Re: Reiserad selbst aufbauen?

von: wutztock

Re: Reiserad selbst aufbauen? - 25.04.18 07:33

Hallo,

ja, da bin ich wieder!
War leider nur ein kurzer Ausflug....und echt zu kurz für einen Reisebericht (habe genau zwei Fotos gemacht - einmal "halber Sonnenuntergang über der Ruhr bei Duisburg" - ich weiß nicht ob es was geworden ist).
Ich bin also - wie geplant - am Montag 23.04. losgefahren. Dass es deutlich später wurde als geplant ist bei mir fast normal und sollte mich aber nicht abhalten - ich könnte mir ja zur Not einen Campingplatz in der Nähe von Duisburg suchen - Hauptsache ich war schon mal unterwegs.
Bin also die Erzbahntrasse von Bochum nach Gelsenkirchen gefahren und bemerkte kurz vor dem Rhein-Herne-Kanal so ein leichtes Knacken im Tretlager. Ich konnte es unter der Fusssohle spüren - nicht viel aber fühlbar. Ich bin also runter vom Rad und habe nachgeschaut ob das Lager Spiel aufweist.
Ach ja, da ich wenig bis keine Zeit hatte das Rad vorher ausgiebig zu testen fiel mir erst nach der Abfahrt auf, das sich die Gänge nicht im vollen Umfang nutzen ließen.
Ein Justieren des Umwerfers über die beiden Schrauben habe ich also versucht - da ich darin allerdings nicht sooo fit bin wurde es, nach einigem Probieren zwar besser, war aber nicht perfekt. Ich vermute auch, dass die Zugspannung eher das Problem war. Wäre an der Stelle gut gewesen, wenn ich schon einige Male einen Schaltzug selbst verlegt hätte und gewusst hätte wie man es (auch unter den Bedingungen unterwegs) einstellt - das werde ich auf jeden Fall jetzt nachholen!
Die Kette hat also in einigen Gängen am Umwerfer angeschlagen - aufs große Blatt ging sie gar nicht.
Gewundert hat mich, dass sie nicht eine volle Umdrehung angeschlagen hat sondern in den zwei, drei für mich wichtigsten Gängen nur im gleichen Rhythmus relativ kurz am Umwerfer schliff (kann mir jemand sagen wie das kommen kann?).
Naja, das war nervig, aber ließ in mir keinerfei Zweifel an der Weiterfahrt aufkommen. Ich wäre zwischenzeitlich in einen Radladen eingekehrt und hätte da gefragt ob sie sich das anschauen könnten
Zurück zum Lagerspiel.
Ich habe also nachgeschaut bei Tageskilometerstand 17,6 und das Lager hatte leichtes Spiel. Da ich mir extra und wohlwissentlich zwei Hollowtech-Schlüssel gekauft hatte baute ich die Kurbeln ab und zog das Lager nach. Es war schon deutlich zu spüren wie lose es war.
Ich zog es kräftig an - immer in dem Bewusstsein "nach ganz fest kommt....lose!". Andererseits dachte ich mir: "Du bist hier noch in Gelsenkirchen - wenn es hier kaputt geht sind es knapp 17 km bis nach Hause ....nicht mal die Strecke einer Abendrunde!"
Danach weitergefahren und zumindest vom Sitz des Lagers her keine Probleme (Schaltprobleme waren natürlich nicht weg und Kettengeräusche in einigen Gängen auch nicht).
So bin ich bis Duisburg gut durchgefahren und es wurde schon Zeit einen Campingplatz aufzusuchen - konnte aber keinen finden.
Eine Weile dachte ich noch daran mich für die Nacht in die Büsche zu schlagen, aber irgendwann war die Dunkelheit zu weit fortgeschritten und ich beschloss die Nacht durchzufahren. Habe ich noch nie gemacht, aber mit meiner neuen Edelux und dem SON Nady war es lichttechnisch kein Problem ...fand ich sogar mal recht spannend am Hülser Berg in der Dunkelheit zu fahren.
Das Lager hat gut durchgehalten und morgens war ich dann in Roermond. Beim Kilometerstand 144 fühlte ich dann wieder dieses Knacken unter der Fußsohle ....das Tretlager musste wieder nachgezogen werden (hierbei entstand dann auch das zweite Foto der "Tour" - "ausgebaute Kurbeln" zwinker )
Nachdem Anziehen habe ich allerdings bemerkt, dass das Lager auf der Antriebsseite knarzte - immer nur an einer Stelle aber ätzend lauter werdend. Das war schon nervig, vor allem in Verbindung mit der teilweise schleifenden Kette und dem nicht vollumfänglichen Repertoire an Gängen.
Also habe ich es nochmal auseinandergenommen und nachgeschaut was da schiefgelaufen sein könnte - habe aber nichts feststellen können was anders war als beim letzten Mal.
So bin ich dann noch ca. 18 km gefahren als sich wieder dieses leise Knacken bemerkbar machte....das Lager hätte nachgezogen werden müssen.
Mich hatte ohnehin schon vorher eigentlich gestört, dass ich im Kopf einfach nicht frei wurde. Normalerweise vergesse ich, wenn ich fahre einfach alles andere und schaue mir die Gegend um mich herum an und/oder denke an schöne Dinge, habe Musik im Kopf, sehe Tiere am Wegesrand. Mit Problemen beschäftige ich mich da nicht - das macht es für mich so schön unterwegs zu sein ...die Welt mit ihren Sorgen und Schwierigkeiten kann mich dann irgendwie mal... ICH lächle zwinker
Würde mir in so einer Situation der Rahmen unterm Hintern zerbrechen, würde ich mir denken: "Echt schade ....aber vorher hat Spass gemacht!"
Diesmal war alles vorher hektisch, problembeladen und improvisiert!
Den Großteil der Fahrt habe ich mir Gedanken gemacht wie lange das Lager halten würde, wann ich es nachziehen müsste, warum ich diesen blöden Umwerfer nicht justiert bekomme und schließlich woher das Knarzen kommt und wohin es führt. Ich habe mehr nach unten geschaut als um mich herum.
Das alles hat dazu geführt, dass ich mich kaum auf die schönen Dinge die das Fahren mit sich bringt konzentrieren konnte ...ich konnte es einfach nicht wahrnehmen.
So habe ich schweren Herzens einige Kilometer hinter Roermond beschlossen die Tour abzubrechen und bin jetzt wieder zuhause, traurig und entäuscht.
Nach London fliege ich mit meiner Frau natürlich trotzdem, aber das wäre für mich der Tupfen auf dem "i" gewesen mit dem Rad dorthin zu fahren.
Ich werde mich nun damit befassen ein neues Rad bzw. einen Rahmen zu besorgen.
Dann werde ich mich mehr mit der Technik beschäftigen müssen (Thema Bremse klappt ganz gut, Schaltung hat offensichtlich ein Defizit zwinker ).
Und ich werde mich auf die nächste Fahrt vorbereiten, die dann (hoffentlich) gegen Ende des Sommers problemslos und schön wird.
Vielen Dank euch nochmals für eure aufmunternden Beiträge und auch für die hilfreichen Tipps (denn auch wenn es letztendlich in die Buxe gegangen ist, so habe ich doch einiges übers Tretlager gelernt, das ich vorher nicht wusste und ich würde mir jetzt durchaus zutrauen selbst eines zu wechseln - vorher habe ich irgendwie nie richtig verstanden wie "das da unten" grins verbaut ist)

Tschüss und viele Grüße aus Bochum
Ralf