Huhu,

gestern habe ich die Bremse (ältere XT 785) eines Freundes gewartet. Die Beläge waren beide runter, eine Scheibe kurz vor und eine schon über der Verschleißgrenze und er beklagte sich darüber, dass er zunächst mehr Leerweg am Hebel hat und der Druckpunkt erst nach 2-3 mal ziehen wieder dort war, wo er hin gehörte. Nach kurzer Wartezeit wiederholt sich das Spiel. Ich kannte dieses Phänomen nicht, aber es war ohnehin nötig die Beläge und Scheiben zu tauschen.

Daher:
Scheiben gewechselt, Beläge raus, Kolben gereinigt, Ausgleichsbehälter aufgeschraubt, Kolben zurückgedrückt, Bremsen entlüftet, neue Beläge rein.
=> vorne alles tippitoppi.
=> hinten jedoch ist es genauso wie vorher nur schwächer ausgeprägt. Der erste Zug geht etwa 10 mm weiter ehe die Beläge gegen die Scheibe drücken, danach fühlt sie sich so an wie die Vorderbremse. Ein paar Sekunden gewartet und es ist wieder genauso.

Was könnte das sein?

Hast du im Rahmen der Wartung auch entlüftet? Das würde ich mal machen.

Und wenn ich ne hydraulische Scheibenbremse auf dem Montageständer habe, checke ich auch gleich, ob die Kolben alle gleich gängig sind. Falls nicht ist auch ne Mobilisierung fällig.

Die älteren Shimano mit aufschraubbarem Ausgleichbehälter brauchen immer eine mehrfache Entlüftung. Nach dem Befüllen von unten bleibt offenbar immer noch Luft im Bremsgeber.
Diese Anleitung XT Entlüftung hat mir geholfen, einen Top-Druckpunkt zu erhalten.

Viel Erfolg Gereon

Bremse wurde entlüftet, bis keine Bläschen mehr aufgestiegen sind. Die Leitungen wurden abgeklopft und darauf geachtet, dass es kein lokales Maximum in der Leitung gibt, wo Bläschen hängenbleiben.

Aber selbst wenn noch Luft im System ist: weshalb hat nur der erste Hebelweg mehr Leerweg, die darauffolgenden dann nicht mehr. Und weshalb wiederholt sich das Ganze nach ein paar Sekunden Wartezeit?

Die Kolben sind auch alle gleichmäßig gängig.

Versuche es nochmal wie beschrieben mit angezogenem Griff und Öffnen der Befüllschraube. Ich war auch erstaunt, was da noch passierte.

Der anfängliche Leerweg beim ersten Pumpen ist doch typisch für Luft im System. Danach kann Öl aus dem Ausgleichbehälter nachfließen und beim nächsten Hub hast du genügend Druckaufbau. Die vorhandene Luft steigt dann wieder auf, Öl fließt wieder zurück in den Ausgleichbehälter und das Spiel beginnt erneut.
Im Gegensatz zur HS Felgenbrems ohne Ausgleichbehälter, hast Du bei der Disk ein selbstnachstellendes System, was genau diese Erscheinung verursacht. Bei der HS hättest Du bei jedem Hub den Leerweg.

Die Shimano BR-M785 wird schon mit dem Becher aufm Ausgleichsbehälter befüllt und entlüftet.

Roland

Danke für den Hinweis Roland.

Aber auch mit halbgefülltem Becher kannst Du die Vorgehensweise anwenden:
- befüllte Spritze auf Entlüftungsnippel am Bremskörper per Schlauch aufsetzen, Bremshebel anziehen und fixieren, dann Entlüftungsnippel öffnen und wieder schließen,
- Bremshebel langsam ziehen und wieder loslassen.
Im ersten Fall tritt Luft am Bremssattel aus und der Ölstand im Becher sinkt.
Im zweiten Fall steigen Luftbläschen im Becher hoch. Gleiches passiert beim Abklopfen und Hebel schnappen lassen am Bremsgriff. Der Ölstand kann leicht sinken.
Zusätzlich kann man noch das Öl bei geöffnetem Nippel mehrmals mit der Spritze nach unten saugen und wieder hochdrücken.

Bei Magura gibt es ja noch die Schnellentlüftung des Brems-Griffs mittels aufgesetzter Spritze mit Belüftungsloch. Damit kann man Druck und Unterdruck im Bremsgriff ausüben. Das sollte auch über den Schraubanschluss für den Becher bei Shimanobremsen realisierbar sein.

Grüße Gereon

Ich kenne zwei seltene, aber mögliche Ursachen aus dem Werkstattalltag:

1.: Wenn die Rechteckringe auf den Kolben zu stark haften, ziehen sie die Kolben manchmal weiter zurück, als sie sollten. Das Zurückziehen geht dann aber relativ langsam, so daß kurz nach dem Öffnen der Beläge das Lüftspiel so eng ist, daß bei erneutem Druck die Beläge sofort wieder greifen. Wenn man aber etwas länger wartet, werden die Kolben langsam noch weiter geöffnet und dadurch wird das Lüftspiel so groß, das beim ersten Anbremsen der Großteil des Hebelwegs verbraucht wird, bis die Beläge wieder an der Scheibe anliegen. Dieser Fehler tritt auch im Stand auf, wenn die Räder sich nicht drehen. Man kann dies gut beobachten, wenn man in die Bremszange schaut und beobachtet, wie sich die Kolben und Beläge wieder öffnen.
Abhilfe in diesem Fall: Mobilisieren der Bremskolben mit etwas Bremsöl (bei Ölbremsen) oder DOT (bei Dot-Bremsen): Dazu Beläge ausbauen, mit Bremsenreiniger den Dreck aus dem Sattel spritzen, kurz ablüften lassen und ein paar kleine Tropfen Öl (bzw. DOT) jeweils an den Spalt zwischen Kolben und Sattel - dann den Hebel leicht betätigen und die Kolben etwas rausdrücken (Achtung: nicht zu weit !). Falls ein Kolben sich nicht oder zu langsam bewegt, den anderen Kolben fixieren und den schwergängigeren Kolben rausdrücken (Achtung: nicht zu weit!). Die Kolben vorsichtig mit Reifenmontierkunststoffhebel oder ähnlichem vorsichtig wieder zurück drücken und diesen Vorgang mehrfach wiederholen.... Am Ende mit Bresenreiniger reinigen und die Beläge wieder montieren. Jetzt sollte dieses Problem behoben sein...

2. Dieser Fehler tritt hauptsächlich auf, wenn sich die Räder drehen:
Ein Seitenschlag in der Scheibe drückt die Beläge und Kolben weiter zurück, wenn sich die eiernde Scheibe durch die Beläge dreht... Da hilft nur Richten der Scheibe oder neue und plane Scheibe.

Viel Glück / Micha

M.W. greift Bremsenreiniger die Dichtungen an, zumindest der übliche aus dem KFZ-Bereich. Ich würde mich sehr genau erkundigen, welche Reinigungsmittel als verträglich empfohlen werden. Ich hatte jedenfalls nach der Anwendung von Bremsenreiniger eine undichte Bremse (Magura MT5). Danach fiel mir auch auf, dass auf der Dose ein Hinweis ist, dass der Reiniger Kunststoffe angreift.

Wie ist das mit Waschbenzin? Das löst alle Fette und Öle, und Kunststoffe sollten eigentlich nicht an gegriffen werden. Aber vielleicht gibt es Kunststoffe, die auch das nicht vertragen. Waschbenzin will ich mir aus der Werkstatt nicht weg denken.

lg!
georg

Eigentlich empfehlen die Bremsenhersteller Isopropanol zum reinigen

Hängt wahrscheinlich vom Kunststoff ab. Gummidichtungen im Benzinkocher sind natürlich resistent. Dagegen sind z.B. Gummihandschuhe nicht immer benzinresistent und reißen schnell bei Kontakt damit (meine Erfahrung).

Isopropanol scheint mir auch am sichersten, wenn Wasser + Seife nicht reichen. Das wird z.B. von Rockshox explizit für die Federgabelwartung (Reinigung) empfohlen.