Re: USA_Pazifik+C2C_Seattle-SanFrancisco-Denver-NY

von: Puink

Re: USA_Pazifik+C2C_Seattle-SanFrancisco-Denver-NY - 08.02.14 18:37

29.7 - Tag 10
Die Siebenmeilenstiefel: Der Tag begann kühl und nebelig. Ich beschloss die Abfahrt später im Vormittag anzugehen. Schon an den sonstigen Tagen bin ich eher der Typ Langschläfer, und während manche schon mit den ersten Sonnenstrahlen ihr Zelt zusammenbauen und abfahren, drehe ich mich in meinem Schlafsack nochmal rum, mein Ziel was es bis 9 Uhr losgefahren zu sein.
Die Nebelschwaden hingen am frühen Mittag weiter über der Landschaft und auch die Temperatur von 15°C war gepaart mit Wind nicht so angenehm. Entlang an Buchten, die riesig groß, ein anderes Mal malerisch – fast idyllisch, wie eine Lagune anmuteten ging die Reise über Osrik nach Eureka. Ich wurde von den Anglern aus Alaska überholt. Es stand die Option kurz vor der Stadt auf einem KOA (zumeist großes und breites Angebot: Schwimmingpool, Wäsche, Sportplatz, Sozialraum,...; aber recht teuer und an befahrenen Straßen gelegen) zu übernachten oder weiter zu suchen – schließlich wird der nächste CampGround schon nicht so weit sein. Ich folgte der Fahrradroute die von der US101 abfuhr, um über Nebenstraßen durch Eureka und dessen Industriegebiet zu kurven. Häufige Richtungsänderungen (zwar beschildert) ließen nebst Industrieflair die Freude am Fahren sinken.
Es sei erwähnt, dass Eureka (ca. 25.000Einw.) wohl die einzige größere Stadt an der Küstenlinie zwischen Seattle und San Francisco ist.
Angekommen in Kalifornien im Staat der gesunden Menschen verlief ich mich nochmals in einen McDonalds, der zwar auch keinen VegieBurger im Programm hatte, aber vegetarische Wraps. Deren Bestellung erforderte allerdings gleich drei Mitarbeiter und hielt mich 5 Minuten an der Kasse, zum Missmut der restlichen Schlange.
Im Touristeninformationsbüro, lernte ich eine (weitere) Lektion in „traue niemandem“: Die Aussagen der Personen beziehen sich fast immer auf ein Auto – also wenn man noch fragt ob es noch weit ist, lautet die Antwort nein (in Gedanken: denn mit dem Auto braucht man nur eine Stunde). Die Nachfrage bei anderen Radlern war verlässlicher, auch wenn die Meilenangabe auf 40 bis 45 stieg. Also in die Pedale treten. Als Option verwiesen mich die Radler auf eine küstennähere Strecke – genannt „The Wall“ - nach Blick auf das zugehörige Höhenprofil erübrigte sie sich. Den Blick für die imposante Landschaft, die bedingt durch den Straßenverlauf durch Berge und Wälder geprägt war, hatte ich nicht mehr. Auch die Allee der Giganten konnte ich heute nicht mehr besuchen. Das Schattenüberlagerte Tal, durch das sich die Bundesstraße wand ließ in mir die Zweifel wachsen, ob ich es noch rechtzeitig nach Burlington (CG)@Weott schaffen würde. Gott war ich glücklich dann noch nach Sonnenuntergang mein Zelt aufzubauen, ich hatte heute mehr als zwei geplante Tagesetappen geschafft und trug mich nun mit dem Luxusproblem bis SF (fest gebuchtes Hostel) nach Plan zwei Pausentage einzubauen.


30. bis 1.8 - Tag 11 &12 & 13

Die ersten Kilometer führten auf der Allee der Giganten, die großen Bäume in deutschen Landen verkommen im Vergleich wahrlich zu Zwergen. Diese parallel zum Eel (Fluss) verlaufende Straße wirft einen später wieder auf die US101. Am nächsten Tag gilt es den Leggitt Hill hinaufzufahren. In der Vorbereitung laß ich Kommentare, wie beschwerlich der Anstieg doch sei. Kurz gesagt: 300 Höhenmeter bei 4-6% Steigung. Der Radler im Nachbarzelt hatte mich noch vor dem direkt nachfolgenden Berg mit „It's like a kick in the ass“ gewarnt, und tatsächlich waren es weitere gut 250 hm und mit ca 7% Steigung deutlich anstrengender zu fahren. Dafür entschädigten die Abfahrten und der Moment, an dem ich nach gut 300km wieder für sehr lange Passagen rechts neben einfach nur den Pazifik sehe. Selbst die vielen Baustellen lassen mich nicht verzagen.

