Köln im Regen

von: Gerhard O

Köln im Regen - 07.08.19 15:38

Das Forumstreffen in Räbke Ende Mai nahte. Meine Planung sah einen Start zum Treffen am 22. Mai vor – doch was mache ich bis dahin? Die Eisheiligen waren durch und das Wetter sah stabil trocken aus. Das brachte mich auf die Idee, einige Landschaften und Orte anzuschauen, die für eine Tagestour mit dem Fahrrad zu weit sind. Außerdem konnte ich meine Ausrüstung dabei nochmals überprüfen.

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Tag 1: Donnerstag, 16.5.2019
Von Oberhausen nach Leichlingen: 80km

Um 7.30Uhr war ich startklar.



Nach Süden zur Ruhr führte mich mein Weg am Wassermuseum in Mülheim vorbei



nach Schloß Broich



und weiter ins Ruhrtal, welches von der imposanten Ruhrtalbrücke überspannt wird.



In Kettwig bog ich auf den Bergischen Panoramaweg ab, der hier auf der Strecke der ehemaligen Niederbergbahn verläuft. Da beim Bau des Radweges einige der vormals vorhandenen Eisenbahnbrücken schon abgerissen waren, ließ man sich bei Heiligenhaus etwas Besonderes einfallen – ein Flachwagen der Bauart Rgs-w672 von fast 20m Länge wurde als Brücke auf 2 Fundamente gestellt.



Bei Wülfrath endet der Eisenbahntrassenradweg und auf kleinen Straßen und Wirtschaftswegen näherte ich mich Haan. Hier beginnt die Korkenziehertrasse nach Solingen. Diese Trasse war ich schon mehrmals von Haan bis Wuppertal-Vohwinkel gefahren, aber noch niemals nach Solingen. Und um es vorweg zu sagen: man kommt zwar gut den Berg hoch auf die Höhen des Bergischen Landes, aber ansonsten hat die Strecke keine Reize und somit habe ich auch keine Fotos!

Tagesziel sollte Leichlingen sein.




Hier gibt es einen Campingplatz und den wollte ich nutzen. Leider war alles verriegelt und verschlossen. Am Tor gab es kein Infoschild und auch keine Telefonnummer. Für mich ist das ein deutlicher Hinweis, daß durchreisende Gäste nicht willkommen sind.

Auf Archies Campingplatzliste fand ich ein Naturfreundehaus in der Nähe, welches auch Zelter (ohne Auto!) aufnimmt. Hier verbrachte ich dann die Nacht. Eine Gaststätte für das Abendessen fand ich auch in der Nähe.


Tag 2: Freitag, 17.5.2019
Leichlingen Köln Brühl: 49km

Für heute war nur eine kurze Etappe vorgesehen. Ich wollte gemütlich durch Köln fahren bzw. schieben und mir einiges anschauen. Ich war schon mehrfach in Köln – mit und ohne Fahrrad – aber Köln ist immer wieder sehenswert.

Eine Bäckerei für das Frühstück lag am Weg. In Leverkusen wollte ich den Rhein überqueren. Es war bestes Wetter, sogar ein Ufo aus fernen Welten sah ich landen.



Vielleicht hatte ich mich da aber auch getäuscht. zwinker

Kaum hatte ich Köln erreicht, war es vorbei mit Sonnenschein. Schwarze Wolken zogen auf und es begann zu regnen.



Die Domplatte war trotzdem voller Menschen.



Am Heinzelmännchenbrunnen hatte ich den Kampf gegen die Regentropfen auf dem Objektiv verloren und gab ich die Fotografiererei auf.



Besichtigen wollte ich jetzt auch nichts mehr. Einen Biergarten, wo ich draußen sitzen und etwas essen und trinken und dem Regen zuschauen konnte und trotzdem trocken blieb, fand ich auch nicht. So machte ich mich auf zum Heider Bergsee bei Brühl, wo ich mein Zelt aufschlagen wollte.



Kaum hatte ich Köln verlassen, hörte der Regen auf und die Sonne kam raus! Den Campingplatz erreichte ich am frühen Nachmittag. Das Restaurant am Platz hatte noch geschlossen. Ich hatte Zeit, mich umzuschauen und fand dabei einige Inspirationen für unseren eigenen Garten.



Meine Frau hatte dann allerdings für solche Scherze kein Verständnis!



Tag 3: Samstag, 18.5.2019
Brühl Niederkrüchten: 79km

Von Brühl aus wollte ich bei schlechtem Wetter direkt nach Hause fahren. Sollte aber die Sonne scheinen, wollte ich einen Bogen durch das linksrheinische Flachland fahren und in Niederkrüchten übernachten.

Der Tag begann freundlich und ich machte mich auf den Weg nach Niederkrüchten.



Schon bald war die Erft mein Wegweiser.



Der Weg brachte mich auch nach Paffendorf. Völlig überrascht stellte ich fest, daß ich hier schon einmal war! Richtig: bei meiner Eifeltour 2016 hatte ich am letzten Tag hier Pause gemacht. Das Schloß hatte ich damals nicht besichtigt und das holte ich jetzt nach.





