Re: Quer durch Süditalien - Neapel bis Salento

von: -Toast-

Re: Quer durch Süditalien - Neapel bis Salento - 18.01.16 23:17


Montag, 24.11.2014: Battipaglia – Zuppino

Auf in die Berge! Je weiter ich ins Landesinnere komme, desto herbstlicher sieht alles aus. Es gibt zwar immer noch vereinzelt Palmen und Kakteen (mit leckeren Kaktusfeigen!), aber auch immer mehr kahle Laubbäume.


Professionelles Zu-sich-nehmen einer Kaktusfeige.
Nachdem ich gelernt hatte, dass man nicht einfach reinbeißen sollte.



Spätherbstlicher Tulpenbaum.

Nach Sonnenuntergang wird es plötzlich auf einen Schlag eiskalt und mir frieren fast die Finger ab beim Radeln. Zeit zum Zelt aufschlagen.

Dienstag, 25.11.2014: Zuppino – Romagnano al Monte

Bergab und dann ziemlich lang bergauf. Noch ein paar Kaktusfeigen. Und ein paar Döfer, die mir den letzten Nerv rauben. Praktisch jedes einzelne Gründstück hat hier mindestens einen Hund und in der Regel sind sie weder angekettet noch eingezäunt. Manchmal steht zwar ein pompöses Einfahrtstor rum, aber links und rechts daneben ist kein Zaun. Ständig kommen irgendwelche Kläffer angerannt und jagen mich. Und zwar am liebsten, während es steil bergauf geht. Sie laut anbrüllen und mit wüsten deutschen Schimpfwörtern belegen hilft auch nur in maximal 50% der Fälle. Verdammte Sprachbarriere.
Aber es gibt auch Abschnitte ohne Siedlungen oder Hunde...









Mein Ziel für heute soll die relativ abgelegene Geisterstadt Romagnano al Monte sein. Den Weg zu finden, war nicht ganz einfach, aber in der Abenddämmerung komme ich schließlich an.



Der Ort wurde vor 35 Jahren von einem Erdbeben erschüttert, ebenfalls im November... Die Bewohner haben sich dann ein paar Kilometer weiter ein neues Heimatdorf gebaut, da es hier zu unsicher geworden war. Seitdem stehen die Ruinen leer. Eine kleine Handvoll Häuser wird aber inzwischen wieder aufgebaut.
Oben an der Straße steht jemand einsam neben seinem Auto und schaut nachdenklich auf das verfallene Dorf ... Er ist recht gut gekleidet und das Auto sieht neu aus. Ein seltsamer Anblick in dieser desolaten Gegend mitten im Gebirge. Er sagt, das sei sein Dorf... Nach ein paar Minuten steigt er schließlich ein und fährt weg.
Ich begebe mich runter, um einen Schlafplatz zu suchen. Genug leere Häuser gibt es ja, nur leider zieht's in den meisten wie Hechtsuppe.

Mittwoch, 26.11.2014



Dort drin habe ich schließlich genächtigt. Die Nacht war ziemlich kalt, aber dank der Zeltplane zumindest nicht ganz so kalt wie draußen.





Es ist eine seltsame Stimmung, die dieser Sonnenaufgang schließlich über den menschenleeren Gemäuern schafft, während sich in den Tälern langsam der Nebel lichtet. So einsam, aber... friedlich.
Ich erkunde den Ort noch etwas.



Ein Stündchen später mache ich mich wieder auf den Weg. Die Straßen sind menschenleer, gelegentlich sehe ich einen streunenden Hund, der sich gerade verdrückt.




Wo zum Geier bin ich hier nur gelandet?

Ich muss nun wieder ein paar hundert Meter runter ins Tal, wo die Straße nach Potenza verläuft. Die wird nochmal ein schönes Stück Arbeit: Auf dem GPS sehe ich, wie sie sich ewig windet, wahrscheinlich in einem ständigen auf und ab. Während der Talfahrt sehe ich die lange Autobahnbrücke – erst von ganz weit oben, dann von ganz weit unten – und bin ein wenig neidisch.



Als ich noch ein wenig auf dem GPS herumfummle, fällt mir eine Straße wenige Kilometer südlich ins Auge, die verhältnismäßig gerade und schnörkellos verläuft. Es ist die selbe, die ich gestern Morgen verlassen hatte, um nach Romagnano al Monte zu kommen. Wie's aussieht, verläuft sie im benachbarten Tal oder hat viele Brücken. Ich bin faul, also will ich da hin!
Gesagt, getan. Die Straße verläuft direkt durch eine Ortschaft namens Caggiano und zumindest per Luftlinie ist es nicht allzu weit. Auf der anderen Seite des Tals schiebe ich das Rad wieder mehrere Höhenmeter bergauf. Unverschämt steil ist es. Oben ist's dann aber in Ordnung. Irgendwann nachmittags komme ich schließlich an dem Ort an, wo die tolle Straße durchgehen soll. Aber irgendwie... ist da nichts. Caggiano ist da, es liegt oben auf einem Felsen. Aber von der schönen Straße ist nichts zu sehen. Hä? GPS anschalten und gucken. Also auf der Karte verläuft die Straße wirklich direkt durch den Ort. Direkt durchs Zentrum sogar... Moment mal. Da sind ganz viele enge, parallele Gassen und die Fernstraße kreuzt sie alle, geht quer durch. Kann doch gar nicht sein, oder? Es sei denn...
Ja. Es sei denn, die schön gerade Straße ist ein verdammter Tunnel, der ausgerechnet direkt unter dem Kaff verläuft. Und natürlich existiert weit und breit kein Eingang. NEEEEEEEEIN!
Ich frage eine alte Frau im Garten, wo ich am besten nach Potenza komme und sie weist bergab ins Tal. Tja, was soll man machen. Ich fahre also runter, werde mal wieder von agressiven Hunden gejagt und die Sonne geht auch bald schon wieder unter. Und natürlich wird's fürchterlich kalt. Fast den ganzen Tag in unwirtlichster Gegend verschenkt...

Hilft alles nix, muss ich halt der kurvenreichen strada statale nach Potenza folgen. Als in der Abenddämmerung beim Bergaufackern mal wieder zwei Köter aus irgendeinem Gehöft gestürmt kommen, kehre ich um und schlage mein Zelt in einem Olivenhain am Wegesrand auf. Ich habe genug für heute.
Immerhin fängt es erst an mit Regnen, als ich schon im Zelt liege. Genau eine Sekunde, nachdem ich den Reißverschluss zumache.

Donnerstag, 27.11.2014: Hoch nach Potenza
Die zwei Hunde von gestern Abend (dank denen ich letztendlich trocken geblieben bin) bemerken mich erst, als ich an ihrem Eingangstor vorbei bin. Sehr gut.
Den ganzen Tag geht es durch eine relativ trostlose spätherbstliche Landschaft, die so gar nicht nach typisch Italien aussieht. Irgendwie ist es aber auch interessant, solche Kontraste auf der Route zu haben. Es geht viel bergauf und zwischendurch viel bergab, damit es noch mehr bergauf gehen kann.





Letztendlich treffe ich aber viel früher als erwartet in Potenza ein, es ist noch Nachmittag und hell. Da hätte ich es sogar gestern noch schaffen können, wenn ich diesen dusseligen Umweg nicht versucht hätte. Da ich erschöpft genug bin, bleibe ich erstmal hier und lade im örtlichen McDoof (dem einzigen in der ganzen Basilikata-Region) meine ganzen Gerätschaften auf und gehe mal wieder ins Internet.
Potenza liegt recht weit oben und die Temperaturen sinken nachts stark ab... Wenn sich nur mal kurz die Tür öffnet, erstarre ich fast zu einem Eiszapfen. Diese Nacht wird hart!

