Nachbau Rose - Original Park Tool TS2-2

von: spiff

Nachbau Rose - Original Park Tool TS2-2 - 13.02.16 01:15

In Antwort auf: cterres
Ja, alles passt. Der Rose-Ständer (wie ich schon bei Rose in die Bewertung schrieb, ein "Bikehand YC-512N" mit "Rose"-Aufdruck) ist ein (fast) 1:1 Nachbau des über 20 Jahre alten TS-2.
Beim TS-2.2 hat Parktool den Fühlerarm vergrößert. Das hat Bikehand übernommen, aber nicht genau baugleich. (Der TS-2.2 ist nämlich noch nicht so alt, das man ihn ungestraft nachbauen dürfte.)
Man kann aber in der Tat den Bikehand Ständer mit dem gesamten Zubehör von Parktool ausstatten

Qualitätsunterschiede gibts keine. Der Nachbau ist einfach nur rund 100 Euro preiswerter.
Link zum Originalprodukt, dort allerdings komplett schwarz statt teilweise verzinkt
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Hallo,

ich bin neu hier im Forum und habe mich registriert um auf den Beitrag von cterres einzugehen und ergänzend die vorhandenen Unterschiede vom Rose Zentrierständer zum Vorbild von Park Tool zu nennen. Es ist mir wichtig klarzustellen das es sehr wohl funktionale und qualitative Unterschiede zwischen Nachbau und Original gibt. Den Rose Stände habe ich gekauft und einen knappen Monat damit probiert / kallibriert / gearbeitet. Den TS2-2 habe ich momentan auch im Keller. Die Gemeinsamkeiten wurden schon beschrieben. Ich beschreibe die Unterschiede:

Park Tool setzt beim TS 2-2 Kunststoffgleitlager zum entkoppeln von Gewindzapfen in den Lagerbuchsen ein, Rose nicht. Deshalb laufen beim Rose Ständer an manchen Stellen die Gewinde der Schrauben in den Lagerbohrungen. Die Gewindegänge verschleißen schnell, das Spiel in den Lagerbuchsen nimmt zu, die Präzision der Vorrichtung dadurch sicherlich nicht. Im Neuzustand sicherlich kein Problem, beim Zerlegen konnte ich auf den Gewinden beim Rose aber schon Verschleiß erkennen nach kurzer Betriebszeit.

Die Öffnungsweite des Rose Ständers war bei meiner Version max. 148mm. Die max. Öffnungsweite meines TS2-2 175mm. Wie beschrieben lässt sich am Rose Park Tool Zubehör montieren z.B. die herrvoragenden Steckachsadapter TS-2TA. Damit wird die Öffnungsweite des Rose aber schon soweit reduziert dass sich meine weit verbreitete Standard X12 HR Steckachse mit 142mm Einbaubreite nicht mehr einsetzen lässt. Ohne Steckachsadapter und mit einer M12x230mm Schaftschraube als Achsadapter geht es dann auch im Rose.

Die Kunststoffadapter am TS2-2 zum Schutz vor Verkratzen der Felge habe ich als wichtig für mich erhofft, aber die schlackern auf den Tastarmen und haben keinen guten Gebrauchswert. Mit einem Heisluftfön erwärmten und dann auf den Tastarmen aufgeschobenen Sclaverand Ventilkappen klappt das besser. Das funktioniert nat. auch am Rose gut.

Am TS 2-2 wird die Antriebsspindel via (sehr einfachen) Wälzlagern vor den klemmbaren Stellringen von den Haltearmen für das Laufrad entkoppelt, beim Rose müssen Unterlagscheiben reichen. Dadurch und durch den Einsatz von Kunststoffgleitlagern in den Buchsen und der Verchromung mit geringem Gleitreibungsbeiwert anstelle von Lack beim Rose, ist der werkseingestellte TS2-2 trotzdem etwas leichtgängiger als der optimal selbst eingestellte Rose.

Der Lack am Rose Ständer wird an allen aufeinander reibenden Paarungen im Laufe der Zeit abgerieben, die Präzision leidet. Die Verchromung des Park Tool verschleißt bei sachgemäßem Umgang nicht.

Kallibrierung der Ständer. Vorab die schlechte Nachricht; beide Zentrierständer verlieren bei Wechsel auf eine andere Nabenbreite als die mit der kallibriert wurde, sofort die Mittigkeit um wenige Zehntel bis wenige Millimeter zum Fühlerkopf (abhängig von der Differenz der Nabenbreiten beim Wechsel). Beim Wechsel zurück auf das kallibrierte Rad waren bei meinem Test beide Ständer wieder ungefähr mittig, d.h. die Ständer sind ausreichend Wiederhohlgenau. Nach ausgiebiger Recherche ist das keine Ausnahme, es ist die Regel. Auch beim teureren Park Tool. Dieses Ständerprinzip muss für jede Nabenbreite individuell und somit bei jedem Zentriervorgang auf das Neue (es sei denn man zentriert immer dasselbe Laufrad) auf Mittigkeit kallbriert werden. Diese Nachricht gilt es erstmal zu verdauen! Das bedeutet einen erheblichen Mehrzeitaufwand bei jedem Laufrad wenn die Taster die Laufradmitte zeigen können sollen. Fairerweise muss ich sagen; es geht auch ohne, Laufradmitte mit einer Mittenlehre festlegen, und dann im Ständer nur den Taster an die Felgenflanke anlegen, die aus der Mitte ist. Damit zieht man beim Beseitigen der Seitenschläge autom. das Laufrad in Richtung der Laufradmitte. Wenn man bereit ist so zu arbeiten benötigt man aber auch nur einen Tasterarm, den anderen dann demontieren und auf den Blechsschrott. Ich bin nicht bereit so zu arbeiten. Nur zum Verständniss; es gibt auch sehr teure Zentrierständer die nur einseitig arbeiten. Der Centrimaster arbeitet zwar z.B. auch nur einseitig, aber der Fühler der Messuhr kann der Felgenflanke auch in die Täler folgen, hier reicht eine einseitige Abtastung. Der Tastfühler des Rose, Park Tool etc. kann nur Gipfel ertasten, deshalb braucht es beidseitgie Taster. Ursache dafür das die Ständer bei abweichenden Laufradbreiten iher Mittenzentrierung verlieren ist die Summer aller Fertigungstoleranzen an Spindel, Lagern, Haltearmen. Deshalb ist eine Mittenlehre (Park Tool) rausgeschmissenes Geld, da diese eine! Einbaubreite hat und die Ständer dann nur für exakt diese eine! vergleichbare Nabenbreite mittig kallibriert sind. Die gute Nachricht; es braucht keine Mittenlehre, jedes Laufrad, auch außermittig und mit Schlag, also der Patient selbst, dient zur präzisen Kallibrierung. Einfach auf Umschlag. Funktioniert leider iterativ, aber sehr präzise. Mit Übung zwischen 5 und 10 Minuten Aufwand beim Park Tool für ±0,1mm (oder weniger) Mittenabweichung des Fühlerkopfs zur Laufradmitte. Beim Rose leider ein Ding der Unmöglichkeit! Dazu später. (Die Mittenlehre funktioniert vom Prinzip bedingten, beschriebenen Nachteil abgesehen sowieso nicht gut weil diese einen außermittigen Schwerpunkt (bezogen auf die Achszapfen) hat, und zum Festhalten im Ständer jener stark vorgespannt werden muss, was wiederum die Achszapfen der Lehre in den Aufnahmen der Haltearme rutschen lässt und die Mechanik des Ständers sich verwindet --> Präzision ade, getestet, nicht behauptet).

Sowohl der Rose als auch der Park Tool wurden von mir mit Hilfe von Messchieber und einem perfekt zentrierten Mavic Ksyrium Elite VR auf ±0,1mm zuerst die Haltearme für die Laufräder zu den Felgenflanken und anschließend der Fühlerkopf mit den Tastern zu den Felgenflanken jeweils exakt mittig eingestellt. Das Mavic Laufrad wurde mit einer hochwertigen Cyclus Mittenlehre vorher überprüft (wobei der aufmerksame Leser jetzt weiß dass diese Sicherstellung / Überprüfung der Laufradmitte unnötig ist).

Jetzt die ganz schlechte Nachricht zum Rose; das Einstellen des Fühlerkopfes / Kallibrierung des Ständers zur Laufradmitte funktioniert beim Rose nicht. Der Rose Ausleger und Fühlerkopf ist anders (billiger!) ausgeführt als der des Park Tool. Grundsätzlicher Unterschied; beim Parkt Tool wird zur Kallibrierung der gesamte Ausleger verschoben und der Fühlerkopf ist starr angebunden, beim Rose ist der Fühlerkopf einstellbar und der Ausleger dafür nicht verschiebbar.

Beim Parkt Tool handelt es sich beim Ausleger um ein solides Schweißteil aus zwei Blechen mit fest verschweißter Achse die durch das an der Basis angeschweißte U-förmige Blech unter Einsatz von Kunststoffbuchsen für Leichtgängigkeit und Spielfreiheit gesteckt ist (off topic 1; wie die [Park Tool] das hinbekommen haben die Achse einzufädeln bei der Fertigung möchte ich gerne wissen. off topic 2; das U Blech ist beim Rose 4mm stark, beim Park Tool 5mm, ansonsten ist bei beiden 5mm Blechdicke verarbeitet). Auf den Achsstummeln sind Gewinde geschnitten und der Ausleger ist mit Muttern am U-Blech verschraubt. Durch Öffnen der einen und Schließen der anderen Mutter kann der Ausleger recht präzise verschoben und somit der Fühlerkopf zur Laufradmitte kallibriert werden (Umschlagmethode). Wenn man die Gewindesteigung weiß und mit einer Fühlerlehre die Außermittigkeit Taster - Felgenflanke grob ermittelt kann sogar recht methodisch und zügig vorgegangen werden.

Beim Rose ist der Ausleger ein Vierkantprofil aus Blech. Auf die Achse (eine Sechskantschraube) ist ein Stück Rohr gesteckt das wiederum durch das Vierkantprofil gesteckt und mit Gewindstiften durch Gewinde im Vierkantprofil in der Lage gesichert. Leider ist die Blechwandstärke nicht ausreichend und bei der Erstmontage wurden die Gewindestifte mit Gewalt angezogen so dass das Blech des Vierkantrohrs im Bereich der Gewinde verformt ist und der weiße Lack abplatzt. Dieses Rohr hat die Länge der Öffnungsweite des an der Basis angeschweißten U-Halters und positioniert den Ausleger zur Basis. Leider ist das Rohr einen knappen Millimeter kürzer als die Öffnungsweite des U-Halters. Der Ausleger hat dadurch Spiel. Dieses Spiel wird eleminiert indem die Mutter auf der Schraube so stark angezogen wird das der U-Halter (elastisch) einbeult bis er am Rohr anliegt. Voila! Der Ausleger läuft spiefrei, der Anwender merkt nichts so lange er die Schraube nicht öffnet. Und der Anwender weiß auch nicht das der eingebeulte, aber an der Ständerbasis angeschweißte U-förmige Halter somit die gesamte Ständerbasis (elastisch)verzieht inkl. Haltearme Laufrad. Das ist unschön, aber nicht tragisch. Da der Ausleger also nicht verschoben werden kann muss der Fühlerkopf eingestellt werden können wozu es zwei Schrauben gibt. Die Muttergewinde sind wieder in das Blech des Vierkant geschnitten, ich kann ca. 3 Gewindegänge zählen, nicht mehr. Auch hier bei der Erstmontage mit Gewalt die Schrauben angezogen inkl. aufgeworfenes Blech im Bereich der Gewinde (das Gewinde hat dadurch auch etwas gelitten, die Schrauben schlackern ein wenig mehr als nötig). Deshalb keine plane Auflage des Fühlerkopfes auf dem Vierkantrohr möglich. Beim Anziehen der Schrauben kippelt der Fühlerkopf deshalb auf dem aufgebeulten Blech und verliert beim Kontern seine Position. Zusätzlich sind die Schrauben zu lang und drücken in den Kunststoffverschlussprofen am Vierkantprofil und beschädigen diesen. Das Langloch im Fühlerkopf zur Aufnahme der Schrauben ist zu breit ausgeführt weshalb der Fühlerkopf um die Schraubenschäfte schlingert. Selbst wenn diese Fehlkonstruktion nicht wäre, wäre es sehr schwierig den Fühlerkopf im 1/10mm Bereich händisch zu verschieben (man könnte sich mit angelegten Schrauben und leichten Stößen eines kleinen Gummihammers helfen), so aber ist eine präzise Einstellung des Fühlerkopf unmöglich. Der Fühlerkofpf des Rose hat noch eine weitere Schraube mit deren Hilfe der Fühlerkopf verdreht werden können soll - der Nutzen ist mir unerklärlich, wenigstens ist die Schraube vollkommen vom Einstellrad der Tastfühler verdeckt.

Fazit
Der Rose ist zwar im Detail schlechter gemacht als der Park Tool, diese Details führen aber zumindest im Neuzustand kaum zum Nachteil in der Funktion. Der Rose Zentrierständer verliert durch die nicht funktionierende Einstellung des Fühlerkopfs enorm an Gebrauchswert und Boden auf den Park Tool. Eine Mitteneinstellung des Fühlerkopfs zum Laufrad ist beim Rose leider nahezu unmöglich. Da entschädigt auch der geringe Preis nicht. Der Park Tool ist meines Erachtens somit weiterhin die Untergrenze wenn folgende Anforderungen (meine) an den Zentrierständer gestellt werden:

[*]Steckachskompatibel
[*]sichere Aufnahme schwerer Laufräder, z.B. S-Pedelec Hinterräder (GoSwiss HR z.B. ca. 7kg)
[*]Bremsscheibenprüfung mit Messuhr als Originalzubehör erwerbbar, keine Bastellösung
[*]Gute, auf lange Zeit gesicherte Ersatzteilversorgung

Am Parkt Tool gefällt mir nicht dass auch dieser vor Einsatz zu jedem Laufrad mittig kallibriert werden muss. Außerdem kann bei diesem Ständerprinzip die Achse nicht fest gespannt werden, die Haltearme machen eine Kreisbewegung beim Spannen und hebeln das Laufrad aus. Schwere Arbeiten am Laufrad sind somit nicht möglich. Aber sind schwere Arbeiten überhaupt nötig? Ich weiß es nicht. Wenn der Park Tool in einem Schraubstock auf einer Werkbank gespannt werden kann hat man eine gute Arbeitshöhe wenn man gerne im Stehen arbeitet und man benötigt den optionalen Fuss für den Parkt Tool nicht.

Ich interessiere mich deshalb für den Centrimaster Classic mit Comfort Gestell (perfekte Achsklemmung beim Comfort Gestell und sehr schnelle dabei ausreichend genaue Mittenfindung des Laufrades ). Der Park Tool TS 2-2 kostet sinnvoll ausgestattet mit Messuhr für Bremsscheiben und Steckachsadapter auch schon ca. 300€. Leider ist der Preis des Centrimaster ein Vielfaches des Park Tool und der Platzbedarf bei Nichtgebrauch auch bemerkenswert (der Park Tool macht sich mit angeklapptem Ausleger schlank).

Gruß an das Forum
spiff