Re: mit dem Rad zum Atlantik (EuroVelo 6 – Teil 2)

von: oktopus

Re: mit dem Rad zum Atlantik (EuroVelo 6 – Teil 2) - 23.09.18 12:01

Tag 11 – 25. August 2018 (Donaueschingen bis Tuttlingen):
Ich hatte heute eine kurze Etappe, somit konnte ich doch länger schlafen und später als sonst frühstücken. Ich startete um 8 Uhr 37. Es war bewölkt bei 10 Grad. Ich fuhr die Straße runter, durch die Fritzi-Allee, am Zusammenfluss vorbei und auf dem Donauradweg die Donau flussabwärts. Zeitweise tröpfelte es ein wenig, hörte aber immer wieder auf. Die paar Regentropfen störten mich nicht. Es war schon eine Wohltat, einmal eine Etappe nicht bei Hitze zu fahren!

Tuttlingen erreichte ich um 10 Uhr 30. Ich fuhr die ufernahe Promenade entlang, bevor ich die Donau überquerte, um mein Hotel zu suchen.

Das Hotel fand ich auf Anhieb, konnte aber noch nicht einchecken. Also fuhr bzw. ging ich noch ein bissl im tröpfelnden Regen spazieren, aß zu Mittag, trank Kaffee, spazierte weiter, trank wieder Kaffee, spazierte noch einmal weiter, ...

I'm singing in the rain, yes, singing in the rain ...

1 Stunde vor dem Checkin war ich wieder beim Hotel. Immerhin konnte ich mein Rad jetzt im Schuppen deponieren, im Foyer noch einmal Kaffee und Mineralwasser (alles gratis!) trinken. Das war der Nachteil einer kurzen Etappe: das Zimmer kann noch nicht bezogen werden. Aber die nächste Etappe war wieder länger. Und vor allem war ich ab jetzt auf unbekanntem Terrain unterwegs! Darauf war ich schon gespannt!

Gesamtstrecke 36,99 km
Temperatur zwischen 10 und 11 °C
KEIN Wind! Ein paar Regentropfen
Summe aller Steigungen: 104 m


Tag 12 – 26. August 2018 (Tuttlingen bis Neuhausen am Rheinfall):
Eine Etappe der Superlative, aber TOLL!

Ich startete um 7 Uhr 38. Leichter Nebel, 6 Grad.



Also Softshelljacke, Wetterjacke, Rundschal, geschlossene Handschuhe, und los ging's. So etwas kannte ich bisher noch gar nicht. Einmal um den Häuserblock und schon ging's bergauf und bergauf und noch mehr bergauf in den Wald. Im Wald erreichte ich dann einen Steigungsgrad von 13 bis 14 % und bald blieb die Anzeige bei 15 % hängen. Als ich dann 16 % auf meinem Display sah und die Steigung kein Ende nahm, stieg ich ab. Ich bin ohne Gepäck schon bis zu 17 % Steigungsgrad problemlos gefahren, aber mit ca. 50 Kilo waren 16 % schon sehr heftig! Also machte ich zuerst eine Verschnaufpause. Da ich bei 16 % nicht wieder aufsteigen konnte, musste ich den Rest schieben. Das war auch noch anstrengend genug. Es fehlten noch ca. 200m. Dann war der erste Anstieg vorbei. UFFFFFFF... Insgesamt waren es 3 km, die es in sich hatten! Es sollte nicht der einzige Steilanstieg des Tages bleiben. Ich hatte später noch einige kurze knackige Steigungen.



Dieser erste Anstieg nannte sich die Witthohsteige, die auf den Witthoh führt. Der Witthoh ist ein Höhenzug mit einer Höhe von 862 m ü. NHN. Der Höhenzug ist Teil der Europäischen Hauptwasserscheide zwischen Nordsee und Schwarzem Meer. Auf der Südseite niedergehende Niederschläge fließen über den Bodensee und über den Rhein in die Nordsee, während nördlich gelegene Gebiete über die Donau ins Schwarze Meer entwässern. Für den EuroVelo 6 hat der Witthoh noch zusätzlich die Bedeutung, dass er der höchste Punkt der Radroute EuroVelo 6 ist. Die Anstrengung hatte sich absolut gelohnt! Die Landschaft in dieser Höhe war wunderschön!





UND - von nun an ging's bergab. Aber wie!

Bei Radolfzell erreichte ich schließlich den Bodensee - oder genauer gesagt den Untersee, einen Teil des Bodensees.





Ich fuhr den ganzen Untersee entlang, machte eine Mittagspause in Gaienhofen mit Blick auf den See und fuhr den See entlang bis Stein am Rhein am Westende des Untersees. Stein am Rhein ist auch wieder eine Stadt, die mir sehr gut gefallen hat. Ich schob mein Rad durch die Innenstadt und bewunderte die Häuser und die Fassaden der Häuser.





In Stein am Rhein bei der Rheinbrücke, fließt der Rhein als Hochrhein aus dem See heraus. Ich fand es immer schon interessant und auch verblüffend, dass man nachweisen kann, dass der Rhein im Osten in den Bodensee hineinfließt und in Stein am Rhein bei der Rheinbrücke wieder aus dem Bodensee herausfließt. Aber Geologen konnten das nachweisen. Ab hier fuhr ich den Rhein entlang.

Teils fuhr ich durch kleine Ortschaften, teils durch Waldwege mit ordentlichen Bergaufs und Bergabs. Mehrmals passierte ich die Grenze - entweder ich reiste in die Schweiz ein, oder ich reiste wieder nach Deutschland. Ich betrieb sozusagen Grenz-Hopping. Teilweise bildet auch der Rhein selbst die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz. Ab Stein am Rhein folgten mehrere Grenzübertritte knapp hintereinander. Und kurz nach der Grenze am Ortsende von Büsingen erreichte ich Schaffhausen.

Neuhausen am Rheinfall - mein Etappenziel - schließt gleich nahtlos an Schaffhausen an. Hier suchte ich gleich den Rheinfall. Ich wollte den Rheinfall unbedingt noch vor dem Aufsuchen meines Hotels sehen. Vor 3 Jahren war ich hier schon einmal, als ich den Bodensee umrundete. Damals regnete es allerdings in Strömen, so dass ich ziemlich enttäuscht war. Aber heute hatte ich Glück mit dem Wetter.





