Nord-Thailand

von: basti1995

Nord-Thailand - 08.11.16 13:02

Vor 3 Wochen noch in Kathmandu, wo auf dem Holzfeuer gekocht und im Dreck mit dem Eimer geduscht wurde. Am nächsten Tag Schwimmen im Pool auf einem Wolkenkratzer mit Ausblick über die Skyline von Bangkok, "all you can eat"-Restaurant mit internationaler Küche, Kino, Party, Apartment im Businessviertel, Klimaanlage, Sauna, Whirlpool, Fitnessraum, Taxi, Schokolade und alles was zu einem Luxusleben dazugehört. 5 Tage später, anstrengende Fahrradtage und Gastfreundschaft von Mönchen in Tempeln mit unendlich viele Essen und Moskitos.
Und jetzt in einem typischen Bilderbuchdorf im Jungel mit Bambus-Stroh-Häusern und einfachstem Lebensstandard. Leben von 2 Euro am Tag, dann 5 Tage lang leben mit 40€ Tagesbudget und 6 Tage später den Tag mit 1,5€ verbringen.





Du bist unendlich frei und kannst machen, auf was du gerade Lust hast. Möchte ich nach Russland, Japan, Peru oder Afrika, steig ich sofort in den Flieger und kann glücklicherweise genau dort hin fliegen, um dort weiter zu radeln. Dieses Gefühl ist im Moment das Tollste auf der ganzen Tour. Ich merke, wie ich jede der unterschiedlichen Lebensformen vor Ort genießen kann und dadurch die extremen Unterschiede auf dieser Welt vorurteilsfrei kennenlerne. Es macht mir nichts aus, vom einfachen Leben in ein luxuriöses Leben zu ziehen und umgekehrt. Es macht mich eher glücklich, das Gefühl zu haben, 'König der Welt' zu sein und dahin zu gehen, wo es mich gerade hinzieht und das zu machen, was ich gerade möchte.
Frei von Schule und Arbeitsleben, frei von Zuhause, Heimweh und festen Bindungen, frei von Geldsorgen und Einsamkeit, frei von gesundheitlichen Beschwerden, Stress und Unglück, einfach frei von allem.
Wenn man diese Freiheiten hat, fühlt man sich fähig, alles machen zu können.


Nachdem ich knapp eine Woche bei 2 verschiedenen Couchsurfern Bangkok genossen habe, ging es für mich wieder auf das Fahrrad mit dem Ziel, schnell in den Norden Thailands zu kommen, um dann gemütlich in 2 Monaten von Laos aus in Richtung Malaysia und Singapur zu radeln. Als mich ein Freund aus Bangkok, den ich in Indien kennengelernt habe, mit seinem Pickup 100km aus Bangkok rausfahren wollte, damit ich nicht im gefährlichen Großstadtverkehr fahren muss, stellte ich leider fest, dass ein Bremshebel während des Fluges abgebrochen war. Mit nur einer Bremse ist es im Flachland Thailands kein Problem, aber wenn es in die steilen Berge geht, wird es mit einer Bremse schnell zur Todesfalle. Wir mussten leider feststellen, dass ein neuer Bremshebel nicht einzeln zu kaufen war. Nur ein komplett neues Bremssystem für 150 Dollar aufwärts wäre die einzige Lösung gewesen. Für mich war das nur wegen eines gebrochenen Bremshebel viel zu teuer und ich suchte gemeinsam mit meinem Freund nach einer neuen Lösung. Der gute Junge ist Mechanik Ingenieur und ließ seine Kontakte spielen. Eine Firma, die in Besitz eines 3D Druckers war, war letztendlich die Lösung des Problems. Sie stellte mir kostenlos einen neuen Bremshebel mit exakt den gleichen Bohrungen her. Diesen zusammen mit einem waschechten Ingenieur für Mechanik neu zu montieren, war dann ein Kinderspiel.




