Re: Zukunft der Fahrradteile: Wo geht es lang?

von: cephalotus

Re: Zukunft der Fahrradteile: Wo geht es lang? - 18.10.17 17:39

In Antwort auf: Peter Lpz
...Mit der Einschränkung, dass ich gerne mal erfahren hätte, wieviele Akkus das Pedelec denn so verschleißt, falls es jemals mehrere zehntausend km genutzt würde und wo die Rohstoffe herkommen und wo der Müll hingeht.


Im deutschsprachigen Raum ist das ein brauchbarer Einstieg ins Thema:

https://www.ifeu.de/verkehrundumwelt/pdf/IFEU(2015)_Pedelection_final.pdf


Das von Dir gewünschte wird eher am Rande angesprochen.

Bzgl. der Ökobilanz wird dort das Thema Nahrungsmittelinput nicht betrachtet. Es hängt ganz wesenlich ab, ob und was man zusätzlich ist, wenn man mehr Eigenleistung aufbringt.Ich selbst bin in keinster Weise übergewichtig und esse selbstverständich mehr, wenn ich mich mehr bewege und mit dem Pedlec bewege ich mich weniger bzw weniger lang, auch das ist für mich eben der Sinn eines Motors im Fahrrad. Ich kann und will da nicht für alle reden.

Mit dem Stichwort LCA lässt sich zu Lithium-Ionen Akkus das ein oder andere googeln. Typischerweise geht es um Traktionsakkus auf Li-Ionen Basis, da diese um den Faktor 100 größer sind ist das bzgl Ressourcenverbrauch relevanter als die Pedelecakkus.

Man muss aber bedenken, dass hier in der Industrie gerade ein dramatischer Wandel stattfindet was die Effizienz der Produktion betrifft, vergleichbar mit der Solarmodulproduktion von 2000-2010.
Das was also heute publiziert wird ist bereits veraltet, so spielen die oft untersuchten LMO und LFP Kathoden heute im Pedelec keine Rolle mehr, das ist fast alles NCA, vereinzelt NMC.

Nichts desto trotz kann man sich in jüngere Publikationen etwas einlesen, wenn einen das interessiert. Der "Stammtisch" glaubt ja immer alle anderen in der Welt wären doof und hätten an das alles nicht gedacht, das ist natürlich mitnichten so.

Als Beispiel: https://energy.gov/sites/prod/files/2015/06/f23/es229_gaines_2015_o.pdf

Google liefert noch Dutzende andere publizierte Berichte.

Spannend ist das vor allem im Bereich e-PKW und in der öffentlichen Wahrnehmung liegt da der Fokus meist auf dem Lithium, was aber recht unkritisch ist, sowohl in der Massenbilanz (in einem Li-ionen Akku ist nur ein kleiner Teil der Masse tatsächlich Lithium) als auch bzgl. der Verfügbarkeit von Lithium(carbonat). Der ökologische Fußabdruck der Lithiumgewinnung hängt maßgeblich vom Produktionsort ab, die solar etrockneten Schüttkegel in Südamerikas Salzseen sind da relativ gut.
Kritisch ist eher das Cobalt, aber da gibt es Ideen das stöchiometrische Verhältnis zu ändern und von der Ökobilanz her die Kupfer- und Aluminiumgewinnung. Die beiden werden aber nicht nur in Pedelec bzw e-PKW verbraucht.

Beim Recycling spielt die Verfügbarkeit von Batterien und der Verkaufspreis der zurück zu gewinnenden Materialien eine entscheidende Rolle. Beides "passt" derzeit nicht. Daher gibt es dazu heute keine kommerziellen Unternehmen, die Rohstoffkosten von 1kWh Li-Ionen Akku liegen heute je nach Typ bei ca. 50 USD.

Mir sind mehrere Pilotprojekte bekannt, wo man die möglichst umfängliche stoffliche Rückgewinnung ausprobiert, das ist also keineswegs ein technisch unlösbares Hindernis.
Bei Blei wäre die Recyclingquote höher, aber mit Bleiakkus will gewiss keiner mehr rumfahren. (außer in China und Indien)

MfG