Zum Abschluss gab es noch einen 14 %igen Anstieg vom Rheinfall zurück in die Stadt :-) Um 17 Uhr war ich schließlich beim Hotel.

Gesamtstrecke 89,45 km
Temperatur tagsüber zwischen 16 und 19 °C (in der Früh 6 °C, am Witthoh 4 °C)
KEIN Wind! Ein paar kleine Wolken, sonnig.
Summe aller Steigungen: 800 m


Tag 13 – 27. August 2018 (Neuhausen am Rheinfall bis Rheinfelden (Baden)):
Eigentlich wollte ich die heutige Etappe ganz anders fahren. Ich wollte die ganze Etappe auf der rechten Seite bleiben. Hinter Neuhausen am Rheinfall kommt die deutsche Grenze, danach ist man auf der rechten Seite des Rheins bis auf einen relativ kurzen schweizerischen Streifen immer in Deutschland. Somit in der EU: man kann mit Euro zahlen, man kann Internet nutzen entsprechend dem Datenpaket im Vertrag, Deutschland ist nicht so EXTREM teuer wie die Schweiz.

Aber dann warf ich heute Früh beim Frühstück einen Blick auf die Karte und verglich die (offizielle) Route auf der linken Seite mit der Alternative auf der rechten Seite. Rechts ist man zu Beginn weit weg vom Rhein, rechts stachen mir Bergauf-Balken ins Auge, rechts blinkten eine ganze Menge Warndreiecke (Warnung wegen starkem Verkehrsaufkommen). Die linke Seite sah dagegen viel netter aus, total flach, bis auf ein ganz kleines Stück immer nahe am Rhein. Also schmiss ich meinen ursprünglichen Plan um und fragte den Mann an der Rezeption, wie man zur Eisenbahnbrücke am Rheinfall (Radschieben erlaubt!) kommt, um zum anderen Rheinufer zu gelangen. Er erklärte mir alles genauestens, und somit konnte es losgehen.

Ich startete um 7 Uhr 48. Bewölkt, 12 Grad. Herrlich! Links - dann rechts - Parkplatz - daran vorbei - links - dann rechts - und .... BAUSTELLE! Das war wohl nix. Eine Runde durch die Innenstadt. Dann sah ich Schilder, auf denen Rheinfall stand. Allerdings waren diese Schilder durchgestrichen. Ich folgte den Schildern trotzdem und landete auf der anderen Seite der BAUSTELLE. Ich erahnte aber den Rhein, also fuhr ich Richtung Rhein, eine Auffahrtsstraße mit Schranken hinauf - Parkplatz einer Fabrik. Auch nix. Ich sah eine Frau bei einem Auto und fragte sie. Sie erklärte mir, ich soll zurück in die Stadt und wieder Richtung Rheinfall fahren, aber den Fußwegschildern folgen. Das Rad muss ich dann schieben, aber das geht ja. Also die Auffahrtsstraße mit Schranken wieder runter und zurück in die Innenstadt. Bevor ich mir die Fußwegschilder suchte, fragte ich wieder einen Mann: Sie müssen da rund um die Baustelle, dann da vorne Richtung Rhein, da sehen Sie einen Tunnel. Durch den Tunnel durch und dann links halten. Der Tunnel hätte ja gepasst, aber links halten war wieder verkehrt. Jetzt schaute ich aufs Navi und suchte den Rhein. AAaaaah da ist er! Also schieben, fahren, schlängeln, und schon war ich auf dem Fußweg am Rhein. Und genau der führte hinauf zur Brücke. UFFFFFFFFFF. Ich brauchte fast eine Stunde, bis ich die Eisenbahnbrücke gefunden hatte, um den Rhein zu überqueren!

ICH LIEBE SOMMER-BAUSTELLEN!

Das Schloss Laufen auf der anderen Seite des Rheins schaute ich mir auch gleich an. Den Rheinfall selbst sieht man von Neuhausen aus besser als vom Schloss Laufen. Allerdings hat das Schloss noch eine Aussichtsplattform. Für diese Aussichtsplattform beim Schloss Laufen muss man Eintritt zahlen. Und das machte ich dann doch nicht :-)



Und ab hier orientierte ich mich nicht - so wie sonst - an meiner im Navi gespeicherten Route (rote Linie auf dem Display), sondern hielt mich an die EuroVelo 6 - Schilder und in Ergänzung an meine Karte. Die Ausschilderung ist in der Schweiz super! Die Schilder sind immer da, wenn es eine Kreuzung oder Abzweigung gibt, fast schon bei jeder Garageneinfahrt :-) Und sie sind übersichtlich und enthalten alle wichtigen Informationen.

Und dann - nach ca. 9 km - ging's auf die Pist'. Piste???? Auf der Karte ist keine eingezeichnet? Laut Karte hat die gesamte Etappe NUR Asphalt!? Tja ... so kann man sich täuschen. Ich fuhr auf die Piste. Und die hatte natürlich auch wieder einige Aufs und Abs. Ich war aber nahe am Rhein und in einer wunderschönen Landschaft, das muss ich auch dazusagen.





Ich verließ die Piste auch wieder, um auf der Straße weiterzufahren, und erreichte einen Ort namens Flaach. Nomen est omen? Falsch gedacht! Von nun an ging's bergauf! Und das mit bis zu 10 % Steigungsgrad! Die Karte zeigte nichts an, die Schilder aber doch!





VIELEN DANK für die Info! Nur der Hinweis, dass es bis 10 % Steigungsgrad werden sollten, fehlte noch :-)

Nach den Flaach'schen Hügeln (Berg am Irchel, Buchberg, Rhinsberg) schickten mich die Schilder wieder auf die Pist' mit ein paar schotterigen Bergaufs und Bergabs.



Ab Eglisau war ich wieder mehr auf Asphalt unterwegs, teilweise auf Radwegen, teilweise auf der Straße.