Steif wie ein Roboter bewege ich mich auf der Suche nach einem Schlafplatz, will mich nicht mal auf den kalten Sattel setzen. Letztendlich finde ich sogar relativ bald einen akzeptablen Platz zum Zelt aufschlagen. Ich ziehe sämtliche sauberen Klamotten übereinander und überstehe die feuchtkälteste Nacht der ganzen Reise... irgendwie.

Freitag, 28.11.2014: Runter ins Warme
So. Ich muss weg hier. Ganz weit runter zu den zweistelligen Temperaturen. Potenza war mit 819m der höchste Punkt dieser Gebirgsquerung im Spätnovember, von nun an kann es nur besser werden.

Bevor ich die Stadt verlasse, fällt mir noch ein fahrender Obststand ins Auge. Als ich mit dem Besitzer ins Gespräch komme, macht er ganz große Augen, als ich ihm sage, wo ich her bin. Er ist zwar Russe, hat aber ebenfalls eine ganze Zeit lang in Dresden gewohnt. In der Neustadt, nahe dem Albertplatz... Nun bin ich derjenige, der große Augen macht. Da denkt man, man ist mitten im Nirgendwo gelandet und trifft trotzdem immer noch Leute, die irgendwas mit der Heimatstadt zu tun haben. Seine Freundin schenkt mir noch ein paar Mandarinen und einen riesengroßen Apfel für den Weg. Ich weiß nicht, woran das liegt, aber es ist irgendwie der leckerste Apfel, den ich je gegessen habe...



So. Jetzt aber runter hier.





Am späten Nachmittag überlege ich noch, ob ich einen Abstecher nach Castelmezzano machen soll, einem der offiziell schönsten Dörfer Italiens. Ich würde es schon gern sehen, aber es ginge noch 8 Kilometer steil bergauf und schon wieder nerven irgendwelche Hunde... nee, heute nicht mehr. Ich habe schon so viele schöne Dörfer gesehen und Abstecher gemacht. Heute spare ich mir den Stress und rolle einfach noch ein Stück bergab.


Es sah wirklich alles so komisch rosa aus an diesem Abend.

Ich campe versteckt auf dem bewaldeten und erhobenen Mittelstreifen der Straße und verbringe eine Nacht, in der ich nicht friere. Geschafft!

Samstag, 29.11.2014: Weg nach Craco mit Zwischenfall



Früh im Morgennebel geht's los, aber der lichtet sich bald. Die Straße führt immer noch sanft bergab. An einer Stelle sehe ich zwei Kisten mit Mandarinen und Pampelmusen am Rand stehen, für Vorbeikommende zum Mitnehmen. Sowas werde ich in Süditalien noch oft sehen; wenn die Ernte reich ausfällt, stellen die Leute einen Teil gut sichtbar am Straßenrand hin und wer was brauch oder einfach Appetit hat, kann sich bedienen. Die Mentalität des Teilens ist in Süditalien einfach viel stärker ausgeprägt als bei uns oder auch einfach nur im Norden des Landes.

Gegen Mittag wird meine Freude über Obst und angenehme Temperaturen aber getrübt, denn ich stelle fest: Der Hinterreifen ist platt wie 'ne Flunder. Wow. Der erste Plattfuß, seit ich Anfang August zu Hause losgefahren bin... (Anmerkung: Der nächste kam erst Ende März aufgrund maximaler Dusseligkeit, viel Probleme hat man mit dem Marathon Plus wirklich nicht.)
Da sich bei einem früheren Zwischenfall auf dieser Reise ein signifikanter Teil meiner Ausrüstung in Wohlgefallen aufgelöst hat, habe ich nur noch ein Pannenspray zur Hilfe da. Aber bisher haben die Dinger immer geholfen. Rein damit!
... Tja, so einfach war's dann doch nicht. Nach einer knappen halben Stunde ist die Luft wieder raus.
Die Situation: Ich bin (für europäische Verhältnisse) mitten im Nichts, habe ewig keine Ortschaft passiert und die nächste wird laut Karte auch noch eine ganze Weile auf sich warten lassen. Fahhräder habe ich auch seit Tagen nicht mehr gesehen, kein allzu gutes Zeichen fürs reparieren lassen...
Also dann... aufpumpen, ein Stück weiterfahren, wieder pumpen, immer im Wechsel. Nach ca. 2 Stunden komme ich an einer Tankstelle vorbei und frage, ob es irgendwo in der Nähe eine Werkstatt gibt. Zunächst verstehen sie mich nicht ganz und machen mir erstmal wieder Luft auf den Reifen, meinen aber schließlich, dass nach der nächsten Ausfahrt rechts ein Dorf liegt, in dem ich mal die Leute fragen soll. Da wollte ich sowieso durch, also versuche ich's...

Auf dem Weg treffe ich noch einen brasilianischen Backpacker, der gerade von Craco kommt. In Matera war er auch schon und er erzählt mir, wo ich gute Schlafplätze finden kann. Fein.

Der Reifen ist aber immer noch platt und langsam fängt es noch an zu nieseln. Im Ort fallen mir schließlich ein paar Männer ins Auge die in einer Garage etwas abseits der Straße am Werkeln sind. Ich winke ihnen fragend zu (wie auch immer sowas aussieht) und sie winken mich gleich freundlich heran. Als ich ihnen mit viel Gestikulieren meine Situation schildere, meint der eine nur, ich soll kurz hier im Trockenen warten und er kommt gleich wieder. Schließlich kommt er in einem kleinen Transporter angefahren und will mich zu seinen Kumpels in der Nähe bringen, sie könnten das reparieren. Er lacht, als ich mich anschnallen will und und fragt noch, welche deutsche Fußballmannschaft ich denn mag. In wenigen Minuten sind wir schließlich da. Normalerweise sind die Jungs für Autoreifen zuständig, aber Fahrradschläuche können sie auch reparieren. Sehr gut!



So, wieder startklar. Auf nach Craco! Ich bin jetzt im Gebiet der italienischen Badlands, den Calanchi. Badlands sind wasserarme Landschaften, die durch ihre charakteristisch geformten Lehmberge auffallen. Teilweise bilden sich auch kleine Canyons.


In echt sehen die Dinger viel interessanter aus.

Als ich schließlich an der Geisterstadt ankomme, ist es schon stockdunkel. Dementsprechend sehe ich sie auch nicht und schlage erstmal neben den Ruinen einer Kirche mein Zelt auf. In der Nacht wird es irgendwie kein Grad kälter, wohl dank der dichten Wolkendecke. Es bleibt bei angenehmen 15°C. Ein Traum im Vergleich zu Potenza!

Sonntag, 30.11.2014: Craco begutachten, dann auf nach Matera

So, jetzt sieht man wieder was:



Craco ist schon etwas länger verlassen als Romagnano al Monte. Einige Bewohner sind zunächst aufgrund von Erdrutschen geflohen (lehmiger Untergrund!), aber später gab es auch hier ein schweres Erdbeben, das einiges zerstört hat. Wie man sieht:



Warum ich so oft solche verfallenen Orte besuche? Gute Frage, so ganz sicher bin ich mir da auch nicht. Aber es interessiert mich einfach, wie von Menschen verlassene Orte sich über die Jahrzehnte entwickeln und langsam von der Natur zurückerobert werden. Und wann hat man denn schon mal Gelegenheit, mir nichts dir nichts in jedes Haus einer Ortschaft hineinspazieren zu können? Manchmal ganz interessant, was da so drin ist.


Altar in einem ganz normalen Wohnhaus...

Die Menschen mögen zwar weg sein, aber trozdem hält wieder Leben Einzug. Vor Allem natürlich die Pflanzen, die viele Gebäude langsam überwuchern und in ein schönes Grün hüllen.




