Re: Wo’s Wassr koschdbar isch - Alb-Donau-Kurier

von: veloträumer

Re: Wo’s Wassr koschdbar isch - Alb-Donau-Kurier - 04.02.19 17:06

ALB-2013-08 Welzheimer Wald – Albuch – Roggental – Stubersheimer Alb – Illertal – Eschachtal

Fr 2.8. Stuttgart || per S-Bahn || Winterbach – Schorndorf – Plüderhausen – Lorch – Haselbach – Alfdorf – Adelstetten – Alfdorf – Adelstetten (Im Greut)
48 km | 400 Hm

Sa 3.8. Adelstetten – Schwäbisch Gmünd – Furtlepass – Weissenstein – Treffelhausen – Eybach – Waldhausen – Lonsee – Eiselau – Beimerstetten || per Bahn || Senden – Illertissen || per Bahn || Bad Grönenbach – Herbisried – Reichholzried – Kiesels/Haldenmühle
95 km | 1155 Hm

So 4.8. Kiesels/Haldenmühle – Reichholzried – Krugzell – Kempten – Buchenberg – Eschacher Weiher – Eisenbach – Leutkirch – Balterazhofen – Rotis – Legau – Lautrach – Dickenreishausen – Memmingen || per Bahn || Stuttgart
85 km | 915 Hm

Wetter mal hui, mal pfui. Nicht selten lag Dunst in der Luft, kumulierte am Samstagabend an der Iller in einem Nachtgewitter. Ungemein schwül wurde es etwa auf der Stubersheimer Alb, die Zeit schon vertendelt, sodass ich gleich zweimal Passagen mit der Bahn überbrückte, die mich schon häufiger langweilten. Anders gesagt, die Tour war zu knapp bemessen und von verschiedenen Zielen zu sehr überlagert. Um Alfdorf/Adelstetten zu erreichen, musste ich schon die S-Bahn ins Remstal nutzen. Noch zum Welzheimer Wald gehörig, war das Haselbachtal eine idyllische Entdeckung. Hier fuhr ich nur das untere Tal, die Auffahrt sodann nach Alfdorf ist gleichermaßen asphaltiert. Von einer anderen Tour kann ich berichten, dass auch der weitere Verlauf des oberen Haselbachtals empfehlenswert ist (bis nach Pfersbach). Dort ist aber ein guter Teil geschottert, von gut bis mäßig fahrbar.

Eine der Ideen war, zwei FKK-Campings zu begutachten. Also zu Schwäbisch a Naggde-Dour. Sowohl die Haldenmühle wie auch die FSG Alfdorf sind vereinsgebunden, also nur mit entsprechendem Ausweis zugänglich. Doch das reicht in Bayern nicht mehr. In der Haldenmühle erklärte man mir, dass ich als Solomann keine Zutrittsberechtigung hätte, der Bayerische Nudistenverband sei darin unabhängig vom Bundesverband. Wegen des drohenden Gewitters und der doch recht ungünstigen Tallage an der Iller (steile Zufahrt), ließ man mich dann für eine Nacht gewähren, wenn ich am nächsten Morgen wieder verschwinden würde. Gleichwohl sorgten sie sich um mein mein Wohl unter einem Zeltdach und überredeten mich im Matratzenlager zu übernachten. Zu essen bekam ich auch, es hat dort eine vollwertige Gastwirtschaft. Warum der ganze Kokolores, war denn nicht wirklich zu ergründen, und wäre ich auch ohne diese weltfremde, exklusiv bayerische Vorschrift am nächsten Morgen weitergeradelt. Über den Mitgliederschwund brauchen sich die FKK-Vereine nicht zu wundern, der ist hausgemacht. Statt mehr in die Gesellschaft hineinzuwirken, entfernen sie sich von ihr immer mehr im selbstgefälligen Nischendasein. Dass ich noch Jahre danach Weihnachtsgrußkarten von der Haldenmühle erhielt, macht die Sache schon sehr skurril.

Im Vergleich zur sehr abgeschiedenen Tallage der Haldenmühle liegt der FKK-Camp in Adelstetten etwas weniger abseits und zur Höhe, mehr oder weniger terrassenähnlich von den Feldern hinunter bis zum Waldrand, mit hübschen Naturwasserbecken. Gastronomie ist schwierig, aber an Wochenenden zur Saison in jedem Fall ein warmer Imbiss vorhanden. Es wurde dann noch ein heimeliger Lagerfeuerabend mit Singsang usw. Da die Anlage abgesperrt ist und man klingeln muss, kommt es vor, dass auch mal gerade keiner da ist zum Aufmachen. Da ja ohnehin weitgehend Stammgäste, fällt es kaum auf, aber eben doch ärgerlich für andere Gäste. Nachdem im Ortskern Alfdorf kein Bissen zu erhalten war, klappte der Einlass immerhin beim zweiten Versuch.