Ich hatte heute alles dabei: Piste, Straße, Radwege. Und auch die Radwege, auf denen ich fuhr, waren unterschiedlich. Baulich getrennte Radwege neben der Bahnlinie oder neben der Straße sind ja noch in Ordnung. Man kommt flott weiter und hat trotzdem noch einen Blick auf den Rhein, nur ohne Idylle. Aber Radwege direkt AUF verkehrsreichen Straßen, getrennt durch eine gelbe Randlinie, fand ich weniger angenehm. Das hatte ich heute auch, insbesondere im Abschnitt zwischen Laufenburg und Stein (AG) und danach noch bis Mumpf. Zwischen Laufenburg und Stein (AG) war auch noch eine riesige Baustelle, so dass die Autos und LKWs auf entweder frisch geteertem Belag oder auf abgefräster Fahrbahn knapp an mir vorbeiratterten. Das hätte man für die Radfahrer sicher besser (mit einer Umleitung?) lösen können.

Ab Mumpf war ich wieder nahe am Rhein - zuerst auf der Straße und dann wieder auf der Piste.



Um 16 Uhr 30 erreichte ich Rheinfelden. Gegenüber der schweizerischen Stadt Rheinfelden im Kanton Aargau liegt die deutsche Stadt Rheinfelden, die seit 1963 den Namen Rheinfelden (Baden) trägt. Die beiden Städte sind geschichtlich, wirtschaftlich und gesellschaftlich eng miteinander verbunden. Der Rhein bildet hier die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz. Somit passiert man auf der Brücke die Grenze.



Mein Hotel ist in Rheinfelden (Baden) im Schloss Beuggen! Mein WLAN Zugang heißt Schlossgeist :-)





Gesamtstrecke 109,19 km
Temperatur tagsüber zwischen 20 und 24 °C (in der Früh 12 °C)
KEIN Wind! Teilweise leicht bis dichter bewölkt, teilweise aber auch sonnig
Summe aller Steigungen: 589 m


Tag 14 – 28. August 2018 (Rheinfelden (Baden) bis Etupes):
Es sollte eine relativ kurze Etappe mit unter 100 km werden, gemütlich flach ohne Steigungen. Aber ...

Ich startete um 7 Uhr 44. Blauer Himmel, fast keine Wolken, 15 Grad. Mein Schloss lag direkt am Rhein, also musste ich einfach nur losfahren. Zurück zur Rheinbrücke und wieder auf die linke Seite. Somit war ich wieder in der Schweiz. Das hatte gestern gut geklappt und diese Seite war auch die Hauptroute des EuroVelo 6. Auf der Rheinbrücke wurde ich geblitzt - ähm????? Apropos Blitzen. Mir fiel auf, dass die Fahrräder in der Schweiz Kennzeichen haben! Das finde ich sehr gut und sollte man bei uns auch einführen.

Dann ... ja dann kam ich nach Kaiseraugst. Hier war ich noch am Rhein. In Pratteln war ich laut Karte auch noch richtig. Aber dann verlor ich irgendwie den Rhein, das EuroVelo 6 - Symbol sah ich auf den Radwegschildern auch nicht mehr. Ich schaute auf mein Navi und änderte den Maßstab. Wo ist der Rhein? Und wo ist Basel? Ich müsste doch jetzt nach Basel kommen? Ich war in Münchenstein, und da sollte ich gar nicht sein! So ein Schmarren - viel zu südlich abseits meiner Route!!!! Ich suchte auf meinem Navi den Rhein und peilte ihn an. Ich fuhr somit nicht der Sonne entgegen, sondern dem Rhein entgegen :-) Ich fand ihn auch wieder! Aber das waren einige Kilometer Umweg, die mir die Runde in die südlichen Vororte von Basel bescherten! Von Basel gibt es somit keine Fotos. Ich war grantig und hab nicht fotografiert :-)

Nun war ich am Rhein und auf der richtigen Route und passierte zuerst die Grenze von der Schweiz (Basel) nach Deutschland (Weil am Rhein). Grenzkontrolle nur für Autos, ich wurde weiter gewunken :-) Gleich danach kommt man zur Dreiländerbrücke.

Die Dreiländerbrücke ist die längste als Bogenbrücke ausgeführte Radfahrer- und Fußgängerbrücke der Welt. Sie verbindet Weil am Rhein und Huninque im Elsass/Frankreich. Der Name leitet sich vom Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Schweiz ab, welches weniger als 200 Meter von der Brücke entfernt liegt. Vor dem Bau der Brücke wurde eigens ein deutsch-französischer Staatsvertrag abgeschlossen.



Und nun war ich in Frankreich!

Von der Brücke aus fuhr ich ein kurzes Stück den Kai entlang bis zur Mündung des Canal de Huninque in den Rhein. Hier verließ ich den Rhein und fuhr zuerst den Canal de Huninque entlang bis Niffer.





Ich fuhr an Ortschaften immer nur vorbei, sah gelegentlich ein paar Häuser oder einen Kirchturm, aber der Radweg führt nie wirklich durch die Ortschaften hindurch, sondern nur am Rande vorbei. An den Ortsnamen sieht man, dass die Region hier gemischtsprachig ist oder zumindest war. Die Region stand jahrhundertelang abwechselnd unter deutscher und französischer Kontrolle und weist eine entsprechend gemischte Kultur auf. Dies wirkte sich auch auf die Sprachen im Elsass aus. Seit dem Frühmittelalter sind im Elsass germanische Mundarten beheimatet. Sie werden heute unter dem Begriff "Elsässisch" zusammengefasst. Französisch und auch romanische Dialekte werden allerdings ebenfalls in manchen Gebieten gesprochen.

Ab Niffer fuhr ich den Canal du Rhône au Rhin entlang.

Der Canal du Rhône au Rhin ist Teil eines Binnenwasserweges, der quer durch Europa eine schiffbare Verbindung zwischen den Küsten des Mittelmeeres und der Nordsee herstellt. Der Canal du Rhône au Rhin beginnt in Saint-Symphorien-sur-Saône. Hier zweigt er von der Saône ab und verläuft dann zum Doubs. Zwischen Dole und dem Ort L'Isle-sur-le-Doubs nutzt er den kanalisierten Flusslauf des Doubs, bevor er wieder als eigenständiger Kanal weiterfließt. Bei Niffers mündet er in den Rhein-Seitenkanal.

Nach den Pisten der letzten Tage fuhr ich jetzt auf ganz tollen Radwegen weiter. Meist waren sie asphaltiert, nur zu Beginn hatte ich kurze Sandabschnitte. Allerdings waren auch die Sandradwege gepflegte Radwege und keine wirklichen Pisten.





