Re: Mit Kleinkindern über die Alpen

von: TortiBerlin

Re: Mit Kleinkindern über die Alpen - 22.08.17 20:12

So, wir sind zurück und nun kommt das Urteil. In meinen Augen und für unsere Konstellation, Eltern plus zwei kleine Kinder (3,5 und fast 2 mit Croozer for two und Follow-me für die Große, zeitweise) war es eine sehr schöne Radtour in natürlich atemberaubender Landschaft. Aber, als wirklich Kinderfreundlich würde ich die Claudia Augusta nicht bezeichnen.
Das liegt vor allem an den Unterkunftsmöglichkeiten bzw. deren Auffindbarkeit. Am schönsten mit Kindern in diesem Alter ist natürlich zelten, dass fiel von vornherein auf wenigen Abschnitten sowieso aus, da es keine Campingplätze in entsprechenden Entfernungen gab. Aber auch die verzeichneten lehnten uns in wenigen Fällen ab, da angeblich überfüllt, das war für mich als Radtourist eine neue Erfahrung, da bisher immer irgendwo ein kleiner Fleck frei war, wenn vielleicht auch nicht in idealer Lage. Das bedeutete aber im Zweifelsfall weitere Kilometer, die man mit Kleinkindern nicht mal eben so macht oder Zimmersuche. Dafür gab es vieler Orts Werbeschilder mit dem Zusatz "Zimmer frei", allerdings lässt man diese Zusätze scheinbar gerne mal hängen, auch wenn man voll ist, was einfach nervig war, da Zeitraubend. Irgendwie haben wir dann aber immer eine Übernachtungsmöglichkeit gefunden, 2-3 mal aber wirklich mühselig und zeitraubend.

Von der Strecke mit Anhänger kann man sagen, dass sie mit ein wenig Training/Übung zu bewältigen ist, wir starteten in Augsburg und von da an ist sie zuerst sehr flach und steigt dann eigentlich erst kurz vor Lechbruck am See allmählich an. Über den Fernpass und nach Nauders haben wir das Shuttle benutzt, wobei es mich ein wenig ärgert, dass wir es nach Nauders nicht wenigstens mal probiert haben. Was gar nicht geht sind die Anstiege um Trient herum. Hier haben wir es probiert und ich wage zu behaupten, dass die Steigungen (sicher über 18%) schon ohne 45 KG Hänger fast nicht zu fahren sind. Zudem war die Ausschilderung mehr als dürftig, weswegen wir wieder irgendwie bergab sind und am Bahnhof in den empfohlenen Zug nach Pergine gestiegen sind. Darauf hin haben wir im Gespräch mit einem anderen Radler (Grüße an Georg(?) aus Ulm schmunzel beschlossen die folgenden Steigungen ebenfalls zu lassen und einfach am Brenta entlang durchs Tal Richtung Bassano del Grappa zu radeln, ein sehr schöner Radweg, der am Ende der Alpen außerhalb der autonomen Region Trentino zwar auf Straßen verlief aber sehr gut und m.M. auch sicher zu fahren war.
Laut Tourismusprospekt der Region, sollte dieser Weg nach Bassano auch weiter am Brenta nach Padova führen, wo er dann auf dem Weg Verona - Venedig führen sollte. Dieser Weg war leider nicht auffindbar und die Sonne schien so unerbittlich, dass wir unseren Kindern zuliebe abgebrochen haben und in den Regionalzug stiegen und nach Venedig fuhren und dort noch einige Tage verbrachten.
Alles in allen kann man sagen, bis zum Ende der Autonomen Regionen Südtirol und Trentino gut beschildert und als Radweg ordentlich ausgebaut, aber im "richtigen" Italien eher was für Navi-Fahrer oder Strampler mit wenig Gepäck und nicht unbedingt mit Kindern im Anhänger oder auf dem Follow-me.
Ich weiß nicht ob ich ihn nochmal mit Kleinkindern fahren würde, aber ich bin wiederum auch froh es getan zu haben.
Unbedingt empfehlen würde ich eine rechtzeitige Buchung der Rückfahrt, was mit Kindern immer schwer zu planen ist, da man nie vorher weiß, wann man wann, wo sein wird. Unsere Heimfahrt war dann auch sehr chaotisch aber irgendwie auch wieder schön.