Re: Italien südwärts ab Rom

von: veloträumer

Re: Italien südwärts ab Rom - 29.12.22 16:16

Hallo Ranata,
meine bereits lange zurückliegende Ganz-Italienreise war ein Zickzack zwischen wechselnden Küstenteilen und viel Binnenland, wobei ich versucht habe, möglichst viele Natur- und Nationalparks mitzunehmen. Trotzdem ist da auch vieles von mir nicht befahren worden. Den Bericht habe ich auf meiner Website nochmal aufgearbeit und ist der zerrupften Version im Forum vorzuziehen: Giro d’Italia 2006-0: Eine große Italienreise mit Vulkanfeuer.

Ich bin nicht über Rom gefahren, mit Nähe Terni war ich aber recht nahe dran. Aus meiner Jugend heraus (ohne Velo) würde ich euch bei Rom empfehlen, die Albaner Berge mitzunehmen. Küstenteile bis Neapel sind zwar in Teilen hübsch, aber sehr stark befahren. Insgesamt eher keine Radelempfehlung, besser Binnenland. Die Abruzzen liegen etwas fern von Rom, würde ich aber in jedem Fall in eine solche Reise einbeziehen. Die Monti Matese sind relativ unbekannt und daher sicherlich auch einen Blick wert, aber kein "must have".

Ob man die exotisch gelegene Halbinsel Gargano einbaut, ist sicherlich sehr umwegig. Für mich wäre Gargano der einzige Grund nach Apulien zu fahren. Viele der anderen Regionen dort wären mir zu flach und zu dicht besiedelt. Das gilt dann auch für den "Stiefelabsatz" und die Küste. Ich war allerdings nie in Apulien.

Die westliche Gegenseite ist zudem sehr attraktiv und damit große Konkurrenz. Die Amalfiküste würde ich mir trotz Verkehr nicht entgehen lassen. Bereits zuvor die Küste bei/nach Sorrento ist sehr reizvoll. Wenn du noch nie in Pompeji warst, würde ich das auch überlegen einzubauen. Ich war da bereits zweimal, jeweils aber nicht auf Veloreise. Die Umgebung dort ist napolitanisch vermüllt und vom Verkehr überbelastet. Auch Neapel Altstadt würde lohne, rein/raus am besten noch an der Küste lang. Für eine Radreise aber vielleicht auch zuviel Stadt.

Öde ist sicherlich die Küstenebene bei Salerno. Südlich wirds ab Agropoli reizvoller, teils aber ohne Küste. Ansonsten weiter schon schon von indurain oben erwähnt. Vom Cilento habe ich nur den Küstenstreifen berührt. Hier würde lohnen, noch tiefer in den Nationalpark einzufahren. Zum Pollino-NP kann ich leider auch nichts sagen. Die Küstenstraße ist m.E. noch weiter attraktiv als von indurain beschrieben, bis Paola jedenfalls.

Ungeteilt dürfte die Empfehlung sein, das Silagebirge einzubauen. Da Nationalpark/Gebirge dreigeteilt ist mit Sila Greca, Sila Grande und Sila Piccola, musst du sicherlich eine Auswahl treffen. Mir hat besonders auch Sila Piccola gefallen mit den mediterranen, lichten Wäldern, die beiden anderen Tiel wirken stärker wie hohes Mittelgebirge in Mitteleuropa.

Da ich die Küstebene mit Flughafen bei Lamezia nicht empfehlen würde, bietet sich zwangsläufig an, hier die Ostküste zu besuchen. Von der Sila Piccola kommt man an einen weiteren Sporn des Stiefels bei Crotone mit dem Capo Colonna un dem Capo Rizzuto. Hier ist sehr wenig Verkehr und eine ganz anderes Küstenitalien als sonst vielfach. Von der felsigen Halbinsel ist dann zunächst flache Küstenstrecke bis Catanzaro Lido, mit mäßigem Verkehr. Die Ostküste wird dann zunehmend ruhiger, unterbrochen von dem einen oder anderen Ferienort, die aber nicht so überlaufen sind wie Orte an der Westküste. Auch gibt es hier etliche Relikte der Griechen, die früher das Gebiet beiedelt haben - ähnlich wie einige Orte im Aspromonte, wo heute noch entsprechende Dialekte gepsrochen werden.

Lästig ist es leider, dass hier im südliche Kalabrien auch die Westküste vielfach attraktiv ist, wenngleich mit mehr Verkehr. Tropea mit den roten Zwiebeln und dem Strandschlösschen wie auch das Capo Vaticano sollte man sich auch nicht entgehen lassen. Nicht zuletzt daher führte mein Zickzack auch zeitweise wieder etwas nach Norden, obwohl auf dem Weg nach Süden. Ich würde dann auch raten, nicht die gesamte West- oder Ostküste bis nach Reggio auszufahren, sondern in jedem Fall einen Exkurs in den Aspromonte zu machen. Die Nordseite hat noch viele feuchte Wälder, die Südseite sehr trockene Zonen. Attraktive Ziele sind aber eher für den Wanderschuh, die Durchgangsroute auf Straße ist zwar ganz schön, aber noch nicht dei volle Entfaltung. Reggio und Umgebung ist sehr betriebig und auch süditalienisch gewöhnungsbedürftig, die Stadt hat aber auch eine Reihe sehr schöner Seiten.

Rückfahrt: Habe ich mit Flugzeug ab Catania gemacht - ich finde, von dort kein Verbrechen. Ab Reggio wären Flüge zu selten und teuer. Bahn kann man mit Zwischenstopp überlegen, die Verbindungen sind auch besser geworden.

Preise/Unterkünfte: Preise heute und 2006 darf man nicht vergleichen. Campings gibts an fast allen Küstenstreifen, mehr allerdings dort, wo die flachen Zonen sind. Überraschend gibts manchmal keine Camping wie z.B. bei San Giovanni, wo man nach Sizilien übersetzt, obwohl Bedarf bestünde. Im Binnenland gibt es wenige Campings, i.d.R. allerdings in den Naitonalparks etc., zuweilen wiederum abseits der Orte (alles eher preiswert, ggf. auch agroturismo etc.). Ich war dann meistens in Hotels, das Preisgefüge war damals gemischt. Ich fands dann manchmal in einem kleine Dorf eher zu teuer, in Catanzaro oder San Giovanni als Stadthotel eigentlich wieder günstig. Auch die Gastronomie war nicht grundsätzlich günstiger als im Norden, also manchmal auch ganz schön teuer, aber insgesamt querbeet.