Im Grunde genommen hatte ich eine flache Etappe. Aber durch die vielen Brücken, Schleusen und auch Staustufen kamen in Summe doch ein paar Steigungen zusammen. Die Temperaturen gingen allmählich wieder nach oben. Aber vormittags war es immer sehr angenehm kühl.

Etupes, mein heutiges Etappenziel, erreichte ich um 17 Uhr.

Gesamtstrecke 119,66 km
Temperatur vormittags zwischen 20 und 24 °C (in der Früh 15 °C), nachmittags bis 29 °C
KEIN Wind! VIEL Sonne!
Summe aller Steigungen: 376 m


Tag 15 – 29. August 2018 (bis Etupes bis Besançon):
Ich startete um 7 Uhr 45. Mein Rhythmus spielte sich schon ein. Zuerst alles packen und Fahrrad beladen, danach gemütlich Frühstücken. Blauer Himmel, fast keine Wolken, 14 Grad. Herrlich! Vom Hotel aus fuhr ich einfach nur gerade aus und erreichte den Kanal nach knapp einem Kilometer. Ich setzte heute meine Kanal-Fahrt fort, diesmal ohne einen einzigen Pistenabschnitt!





Ab L'Ilse-sur-le-Doubs wurde aus dem Canal du Rhône au Rhin der kanalisierte Doubs. Ab hier fuhr ich den Doubs entlang.

Im Laufe des Vormittags zogen immer mehr Wolken auf, der Wind frischte auf. Es begann zu tröpfeln. Und ich erreichte einen Imbiss in der Capitainerie in Baume-les-Dames, bevor es richtig los ging. Ein Wolkenbruch, der sich gewaschen hat! Ich hatte 65 km auf dem Display, es war kurz nach 12 Uhr. Gutes Timing, würde ich sagen :-)

Das Essen war nicht mal schlecht: Burger mit Spiegelei, Pommes und Salatgarnierung. Dazu eine Carafe d'eau. Alles zusammen für 10 Euro. Da kann man nicht meckern. Carafe d'eau - das schaute ich mir von den Franzosen ab. Die bestellen das immer zum Essen dazu. In Deutschland geht das leider nicht. Wenn man nach Leitungswasser fragt, bekommt man entweder ungefragt eine Flasche Mineralwasser oder man wird darauf aufmerksam gemacht, dass sie nur Mineralwasser haben. Hier in Frankreich geht das. Und hier ist das Wasser sehr gut! Wenn man mit dem Rad unterwegs ist, ist es zumindest tagsüber viel angenehmer als prickelndes Mineralwasser, und außerdem kostet es nichts. Eine Flasche Mineralwasser (0,75l) hatte mich zuletzt bis zu 7,90 Euro gekostet!



Während ich aß, hörte der Wolkenbruch auf, und ich konnte weiterfahren. Der Wind war weg, und die Sonne kam immer mehr hervor.

Ich fuhr heute ganz und gar nicht durch flaches Gebiet. Links und rechts des Kanals bzw. des Doubs sah ich Berge und Felswände. Auch die Karte zeigte mir "faltiges" Gebiet. Aber solange ich neben dem Wasser fahren konnte, hatte ich keine Steigungen. Nur wenn ich das Ufer verlassen musste und einen Bogen durch eine Ortschaft machen musste, hatte ich kurze Steigungen!



Um 15 Uhr 30 hatte ich schon Blick auf die Zitadelle von Besançon.



Um 16 Uhr stand ich vor dem Hotel - einem äußerlich ziemlich heruntergekommenen Ibis Budget. Na ja, es war preislich günstig :-)
Für morgen war noch einmal Regen angesagt. Aber Abwarten und Tee trinken, wer weiß was sich das Wetter morgen für mich ausdenkt :-)

Gesamtstrecke 101,96 km
Temperatur vormittags zwischen 18 und 22 °C (in der Früh 14 °C), nachmittags nach dem Wolkenbruch blieb es bei um die 22 °C
teilweise Wind am Vormittag, zu Mittag Wolkenbruch, danach kein Wind mehr
am frühen Vormittag teilweise Sonne, ansonsten meistens bewölkt
Summe aller Steigungen: 312 m


Tag 16 – 30. August 2018 (Besançon bis Losne):
Abwarten und Tee trinken war genau die richtige Taktik! Ich hatte heute KEINEN Regen! Das Wetter war mir wohl gesonnen :-) Ich startete um 7 Uhr 44. Früh losfahren hat viele Vorteile: man kann den kühlen Vormittag nutzen, man ist früh am Etappenziel und kann den Spätnachmittag bzw. Abend noch nutzen. In der Früh ist herrliche Ruhe auf den Radwegen. Man trifft höchstens einen Jogger oder einen zur Arbeit fahrenden Radfahrer an. Vor halb 10 sind die Radwege noch fast leer.
Apropos früh starten: Heute fiel mir beim Aufstehen auf, dass es noch dunkel war. Ich war schon ein ganz schönes Stück weiter nach Westen gefahren, ohne die Zeitzone zu wechseln. Hier ging die Sonne immerhin um 46 Minuten später auf als bei uns. Und das merkte man deutlich. Sie ging auch um 42 Minuten später unter. Das fiel mir gestern beim Abendessen auf.

Heute war es dicht bewölkt, als ich losfuhr. Die Temperatur lag bei 13 Grad. Ich zog mir meine Wetterjacke an. Zum einen war mir doch ein wenig kalt, zum anderen rechnete ich aufgrund der Prognosen mit Regen. Vom Hotel aus fuhr ich den direkten Weg zum Doubs und war schon auf dem EuroVelo 6. Ich setzte heute meine Wasserwege-Fahrt fort, wieder alles auf Asphalt! Bis auf zwei Umfahrungen, von denen die eine ohnehin auf einem Radweg neben einer Straße verlief, war ich den ganzen Tag auf Radwegen unterwegs. Einfach toll!





Ich überquerte den Doubs mehrmals. Zeitweise versuchte die Sonne, sich aus den Wolken zu befreien und ich hatte sogar ein paar blaue Flecken am Himmel. Aber wirklich sonnig war es den ganzen Tag nicht.