Um am Samstag überhaupt die Strecke zu schaffen, stieg ich erstmal ermattet in Beimerstetten in den Zug, um in Senden in einen Baggersee zu springen. Haldenmühle war so natürlich auch nicht mehr zu erreichen, und von mir stets gefürchtete Ebene zwischen Illertissen und den ersten Allgäuhügeln überbrückte ich mit einer weiteren Bahnfahrt. Am See war noch Sonne, in Bad Grönenbach wurde es dann dunkel ohne Nacht zu sein. Sogar das Eisschlecken am kultigen Alpenblick-Café zur Ausfahrt Herbisried (unbedingt empfohlen!) musste ich auslassen, um nicht ins Unwetter zu geraten.

Die Albroute verläuft nicht unähnlich zur 2011er-Tour (s.o.). Wieder stieg mir Backgeruch in die Nase – Schwäbisch Gmünd ist auch eine Stadt guten Brotes, einladende Cafés gleich mehrere. Den Furtlepass hatte ich schon mal sonniger überfahren. Sein Reiz liegt einmal im Panorama nach Norden, das man beim Aufstieg gewinnt und zur Südseite in einer typischen Albheidelandschaft. Einen besonderen Blickfang wirft zur Talsohle Schloss Weissenstein ab. In einer felsbegleiteten Aufstiegskurve trennt sich die Böhmenkircher Variante von der über Treffelhausen, wo man dann das komplette Roggental abgleitet. Das ist aber lebensgefährlich: Auf der Strecke könnte ein Wilderer den Radler erschlagen, wie einst den Förster von Eybach. Das legendenumrankte Mordloch liegt ziemlich unscheinbar (Radwegbeginn/-ende!) als dunkle Vertiefung im Fels. Ein Siphon versperrt fürs gemeine Volk den tieferen Gang in größere Höhlenkammern, Forscher habe 4,3 km Finsternis unter Fels beleuchtet, somit die zweitgrößte Höhle der Alb festgestellt. Noch einmal umgibt Wald und Fels den Aufstieg zur Stubersheimer Alb, die sodann eine Felderhochebene bildet.

Hier ist eigentlich die Albtour schon zu Ende. Es sei aber noch die Allgäuschleife des letzten Tages erwähnt. Nicht gerade selten bin ich die Strecke über den Eschacher Weiher gefahren, ein ca. 1000 m hoch gelegener Moorsee mit Bademöglichkeit vor entferntem Alpenpanorama, was auch etwas südlicher dem Alpsee zur Kulisse dient. An guten Tagen zieht er viele Besucher an, auch beliebt bei Radlern, obwohl Kuhweidegittern den Zugang mit Velo hürdenreich erschweren. Die Auffahrt ist zu beiden Seiten durchaus anstrengend, von Kempten in mehreren steileren Stufen via Buchenberg und recht offen, von Westen durch das forellenreiche Eschachtal in einer langen Anfahrt, die zum Schluss in einen steileren Teil mit Serpentine übergeht. Leider wurde das recht schattige wie erfrischende Eschachtal im oberen Teil seitlich der Straße jüngst so schändlich freigeholzt, dass es seine alpine Jungfräulichkeit etwas verloren hat. Nicht zuletzt ist dieses Weghacken von Straßenrandwald und -gebüsch eine ganz unangenehme Entwicklung, offensichtlich der Sicherheit des Blechkistenfahrers geboten, aber mit noch nicht bedachten Folgen für die Umwelt. Denn hier wird, auf die Gesamtfläche eines Landes hochgerechnet, beträchtliche Blattwerkfläche beseitigt und in Anbetracht von Heißsommern und davoneilenden Emissionswerten mit altbackenen Baudiktaten Raubbau an der Natur betrieben. Stattdessen läge es durchaus nahe, die Straße zwischen Kreuzthal und Eschach für den regulären Autoverkehr zu sperren.

Eine von mir neu erschlossene Route führt im ständigen Auf und Ab typischer Allgäuhügel und über kleinste Dörfer zur Iller bei Lautrach/Illerbeuren, wo nur wenig wenig weiter die Iller bis zur Donau in Ulm die Grenze zwischen Baden-Württemberg und Bayern leitet. Die Strecke ist anspruchsvoller als die östlichere Variante von Winterstetten über Legau. Von Illerbeuren findet sich ein lieblicher Übergang nach Memmingen mit Blick auf Schloss Kronburg, der nördlicheren Variante bei Aitrach vorzuziehen. Zurück wartet der Alb-Donau-Kurier der Bahn.

Bildergalerie Tour ALB-2013-08 (32 Fotos, bitte auf Bild klicken):



Fortsetzung folgt