Re: USA_Pazifik+C2C_Seattle-SanFrancisco-Denver-NY

von: Puink

Re: USA_Pazifik+C2C_Seattle-SanFrancisco-Denver-NY - 12.02.14 00:22


8. bis 11.8 – Tag 20 bis 23 – Merced – Midpines – Yosemite – LeeVing
Der Wegbeschreibung des Ehepaares folgend fuhr ich an dem kleinen bear creek. Die Straße wurde ruppiger und zu meiner Überraschung überholte mich auf dieser Schlaglochpiste ein Rennradler. Gefühlt hat jeder dritter Radfahrer den ich traf schon mindestens einmal am RAAM mitgemacht und/oder die USA anderweitig durchquert, so gesehen ein sehr sportliches Volk.


Die gestern noch in der Entfernung stehenden Berge kamen unentwegt näher. Dabei ließ mich der Drop von 1000m zurück auf 300m etwas seufzen, die vielen Höhenmeter. Die Strecke lohnte sich, doch war ich weit und breit der einzige Radler, nur auf den Autodächern wurden viele Zweiräder transportiert. Ob die anderen von der Wärme oder der Steigung abgehalten wurden kann ich nicht beurteilen. Nach Midpines (mein Tagesziel) begleitete die Straße den Fluss Merced, für 25 km beinahe ohne Anstieg, dann aber änderte sich dies. Es folgte eine Tankstelle und das Willkommens-Schild des YodemiteNP, das klettern (bis zu 8%) begann. Info: Der Eintritt kostet für Radler $10, alternativ kann man auch einen Jahrespass (gültig für alle Nationalparks) kaufen der bei $80 liegt. Auch später kommen weitere Nationalparks auf meiner Reise, doch die Ticketgebühren bleiben im Bereich von $3-10, sodass sich ein Pass nicht gelohnt hätte.

Im Tal angekommen war ich zunächst von der schieren Größe der Felswände um mich herum beeindruckt. Und doch konnte ich sie gar nicht vollends fassen. Die Straße führte nicht direkt an der Felsmauer vorbei, sicherlich da durchaus die Gefahr von Steinschlag besteht. Hier lernte ich die bequeme Seite der Urlauber kennen. Die Straße führt in einer großen Schleife durch die Landschaft, an exponierten Lagen sind Buchten für die Autos angelegt, aber nicht zum parken wie man meinen würde, sondern zum fotografieren aus dem Auto heraus – da fass' ich mir doch an den Kopf.
Zudem sind viele, sehr viele Menschen im Tal. Selbst schuld, was fahre ich auch zu beginn eines Wochenendes hierauf. Das Problem wird dann auf dem Zeltplatz offenkundig. Alles voll. Man sagt mir: um hier einen Platz zu bekommen stehen die Leute bereits früh morgens in einer langen Schlange. Das ist doch verrückt, und für mich nicht praktikabel. Ich schiebe mein Rad über den Zeltplatz und frage hier und dort ob die Personen für mich noch Platz hätten. Dazu sei gesagt, auf den (staatlichen) Zeltplätzen bezahlt man immer für ein Slot/Areal. Dort dürfen dann bis zu sechs Personen in zwei oder drei Zelten übernachten.
Das Tal an sich ist sehr gepflegt, keinerlei Müll liegt in der Landschaft, die Wege werden nicht verlassen und die Parkverwaltung ist so weitsichtig und setzt WasserstoffBusse ein, die kostenfrei genutzt werden können.

So setze ich mich erschöpft in einem Bus nieder und ruhe mich bei einer Runde vorbei an den hiesigen Highlight HalfDome, ElCapitan und (zT wasserleeren) Wasserfällen aus.
Der nächste Tag – es ging weiter nach oben. Von 1400 auf gut 2500 Meter Höhe führte mich die Straße. Die Tunnel (abgas-geschwängert, schmal und laut) trugen ebenso zum Nervenkitzel bei,wie auch weite Teile der Straße – völlig ohne Seitenstreifen bilde ich ein Hindernis dass es zeitnah und waghalsig zu umfahren galt.


Die Natur änderte oft ihr Bild. So dürfte wohl Feuer der Grund für die vielen kahlen Hänge sein, die im Wechsel mit saftigen Wiesen und dichten Wäldern auftraten. Die Höhe an sich bemerkte ich tagsüber gar nicht so stark. Doch nachts wurde mir klar übernachten auf fast 2500m ist kalt, 5°C um genau zu sein. Im Tal waren es gestern Nacht im Zelt immerhin 12°C gewesen. Ein tolles Frühstück u.a. mit PanCakes, zu dem mich die Familie die mir heute Zeltsite-asyl gewährt hat, glich es aber mehr als aus.

Ein Höllenritt als Belohnung für die Anstrengungen
Ich wirkte wohl sehr erschöpft: Einige Minuten verfolgte mich auf völlig freier Straße ein Auto – wird der denn mal vorbei fahren wollen! Es schloss auf gleiche Höhe auf und der Beifahrer kurbelte die Schreibe hinunter und reichte mir eine Dose DrPepper, es wäre doch bestimmt anstrengend, so sein Kommentar.

Die Natur empfand ich als noch schöner als das Tal selbst, wohl auch weil sie breit gefächerter war und ist.



Vorbei an Bergseen, Wiesen und Lichtungen eingerahmt in Wälder, was bemerkenswert ist. Immerhin befand ich mich auf gut 2700m Höhe.

Vom Tioga-Pass war ich etwas enttäuscht, kein Schild vor dem ich ein Bild mit mir hätte machen können. Lediglich ein kleiner Hinweis über dem Kontrollhäuschen zum Nationalpark. Aber hey, heute hatte ich meinen ersten 3000er verzeichnet.