Hier ist der EuroVelo 6 nicht nur super ausgeschildert (man kann sich auch bei den Umfahrungen nie verirren, da an allen Ecken zumindest ein Schild mit dem Symbol oder dem Wort "EuroVelo 6" aufgestellt ist), sondern man kommt auch immer wieder an Informationstafeln zum EuroVelo 6 vorbei. Ab Dole war ich wieder am Canal du Rhône au Rhin als künstlich angelegtem Kanal und verließ den Doubs. Die Wolken wurden nun auch wieder dunkler, fast schon schwarz. Eigentlich stimmungsvoll und schön.





Aber der Regen kam NICHT! Ich blieb heute verschont!

In Saint-Symphorien-sur-Saône erreichte ich das Ende bzw. eigentlich den Anfang des Canal du Rhône au Rhin und fuhr ab hier die Saône entlang.

Kurz nach 15 Uhr erreichte ich mein Etappenziel Losne und auch gleich mein Quartier direkt an der Route.

Gesamtstrecke 87,21 km
Temperatur den ganzen Tag um die 16 bis 19 °C (in der Früh 13 °C)
KEIN Wind! Bewölkt.
Summe aller Steigungen: 182 m


Tag 17 – 31. August 2018 (Losne bis Dennevy):
Ich startete (wie schon gewohnt) um 7 Uhr 49. Da meine Unterkunft direkt am EuroVelo 6 lag, brauchte ich nur losfahren. Auch heute war es wieder dicht bewölkt. Die Temperatur lag in der Früh bei 13 Grad.

Wasserwege-Fahrt die nächste :-) Die Saône war mein erster Wasserweg, den ich heute entlangfuhr. Am Vormittag musste ich etliche Male Umfahrungen fahren, da die Saône doch nicht so gut ausgebaute Radwege hat. Das hatte aber auch eine positive Seite. Ich bekam Dörfer zu sehen. Und das fand ich auch ganz nett.





Kurz vor Verdun-sur-le-Doubs sah ich den Doubs wieder. Hier mündet der Doubs nach einer Gesamtlänge von 453 km in die Saône.

Blick auf Verdun-sur-le-Doubs von der Brücke über den Doubs aus:



Blick auf die Mündung:



Zeitweise sah ich richtig schwarze Wolken am Himmel und befürchtete schon einen Regenguss.



Aber dann verzogen sie sich wieder. Teilweise kamen sogar ein paar Sonnenstrahlen heraus und der Himmel zeigte ein paar blaue Flecken.



In Chalon-sur-Saône erreichte ich den Canal du Centre. Der Kanal bildet zusammen mit den Kanälen Canal du Loing, Canal de Briare und Canal latéral à la Loire eine Kanalkette, die den Binnenschiffen und Sportbooten einen Übergang von der Seine zur Saône und weiter zum Mittelmeer ermöglicht. Der Canal du Centre endet nach 112 Kilometern im Stadtgebiet von Digoin.



Hier in Chalon-sur-Saône hielt ich bei der Durchfahrt durch die Stadt Ausschau nach einem Restaurant. Was fand ich? Einen McD :-) Na ja, es gibt schlimmeres. Ich wurde auf jeden Fall satt.

Auch am Canal du Centre war ich – so wie in den letzten Tagen – auf super asphaltiertem Radweg unterwegs. Ein paarmal konnte ich heute das Durchschleusen von Schiffen bzw. Jachten durch die unzähligen Schleusen des Kanals beobachten.







Das Wetter meinte es gut mit mir. Mehrmals im Laufe des Tages zogen düstere schwarze Wolken auf, aber sie verzogen sich immer wieder. Ich blieb vom Regen verschont! Alle Wetterprognosen, die noch vor 2 oder 3 Tagen Regen für gestern und heute vorhergesagt hatten, hatten unrecht :-) Glück für mich!

Mein heutiges Etappenziel Dennevy erreiche ich um 15 Uhr, mein Quartier lag einen halben Kilometer abseits im Ort. Hinter den 7 Bergen hinter den 7 Büschen bei den 7 Zwergen - oder so - fand ich ein Haus, das aussah, als wäre es zugewachsen.










Diesmal war es ein Bed & Breakfast. Und ich war begeistert. Alleine schon die verwachsene Fassade und der Garten waren beeindruckend! Geführt wird es von einer Schweizerin, die sich sehr nett und aufmerksam um ihre Gäste bemüht. Das Haus und die Zimmer waren sehr gepflegt und sehr sauber, mein Zimmer war groß und komfortabel. WLAN funktionierte super. Da es im Ort kein Restaurant und kein Geschäft gibt, setzte ich mich gleich nach dem Einchecken noch einmal aufs Rad und fuhr 2,5 km zum nächsten Ort St.-Léger-sur-Dheune, um mir mein Abendessen zu kaufen.

Bei Umfahrungen, die ich heute am Vormittag mehrmals machen miusste, fuhr ich durch einige Dörfer und sah Wohnhäuser und Bauernhöfe. Oft bröckelt die Fassade, oft bröckelt der Verputz. Aber eines fehlt nie: Blumen! Ich sah so oft Blumen, auch wenn das Haus bröckelt. Auf dem Fensterbrett, auf dem Balkon, im Garten - überall sah ich Blumen. Und dann sieht man vielleicht doch über den bröckelnden Verputz hinweg :-)

Gesamtstrecke 104,94 km
Temperatur den ganzen Tag um die 16 bis 21 °C (in der Früh 13 °C)
KEIN Wind! Bewölkt, teilweise ein kleines bisschen sonnig
Summe aller Steigungen: 210 m (230 m)


Tag 18 – 1. September 2018 (Dennevy bis Digoin):
Das Motto des Tages: D974!

Ich startete diesmal relativ spät erst um 8 Uhr 09. Der Grund lag darin, dass ich erst relativ spät frühstücken konnte. Aber mein Frühstück war ausgesprochen gut! Die Sonne schien, der Himmel war strahlend blau, die Temperatur lag bei 6 °C … Oh ... das war aber doch recht kühl. Softshelljacke, Wetterjacke, geschlossene Handschuhe, und die niedrige Temperatur war kein Thema mehr. Ich fuhr runter zum Canal du Centre und 2,5 km lang auf dem Radweg am Kanal.

Morgenstimmung am Kanal:





In St.-Léger-sur-Dheune war der Radweg zu Ende. Ab hier verläuft eine Straße den Kanal entlang. Für die nächsten 70 km hatte ich zwei Optionen: entweder auf der Straße am Canal du Centre zu bleiben oder eine Umfahrung nach der anderen mit knackigen Steigungen zu fahren. Ich verweigerte die Umfahrungen und hielt mich an die Bundesstraße D974, die Straße entlang des Canal du Centre.

Die Entscheidung erwies sich als sehr gut! Zum einen hatte ich so oder so keinen Radweg. Ob die D974 stärker frequentiert war als die Umfahrungen, konnte ich nicht sagen. Ich fand es auf jeden Fall nicht so schlimm mit den Autos. Und LKWs sah ich überhaupt nicht. Vielleicht deshalb, weil Samstag war? Ich ersparte mir auf diese Weise aber viele Steigungen. Darüber hinaus fuhr ich immer den Kanal entlang. Und last but not least: ich ersparte mir bei dieser Etappe einige Kilometer.



Ich fragte mich auf diesem Straßen-Kanal-Abschnitt, ob es überhaupt möglich wäre, einen Radweg anzulegen. Neben der Straße ist kein Platz. Aber auf der anderen Seite so wie bisher? Oder sind das Privatgründe?

Mittagessen gab es heute direkt am Wegesrand in einem netten Lokal in Palinges. Wenn man auf der Straße fährt, hat man mehr Infrastruktur als auf den Radwegen. Und auch das erwies sich als Pluspunkt meiner heutigen Fahrt. Es dauerte zwar insgesamt alles ein bissl lang, aber das Essen war sehr gut.

Kurz vor Paray-le-Monial konnte ich schließlich nach insgesamt 70 km Straßenfahrt wieder auf einem Radweg am Canal du Centre weiterfahren. Hier erreichte ich auch den südlichsten Punkt meiner Tour. Den insgesamt südlichsten Punkt des EuroVelo 6 erreicht man in Zimnicea (Rumänien) bzw. auf der anderen Seite der Donau in Swischtow (Bulgarien). Den nördlichsten Punkt erreicht der EuroVelo 6 in Regensburg.

Digoin erreichte ich schließlich um 15 Uhr. Und hier musste ich zuerst einmal zur Pont Canal de Digoin fahren, bevor ich mein Hotel aufsuchte.

Bis Digoin fuhr ich den Canal du Centre entlang. Hier beginnt der nächste Kanal, der Canal latéral à la Loire, der die Fortsetzung des Canal du Centre ist. Die Point Canal de Digoin verbindet den Canal du Centre mit dem Canal latéral de la Loire und überquert dabei die Loire. Die Kanalbrücke ist 243 m lang. Erbaut wurde sie in den Jahren 1834 bis 1838.

Ich war heute ganz platt, als ich vor dieser Kanalbrücke stand. Ein Kanal, der ÜBER einen Fluss geleitet wird - so etwas hatte ich bisher noch nie gesehen! Und noch dazu über die LOIRE! Ich stand heute an der LOIRE!





Anschließend fuhr ich zu meinem Hotel.

Gesamtstrecke 90,37 km
Temperatur den ganzen Tag um die 16 bis 24 °C (in der Früh 6 °C)
KEIN Wind! Sonnig, nachmittags bildeten sich ein paar kleine Wölkchen am Himmel
Summe aller Steigungen: 204 m


Tag 19 – 2. September 2018 (Digoin bis Sermoise-sur-Loire):
Ich startete diesmal sehr früh um 7 Uhr 19, nachdem ich vorher im Zimmer ein Stück Brot vom Vortag und einen Dreiviertel Liter Wasser getrunken hatte. Was noch fehlte, war ein Kaffee! Frühstück im Hotel ließ ich aber aus, da Frühstück erst um 8 Uhr möglich war. Das war mir zu spät. Die Sonne schien, der Himmel war strahlend blau, die Temperatur lag bei 6 °C. Softshelljacke, Wetterjacke, geschlossene Handschuhe wie gestern. Ich nahm den kürzesten Weg zum Canal du Centre und fuhr den Kanal entlang noch einmal zur Kanalbrücke.

Morgenstimmung an der Kanalbrücke:



Ich schob mein Rad über die Kanalbrücke, um ab hier den Canal latéral à la Loire entlang zu fahren. Der Canal latéral à la Loire hält sich immer in wechselndem Abstand zum linken Ufer der Loire. Erst bei Briare überquert er neuerlich die Loire und mündet wenige Kilometer danach in den Canal de Briare. Seine Gesamtlänge beträgt 196 km.



In der Früh stand noch Morgennebel über dem Wasser! Meinen Kaffee samt Croissant holte ich in einem Bistro in einem kleinen Dorf nach. Ich fuhr auf gut Glück weg vom Kanal und rein in das Dorf und hatte Glück. Somit war die Welt wieder in Ordnung :-)

Bis Diou fuhr ich den Radweg am Kanal entlang. Danach überquerte ich die Loire und fuhr auf einem Radweg rechts von der Loire weiter. Die Loire fährt man allerdings nicht (noch nicht) so nah entlang. Das liegt wohl daran, dass sich die Loire hier noch recht kräftig schlängelt und noch kein gerader breiter Strom ist. Ich sah sie eigentlich gar nicht, außer beim Überqueren von der Brücke aus.



Kurz vor Bourbon-Lancy begannen wieder die Umfahrungen. Die erste kürzte ich ein wenig ab, ansonsten hielt ich mich heute brav an eine Umfahrung nach der anderen. Somit hatte ich auch ein paar Bergaufs und Bergabs, aber großartige Steigungen waren es nicht. Die Gegend wurde hier immer flacher. In der Nähe von Saint-Hilaire-Fontaine durfte ich einen kleinen Blick auf die Loire werfen, bevor sich die Straße wieder von ihr entfernte.