Die umliegende Landschaft von oben. Weit und breit keine Siedlung zu sehen...





Es laufen auch noch ein paar friedliche Hunde, Ziegen und sogar Hühner rum. Die Ziegen wohnen allerdings definitiv nicht hier, sie haben Glöckchen um den Hals und gehören irgeneinem Bauern. Da hier in den Badlands genug Platz und kaum Verkehr ist, werden die Tiere einfach frei überall laufen gelassen. Als ich wieder zurück zum Fahrrad an der Kirchruine laufe, folgen sie mir und rennen schließlich die Straße herunter ins Tal.
An mir vorbei fährt ein Transporter mit aufgeladenem Auto, es hupt und jemand winkt aus dem Fenster. Waren das die zwei aus der Werkstatt von gestern?



Zum Mittag plündere ich meinen reichen Vorrat an Zitrusfrüchten und mache mich schließlich auf nach Matera. Zuerst den bekannten Weg zurück und dann noch einmal einige Höhenmeter rauf und wieder runter. Als es dunkel wird, suche ich mir hinter einem der vielen verlassenen A.N.A.S.-Häuser einen Zeltplatz. Auf der Fassade kriechen hunderte Tausenfüßler herum, fast ein Bisschen gruselig... In meinem Zelt werden sie mich aber in Ruhe lassen. Ich bin ziemlich nah an Matera herangekommen, morgen sollte es maximal noch eine halbe Stunde dauern.


Canyon neben dem Schlafplatz.

Montag, 01.12.2014: Matera!

Bei Tageslicht ist von den Tausenfüßlern keine Spur mehr zu sehen. Das Wetter sieht nicht so rosig aus und ich hoffe, noch trocken nach Matera zu kommen.
... Tja, beim Hoffen ist's geblieben. Nach ein paar Minuten tröpfelt's schon und als die Stadt bereits in Sichtweite ist, fängt es plötzlich so derb an zu schiffen und zu stürmen, dass auch der Regenponcho nichts mehr nützt. Ich sehe mich verzweifelt nach irgendeinem Unterstand um... was gar nicht mal so einfach ist, da auch noch Nebel aufzieht und man nicht weit gucken kann. Mit nasser Brille sowieso nicht. Schließlich flüchte ich zu einer Autowerkstatt, unter deren Dach ich erstmal verschnaufen darf. Man bietet mir sogar einen Stuhl an. War wohl doch nix mit der halben Stunde nach Matera.

Als der Regen schließlich nachlässt, fahre ich noch die letzten Meter und bin da! Der Weg über die Berge verlief ziemlich abenteuerlich, aber jetzt gibt es die Belohnungen. Zuerst also diese sagenhafte Stadt der Felsen und Höhlenwohnungen, auf die ich mich schon lange gefreut habe.

Matera liegt am oberen Hang eines tiefen Canyons und besteht praktisch aus drei verschieden alten Stadtteilen: Oben drauf ist die moderne Stadt, die den größten Teil ausmacht. An der Kante des Hanges liegt die Altstadt. Und neben ihr am Hang direkt unter der modernen liegt die ganz alte Altstadt, die aus stufenförmig angelegten prähistorischen Höhlenwohnungen besteht. Zeit für ein paar Bilder!
Auch hinter den Häusern der "normalen" Altstdt verbergen sich Höhlenwohnungen:









Und das da ist der Ursprung der Stadt. Bis in die 50er Jahre waren diese Höhlen noch besiedelt, hier lebte der ärmste Teil der Bevölkerung. Da man die Troglodyten als Schande ansah, wurden sie aber schließlich vertrieben und in modernere Wohnblöcke umgesiedelt. Jetzt stehen die Höhlen leer... aber viele Eingänge stehen noch offen, sodass man einfach mal reinschauen kann. Zumindest theoretisch, denn denn der größte Teil ist durch ein kleines Tor abgetrennt.
Aber auch davor sind ein paar alte Eingänge offen. Hier mein toller Schlafplatz:



Abends in der Nähe:







Dienstag, 02.12.2014: Matera – Gioia del Colle

Nach dem Aufstehen schaue ich nochmal durch das Tor auf die alten Höhlenwohnungen - von wo mir ein Opa auf seinem Morgenspaziergang entgegenkommt und dann einfach vor meiner Nase über die flache Mauer geklettert kommt, als wäre nichts gewesen.
...
Na wenn das so ist, dann schaue ich auch mal kurz nach.




