Re: USA_Pazifik+C2C_Seattle-SanFrancisco-Denver-NY

von: Puink

Re: USA_Pazifik+C2C_Seattle-SanFrancisco-Denver-NY - 01.02.14 18:41

24. bis 26.7 – Tag 5 bis 7
Noch immer haderte ich mit dem Essen. Als Vegetarier ist man in USA vor kleinere Probleme gestellt. Mir wurde entgegnet: „Vegetarier – von so Leuten haben wir schon gehört“ oder „Wir verkaufen kein vegetarisches Essen – die Welt ist nicht für Vegetarier gemacht.“ Da ich mit dem übermäßig Süßem auch nicht so viel anfangen konnte, habe ich zunächst auf Bekanntes zurückgegriffen. Das heißt jeden Tag um die 10-15 Bananen. Schon entpuppte sich ein Manko meiner Packliste, ich habe aus Gewichtsgründen auf einen GasKocher verzichtet. Noch sind die Entfernungen zwischen den Ortschaften gut machbar, sodass eigentlich spätestens nach 50 km ein Supermarkt anzutreffen war.
Heute traf ich meinen ersten Reiseradler. Er war die letzten Monate über den TransamericanTrail geradelt, welcher nur unweit hier am Pazifik endete. Die Straße führe zeitweise an bombastischen Standabschnitten entlang, konnte aber auch mit schnellen Wechseln überraschen.
Zum Glück blieb der Rückenwind – mit 25km/h eine 7% Steigung rauf zu jagen – toll toll toll. In BeverlyBeach SP – während der kompletten Zeit am Pazifik nächtigte ich auf Zeltplätzen – kam mir ein zunächst sonderbares Ensemble unter. Die Geschichte dahinter: Ein mexikanischer Junge von 15 Jahren hatte eine Idee, nein eigentlich einen ehrgeizigen Traum. Er wollte mit dem Rad bis nach Kanada fahren. Man kann sich vorstellen, dass es auch im Land wo man bereits mit 16 Auto fahren darf, ein so geartetes Unterfangen durchaus schwierig ist. Also haben seine Eltern und er ein Projekt gestartet, sodass Erwachsene für je ein zwei Tage in den USA den Jungen begleiten und auch den Gepäcktransport gewährleisten.
Generell trifft sich in den CampGrounds ein bunter Haufen. Hier im norden sind es noch wenige Radler die mit mir auf den Hiker-Biker-Flächen übernachten, später im Süden kurz vor SanFrancisco werden teilweise bis zu 20 Radler einkehren. Leicht negativ waren die Probleme oder Schmerzen in meinem linken Knie, die sich gelegentlich Gehör zu verschaffen suchten. Am 26.7 fuhr ich weitestgehend vom Wasser getrennt. Die gut 5-7 m hohen reinen Sanddünen bis an die Straße entschädigten dafür. Anschließend bog ich auf die Straße „seven devils“ ein – die meinem Knie eher wie 1000 Teufel vorkam, die Aussicht entschädigte: kristallklare Kraterseen und schroffe Waldlandschaften


27.7 – Tag 8
An all zu viel Schlaf war in dieser Nacht nicht zu denken, eine Wühlmaus oä hatte es sich unter meinem Zelt bequem gemacht – oder ich es mir über ihrem zu Hause – je nach Betrachtungsweise. Die Strecke war auch angenehmer zu fahren, drei oder vier größere Abfahrten und wenig Verkehr. Die riesigen Pick-up (in den USA Trucks) vor den Wohnwagen, die das Format von Reisebussen hatten, waren weiterhin anzutreffen. Es scheint fast so als gäbe es in den USA ein Gesetz, jedes Automobil muss mindestens 2 Tonnen wiegen und über 4RadAntrieb verfügen. Der Tag endete in Brookings, einem kleineren Städtchen. Hier bekam ich ein weiteres Mal die Freundlichkeit und Offenheit der Amerikaner zu spüren. Nach einem Bier und kaum 15 Minuten war ich vertieft in ein Gespräch über soccer (europ. Fußball). Unglaublich was diese Leute hier alles über europäische Stadien, Vereine und Spieler wussten.

28.7 – Tag 9
Die Orte werden spärlicher und kleiner, und was auf der Karte (die es an den Eingängen zu den Zeltplätzen meist kostenfrei gibt) noch als Referenzpunkt für die Entfernungen dient, hat in in Wirklichkeit nur 6 Häuser. Die Strecke führte nach einigen Kilometern über die Grenze nach Californien. Gut die Hälfte der Strecke nach SF waren geschafft. 1000 km! - die ersten von fast neun.