Über Thailand habe ich von fast jedem gehört, dass es touristisch überlaufen sei. In Bangkok und in Ayutthaya, der Stadt wo ich mit dem Fahrrad gestartet bin, habe ich das auch deutlich zu spüren bekommen. Ohhhhhh my goooood, you are crazy. That's awesome, impressively, indescribably, usw. . Diese Ausdrücke habe ich in der ersten Woche oft genug gehört und kann sie jetzt nicht mehr hören. Die typische Backpackersprache, der übliche Smalltalk und ein Bierchen am Abend.
Doch plötzlich, als ich gestartet bin, waren alle europäischen Touristen wie vom Erdboden verschluckt. Ich fahre jetzt seit knapp einer Woche Fahrrad in Thailand und bin auf keinen einzigen europäischen Tourist gestoßen. Stattdessen habe ich mit meinem Status als nichtnormaler Tourist und als Fahrradfahrer die lokale Gastfreundschaft genießen können. Ich habe keine Ahnung wo es touristisch ist, was sehenswert ist oder sonst von irgendetwas in Thailand. Wirklich das einzige was ich wusste war, dass es extrem touristisch sei und dass man in Tempeln schlafen kann.
So bin ich zum Beispiel auf dieses typische Bilderbuchdorf mit Häusern aus Bambus und mit Strohdächern in den Bergen im Norden Thailands gestossen, das mich herzlich wilkommen hieß.












Mit Beigeisterung kann ich berichten, dass ich die 5000 km-Marke überschritten habe. Ich möchte doch hoffen, dass ich auch noch die 10.000 km und vielleicht die 15.000 km überschreiten werde. Auch die gefahrenen Höhenmeter haben sich wegen der vielen Berge auf einen Stand von 47.962 Meter nicht schlecht entwickelt. Speziell diese Woche in Thailand habe ich durchschnittlich 130km am Tag zurück gelegt, damit ich schnellstmöglich gemütlich in Laos starten kann.


Die Tierwelt hat sich auch mal wieder geändert. Ein Krokodil habe ich noch nicht gesehen, aber dafür alle paar Kilometer eine tote Schlange, eine riesige Echse, unzählige Spinnen und andere ungeheuerliche Insekten. Für mich persönlich das allerschlimmste auf der Tour. Dieses kleine giftige Gewusel ist mir ganz und gar nicht geheuer.



"Tankyou Buddhism"
Fast jede Nacht konnte ich in den Tempeln der Buddhisten schlafen. Die Mönche waren unglaublich freundlich und haben mich jedes mal mit Unmengen an Essen und Trinken versorgt. Obwohl die meisten kein Englisch sprachen, hatten wir immer eine sehr interessante Unterhaltung, mit Hilfe der Hände und einigen Brocken Thailändisch, die ich verstand. Ich habe davon zwar nicht viel verstanden, doch es ist mir gelungen, sie zu fragen, ob ich in der Früh um 6 Uhr mit Ihnen ins Dorf gehen kann, um das Essen, dass die Mönche von den Einheimischen jeden Tag geschenkt bekommen, zu holen. Nach 5 Übernachtungen in den verschiedensten Tempeln konnte ich sogar dort die Unterschiede zwischen Arm und Reich deutlich spüren. In den ärmeren Tempeln gab es eher einfaches Essen und keine all zu große Auswahl. In den reichen Tempeln war es umgekehrt. Ich denke es ist davon abhängig, wie groß das danebenliegende Dorf ist. Doch ich konnte auch wieder festellen, dass der ärmste Tempel der gastfreundschaftlichste war. Sie kümmerten sich jede halbe Stunde um mich, kochten extra für mich, bauten mir ein extra Zelt gegen die Moskitos auf und haben mir rund um die Uhr Kaffee und heißes Wasser zu verfügung gestellt. Ein wohlhabenderer Tempel dagegen gab mir einen Platz zum schlafen und stellte mir Essen hin das übriggeblieben war, weil zu viel da war.




Das Essen....


Die Anstrengung....

Das Wetter mit teilweise über 40 Grad Hitze, viel Sonne und hoher Luftfeuchtigkeit ist ein Faktor, der das Fahrradfahren extrem anstrengend macht. Ein anderer Punkt sind die Straßen. Die Thailänder können sehr schöne und luxuriöse Straßen bauen, doch wenn es über die Berge geht, ist es Ihnen egal und sie bauen ganz normal gerade aus drüber, als würden die Berge nicht existieren. Den Autofahrern macht das nichts aus, aber ich hatte oftmals mit 20% Steigung zu kämpfen. 8-10 Liter Wasser an Tagen wie diesen war notwendig und weil ich alles sofort wieder rausgeschwitzt habe, musste ich trotzdem nur einmal (!) am Tag auf die Toilette.
Für mich waren diese Tage eine gutes Training für Australien, denn dort werdern mich noch ganz andere Bedingungen erwarten.
Die Motivation....
Ich weiß, dass ich in eineinhalb Monaten an einem weißen Sandstrand liege, eine Taucherlizenz machen werde und durch hellblaues, kristallklares Wasser gleite.
Wenn das nicht Motivation genug ist!
Aber auch so hatte ich in den letzten Tagen das Ziel, so schnell wie möglich im Norden Thailands zu sein, damit ich Anfang des nächsten Monat in Laos starten kann, um dort alles entspannter angehen zu können. Denn ich habe mich für Anfang Neujahr mit einer Freundin in Austalien verabredet, mit der ich 2-3 Wochen ein bischen ohne Fahrrad traveln werde. Eigentlich mal wieder nicht zu schaffen, Ende des Monats an der Grenze zu Laos zu sein. Doch wenn man fest daran glaubt und alles gibt, ist es immer möglich. So hatte ich Glück, dass mich ein lokaler Bus über einen ganzen Bergkamm mitnahm, für den ich sonst einen Tag gebraucht hätte. Um noch ein bisschen schneller zu sein, habe ich mir über einen anderen Bergkamm für 100km einen weiteren Bus gegönnt. So habe ich mein Ziel rechtzeitig erreicht und kann jetzt in den nächsten Tagen gemütlich in Laos starten.

Das Nachdenken und die Einsamkeit....
Ich bin jetzt wieder alleine unterwegs und mein bester Freund wird wieder die Kamera sein. Wegen der großen, breiten und verkehrsreichen Straßen ist es mir sogar manchmal ein bisschen langweilig geworden. Dann wird man schnell nachdenklich und wünscht sich, zuhause zu sein. Doch wenn man jeden Abend auf so tolle Menschen, Gastfreundschaft und neue Eindrücke stößt, ist alles wieder ganz schnell vergessen. Was ich aber sagen muss: 'Je weiter du dich von Zuhause entfernst, desto näher fühlst du dich im Herzen zu deiner Familie hingezogen'
Der Verkehr....
Im Flachland: sehr verkehrsreich! Doch wegen der sehr breiten Straßen und einem oftmals vorhandenen Seitenstreifen eher ungefährlich. Es kommt aber auch oft vor, dass man mal auf 2-spurigen Straßen unterwegs ist. In den Bergen gab es wieder sehr schöne große Straßen, noch dazu ohne Verkehr.

Die Zukunft....
Derzeit bin ich in Chiang Mai und werde heute in Richtung Laos aufbrechen, wo ich zu Begin des neuen Monats starten werde. Eine genaue Route in Laos gibt es nicht. Für mich steht aber fest, dass ich möglichst kleine Strassen wählen werde und mich wieder ins Abenteuer stürze. Den nächsten Blog gibt es voraussichtlich erst nach Laos oder Kambodscha wieder, da ich mir relativ sicher bin, dass ich dort, wo ich reise, kein bzw. nur wenig Internetanbindungen finden werde.



Die Bilder dazu findet Ihr unter diesem Link:

http://www.bastiontour.com/2015/10/27/du-kannst-sein-wer-immer-du-sein-möchtest/