Seht ihr das kleine blaue Kästchen links daneben? Ist eine Hausnummer.

Aus dem "kurz" wurde dann der ganze Vormittag, ich bin einfach überall reingerannt, wo man reinkonnte. Jeder dieser Wonungen ist einzigartig, manche sind miteinander verbunden und in anderen führen Treppen mehrere Räume tief in den Fels hinein.
Schon praktisch irgendwie: Du brauchst mehr Platz und willst ein neues Zimmer? Spitzhacke in die Hand und auf geht's. Regale, Abstellflächen und Wasserbecken haben sie sich auch in den Fels gehauen. Muss das eine Arbeit gewesen sein...







Ein paar der Räume werden gelegentlich noch genutzt, in einem hatten wohl die örtlichen Kunststudenten ihre großen Modelle aus Pappmaschee zum Trocknen hingestellt. Aber leider liegt auch manchmal ziemlich viel Müll hier drin. Und ganz ungefährlich ist es auch nicht, denn viele Wohnungen haben ein Loch im Fußboden, das in einen recht tiefen und großen Hohlraum führt, aus dem man ohne Hilfe sicher nicht mehr rauskommt. Daher wohl auch das Tor. Ich nehme an, diese Öffnungen wurden früher mit einem Holzdeckel versehen und als Abort und genereller Mülleimer benutzt. Oder es war halt ein Keller, in den man mit der Leiter runtergestiegen ist.
Ich frage mich, wie lange sich dieser Ort noch so in Ruhe erkunden lässt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das hier in naher Zukunft noch stärker touristisch genutzt werden soll, man noch einige Eingänge verschließt und die anderen mit Beleuchtungen versieht und herrichtet. Vielleicht auch nicht, man müsste recht viel restaurieren. Aber für 2019 wurde Matera als Kulturhauptstadt Europas gewählt, also könnte sich demnächst durchaus was ändern.







Als ich hier fertig bin, fahre ich noch auf die andere Seite des Canyons, um ein Panorama der ganzen Stadt zu sehen.
Da das Bild zu breit ist: *KLICK*
Rechts die Altstadt, oben links die moderne Stadt und darunter die Uraltstadt.

Auch auf dieser Seite gibt es noch einige Höhlen, die aber deutlich natürlicher aussehen. Auch diese waren wohl vor sehr langer Zeit mal von Menschen bewohnt.


Ein Fossil lag auch noch rum. Tolles Andenken!

Na dann, weiter geht's. Am Sraßenrand liegen haufenweise frische Mandarinen herum, die wohl von irgendeinem Laster gefallen sind. Nett, gegen kostenlosen Proviant hab ich nix einzuwenden.
Schließlich verlasse ich die Basilikata-Region und reite ein in Apulien...

Die gebirgige Gegend habe ich nun endgültig verlassen, es radelt sich sehr angenehm. Die grünen Weiden und Olivenhaine am Straßenrand sind alle durch flache, hellgraue Trockenmauern abgegrenzt, über die hin und wieder eine Kuh lugt.
Abends treffe ich in Gioia del Colle ein, einer Kleinstadt bevölkert von sehr vielen radelnden Opas. Ist das schön! In der Basilikata hatte ich glaube kein einziges Fahrrad gesehen. (Na ja, abgesehen von dem unter meinem Hintern.)

Auch der dritte und letzte Teil folgt in wenigen Augenblicken.