In Decize war es dann vorbei mit den Umfahrungen. Die Route führte mich noch einmal über die Loire und zurück zum Canal latéral à la Loire. In der Stadt hielt ich Ausschau nach einem Restaurant, was heute gar nicht leicht war. Es war Sonntag und viele Lokale hatten geschlossen oder waren für eine Gesellschaft vorreserviert. Ich fand ein sehr nettes Restaurant mit einem Gastgarten im Grünen. Das Essen war toll. Die Kellnerin war nur ein bissl überrascht über meinen Wasserverbrauch. Sie brachte mir zuerst eine Carafe d'eau (1/4 Liter). Die war gleich leer. Sie brachte mir eine zweite. Die war auch gleich leer. Ich fragte sie beim nächsten Mal, als sie vorbeiging, nach einer weiteren Carafe d'eau. Sie brachte mir wieder eine, die auch gleich leer war ... Als ich dann schon etwas verlegen noch einmal um Wasser bat, brachte sie mir einen 1 Liter - Krug. Den trank ich schließlich auch noch aus. Nicht mehr so schnell, aber ich war immerhin eine ganze Stunde da. :-)

Ab Decize fuhr ich wieder auf einem asphaltierten Radweg den Canal latéral à la Loire entlang.

Sermoise-sur-Loire – mein heutiges Etappenziel – erreichte ich um 16 Uhr 15, vor dem Hotel stand ich um 17 Uhr.

Gesamtstrecke 110,62 km
Temperatur den ganzen Tag um die 16 bis 25 °C (in der Früh 6 °C)
KEIN Wind! NUR Sonne den ganzen Tag ohne ein einziges Wölkchen am Himmel
Summe aller Steigungen: 373 m


Tag 20 – 3 September 2018 (Sermoise-sur-Loire bis Belleville-sur-Loire):
Das Motto des Tages: Pingpong!

Ich startete um 7 Uhr 54 nach einem wieder einmal sehr schwachen Frühstück. Man nehme sich vorgeschnittene Baguettestücke, lege sie auf ein Tablett, dazu nehme man sich paketierten Streichkäse, Butterpackerl, eine Tasse Kaffee, Orangensaft und Wasser. Das war's. Das Baguette musste man auf dem Tablett essen, Teller gab es nicht. Ich war ja froh, dass ich meinen Kaffee aus einer Tasse trinken durfte. Dass man Brot direkt vom Tablett isst, da es keine Teller gibt, hatte ich im Ibis in Besançon auch schon. Na ja ...

Die Sonne schien, der Himmel war strahlend blau, die Temperatur lag bei 8 °C. Softshelljacke und Wetterjacke wie gestern. Um 10 oder 11 Uhr war es dann schon warm genug, um die Jacken wieder wegzupacken. Ich fuhr auf der Hauptstraße einen halben Kilometer zum Canal latéral à la Loire und setzte meine Kanalfahrt fort. Allerdings blieb es heute nicht dabei.

Bei Guétin überquerte ich auf einer ähnlichen Kanalbrücke wie gestern den Allier. Ab Cuffy fuhr ich auf dem Radweg (bzw. der Radroute) "Loire à Velo". Er orientiert sich an der Loire (oder am nahe gelegenen Kanal) und verläuft bis zur Mündung der Loire in den Atlantik. Ich sah die Loire allerdings nicht immer. Auch dann nicht, wenn ich die Loire entlangfuhr. Wie auch bei der Donau ist es nicht immer möglich, direkt neben dem Wasser zu fahren. Aber man weiß, dass die Loire da ist, man sieht sie ab und zu, und die Radwegschilder haben jetzt ein eigenes Symbol "Loire à Velo". Aber noch eines fiel mir ab Cuffy auf: die EuroVelo 6 - Symbole waren weg. Ich sah sie nicht mehr, seitdem ich die Loire erreicht hatte. Ich konnte ab Cuffy zwar ein ganz kurzes Stück direkt die Loire entlangfahren, wurde aber dann doch wegen einer Baustelle auf die Piste entlang des Canal latéral à la Loire umgeleitet.



Diese Pistenfahrten sind ja landschaftlich sehr schön, aber sie holpern auch. Und meine Kette hüpfte auf diesem Abschnitt schon wieder raus. Diesmal ohne Sturz! Ein bissl muss mein Rad noch durchhalten!

Nach der Pistenfahrt führte mich die Route wieder zur Loire.







Und ab hier spielte ich heute Pingpong. Mal fuhr ich die Loire entlang, mal den Canal latéral à la Loire.

Und dann .... sah ich mein erstes Schloss an der Loire!!!!! Ich musste genau schauen, aber es war da! Das Chateau de Mouron kurz nach La Charité-sur-Loire! Das Schloss kennt vermutlich kein Mensch. Aber die Kuchenstücke kamen ja noch!

In St-Satur knurrte mein Magen schon recht laut, so dass ich eine Runde durch den Ort drehte, um ein Restaurant zu finden. Ich fand ein sehr nettes, aber auch sehr teures, daher wählte ich das Menü des Tages. Mit dem Menü des Tages fährt man immer am preislich günstigsten. Meine Vorspeise war gelb und rund, innen flüssig und heiß, garniert mit grünen Tupfen und ein paar Tomatenstücken. Hat supergut geschmeckt! Was es war? Keine Ahnung. Mein Hauptgericht war gegrillter Fisch mit Gemüse. Dazu eine Carafe d'eau, der eine zweite folgte, und herrlich knuspriges warmes Baguette. Das Dessert bestand aus zwei hellen knusprigen Schichten, dazwischen war eine lockere Creme, dazu eine Kugel Sorbet Farbe rosa (Erdbeergeschmack :-)). Der Kaffee war auch sehr gut! Alles in allem zwar winzige, aber sehr delikate Portionen und durch den Menüpreis noch (!) leistbar.

Belleville-sur-Loire, mein heutiges Etappenziel, erreichte ich um 15 Uhr 30.

Gesamtstrecke 89,11 km
Temperatur den ganzen Tag um die 16 bis 25 °C (in der Früh 8 °C)
KEIN Wind! Sonnig, nachmittags bildeten sich ein paar kleine Wölkchen am Himmel
Summe aller Steigungen: 81 m


Tag 21 – 4 September 2018 (Belleville-sur-Loire bis Orleans):
Es schlösselt allmählich :-)

Ich startete um 7 Uhr 47. Diesmal war das Frühstück ausnahmsweise gut!

Strahlender Sonnenschein, kitschig blauer Himmel. Die Temperatur lag bei 13 °C. Es wurde wieder etwas wärmer. Mein Quartier lag genau auf dem EuroVelo 6, somit brauchte ich nur losfahren. Und kurz danach ging's gleich auf die Piste. Ja, ich hatte heute mehrere Pistenabschnitte dabei.





