Re: Schweden im Juni

von: CarstenR

Re: Schweden im Juni - 17.06.22 13:38

Seit gestern Abend bin ich wieder zu Hause und möchte kurz über meine Erfahrungen berichten.

In 12 Tagen habe ich insgesamt 760 Kilometer geschafft, und ich muss sagen, es hat sich absolut gelohnt. Eine Unterkunft habe ich über booking.com immer gefunden, auch wenn in ländlichen Regionen manchmal ein Umweg dafür notwendig wurde. Von einer Ferienwohnung über Autobahnraststätten bis hin zu 4-Sterne-Hotels war alles dabei, immer mit Dusche und WC, und Bettwäsche war auch immer vorhanden. Meistens bin ich für ein Einzelzimmer inklusive Frühstück mit weniger als 100 Euro pro Nacht ausgekommen, aber speziell in den großen Städten gab es Ausreißer nach oben. In Stockholm habe ich sogar 250 Euro gezahlt. Günstiger wäre ein Bett in einem Gemeinschaftsschlafsaal gewesen, aber dafür bin ich dann doch zu anspruchsvoll.

Meine Etappenorte waren Göteborg, Lilla Edet, Grästorp, Götene, Sjötorp, Karlskoga, Örebro, Arboga, Västeras, Enköping, Uppsala, Upplands Väsby und Stockholm. Hinzu kommt eine Zwischenübernachtung auf der Rückfahrt in Malmö.

Beschilderte Radrouten mit Ziel- und Entfernungsangaben, wie man sie aus Deutschland kennt, gibt es in Schweden in den Städten (im Fall von Göteborg und Stockholm inklusive der Vororte) sowie punktuell am Vänersee zwischen Lidköping und Mariestad. Überregionale Fernradwege habe ich auch mehrfach gesehen, aber ohne Zielangabe und ohne Kenntnis über den Verlauf habe ich zumeist davon Abstand genommen, ihnen zu folgen. Also habe ich mir auf den bereits erwähnten Karten von freytag & berndt die weißen und die gelben Straßen ausgesucht. Diese haben recht wenig Autoverkehr, sind aber zumeist asphaltiert. Einzelne Schotterabschnitte sind aber auch dabei. Im ländlichen Raum sind auch die orangefarbenen Straßen noch akzeptabel, während ich die roten lieber gemieden habe.

Vom Verkehr her fand ich es insgesamt sehr angenehm. Die Nutzenden des motorisierten Individualverkehrs verhalten sich in Schweden sehr viel rücksichtsvoller als in Deutschland. So habe ich es in den zwei Wochen nicht ein einziges Mal erlebt, dass ein Radweg zum Abstellen von Kraftfahrzeugen missbraucht wurde. Auch an den zahlreichen Zebrastreifen wurde meistens bereitwillig angehalten, wenn ich die Straße fahrend überqueren wollte. Das war mir auch bei meiner ersten Schwedenreise 2017 schon aufgefallen. Ich weiß nicht, ob die motorisierten Verkehrsteilnehmer einfach rücksichtsvoller sind oder ob die schwedische Straßenverkehrsordnung ihnen vorschreibt, an Zebrastreifen auch für Radfahrer anzuhalten.

Die Großstädte Göteborg, Örebro, Västeras, Uppsala und allen voran natürlich Stockholm fand ich allesamt sehr sehenswert. Gerade der Umweg über Uppsala hat sich wirklich gelohnt. Die anschließende Einfahrt nach Stockholm durch die nördlichen Vorstädte hat mir dagegen weniger gut gefallen. Ob die Einfahrt von Westen her angenehmer gewesen wäre, weiß ich nicht. In den kleineren Städten, durch die ich gekommen bin, gibt es dagegen zumeist nur ein oder zwei sehenswerte Gebäude.

Die Fahrt mit dem X2000 von Stockholm nach Malmö war kein Problem. Ich habe das Fahrrad wie in anderen Ländern auch auf dem Bahnsteig zusammengefaltet und verhüllt. Im Zug gab es genügend Platz für das sperrige Teil und auch für meine anderen Gepäckstücke. Überhaupt ging es auf dieser Zugfahrt sehr gesittet zu. Schwieriger waren dann die Abschnitte Malmö - Kopenhagen (Öresundzug) und Kopenhagen - Hamburg (dänischer IC). Diese Züge waren überfüllt, so dass ich als bekennender Nicht-Sitzplatzreservierer mit Stehplätzen Vorlieb nehmen musste. Einen Zug mit ganzen vier Wagen, und das auch nur im 4-Stunden-Takt, zwischen Kopenhagen und Hamburg finde ich völlig unzureichend vor dem Hintergrund, dass der gesamte Personenverkehr zwischen Skandinavien und dem Rest Europas über diese Strecke läuft.