Re: Braunbären Karpaten, Rumänien

von: irg

Re: Braunbären Karpaten, Rumänien - 20.04.17 17:02

Hallo!

Ich war zwar noch nie in Rumänien, Bären habe ich in Slowenien aber auch getroffen, die sind hier wie dort die gleiche Sorte.

Mein kurz zusammengefasstes Wissen über die lieben Tierchen: Sie sind nicht aggressiv, aber ziemlich selbstbewusst. So ein Bärchen weiß genau, wer der Bär im Wald ist, und wer nicht. Wer nicht, das bist du.

Bären sehen relativ schlecht, deshalb müssen sie sich auf ihren Geruchssinn verlassen. Das bedeutet, dass sie mitunter näher kommen können, als einem lieb ist. Wohlerzogene Bären halten trotzdem immer einen gewissen Abstand ein. Von einem anderen Radler habe ich den Rat gelesen, beim Zelten ein verschwitztes Leiberl o.Ä. nahe dem Zelt auf zu hängen, damit ein Bär gleich riecht, wen er vor sich hat. Menschen mögen sie nicht, da steigt die Chance, dass der Bär dann weiter geht und sich etwas Interessanteres sucht.

Schlecht erzogene Bären gibt es auch. In Bayern wurde ein solcher erschossen, letztes Jahr habe ich Motorradfahrer getroffen, die in Slowenien bei einer Rast von einem solchen überrascht wurden. Der ist ihnen bis auf einen halben Meter nahe gekommen, also weit unter einem vernünftigen Mindestabstand. Mit dem Anstarten eines Motorrades konnten sie ihn verscheuchen, das schaffen wir nicht. Solche Bären sind sehr selten, wer riesiges Pech hat, kann aber auf einen solchen stoßen.

Ein weiteres Thema ist oben schon angeklungen: Die lieben Viecherln kommen Ansiedlungen ziemlich nahe, wenn sie wollen. Ich habe mehrfach bärige Hinterlassenschaften überraschend nahe von Bauernhöfen und Dörfern gesehen.

Abhilfe von unliebsamen Begegnungen beim Zelten in bärenträchtigen Gebieten: Bauern (mit Händen und Füßen, wenn nötig) fragen, ob man hinter dem Haus zelten darf. So nahe gehen die Bären normalerweise nicht, äußerst seltene Ausnahmen wären aber ungemütlich, siehe oben.

Zu den Beobachtungen von Bären: Die einen treffen in vielen Reisen nie welche, andere mehrfach. Ein Grund dafür ist, dass Bären riesige Reviere brauchen. Einmal ist also der Bär gerade da, ein anderes Mal nicht. Keinen Bären getroffen zu haben, ist also nur ein mäßig gutes Argument, dass es da keine gäbe, die einem auf die Pelle rücken könnten.
Der andere Faktor ist, dass Bären manche Landschaften lieber haben, andere weniger: Möglichst zusammenhängende Wälder lieben sie, offenes Ackerland weniger. Ob das in Rumänien auch zutrifft, weiß ich nicht. Bei bäriger Überbevölkerung werden Bären aus den Wäldern verdrängt und landen durchaus auch in Gegenden, wo sie sich nicht so wohlfühlen. Das erhöht den Stress aller Beteiligten.
Ein weiterer Grund, Bären in atypischen Gegenden, also auch näher bei Menschen zu finden, sind die guten Sachen, die es dort gibt: Bienenstöcke, Schafe, Obstbäume, etc. Da kann schon einmal ein Bär schwach werden und vom Bären-Knigge abweichen.

Aber mit Zelten nahe bei bewohnten Häusern bist du immer auf der sicheren Seite! Dazu kommt, dass die Einheimischen wissen sollten, ob sich gerade ein verhaltenskreativer Bär in der Gegend herumtreibt. Wenn sie dich in den Hof bitten, statt auf die Streuobstwiese hinter dem Haus, könnte das der Grund sein.

lg!
georg