Da die Gegend eben ist und die Radwege weitgehend gut fahrbar waren, kam ich auch schnell vorwärts – bis zum Café am See in Holtmühle. Hier genehmigte ich mir eine fast einstündige Pause mit Weizenbier und Flammkuchen und netter Unterhaltung mit den Tischnachbarn.

Bald danach konnte ich mein Zelt auf dem Campingplatz Pannenmühle in Niederkrüchten aufschlagen. Für den Toilettenschlüssel mußte ich 20€ Pfand hinterlegen. Damit ich am nächsten Morgen auch früh wegkomme, mußte ich die Platzchefin inständig bitten, auch spätestens um 8 Uhr für die Pfandrückgabe an der Rezeption zu sein.

Das Abendessen war die nächste Problematik. Es gibt kein Restaurant mehr im Ort! Ich habe schlußendlich einen Pizzabringdienst gefunden. Hier gab es 2 Stehtische mit Barhocker und einen Getränkekühlschrank. Die Pizza war gut und das Bier war kalt und preiswert – es war eines der billigsten Abendessen aller meiner Radreisen und außerdem noch lecker!


Tag 4: Sonntag, 19.5.2019
Niederkrüchten Oberhausen: 70km

Pünktlich um 8 Uhr stand ich an der Rezeption und konnte den Schlüssel gegen 20€ zurücktauschen. Nun ging‘s ins Dorf, wo ich eine Bäckerei gesehen hatte, die Sonntag geöffnet hat. Als ich die Bäckerei betrat, konnte ich Tische und Stühle und den Kaffeeautomat sehen. Voller Erwartung fragte ich nach einem Frühstück. Die Antwort war ernüchternd.
„Heute gibt es nichts. Wir dürfen am Sonntag kein Frühstück verkaufen!“
Meine Enttäuschung war groß, aber im nächsten Dorf nur wenige Kilometer weiter gibt es eine weitere Bäckerei. Hoffnungsvoll betrat ich den Raum und bekam auf meinen Frühstückswunsch wieder die gleiche Antwort: „Wir würden gerne, aber wir dürfen nicht!“

Freundlich erklärte mir die Dame dann den Weg zur Gastronomie ‚Am Heidweiher‘, wo es sonntags Frühstücksbuffet gibt. Für 12,90€ hatte ich dann dort reichlich Auswahl. Zum Glück schien die Sonne, denn im Innenbereich war alles besetzt oder reserviert. Nur auf der Terrasse konnte ich noch ein Plätzchen ergattern!

Gestärkt fuhr ich weiter und kam bald darauf nach Lobberich.



An der ersten (geringen) Steigung des Tages hinter Lobberich wollte ich in einen kleineren Gang schalten, aber unverständlicherweise funktionierte das nicht. Ich konnte nur große Gänge fahren! Was war mit meiner Schaltung los? Sofort machte ich mich an die Überprüfung und fand auch schnell den Fehler - das Schaltwerk war lose! Ich wollte die zugehörige Schraube wieder fest anziehen, aber das war unmöglich. Das Gewinde im Schaltauge war defekt.

Ich habe das Schaltwerk provisorisch halb fest bekommen und machte mich auf den weiteren Heimweg. Die Gedanken rotierten. Für die Schönheit der Landschaft hatte ich kein Auge mehr. Wie bekomme ich das auf die Schnelle repariert? Schon in 3 Tagen wollte ich meine große Sommerradtour beginnen! Die nächsten Stunden grübelte ich über meine Möglichkeiten. Der Einbau einer Reparaturhülse wäre eine Möglichkeit. Wie komme ich schnell an so eine Hülse? Abklappern aller Fahrradwerkstätten in der näheren und weiteren Umgebung? Expressbestellung über das Internet? Auf jeden Fall wollte ich meinen Freund Herbert befragen, der eine Werkstatt mit Ersatzteilen im Keller hat, auf die manche Fahrradwerkstatt stolz wäre. Zweimal konnte er mir schon helfen! Als letzte Möglichkeit überlegte ich, wie ich in 2 Tagen mein Zweitrad zu einem Reiserad umbauen könnte (Gepäckträger, Lowrider, Nabendynamo, Lichtanlage).

In St. Hubert hatte ich endlich wieder den Kopf frei. Alle Möglichkeiten waren sondiert, ich konnte wieder an andere Dinge denken.

Wenn ein Ort St. Hubert heißt, so gibt es dort auch eine Erinnerung an die Hubertussage: den Hubertusbrunnen.



Bald danach war in dann zu Hause.


Fazit:
Trotz des Regens in Köln war es eine schöne Tour. Ich gehe davon aus, daß der Schaden am Schaltauge ohnehin bald passiert wäre. Da bei meinem Stahlrad das Schaltauge ein Teil des Rahmens ist, ist ein schneller Austausch nicht möglich. Wäre das einige Tage später auf meiner Radtour passiert, hätte das zumindest eine Unterbrechung, wenn nicht sogar den Abbruch der Reise bedeutet.

Wie die Sache ausgegangen ist, berichte ich ein andermal! Bleibt neugierig!

Ich hoffe, der Bericht hat Euch gefallen
Gerhard

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