Bei Briare überquerte ich auf einer Kanalbrücke die Loire. Die Pont Canal de Briare hat eine Länge von 662,69 und war bis 2003 die längste aus Metall errichtete Kanalbrücke der Welt. Erbaut wurde sie in den Jahren 1890 bis 1894. Seit 1976 steht sie unter Denkmalschutz. Auf ihr überquert der Canal latéral à la Loire die Loire. Der Canal latéral à la Loire mündet wenige Kilometer nach der Kanalbrücke Briare in den Canal de Briare. Der Canal de Briare verläuft danach in nordöstlicher Richtung, während die Loire nach Westen fließt. Somit endet hier der Canal latéral à la Loire, den ich bis gestern noch recht häufig entlang gefahren war.

Diese Kanalbrücke ist ein echtes Kunstwerk! Mich hat sie beeindruckt!











Heute war die Loire mein Hauptbegleitgewässer oder mein Hauptwasserweg, den ich entlangfuhr. Ich wechselte auch mehrmals die Seite der Loire. Und ich bekam sie recht oft zu sehen. Die Loire ist der größte der zum Atlantik fließenden Flüsse Frankreichs. Sie mündet nach einer Gesamtstrecke von 1.004 Kilometern bei Saint-Nazaire bzw. Saint-Brevin-les-Pins im Golf von Biskaya in den Atlantik. Im Oberlauf wurde die Loire aufgestaut, um Hochwasser vorzubeugen, aber im Unterlauf ist die Loire noch heute ein frei fließendes Gewässer. Keine Staudämme oder Schleusen beeinflussen ihren natürlichen Lauf. Er verändert ständig sein Aussehen, Sandbänke und Flussinseln werden laufend aufgebaut und wieder verlagert, dadurch bietet die Loire ideale Lebensbedingungen für Flora und Fauna.

Das ist genau das, was mir gestern schon aufgefallen war und was mich auch beeindruckte. Die Loire ist ein großer Fluss, breit, und doch gibt es Sandbänke und Untiefen. Und es fährt kein einziges Schiff auf der Loire. Die Loire ist ein völlig naturbelassener Fluss. Richtig schön!

Wegen der Schönheit des Tales ließ sich der französische Adel seit dem Beginn der Renaissance im 16. Jahrhundert bevorzugt an der Loire nieder und errichtete prächtige Schlösser. Insgesamt gehören über 400 Schlösser zu den Schlössern der Loire, die entlang der Loire und ihrer Nebenflüsse stehen. Im Jahr 2000 wurde das Loiretal zwischen den Städten Sully-sur-Loire und Chalonnesse-sur-Loire wegen der Naturlandschaft und der zahlreichen Schlösser zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt.

Und ich entdeckte auch bald ein Schloss: Saint-Bresson-sur-Loire. Weit weg von meiner Route?



NEIN! Nichts wie hin! Der Weg zum Schloss kostete mich einen 11 %igen Anstieg! Und dann war es leider geschlossen und ich konnte es nur von außen sehen.



Das nächste Schloss wartete bereits in Gien auf mich.





Um die Mittagszeit erreichte ich Sully-sur-Loire. Und die Bilder sprechen für sich:







Was für ein Schloss, was für ein Bauwerk! Mir gefiel dieses Schloss richtig gut! Hier suchte ich mir ein Lokal gleich gegenüber vom Schloss. Das Mittagessen war gut, und ich hatte Blick auf das Schloss. Was will man mehr!

Meine heutigen Pingpong-Spiele bestanden darin, dass ich die Loire mal links und mal rechts entlangfuhr.





Und um halb 5 sah ich bereits die Vororte von Orléans bzw. die ersten Häuser von Orléans.



Mein Quartier erreichte ich um 17 Uhr 30.

Ich war am 15. August in Wien gestartet. Meinen ersten und bisher einzigen Pausetag hatte ich in Donaueschingen nach 8 Tagen Fahrt gemacht. Seit diesem Pausetag war ich 12 durchgehende Fahrradtage bzw. 1.156,5 km am Stück gefahren. Nun stand erst einmal PAUSE auf dem Programm. Leider konnte ich in meinem heutigen Quartier nur für eine Übernachtung bleiben. Somit musste ich morgen Quartier wechseln.

Gesamtstrecke 111,31 km
Temperatur den ganzen Tag um die 17 bis 26 °C (in der Früh 13 °C)
KEIN Wind! Sonnig, nachmittags bildeten sich ein paar kleine Wölkchen am Himmel
Summe aller Steigungen: 228 m


Tag 22 – 5 September 2018 (Orléans):
Heute konnte ich länger als sonst schlafen. Ein bissl zeitlich begrenzt war ich allerdings doch, da es nur Frühstück bis 9 Uhr gab. Ein für Frankreich recht gutes Frühstücksbuffet.

Wäsche gewaschen hatte ich schon gestern, damit zumindest ein Teil bis in der Früh trocknen konnte. Nach dem Frühstück kümmerte ich mich noch um mein Fahrrad: Kettenreinigung und -pflege, Fahrradständer festschrauben (der hatte schon ziemlich gewackelt), die restlichen Reparaturen mussten warten (die Navi-Halterung war kaputt, ist bei meinem Sturz am Tag 4 passiert. Mit Kabelbinder konnte ich aber mein Navi recht gut fixieren. Der Panzerglasschutz meines Handydisplays war zersprungen, mein Handy war aber in Ordnung, und ich konnte trotz Mehrfachsprünge mein Handy ablesen :-)). Ich musste bis 11 Uhr auschecken. Somit hatte ich nach dem Frühstück noch ein wenig Zeit für einen Spaziergang. Anschließend packte ich alles ein und machte Sightseeing in der Innenstadt von Orléans mit Rad und Gepäck.

Einige Impressionen von Orléans:















Wenn man in Orléans ist, darf natürlich das Maison Jeanne d'Arc nicht fehlen!

Das Maison Jeanne d'Arc - das Haus von Jacques Boucher, dem Schatzmeister des Herzogs von Orléans, in dem Jeanne d'Arc 1429 Unterkunft fand - wurde im zweiten Weltkrieg bei einem Bombenangriff 1940 völlig zerstört. Es wurde jedoch originalgetreu wiederaufgebaut und kann besichtigt werden.







Dann fuhr ich zu meinem Hotel. Dabei überquerte ich noch einmal die Loire.


To be continued ...