Dann wurde ich nur noch von Fotos gebremst die es zu schießen galt. Meine Freunde brächten mich wohl um, käme ich wieder mit der Aussage auf den Lippen: Bilder gibt es keine ich wollte die Fahrt genießen. Doch kaum tritt man an und lässt die Bremsen los beschleunigt man. Bis auf knapp über 80km/h – blieb nur zu hoffen das kein Stein oder Ast auf der Straße ungünstig liegt.
In LeeVining war ich zunächst nicht sicher wo ich übernachten sollte. Auf dem Zeltplatz war niemand, nach etwas hin und her traf ich einen Herrn. Ins Gespräch gekommen war er völlig begeistert dass ich aus Deutschland komme, schenkte mir $20 und wies mir den Weg zu einem privaten RV-Park.


12.8 – Tag 24 – Pausentag
Ich machte mich über die klimatischen Gegebenheiten im Deathvalley kundig. Vor dem Urlaub hatte mich ein Video erreicht in dem Leute im Deathvalley einfach so* ein Spiegelei gebraten haben. Die Vorhersage wies 122°F oder 50°C aus – eindeutig zu warm. Von zwei Radlern wurde mir gesagt im DV gibt es zwei Zeiten. Die europäische und die amerikanische Zeit. Die
Europäer kommen im Sommer und erfreuen sich für ein paar Minuten an der Gluthitze, die Amerikaner besuchen das DV im Winter, unter anderem um es bei angenehmen Temperaturen zu durchradeln. Die Alternative war in sofern problematisch, da ich alle 150-200 km eine Einkaufsmöglichkeit brauchte. Ich entschied mich für die US 50, machte ca 1100km Umweg (anstatt knapp 800 durch DV + LasVegas) bis St George, so zumindest der Plan.
*Es war eine Pfanne nötig. Nachdem viele einfältige Personen versuchten auf Motorhauben (die ja geneigt sind und das Ei somit herunter läuft) oder auf der Straße Eier zu braten, fühlte sich die Parkverwaltung genötigt einen Aufruf zu starten, doch bitte den Versuch Eier mehr im DV zu braten zu unterlassen.


13.8 bis 15.8 – Tag 25 bis 27 – LeeVing – Sanddüne – Austin
Von LeeVining bis nach Austin passierte auf der Straße nichts. Gleich neben der Straße änderte sich dies. Unweit nach LeeVining, ein erste Pass war erklommen, schmückten auf mehreren hundert Metern unzählige Aufkleber jeder Farbe und Form die Leitplanke – viele auch als Botschaft. Ich bedauerte es keinen dabei gehabt zu haben.

Mir blieb die Aussicht auf den MonoLake (ca 13km*20km) zu genießen.


Ich fuhr nach Nevada.

Die Landschaft passte sich langsam der allgemeinen Vorstellung von Nevada (weite Ebenen und wenig bis keine Vegetation) an. Geplant war es in Fallon eine Auskunft zu erhalten wo ich übernachten könne. Schon gestern hatte ich an einem Picknickplatz wildgecampt. Doch noch mit einer Antwort beschenkt nahm ich in die Armem, 40 Meilen sollten es noch sein, dabei wurden die Schatten schon immer länger.


An den Wänden der Straßengräben formten sich steinige Schriftzüge, für gut 15 Kilometer unentwegt: Liebesbekundungen oder auch einfach nur die Namen der Person oder der Heimatstadt. Da wollte ich nicht nachstehen. In 20 Minuten hatte ich einige Steine (denn aus denen waren die Buchstaben geformt) in der Ebene zusammengesucht. Nun stand mein Name „PUINK“ im Wüstensand in Nevada.
Die mir empfohlene Ortschaft würde ich heute nicht mehr erreichen. Eine einzelne Sanddüne kam in mein Blickfeld.


Ich beschloss sie auf ihre Qualität bzgl. Wildcamping zu untersuchen. Der Wind frischte heftig auf. Trotz spezieller Sandheringe fühlte ich mich in meinem Zelt alles andere als wohl. In der Nacht wurde ich wach. Wieso war da ein Licht? Woher kam der Lärm? Es handelte sich um ein Auto – soviel war mir recht schnell klar. Doch was wollte jemand um 2 Uhr nachts hier? Hoffentlich würden sie mich nicht überfahren. Irgendwann bewegte sich das Licht nicht mehr und die Stimmen wurden leiser....
Am Morgen klärte sich der Sachverhalt. Es waren zwei Männer die sich mit ihrem Pickup im Sandboden festgefahren hatten. Sie waren in der Nacht versucht ihr Auto freizuschaufeln – ohne Erfolg und nächtigten dann in einem eilig aufgebautem Zelt. Da scheinbar noch schliefen, begab ich mich auf die Düne. Mit fast 200m zählte ich es als Aufstieg.


So allein dort oben zu sitzen und auf den Sonnenaufgang wartend - klasse! Die US 50 führte in 7 km Entfernung vorbei und trotz dieser großen Distanz war jedes der gelegentlich passierenden Autos regelrecht laut.

Es war gut an der Düne zu übernachten, denn an dem beschriebenen Ort befand sich nichts.

Dafür war die Bar nochmals gut 15 Meilen weiter und besonders deren WC als urig zu beschreiben.




Der Barkeeper empfahl mir die US 722, nur ein kleiner anstieg und ich wäre schließlich ein taffer Bursche. Die US50 trägt den Beinamen einsamste Straße der USA, doch gegen die US 722 tobt auf ihr grade zu der Verkehr. Auf dieser Nebenstrecke der US50 zählte ich circa 1 Auto/Stunde.