen in Richtung Süden gehen.




Hübsche Dörfer im Anstieg zum Passo Duran




Im Anstieg zum Passo Duran. Gefällt mir sehr gut, zwar auch mal steilere Rampen, dann aber auch wieder flachere Abschnitte zur Erholung. Schmales Sträßchen, viele Kurven, kaum motorisierter Verkehr.Sehr schön.




Passo Duran – 1.601 m




Rifugio auf dem Passo Duran – im Hintergrund die Civetta.




In der Abfahrt vom Duran




Tolle Abfahrt vom Duran und schließlich landet man in Agordo.




Sehr dankbar bin ich für die vielen Brunnen mit bestem Gebirgswasser, die es hier in jedem noch so kleinen Dorf gibt. Nun geht es über die Forcella di Franche (992 m), was angesichts der angenehmen und gleichmäßigen Steigung kein Problem darstellt.




Mein nächstes Ziel ist das Val del Mis, das wollte ich schon immer mal fahren. Ich hatte jedoch irgendwo gelesen, dass die Strecke wegen eines Erdrutsches gesperrt sein soll; die Alternative wäre die vielbefahrene Hauptstraße mit einem kilometerlangen Tunnel gewesen. Bitte nicht. Der Wirt im Garni Poste hatte jedoch Entwarnung gegeben; seit vorgestern sei die Strecke wieder frei.




Im Val del Mis




Im Val del Mis




Einer der Felsentunnel im Val del Mis




Tunnelfenster




Schlucht im Val del Mis




Im Val del Mis




Tolle Streckenführung




Im Val del Mis




Im Val del Mis




Der Lago del Mis ist halt ein Stausee im Gebirge; ganz nett, aber auch nichts Sensationelles. Meiner Meinung nach etwas überbewertet. Für die Flachländer um Belluno aber wahrscheinlich halt besonders toll. Es gibt riesige Grillplätze, die heute am Sonntag von großen Gruppen belegt sind. (Riesen-Palaver) Angeregte Unterhaltung, enorme Grill-Rauchwolken wabern über die Straße.




Der (die?) Piave? Zwischen Belluno und Feltre.


Mein Tagesziel Vittoria Veneto wäre nun leicht flach zu erreichen. Ich möchte aber unbedingt über den Passo San Boldo mit der berühmten Kurven-Tunnel-Konstruktion auf der Südseite. In Trichiana ist der Einstieg. Die Auffahrt ist leicht zu fahren.

Im letzten Ort vor der Passhöhe jedoch ein großes Plakat auf dem irgendetwas von einer „mondial Sliderking championship“ steht. Jetzt fällt mir ein, dass ich das auch schon unten in Trichiana gesehen, aber nicht beachtet habe; war ja auch nur auf Italienisch. Offensichtlich ist die Scheitelstrecke von 14:30 – 18:30 komplett gesperrt. Es ist 14:20, vor mir eine Zwischenabfahrt und danach geht es offensichtlich eher langezogen bis oben. Das ist definitiv nicht zu schaffen, und dass die wegen mir ihr mondiales Slikderking-Event – was immer das ist - unterbrechen, halte ich für eher unwahrscheinlich. Bleibt also nur der Weg zurück ins Tal.

Dort angekommen studiere ich die Landkarte. Die offensichtliche Alternative wäre flach über Belluno und Ponte Nelle Alpi. Ich habe aber keine Lust auf dicke Hauptstrassen. Auf dem Navi erkenne ich jedoch eine mögliche weitere Alternative einige Kilometer westlich über den selben Höhenzug. Scheint eine ziemlich kleine Straße zu sein; in meiner Karte gar nicht eingezeichnet. Ist natürlich ein Umweg für mich, hört sich doch vielversprechend an. Wenn das aber auch wieder nicht klappt, wird es langsam kritisch mit meinem Tagesziel.

Nach einigen Kilometern im Tal also ein unscheinbarer Abzweig. Beschildert sind nur Dörfer in unmittelbarer Nähe. Steile Rampen, einsame Dörfer, viele Zwischenabfahrten, kaum Höhengewinn. Nach dem letzten Weiler wird es nun wirklich ernst: Eine stark ramponierte, schmale Straße türmt sich furchterregend vor mir auf. Das ist extrem steil, noch dazu bremsen heftige Schlaglöcher und übelste Asphaltfragmente die ohnehin schon beschwerliche Auffahrt.

Die Hoffnung, dass dies die einzige derartige Rampe war, ist schnell zunichte. Ab und zu mal kurz etwas flacher und schon die nächste Gemeinheit. Trotz der niedrigen Höhe von knapp 1.000 m ist das einer der härtesten Anstiege, die ich mit Gepäck gefahren bin (oder war ich heute nur zu schwach?).




Im Anstieg zum namenlosen Pass




Auf der Scheitelstrecke des namenlosen Passes. Passschild gab es keines, oder ich habe es in meinem kurzzeitig deliriumsartigen Zustand übersehen ...

Die Abfahrt erscheint nicht ganz so steil, aber auf schmalstem Sträßchen mit rumpligen Belag und engen Kurven auch nicht ganz ungefährlich. Macht aber trotzdem Spaß.

Einmal ein kleiner Schreckmoment; ein fetter SUV im Gegenverkehr direkt nach einer Kurve. Der braucht exakt die volle Straßenbreite. Die sollen ihre Kisten gefälligst artgerecht in der Stadt spazieren fahren und vor der Eisdiele zur Schau stellen!

Es spuckt mich ca. 20 km vor meinem Tagesziel aus und ich kann flach zu meinem Etappenort rollen.

Von Vittorio Veneto bin ich dann ein wenig enttäuscht. Ich hatte ein verträumtes historisches Städtchen erwartet. Auf der Suche nach einem Supermarkt fahre ich fast durch die ganze Stadt, die ziemlich planlos verbaut erscheint. Gewerbegebiete, langweiligste Wohnbebauung, ziemlich unansehnlich.




Vittorio Veneto

Immerhin gibt es einen kleinen historischen Platz, an dem man sich abends aufhalten kann.




Ab und zu steht dann mal noch irgendwo so ein Palazzo herum.




Das Hotel ist soweit o.k.; der Tag war härter als gedacht oder als die Zahl der Kilometer und Höhenmeter vermuten lassen würde.