Dazu muss man Wissen, die Küstenerosion ist vorhanden, und die Straße muss nach Abbrüchen an den Klippenkanten ausgebessert werden – ein leicht komischen Gefühl bleibt wenn man weiß die Straße liegt nicht auf Erde auf sondern auf Stahlträgern. Wenn das nicht reicht wird sie einige Meter weiter Richtung Land neu gebaut. Eine Szene ist diesbezüglich ganz besonders in Erinnerung geblieben. Die Fahrt durch eine kleine Ortschaft, links und rechts der Straße Häuser, doch auf der rechten Seite (dort wo der Pazifik ist) Steht von den Häusern (wenn überhaupt noch) nur die Fassade/die Hauswand an der Straßenseite. Der restliche Teil der Gebäude, einfach weg. Die gleiche Problematik erklärt Straßenführung an Flüssen. Da durch die Bodenerosion (zu?) häufig neue Brücken gebaut werden müssten, sind sie etwas weiter vom Ozean entfernt, recht flach über dem Fluss, gebaut. Die Straße lässt sich mit einer links und anschließend einer rechtsseitigen S-Kurve, die zudem einiges an Höhenunterschied überwinden, beschreiben. Zuzüglich dem auf und ab bedingt durch die Landschaft. Gemütlich auf einem Niveau dahin rollen? Leider nein.
Der dreizehnte Tag war der bisher anstrengendste Tag– 156km bei über 2000 hm, deutlich über der roten „ab hier ist es anstrengend“-Linie in der Etappenübersicht. Der ersehnte Campingplatz wollte nicht erscheinen. Leider gibt es keine Hinweisschilder wie weit es noch ist, nur der nächste staatpark wird angegeben (CampingPlätze sind auch nur staatparks, wenn auch größere).

Im Bereich vor San Francisco (weniger als 150 km) wird aber aus jeder zweiten Bucht oder jedem zweiten Stand ein SP. Im Zeltplatz fiel ich fast vom Rad, kurze Zeit später fiel ein Baum in unmittelbarer Nähe zum Zeltbereich um. So rückten wir Radler mit unseren Zelten alle noch ein Stück zusammen – weg von den Bäumen.

2.8. - Tag 14 (Freitag)
An einer Tankstelle kam ich mit einem Motorradfahrer ins Gespräch. Für meinen Geschmack äußerte er deutlich zu viel Kritik an meinem Vorhaben, meine Route sei ein Himmelfahrtskommando, ich müsse meine Reifen bis zum Anschlag aufpumpen und auch in Sachen Ernährung wollte er mich belehren. Im Vergleich zu den Deutschen sind die USA-Amerikaner sehr zugänglicher. Sofern man ratlos oder verzweifelt wirkt wird Hilfe angeboten.

Die Route führte einige Kilometer ins Landesinnere - die Landschaft sieht sehr trocken aus.
Ich konnte erst übermorgen mein Hostel beziehen sodass ich auf der Suche nach einem Zeltplatz war – leider zunächst mit mäßigem Erfolg, da in dem Gebiet viele Plätze ausschließlich für Wohnmobile ausgeschrieben sind. Fündig wurde ich im Samuel P. Tayler Park. Nur 30 km von SanFrancisco entfernt waren hier für das Wochenende auch einige Radler die unter der Woche in Krawatte und Anzug unterwegs sein dürften. Alles in allem ein bunter Haufen, gekrönt von einem Fernradler, der in einem Anhänger seine Katze mitnahm.

3.8 – Tag 15. - PAUSE
Den freien Tag nicht wirklich etwas gemacht. Zeitweise eine Route ohne das DeathValley entwickelt.

4.8 – Tag 16 – San Francisco
Ein kleiner Hügel trennte mich von Farefax, einer vieler Vororte San Franciscos. Sofort wird einem
gewahr, hier schätzt man die Radfahrer. Die Radler erhalten eine eigene, in grün gefasste Spur. Es sind viele Radler unterwegs – ich stellte mir die Frage, fahren hier überhaupt Leute mit dem Auto? Wie sich später herausstellen sollte sind bestimmt 80% der Radler Touristen, einem Kurs um die Bucht folgend. Deutlich zu erkennen an den immer gleichen Helmen, und der zuweilen unbeholfenen Fahrweise. An der hätte ich mich wohl besser orientiert. Ein STOP-Schild heißt nicht Geschwindigkeit vermindern und mit 10km/h über die Kreuzung rollen sondern anhalten und den Fuß auf den Boden! Der Polizist war überaus nett, wies mich aber darauf hin, es könne mir bis zu $240 Strafe einbringen. Nach ein paar Wegunpässlichkeiten und einem Anstieg auf den „Hawk Hill“, auf dessen Gipfel ich die verwunderten Blicke von ebenfalls verschwitzten Rennradlern mit den Worten „just fun“ quittierte, legte ich mein Gepäck im Hostel ab.

So unbeschwert fühlte ich mich leicht wie eine Feder und schoss in Richtung GoldenGate-Brücke und fuhr im Slalom durch die anderen Radler.

Die Sonnenstrahlen gewannen gegen den Nebel. In der Stadt zu fahren war so herrlich.

Zuweilen lustig sind die Warn- und Hinweisschilder, man soll auf der GoldenGate-Brücke doch bitte nicht wenden, wenn die Straße über einen Hügel führt kann dieser die Sicht verdecken oder mein Fav.: